Hallo,
Reparaturanleitungen sind hier digital erhältlich. Das hier habe ich Dir aus der MZ- Wissensdatenbank (siehe Linkliste) kopiert:
Telegabel abdichten
von: Noldibert
Die Telegabel verliert Öl durch undichte
Simmeringe, es tropft auf die Bremse,
der Ölpegel ist außen höher als
innerhalb der Holme.
Je nach Fahrweise kommt das schon nach
5.000 km vor! Andere berichten von
40.000 problemlosen Kilometern.
Was ist zu tun, wenn diese Reparatur anliegt, aber z.B. die Werkstatt nicht
bezahlbar ist oder der Pfusch dort mehr
kostet, als wenn man es selber
verbockt? Oder wenn einen die
Funktionsweise so interessiert, dass
man es mal mit eigenen Augen sehen
möchte?
Richtig: Selbermachen ist angesagt!
Das Gelbe Buch gibt hier tolle Tipps,
aber technische Zeichnungen sind nicht
jedermanns Sache...
Deswegen hier einmal mit einfachem Text:
Erstmal die Werkzeug- und Materialauflistung:
Einen guten Kumpel, der einen
unterstützt, wenn eine dritte Hand
benötigt wird oder man geneigt ist zu pfuschen
ein Paar neue Gabelsimmeringe/Wellendichtringe, am
besten doppelllippige, gibt es für ca.
2,9 Euro/Stück bei Günter Six !
(Wellendichtring D35x47x7)
500 ml Bremsenreiniger, der billigste
reicht massig aus
Steckschlüssel, hohl, 10er Größe
Schlitzschraubendreher, der durch den
Steckschlüssel und durch eine 10er
Mutter passt, ohne das Gewinde zu
vermacken
460 ml Gabelöl, habe gute Erfahrungen
mit Medium (15W), mußaber jeder selber
wissen... Ich fahre das in allen meinen
Mopeds und kenne auch viele die das
zufrieden fahren.
Es gibt zwar auch abenteuerliche
Rezepte mit allem Möglichen
Zeugs, aber warum, wenn es Gabelöl in
jedem Laden gibt und es funktioniert?!
Meßbecher mit kleiner Einteilung, oder
auch 50 ml Spritze
Auffangbehälter für Altöl, ca. 1 Liter
Fassungsvermögen, verschraubbarer Verschluß
eine große Menge sauberer Lappen
dauerelastische Dichtmasse (z.B.
Hylomar) + 1 kleiner Nagel
zum späteren Verschließen, es geht auch
mit Teflonband vom Gas, Wasser,
Schei**e-Mann
Nuß an Ratsche mit Verlängerung (Hebelkraft!) für die
Gabelverschlussstopfen
Besenstiel zum Lenkeranschlagschonen
13er, bzw. 14er Nuss / Schlüssel für die untere Gabelbrückenklemmung
Werkzeug zum Radwechsel und um das
Schutzblech abzubauen
Kupferpaste
Kriechöl (Caramba, WD40, Ballistol (lecker!:))
Heißluftpistole
Satz Sprengringe, Muttern,
Unterlegscheiben
Gepäckgummi zur Lampenarretierung bei TS
Vorspannhülsen (Alu massiv) haben 27,3
mm Durchmesser und sollten max. 26 mm
lang sein (wenn jemand welche anfertigen
will)
Nun zum ersten Teil: Der Ausbau
1.
Zu bearbeitende Regionen des
Motorrades grob vorreinigen, spart
hinterher viel Arbeit und damit Zeit.
2. Eventuell ist der Lenker abzunehmen.
Bitte keine Kratzer in den Lack machen
und nicht mit der Bremssuppe panschen!
Die Gabelverschlussstopfen mit der Nuss
und der Ratschenverlängerung lösen. Die
Stopfen sind oft eingeklebt und
festgegammelt. Das ist zu den 150N m
Anzugsmoment noch hinzuzurechnen.
Niemals den Lenkeranschlag zum
Gegenhalten nutzen, lieber jemanden zum
Festhalten des Lenkers mitnehmen
oder einen Holzbesenstiel zum
Selbergegenhalten zwischen die
Holme fädeln. Verschlussstopfen mittels
Drahbürste von altem Dichtmittel befreien.
3.
Die Maschine gegen Abkippen nach vorne
sichern. Beim Gespann hat sich da ein Kasten Bier als sinnvoll erwiesen,
ein Wagenheber tut es aber auch
4.
Rad aus- und Schutzblech abbauen.
Fehlende Unterlegscheiben und
Sprengringe aus dem Sortimentskasten
nehmen und die Einzelteile sinnvoll
damit ergänzen. Schrauben und Muttern
in Kriechöl einlegen.
5.
Die Stellung der oberen Holme in der
Gabelbrücke merken!
Oft ist der Gummibalg mit der
Entlüftung nach hinten befestigt
und dient mitsamt der Naht als
Orientierung. Deswegen die obere
Gummibalgbefestigung NICHT lösen!
Ansonsten: Die Position der Standrohre in der Gabelbrücke läßt sich gut mit wasserfestem Filzstift markieren.
6.
Die zwei 14er Schrauben der unteren
Gabelbrücken entfernen und in Kriechöl
einlegen. Die Gewindegänge mit Kriechöl
und Bremsenreiniger säubern.
7.
Das komplette Federbein am oberen Holm
packen und nach unten rausziehen. Bei
der TS mit der Lampenhalterung am
Holm empfiehlt sich bei genügend Zeit
erstmal EINEN der Holme zu bearbeiten,
oder zumindest die Lampe mit dem
Gepäckgummi am Lenker zu sichern.
Wichtig ist die strikte Trennung
zwischen den Teilen des linken und
rechten Federbeins! Die Teile sind
jeweils aufeinander eingespielt und
sollten sich nach x Kilometern nicht
an neue "Partner" gewöhnen müssen.
Zweiter Teil: Die Zerlegung
1.
Das Altöl mit Hilfe der Schwerkraft in
den Auffangbehälter befördern. Die
Feder kann einfach mit dem
Bremsenreiniger gereinigt werden.
Weniger ist hier oft mehr, da der
Reiniger in kleinen Portionen wie bei
einer Murmelbahn die Windungen
herunterläuft und artig das Altöl
mitnimmt.
Oft läßt sich der Vorgang durch das
Pumpen der Holme beschleunigen.
2.
Den 10er Steckschlüssel auf den
Schlitzschraubendreher stecken. Die
Klinge in den Schlitz am Ende der
Gewindestange fädeln und dann den
Steckschlüssel auf die 10er Mutter
schieben.
3.
Die Mutter von der Gewindestange drehen
und dabei mit dem Schraubendreher
gegenhalten.
4.
10er Mutter und darunter liegende
Sicherungsscheibe säubern
5.
Gabelholme voneinander trennen.
Im oberen Holm steckt die hohlgebohrte
Gewindestange, die beide Holme
zusammenhält.
6.
Im unteren Holm findet man eine Feder,
eine tellerförmige Anschlagscheibe und
eine Dichtscheibe, die den Übergang von
der Gewindestange nach "draussen"
abdichtet und die sehr wichtig ist!
7.
Die Kleinteile saubermachen und vor
allem die Holme mit dem Bremsenreiniger
säubern, da sich dort oft Ölschlamm
befindet.
Das Gewinde mit den Resten der
Verschlussstopfenverklebung nicht vergessen!
Der Schlamm, der sich ganz unten im
Tauchrohr ablagert, läßt sich gut mit
einem Backpinsel, der an einer
Gardinenstange befestigt ist und einem
halben Liter Waschbenzin entfernen.
8.
Der Dichtring muss sorgfältig
rausgepopelt werden.
Hier macht der Schlitzschraubendreher
wieder Sinn, allerdings darf der die
Dichtflächen nicht berühren!
Am besten Stück für Stück im Kreis
unter die Lippe fassen.
Wenn der Simmering zu ausgehärtet
und / oder sogar eingeklebt ist, kann nach
guter Entölung und Entlüftung mit der
Heißluftpistole VORSICHTIG der
Kunststoff erwärmt werden.
Ein Maulschlüssel soll auch
funktionieren und Lappen oder
Holzstück an der Stelle wo sich
das "Hebelwerkzeug" an der Gabel
abstützt, ist sinnvoll...
9.
Danach sollte der Sitz des
Wellendichtrings sorgfältig gereinigt
werden. Ein Begutachtung entscheidet,
ob die Holme nochmal zum Einsatz
kommen.
Dritter Teil: Der Zusammenbau
1.
Der Zusammenbau erfolgt in
umgekehrter Reihenfolge!
Ne, ganz so einfach ist es nicht,
aber ich liebe diesen Satz in
den Reparaturhandbüchern...
)
2.
Der neue Dichtring wird vorsichtig
auf den Holm gelegt und
leicht festgedrückt. Hierbei ist
auf größte Sauberkeit (Ja, auch die
Finger!
zu achten. Mit dem
alten Wedi und einem
Gummihammer wird der neue Simmering
gleichmäßig kreisförmig
hämmernd an seinen neuen Einsatzort
gebracht.
Nicht verkannten oder die
Dichtfläche vermacken!
3.
Die Gewindestange wird in den
oberen Holm gesteckt und mit der
Feder und dem Verschlussstopfen
arretiert.
4.
Tellerförmgie Scheibe, Feder und
Dichtscheibe werden auf das
Ende der Gewindestange gesteckt
und in den unteren Holm
gefädelt.
5.
Die Unterlegsicherungsscheibe und
die 10er Mutter werden von
aussen auf das Gewindestück gebracht.
Bei der Unterlegscheibe hilft ein
Klecks Fett auf dem Finger, die
10er Mutter kann im Steckschlüssel
an den Ort des Geschehens
befördert werden. Wer nicht regelmäßig
Buddelschiffe baut oder
Hobbygehirnchirurg ist, darf hier
mit einem Stück Zellstoff, das
zwischen Schrauendreher und 10er
Mutter in den Steckschlüssel
gesteckt wird, schummeln.
6.
Die 10er Mutter mit dem Steckschlüssel
auf dem Gewinde
handfest anziegen. Dabei mit dem
Schraubendreher die
Gewindestange am Mitdrehen hindern.
7.
Je Holm exakt 230 ml Gabelöl einfüllen.
Größere Mengen
drücken den Wedi wieder raus!
Am besten mit einer 50 ml Spritze
dosieren.
8.
Holme am oberen Teil packen (sonst
Sauerei, da noch offen
und wieder bis zum Anschlag in die
Gabelbrücke stecken.
Eventuell den oberen Teil etwas mit
Kriechöl bestreichen, damit
sie leichter durch die Gebelbrücken
und Lampenhalterungen
kommen.
Wichtig ist die Ausrichtung zwischen
oberem und unterem
Holm!
9.
Klemmschrauben aus dem Kriechölbad
nehmen, mit der
Drahtbürste reinigen und mit dem
Bremsenreiniger entfetten. Das
Gewinde dünn mit Kupferpaste einreiben
und die Schrauben
wieder gut befestigen.
10.
Die gereinigten und entfetteten
Verschlussstopfen an den ersten
beiden OBEREN Gewindegängen dünn
mit der dauerelastischen
Dichtmasse bestreichen und sie nach
dem Reindrehen mit ca.
150 Nm anziehen.
11.
Das Schutzblech mit den gereinigten
und mit Kupferpaste
behandelten Schrauben inklusive
ausreichenden
Sicherungsringen locker befestigen
und das Rad einbauen.
Vor dem Festziehen ein paar mal
ein- und ausfedern.
12.
Motorrad wieder auf die Räder
stellen, Funktion und Dichtheit der
Gabel überprüfen.
13.
Erst jetzt das Schutzblech wirklich
fest anschrauben.
14.
Die Gabel erneut einer Funktionsprüfung
unterziehen.
Sie muss ganz aus- und einfedern,
ohne dass größere
"Losbrechmomente" auftreten.
Sprich: Sie muß gut ansprechen
und darf nicht klemmen.
Falls sie doch hakt, nochmal an
Punkt 8 dieses Abschnitts
gehen, also evtl. die Ausrichtung der
oberen Holme kontrollieren
und die Befestigung des Schutzblechs
nocheinmal lösen.
http://www.nochrome.de
Die Ölfüllmenge beträgt 230 ml (250 max)pro Holm. Dem Öl ist MOS2 beizumengen (Suchfunktion nutzen). Viel Spaß beim Schrauben