Gunnar hat geschrieben:Chuck norris drückt die Bremskolben mit den Daumen zurück

Genau, hat er von mir gelernt.
Doch Spaß beiseite, an frisch überholten Sätteln muß das mit den Fingerkuppen gehen (am abgebauten sattel, versteht sich)
Bei gelaufenen geht es allgemein natürlich nicht, da sind wir uns einig.
Da können die RBK verspannt sitzen, so daß beim zurückdrücken der Dichtring reißt.
Doch das Hauptproblem ist, daß fast ausnahmslos immer sich dort schon Gammel angesammelt hat, die Staubschutzmanschette ist kein ausreichender Schutz.
Beim Zurückdrücken streift der Dichtring über die Gammelflächen und kann beschädigt werden.
Noch schlimmer, die Eloxalschicht des RBK kann zerkratzt werden.
Zudem, wenn der Sattel am Telegabelholm verbleibt, dann hat man oft keine andere Möglichkeit, die Kolben zurückzubekommen als mit einem Schraubendreher als Hebel (eben wegen dem Gammel).
Deswegen finden sich in der Praxis als logische Konsequenz Kolben in der Überzahl schon mit eingedrückten Bünden (Hebelspuren) am Schutzmanschettensitz.
Fazit, man drückt besser die RBK nicht einfach zurück.
Stattdessen hier eine Anleitung, wie man es besser macht.
- Sattel vom Holm abschrauben
- Sollte er sich nicht von der Scheibe abziehen lassen (Gründe: entweder Scheibe schon recht eingelaufen und er geht deswegen nicht über die äußere Kante, oder aber eben Kolben fest), dann baut amn Rückholfeder und Bremsklotzführungsstifte aus und versucht mit Wippbewegungen den Sattel von der Scheibe zu bekommen
- Sind die Bremsklötze nicht schon ausgebaut, dann wird das jetzt gemacht.
- Staubschutzmanscheten abnehmen.
Bremsschlauch bleibt dran!
Jetzt kann man die Sache beäugen: sitzen die Kolben schief? Wieviel Gammel ist da? Kommen die Kolben beim Pumpen am Handbremshebel gleichmäßig? Lassen sie sich mit dem Daumenkuppen bewegen (dazu ausgleichsbehälterdeckel öffnen, Deckel lose drauflegen, Lappen drüber und vorsichtig machen - sonst spritzt es Bremsflüssigkeit)?
Je nachdem kann man sich jetzt entscheiden, ob man die Kolben noch ein kleines Stückchen rauspumpt, um sie zu säubern (dazu hat Kay schon einiges geschrieben), um sie danach einzudrücken (vorher die Gleitfläche mit bremsenmontagepaste oder rizinusöl benetzen (Pinsel)), oder ob sie ganz ausgepumpt werden, um den Sattel zu überholen.
Bei der gelegenheit werden auch gleich die Bremsklotzführungsschächte gereinigt (günstigherweise vorm abnehmen der Staubschutzmanschetten), Bremsklötze ggf. prüfen, Manschetten prüfen
Also einfache Regel: lassen sich die Kolben am abgebauten sattel und entnommenen Klötzen nicht per Hand bewegen, ist die Sattelüberholung fällig.
Am Ende kann man dann aber immer gleich den Dichtringwechsel machen, der Mehraufwand ist nicht groß und außerdem empfehlenswert, weil im Sattel besonders die Dichtringnuten oxidieren und so der Dichtring kaputtgeht.
Zum Reinigen der Ringnuten hat jeder seine methode, meine hatte ich schon vorgestellt - Multifunktionstool und Messingtellerbürste.
An der Stelle gilt nicht "never touch a running system", nur gründliche Vorsorge garantiert einen langen störungsfreien Betrieb.