Erinnerungen an Mecki: Fünf neue Storys Stuttgart, 27. 12. 2015
Hallo,
den oben angekündigten zweiten Teil musste ich leider doch etwas in die Ferne schieben. Ehrlich gesagt wäre ich im zweiten Teil etwas abgeschweift und hätte Geschriebenes zum Thema „Lebensunterhalt. Nicht – bedrohung: Ein faires Berufsleben für alle Menschen!“ feilgeboten. (Nicht den Text „Psychogramm eines sich im Berufsleben befindenden Menschen, Teil 1“). Ein manchmal etwas crazy anmutendes Auftreten und Erlebnisse innerhalb einer Berufswelt, in der so viele Menschen um einen herum auf der Strecke bleiben. Wird noch kommen, handschriftlich besteht bereits ein großer Prototypenteil. Die Zeit drängte und so musste ich im Falle der uns heute hier vorliegenden Storys improvisieren und unmittelbar vor der Weihnachtzeit fix loslegen. Und über Silvester soll es mit der TS 250 für ein paar Tage nach Paris gehen… Eigentlich sollte Geschriebenes für einen gewissen Zeitraum ruhen können um Ergänzungen in Form von Ideen und den Bruchstücken einer Erinnerung sowie Korrekturen vornehmen zu können.
Aber nun geht es weiter mit den Erinnerungen an Mecki, gemeinsam Erlebtes und Erdachtes. Mein Alltagsgeschehen des Novembers und Dezembers 2015 brachte mich auf diese kleine Auswahl, musste ich bezüglich beruflicher Arbeit früh morgens nach Fellbach fahren. Durch Stuttgart, Cannstatt und Fellbach hindurch. Hierbei fuhr ich auch über die Nürnberger Straße, dem Ort des Geschehens unserer ersten Geschichte.
„Wenn Vater und Sohn ein Abschleppunternehmen führen.“ Oder „Das alle und alles verbindende Seil.“
Sommer 2001Hier musste dieses alles verbindende Seil aber ziemlich schnell durch einen mithilfe eines hydropneumatischen Fahrwerks emporgehoben Kugelkopf ersetzt werden.
Im Sommer 2001 gab es an vielen Autos einen Hagelschaden zu verzeichnen. Auch an der himmelblauen Ente meines Chefs der Motoreninstandsetzung im Stuttgarter Osten. Dieser schoss es die verchromten Plastescheinwerfertöpfe und das Verdeck durch. Ich bestellte die Teile und nahm das Entchen über ein Wochenende im August mit nach Hause, um den Schaden zu beheben. Schnell war ich Feuer und Flamme für das Entchen, warf ich doch lange schon ein Auge auf 11 CV, DS, HY und Ami 6. Dem sollte mit Meckis und meiner folgenden Tat Abhilfe geschaffen werden: In einer kleinen Querstraße direkt an der Nürnberger Straße holten wir eine weiße 1988er Ente ab. Dies mithilfe eines Seils und dem Zugfahrzeug Angelikas – einem XM 2.0. Vor der Ente fuhr ich übrigens ein Jahr lang einen roten BX 19 – das war nach der Trabizeit. Von diesen sieht man heute auch nur noch selten einen herumfahren.
August 2001. Die Ente meines ehemaligen Chefs und mein erstes Motorrad - die TF 250 von 1954, die Mecki und ich im November 1999 gemeinsam in Saarbrücken holten:Dateianhang:
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Der Besitzer schien mit der Technik des französischen Boxerchens nicht sehr vertraut zu sein. Egal – bald waren wir uns handelseinig und wir schleppten die Kleine gen 15 Kilometer entfernt liegende Heimat. Die Dunkelheit war bereits hereingebrochen. Alles lief gut, wir rollten unseres Weges und gaben zur Warnung mahnende Blinkzeichen von uns. Aber da passierte es doch schon bald: Am Ende des Tunnels nach der König-Karl-Brücke und dem Leuze-Bad bockelte und sträubte sich die Ente. Die Vorderräder blockierten! Ich konnte Meckis von einem Erschrecken untermalten Blick im Innenspiegel des XMs vor mir sehen. So standen wir mitten auf der Straße am Ende des Tunnels. Nur schnell weg hier. Aber wie? Mecki hatte schnell die göttliche Idee (klar - „la déesse“!), den Vorderbau des Entchens mithilfe des per Hydropneumatik emporgehobenen Kugelkopfes anzuheben. Das grenzte an Zauberei! Die alte DS konnte man ja mit drei Rädern fahren (was Mecki in den 70ern wegen einer Reifenpanne auf der Autobahn bis nach Hause praktizierte!) und die Räder gar ohne Wagenheber wechseln. Und es klappte wunderbar: Der Kugelkopf hakte sich irgendwo zwischen Stoßstange und Motor ein, die Vorderräder schwebten frei und wir fuhren nach Hause. Es gibt Dinge, die darf die Polizei einfach nicht wissen. Im Dunkel kamen wir an und trennten die beiden Doppelbewinkelten voneinander. Den XM runtergelassen, Ente nach hinten geschoben. Die darauffolgenden Tage werkelte ich an der Ente herum. So herrlich zu beschrauben war die Kleine: Kotflügel ab und man konnte super das Ventilspiel des Boxermotors einstellen. Lüfterrad runter und der Unterbrecher in dieser kecken Blechbox (heute: „Steuergerät“) war schnell ausgetauscht und eingestellt. Was aber war der Grund für die blockierenden Vorderräder? Genau: DOT 4 statt LHM in der Bremsanlage! So musste ich beide Bremssättel ausbauen und neue Bremskolbenmanschetten einziehen, alles säubern und gangbar machen sowie gleich neue Bremsklötze einbauen. Sportlich wie bei Jaguar ging es zu: Ein Minimum an ungefederten Massen machen am Getriebe sitzende Bremsscheiben vonnöten. Bald fuhren wir durch die Lande – untermalt von diesem gemütlich - sonoren Schnattern des Entenboxers, der niemals Hektik aufkommen lässt und auch nicht aufkommen lassen kann. Außer, man implantierte den Vierzylinderboxer des GS. Ende 2001 fuhr ich übrigens für einen kurzen Zeitraum mein letztes Auto - einen Visa Club von 1984, der ca. 50 ccm und 1 oder 2 PS mehr hatte. Trotzdem ging es mit diesem genauso unhektisch vonstatten, hatte er aber den Charme eines klobigen Ziegelsteines. Dieser Umstand wurde durch des Vorbesitzers Hände geführte und in „Maschinengrün“ getauchte Farbwalzen, die sich über die Außenseite abrollten, unterstrichen. Drehmaschine war aber trotzdem nicht. Aber das beruhigende Schnattern entschädigte ungemein. Ende Dezember 2001 holte ich mit diesem Visa Mecki von seiner ersten Reha in Höchenschwand ab und gemeinsam fuhren wir durch das dicke Winterweißpolster des Südschwarzwaldes.
August 2002. Mecki auf seiner Suzuki Freewind und die MuZ Skorpion. Auf der Rückfahrt von unserem ersten Emmenrausch am MZ-Werk. Dateianhang:
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Sommer 2003 Mein Freund Jürgen und ich waren auf der Zollernalb unterwegs. Er auf seiner wunderschönen Honda CB 550 von 1978 und ich auf der 96er MZ Skorpion Tour 660 –meinem ersten echten Motorrad für 365 Tage pro Jahr über einen Zeitraum von 4 ½ Jahren und nicht nur aus diesem Umstand ist sie liebevoll „Rosinante“ von mir getauft worden. An dieser riss der Kupplungszug und so blieben wir erst einmal am Straßenrand liegen. Was tun ohne das so dringend benötigte Ersatzteil? Denn damals war ich mit dem Alltagsmotorrad nicht so gut ausgerüstet, um am Straßenrand ein Breakdownzelt aufschlagen zu können. Heute sieht das anders aus: Täglich sind anbei ein reichhaltig vorhandenes Werkzeugsortiment plus Luftpumpe und Flickzeug, alle Bowdenzüge, alle Leuchtmittel, Kabel, Elektriksteckerle, Sicherungen, Zündkerzen, Zündungs – und Vergaserkleinteile, Benzinschlauch, Limakohlen, Schellen, Kabelbinder, Draht, Dichtungen… Und für die Fernreisen zusätzlich Limaregler und – gleichrichter, Zündspule und einen Schlauch für die Reifen. Aber bei der TS 250 benötigt man dies alles eigentlich selten.
Zurück zu unseren beiden blöd aus der Wäsche schauenden Kradfahrern, deren Heiligenscheine sich auch gerne einmal zu leuchtenden Fragezeichen umformen ließen. Imperativ geht aber auch! Ein „Heureka!“ war beim guten Archimedes nach dessen
Entdeckung des Auftriebs zu vernehmen. Uns genügte einzig und allein Vortrieb. Gelernt ist gelernt! Genau! Das alles und alle verbindende Seil – das wir aber auch nicht parat hatten. Denn von Mecki hörte ich einmal, dass ein Einspurfahrzeug ein Einspurfahrzeug abschleppen könne. Er erzählte mir, wie er in den 90er Jahren Gerhard I. auf der Autobahn abschleppte. Beide waren per Seil miteinander verknüpft, welches immerhin die Zusatzbelastung eines durch die Maximalgeschwindigkeit von 180 km/h erzeugten Windwiderstands verkraften musste. Mecki fuhr auf seiner Yamaha XS 850, die er kurze Zeit zwischen all den Hillerschen Suzis fuhr und Gerhard saß auf seiner gebreakdownten Triumph Bonneville der Endsiebziger. Jener Gerhard fährt auch einen frühen Heinkel Tourist – Roller mit Rückwärtsgang. Welch Perle, Mann! Denn diese(r) steuerte Motor und Getriebe bei. Ach so, da fällt mir noch ein: Saugt ein, meinen Staub! Mecki verbrezelte in den 50ern oder 60ern auf seinem Progress Strolch – Roller die gesamte Heinkel Werksmannschaft!
Jürgen und ich erblickten da unten einen Bauernhof. Der nette Bauer hatte tatsächlich mehrere Stücke Seil übrig, die wir miteinander verknoteten. Gar ein rotes Fähnchen konnte er uns überlassen, das fortan für den Weg der Heimreise munter zwischen uns umherwirbeln sollte. Ich weiß aber nicht, was in ihn gefahren war. Der Leibhaftige muss es gewesen sein. Also hinter uns konnte ich ihn schon einmal nicht ausmachen. Egal, vorne spielte die Musik und ich hatte alle Hände voll zu tun – nein, natürlich nicht, um ihm auf den Fersen zu bleiben – sondern um heil durch Kurven und Kreisverkehre zu kommen! Ich musste höllisch aufpassen um nicht den Schilderwald auf den Inselchen abzurasieren! „Hallo Jürgen, Anhängsel vergessen?“ Und immerzu das Seil einigermaßen gespannt halten aber ohne die Bremsscheiben zum Glühen zu bringen. Ich war fix und fertig und heilfroh, als wir den Beschleunigungsstreifen zur Autobahn befuhren. Na ab heute nur noch stur geradeaus…
Bei uns war aber nur ein Maximum von 120 km/h zu verzeichnen. Das reichte aber um eine große Gruppe Harleyfahrer zu überholen und freundlich zu grüßen.
Dezember 2006. Meckis überbreite ´82er ETZ 250. Zurück vom Gespanntreffen auf dem Glemseck.Dateianhang:
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4. April 2007Mecki und ich reaktivierten über die Wintermonate abermals seine Puch SGS 250 von 1953, die wie die Hölle rennen konnte. (Das Thema „Mecki und Puch“ werde ich aber zu späterem Zeitpunkt niederschreiben. Dieses wird in den 50er Jahren seinen Ursprung finden. Auch u.a. bis in die Jahre 1940 und 1923 werde ich später zurückgehen. Familiengeschichten im Stuttgarter Westen. Schwabstraße. Weilimdorf. Nordschwarzwald.)
Manchmal versemmelte Mecki mit der SGS gar weitaus stärkere moderne Motorräder. Leider quittierten dies die Kolben gerne mit vulkanischen Eruptionen, die da aus dem Auslasskolben sprühten und ein großes Loch hinterließen. Und Alu verschmolz mit Guss. Und das verursacht durch Technik-Belanglosigkeiten wie einer lockeren Schwimmerkammer oder einem leicht verstopften Benzinhahn. Ein Maximum an geforderter Leistung mit einem Minimum an Futter – das erhitzt eben so manche Gemüter. Die Probefahrt führte uns in unser Strudelbachtal, wo wir gerne bei der „Wasseramsel“ pausierten. Einem Brückchen über dem Strudelbach, zwischen Weissach und Eberdingen gelegen. Dort konnten wir in den 90ern während eines Spaziergangs mit unserer Rottweilerdame Letti das erste Mal eine der scheuen und seltenen Wasseramseln (Cinclus cinclus) erblicken.
Nach der Pause fuhren wir weiter und nach nur wenigen Kilometern passierte es: Der SGS-Motor gab ein lautes Zischen von sich und verlor an Leistung. Bei durchschossenem Auslasskolben zischt es übrigens so lustig aus dem Luftfilter. Aber glücklicherweise war es diesmal nur die Kopfdichtung, von der wir aber keine anbei hatten. Aber das alle und alles verbindende Seil – das war da! Und zwar im Tankrucksack meiner Honda XBR 500, der Nachfolgerin meiner 660er MZ Skorpion. Sie fuhr ich aber nur ein Jahr und zwei Wochen, von November 2006 bis Dezember 2007. Auf sie folgte die MZ TS 250.
4. April 2007. Die liegengebliebene SGS und die XBR sind verseilt.Dateianhang:
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Glücklicherweise hatten wir nur 20 Kilometer bis nach Hause zu hinterlegen. Dort hoben wir den Kopf vom SGS-Zylinder. Die Kopfdichtung war durch. Wir hatten das erste Mal nicht ein Original mit Brennraumeinfassung verwendet sondern eine dünne Aludichtung. Ich erinnere mich, wie ich für die 175 SV eine große, dicke Kupferdichtung zuschnitt. Mit der Blechschere, der Feile und Bohrer. Diese war in der Kontur genauso bemessen, wie es die oberste Zylinderkühlrippe bzw. die Zylinderkopffläche war. Mecki erzählte mir, dass so mancher Fahrer der „Schweren Schwäbischen Geländefahrt“ solch eine an ihrer Geländemaschine montiert hatten.
9. Februar 2008
E = MZ im Quadrat. Wenn wir nun die Wurzel ziehen und alles mal zwei nehmen, so folgt daraus: Einer liegengebliebenen MZ folgte sogleich die zweite. Mecki, Karl, Uwe, Andi, Bernd und ich fuhren auf das BSA-Treffen in Hassloch. Mecki und ich sollten es diesmal aber nicht erreichen. Was war geschehen?
Bereits bei Weissach blieb Meckis ´82er ETZ 250, die wir im Dezember 1999 einem Studenten in Degerloch abkauften, liegen. Die PVL-Elektronikzündung war defekt! Wir vereinbarten mit den Jungs, dass sie schon einmal vorausfahren sollten. Ich aber musste mit der TS 250 zuerst einmal flugs nach Hause fahren um etwas zu holen: Na klar! Das alle und alles verbindende Seil. Eine ¾ Stunde später war ich bei Mecki zurück und schnell verknüpften wir die TS mit der ETZ. Der Zschopauer Zweitakter scheint mir hiefür nicht die geeignete Zugmaschinenvariante zu sein. Das Bergmotorrad mit Doppelkolben und dem unsymmetrischen Steuerdiagramm wäre hierfür angenehmer gewesen.
Daheim angekommen galt es aber zuerst die Schraubenschlüssel anzusetzen. Wir wollten Meckis ´85er „Kakadu-ETZ“ satteln, mussten aber das Vorderrad der ´82er zwischen die Gabelhome der ´85er implantieren und umgekehrt. Ich weiß nicht mehr, was uns dazu getrieben hatte. War es ein abgefahrener Reifen oder ausgebrochene Speichenpunzungen? Sei es drum. Nach getaner Arbeit fuhren wir abermals los. Wieder durch das Strudelbachtal, um auf die B10 und die B35 zu gelangen, auch am Herzl vorbei.
Aber die sprichwörtliche Zuverlässigkeit der Zschopauer Zweitakter sollte sich an diesem Tag für Mecki nicht bewahrheiten. Abermals standen wir ratlos am Straßenrand. Und zwar bei Waghäusel, nur noch 20 Kilometer vom Ziel entfernt! Meckis ETZ zickte, verlor an Leistung und beim Gasgeben reagierte sie nur noch träge und gab ein lautes "Plöpp!" von sich. In einer eilig anberaumten Krisenbeschraubung stellten wir fest, was zumindest nicht verantwortlich für die Panne war: Die Unterbrecherzündung, die Innereien des Vergasers, der Sicherungskasten, das Zündschloss - alles ok. Mangels Motivation und Engagement war uns leider entgangen, dass der Lichtmaschinenanker vom rechten Kurbelwellenstumpf gehüpft war! Wir hätten das vor Ort gar reparieren können. Schuld war aber auch ein uns voreilig gefasster Gedanke, der unser Tun am Straßenrand fehlleitete: Einer der beiden Kurbelwellensimmerringe müsse total defekt sein... Erst Tage darauf entdeckten wir auf der Hebebühne den eigentlichen Fehler. Was aber nun, hier und jetzt tun? Wir hatten schlichtweg keine Lust mehr. Aus und vorbei. Anstatt gemeinsam die 20 Kilometer zum Treffen zu fahren, schlugen wir den Weg der Heimreise ein. Wir ließen die gute ETZ stehen und gaben unseren 4en Bescheid. Ein Novum trat ein: Mecki war mein Sozius! So traten wir im Dunkel beide auf der TS 250 die 80 Heimreisekilometer an. Unser Klassiker: Wir kehrten wieder im "Herzl" ein und vesperten etwas. Dort, wo diese tollen Brummifotos der 30er bis 60er Jahre an der Wand hängen.
Am Tag darauf holten mein Bruder Georg und Mecki die MZ per Anhänger ab. Tja - und eigentlich hätte die Mitnahme von 5er Inbusschlüssel, Schraubenzieher, 13er Schlüssel, Bremsenreiniger, Lappen und Hammer genügt, um die Kleene wieder flott zu machen. Oder besser noch: Die Erkenntnisse eines „Heute“ plus eine Zeitmaschine, die uns in die nahe Vergangenheit der Tage zuvor gebracht hätte.
31. August 2007. Auf dem Weg zum MZ-Treffen in Glesien nahe Leipzig. Mecki war mit der ´85er Kakadu-ETZ unterwegs.Dateianhang:
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12. Juli 2010Und schon wieder war es eine defekte PVL-Elektronikzündung! Aber diesmal an meiner MZ TS 250. Glücklicherweise geschah dies im nahen Umland, zwischen meiner Eltern Wohnort und meinem. Auf der Bundesstraße unweit von Stuttgart-Vaihingen. Da ich aber erst ab Januar 2012 Mitglied beim ADAC sein sollte, rief ich beim Chef des Abschleppunternehmens persönlich an: Mecki. Bald war er mit dem C5 Break und einem Seil im Kofferraum zur Stelle. Kugelkopf und Lenkkopf waren flugs miteinander verseilt und los ging es. Nur acht Kilometer waren es bis nach Hause. Aber nachdem wir am Schloss Solitude vorbei waren, ging es kurvenreich die Bergheimer Steige hinunter. Ich hielt das Seil meist gespannt. Ich muss den Citroen aber doch zu sehr „zwangsbremsverzögert“ haben, wie es sich später herausstellen sollte. Und das mit zweien Trommelbremsen. Wenn die Massen m1 und m2 miteinander die gleiche Geschwindigkeit einnehmen, muss das nicht immer die Folge eines unelastischen Stoßes sein. Ich hatte beharrlich dafür Sorge getragen, Blech und Stahl nicht einer Kaltverformung auszusetzen. Daheim angekommen bemerkte ich, dass die hintere Trommel beinahe glühte und mehrere Speichennippel gebrochen waren! So folgte auf die Pannenbehebung (ich baute auf Unterbrecherzündung zurück und fuhr mit dieser nochmals über 8000 Km, bis zum Einbau einer zweiten und anderen Elektronikzündung) die Zusatzarbeit: Reifen hinten runter, defekte Speichennippel ausgetauscht und neu zentriert. Bei den MZetten geht das ganz fix. Die zweite o.g. Elektronikzündung, die einfache Variante von MZ-B auf der ETZ-Lima, fuhr ich über vier Jahre bzw. über 85.000 Km in der TS. Obwohl diese klaglos bis zu ihrem Ausbau funktionierte, tauschte ich sie im November 2014 endgültig gegen die Unterbrecherzündung aus und fahre mit dieser ebenso klaglos seit knapp 20.000 Km umher. Im Pannenfall ist mir das lieber und überschaubarer. Man muss eben alle 3. bis 5.000 Km nach dem Unterbrecher und dem Schmierfilz schauen – kann hierbei aber auch gleich die Kette ölen, was dank der Kettenschläuche so selten vonnöten ist. Also alles kein Beinbruch.
Zurück aber zum eingangs erwähnten Übeltäter, der PVL-Zündung, mit der ich immerhin über 46.000 Km hinterlegte: Diese erwarb ich Mitte April 2008 bei Herrn Kurz („Kurz Zweiräder“) in Cannstatt, der die tollen 300er „Kurz-MZ-Motoren“ baute und baut. Er und Mecki kannten sich lange schon gut. Während meiner Lehrzeit bei Theilacker 1998 bis 2001 bohrten und honten ich oder ein Kollege den ein oder anderen seiner ETZ 250-Zylinder auf. Kantenbrechen nicht vergessen! Beim 10,3 Liter fassenden Lanz Bulldog-Zylinder kam man da aber besser ran.
Ich selber war an oben genanntem April 2008 übrigens das letzte Mal bei ihm im Laden und seiner Werkstatt. Erst im Oktober 2015 traf ich ihn zufällig in einem italienischen Café im alten Bad Cannstatt wieder. Die Freude war groß. Er fragte nach Mecki… Bevor wir uns verabschiedeten, hatte ich ihm versprochen, ihn einmal mit Meckis Dieseltwin-MZ zu besuchen. Wird gemacht!
Und wieder schloss sich ein Kreis. Seilende an Seilende gelegt: Auch das kann einen Kreis beschreiben. In unserem Falle sei die Zentripetalkraft stets auf den Kreismittelpunkt namens „Erinnerung“ gerichtet. Auf dass diese niemals verblassen möge.