Hallo zusammen,
wie schon vor einiger Zeit angekündigt soll es heute soweit sein: Der Auftakt für die Stories über Mecki. Gemeinsam Erlebtes - egal ob mit oder ohne Motorrad. In unregelmäßigen Zeitabständen werde ich die ein oder andere Story ergänzen. Wie ich mir eben Zeit hierfür abzwacken kann. Und was meine grauen Zellen eben noch so hergeben mögen.
„See you in Büriswilen!“ August 2015 & Erinnerungen an Mecki (Teil 1)
„Da will ich hin!“. Das war unserer Mutters erster Gedanke, als sie die Postkarte mit dem Fahrer einer AJS Springtwin darauf aus ihrem Briefkasten holte. Diese war an Mecki und mich gerichtet. „See you in Büriswilen“. Gute Idee. Da wollen wir hin! Wird auch mal Zeit. Denn das letzte Treffen, das Mecki, mein Bruder Georg und ich besuchten, war das Enfield-Treffen vom Wilddieb Ende Juli 2012 in Lorch/Ransel. Karl Kopp und Kakadu kamen nach. Und in Büriswilen waren wir 2011 das letzte Mal zugegen. Unsere Mutter Angelika war vor vielen Jahren mit Mecki dort und sie war hellauf begeistert. Da fiel mir aber auch ein, dass da doch noch ein Brief von mir unbeantwortet geblieben ist. Sorry. Dieser war von Bernd Schäfer an Mecki gerichtet. Es war ein keck und nett gestalteter Einladungsflyer für das 8. Norton-Freunde-Treffen in Braunsbach auf der Hohenlohe Ende Mai 2014. Charmant war auch die Briefmarke, die Du dem Kuvert aufgeklebt hattest: Die zwei im Moos kuschelnden „Tierkinder-Igel“. Das hattest Du bestimmt für Mecki getan. Ich nahm das Kuvert an mich und versprach Angelika dir zu sagen, dass unser lieber Mecki ein halbes Jahr zuvor von uns gegangen ist…
Einen Igelaufkleber entwarf ich auch für den Tank seiner 850er Diesel-MZ. Sein ihm liebstes Motorrad, das er sehr intensiv zwischen Frühjahr 2008 und Dezember 2012 fuhr. 60.000 Kilometer ratterte er im Gespannbetrieb mit dieser herunter. Das einzige Motorrad von ihm, das ich übernommen habe. Erhalten und in der Familie belassen. Nicht nur der unschlagbar geringe Verbrauch von 1,9 bis 2,5 Liter Diesel auf 100 Kilometer erfreute und überzeugte ihn. Auch der „Multikultifaktor“ war hoch: Parts made in DDR – England – Italien – Indien. Besonders in den Jahren 2009 und 2011 machte sie uns – einem guten Freund aus dem mz-forum.com, Mecki und mir sehr viel Arbeit. Danach sollte es aber gut sein und Mecki konnte unbeschwert umherdieseln.
Das Thema Motorrad wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Ich muss aber gestehen, dass ich ziemlich spät unter der Wiegendecke und - matratze herumkramte, um fündig zu werden. Und das, obwohl Mecki es mir sehr früh näher brachte und ich oft mit ihm on tour war. Unter meinem Bett lagen dafür später aber umso mehr Kurbelwellen, Getriebeteile, Bowdenzüge, Spezialwerkzeuge und anderes mehr herum. Rosten konnte es dort nie. Aber staubig ging es zu. Wer rammt schon gerne das Staubsaugerrohr zwischen all den Eisenkram? Man denke doch an den tiefen Kratzer in der Laufbahn einer Kettel-AJS…
Und bereits mit 7 oder 8 Jahren warf ich eine britische Motorradkurbelwelle so weit als es mir möglich war im Schiefen Wurf von mir. Das war auf dem Jampot - Treffen Heimbach in der Nordeifel, ca. 1985, wo ich auch Herrn Hebsch von der „BSA-Mühle“ kennen lernte. BSA ist aber keine Mühle. Das helle Gescheppere nach erfolgtem Aufprall auf weicher Wiese hat mir damals aber noch nicht verraten, dass das Lager, das die rotierende mit der translatorischen Masse verbindet, ziemlich hinüber gewesen sein muss. Also „Werf weg, den Scheiß!“? Erst im Jahre 1998 erfuhr ich es: Da verriet mir mein Meister während meiner Lehrzeit in der Motoreninstandsetzung in Stuttgart Ost, dass man das Pleuel mit der einen Hand fest umfassen und mit der anderen, flach gehaltenen Hand oben draufhauen muss. „Wenn´s scheppert, isch´s hee!“ Aha. Also doch nicht immer gleich alles wegwerfen. Kann man aber auch mit Subito und Bügelmessschraube ermitteln. Und ich lernte, dass die Wärme züngelnder Lagerfeuerflammen beim Zurechtrücken einer Ventilführung im Zylinderkopf Meckis` 18er Jampot-AJS behilflich sein konnte. Das war auf dem Nortontreffen Wahlenmühle 1988.
Die Erlaubnis, ein Krad zu führen, erwarb ich aber doch erst mit dem Alter von 23 Jahren im Jahre 2000. Ist doch keine Krankheit! Infiziert war ich nicht, erhielt aber ein wohl dosiertes Serum. Ab 1993 wollte ich aber nur Traktor (Bulldog) fahren. Und das ging sieben Jahre lang so. Trecker und Standmotorenschraubereien an Eicher, Deutz, Holder, Farymann und München-Sendling der 30er bis 60er Jahre. Das gefiel Mecki aber auch. Er konnte mich gar beinahe davon überzeugen, meinen ersten Schlepper, einen 16er Eicher, in british racingreen zu lackieren und diesem ein freches, kleines Rennscheibchen auf den Tank zu packen. So, wie man es zum Beispiel von den Morgan Threewheelern mit dem Matchless - V2 kennt. Verschiedene Bulldogtreffen steuerten Mecki und ich ab 1992 auf dem Motorrad an. Von 1990 bis 2003 fuhr Mecki Suzuki GS 400, VX 800, 1100 G, 1200er Bandit und XF 650 Freewind. Und meine Mutter fuhr eine langhubige LS 650 Savage. Unverkennbar die Nähe zu Meckis Jugendfreund Werner Hiller in Stuttgart West. In den 50er, 60er und 70er Jahren fuhren sie oft gemeinsam auf das Elefantentreffen und andere. Mit Horex Regina, Puch SV & SGS, Grünem Elefant, Moto Guzzi V7, Black Bomber-Honda. Bei Wind und Wetter natürlich.
Und dann gab es da noch den quietschgelben 600er Lloydbus mit dem pechschwarzen großen Pardonteufel links und rechts darauf. Wen wundert´s, dass es sich herumsprach, als dieser tagelang vor dem Wohnungseingang einer Frau stand, die dem ältesten Gewerbe der Welt nachging. Ein Kumpel borgte sich diesen von Mecki und war Nachbar dieser Frau. So einfach konnte das damals alles sein.
Bereits zu Beginn des ersten Dates mit Mecki im Frühjahr 1975 fiel Angelika aus allen Wolken als er mit einem Lloyd Alexander TS im Krummbachtal vorfuhr. Sie aber hatte von all den Trabis und trabiähnlichen Automobilen die Nase voll, flüchtete sie doch unlängst aus der DDR. Aber diesem Malheur konnte er galant entgegenwirken, indem er als ihr klassischer Chauffeur im 600er auftrat und sie auf der Rücksitzbank mangels Beifahrersitz, der noch in der Garage lag, Platz nahm. Später folgten verschiedene Citroens DS und DS Breaks, CX, GS, (dazwischen zwei Rover 3500 Vitesse), BX, XM und C5, die so schön geräumig waren und in denen man wie auf Wolken so weich schwebte. Angelika schnappte sich übrigens damals in den 70ern und 80ern auch hin und wieder eines der Meckimotorräder. Die 400er Regina, die AJS 18. Oder die Maico 490. Letztere musste sie aber erst den Hang der Rodelwiese hinaufschieben um dann mithilfe der beschleunigten Bewegung, die einer Hangabtriebskraft inne wohnt und dem eingelegten 2. Gang den Motor zum Leben zu erwecken. Und Alpha war steil. Weit kam man mit dieser Maico aber selten. Außer man hängte einen mit Sprit befüllten „Campi“ hinten an. Und die Felberbeiwagen waren es, die ja dieses berühmte Spritbügelrohr hatten. Die flankierten dann aber meist eine Puch. Mecki war von dieser Maico übrigens oft zum Einradfahren verdonnert worden.
Angelika, mein Bruder Georg und ich hatten die Idee, eine „Mecki-Gedenkfahrt“ aus der Tour nach Büriswilen zu machen. So fuhren wir am Samstag, 8. August 2015 los. Georg kam erst zusammen mit Bernd Bückle von einer dreiwöchigen Motorrad-Irlandreise zurück. Angelika fuhr als Sozia bei Georg mit. Sie freute sich wie Bolle. Hermann Bardutzky fuhr glücklicherweise trotz der enormen Hitze auf seiner 850er BMW mit uns, mit der er seit 2000 mittlerweile auch über 150.000 Km absolvierte. Die BMW-Boxer scheinen eben doch nicht so schlecht zu sein. Egal ob Zwei- oder Vierventiler. „Lass das man den Mecki hören!“, lachte er. Hermanns alte 450er Honda fiel leider wegen eines Motorendefekts aus. Bei Wahl in Fellbach wurde ihm später aber geholfen. Überraschungstreffpunkt war vor der Haustüre von Karl und Anita. Sie staunten nicht schlecht und es war schön, sie wieder zu sehen und mit ihnen zu schnacken. Um elf fuhren wir weiter. Aber wir mussten uns erst durch den Stau Reutlingens quälen. Das war nicht einfach, denn seit Wochen herrschte eine Gluthitze und der Regen blieb aus. Der Fahrtwind schuf da lange schon keine Abhilfe mehr. Maximum heat - Föneffekt. Dauerwelle ist bei mir nicht aber ohne Helm gewiss die rote Platte. Hier in RT war aber nur eine permanent rote Welle zu sehen. Uff. Mir wurde ganz schummrig, bin ich doch eher der Sibirische. Ich gab taktische Zeichen von mir und fuhr voraus. Wir vereinbarten, uns hinter RT im Schutze eines Schatten spendenden Objektes zu treffen.
Das haute aber nicht hin. Die drei schienen doch eine andere Richtung eingeschlagen zu haben. Ich wartete am Ortseingang von Unterhausen im Schutze eines Schatten spendenden Baumes.
Ich war verdutzt und fuhr weiter, alleine die Honauer Steige hinauf. Auf die Alb. In Pfronstetten war ein großes Banner über die Straße gespannt: „ Starkbierhocketse“. Na zum Glück nicht heute. Die Hitze machte mich fertig. Hinter Tigerfeld machte ich abermals eine Pause. Vesper - und Wasseraufnahme. Ich hockte mich hinter die ´73er MZ TS 250 (161.000 Km innerhalb 7,75 Jahren. Die Wette gilt weiterhin, Micha! Bisher habe ich noch kein Motorrad gesehen, dem man „rote Socken“ übergezogen hat. Und rote Pneus gab es nur bei Opel) und mir war es egal, wann ich in Büriswilen ankäme. Ein gemchlich unter die Räder genommener Weg kann auch ein Ziel bedeuten. Über den gelben Stoppelfeldern der Alb flimmerte es. Und wo die Felder noch nicht auf Stoppelniveau abrasiert waren, staubte es immens. Die Mähdrescher waren im Einsatz. In der klimatisierten Kabine lässt es sich aushalten. Vorbei die Zeit der Mähdrescher von Lanz, Massey Ferguson und Fahr, auf denen sich das Sonnenschirmfirmamente schützend über die Fahrer spannte. Ich fuhr weiter und in Zwiefalten waren wir wieder vereint.
Meine drei saßen bereits außen am Cafe gleich neben dem Benediktinerkloster und ließen es sich gut gehen. Ich setzte mich zu ihnen, mit Kaffee und Kuchen. Noch bevor ich das erste Mal den Kuchen mit der Gabel anstupfte, kamen flugs die Wespen herbei. Ich schuf ein Ablenkungsmanöver und zwackte ein Stück, das ich abseits ablegte, für sie ab. Das funktionierte gar einigermaßen.
Wir fuhren weiter. Um vier kamen wir an der Fähre in Friedrichshafen an, mit der wir später ablegten. Auf dieser erzählte Hermann die Geschichte, wie Mecki mit seinem Dieselgespann und er vor ein paar Jahren hier auf der Fähre auf ein paar Triumphfahrer trafen, die alle am schrauben waren. „Hey Mecki, Du bist ja auch da! Hast mal ´ne 8er Schraube?“ Mecki kruschtelte in seiner Jacke herum und wurde tatsächlich fündig! Hermann lachte sich beinahe krumm.
Mit uns an Bord war ein 1947er Berna-Postbus. 115 Bohrung und 140 Hub. Hebelkraftpaket. Das ist doch mal eine Ansage. In Romanshorn gingen wir von Bord und bis Büriswilen waren es nur noch 25 Kilometer. Es ging noch etwas am See entlang und dann hinein in das Hügelland. Unten in Berneck kamen uns ein paar Stuttgarter Triumphfahrer entgegen. Dann ging es hinauf. Eine flotte MZ BK 350 überholte uns pfeilschnell wie ein Düsenjäger den Hang hinauf. Früher soll sie doch solchen in die Lüfte verholfen haben. Ihr Motor zumindest. Meine drei übersahen den Hinweispfeil zur Tobelmühle. Ich wartete dort und genoss die herrliche Aussicht.
Um halb sieben kamen wir an der Tobelmühle an. Wir parkten die Räder und bald liefen wir in die Wiesenhügel hinauf. Ich half Georg und Angelika beim Aufbau des Zeltes. Ich aber hatte meines am Morgen vor Abfahrt doch wieder von der MZ runtergepackt.
Meine drei und ich schauten uns die tollen Motos an. Hinten bei den „Trümmerladies“ stand auch eine neue 800er Triumph Tiger Reiseenduro. Unter Ihrem Motor waren mehrere Öltropfen zu sehen. Angelika: „Was? Ölen die Engländer heute immer noch so?“
Wir lachten. Schön war es, alte Bekannte wieder zu treffen und mit ihnen zu schnacken. Uli, der Motorencrack meines Vertrauens. Wir erinnerten uns, wie wir – Mecki, Bernd Bückle, Karl Kopp, mein Bruder und ich (mit der 3TA) im Januar 2006 auf dem Weg nach Mainkling alle nacheinander beinahe aus einer Kurve an ihm vorbei rausschlitterten. Weit und breit alles trocken bei -7° Celsius aber nur in dieser einen Kurve diese eine Eisplatte. Das sah sicherlich lustig aus. Uli aber schlitterte zuvor leider etwas zu heftig in den Graben... Hi! BSA-Stefan und der Stauferländer Martin liefen uns auch über den Weg. Trumpet Classics-Dietmar sahen wir auch. Leider sprach ich ihn nicht mehr an, zu sehr war er in Gespräche vertieft. Und wir saßen auf unserer Bierbank. Wir sahen Herrn Knittel umherlaufen und Herr Illg saß hinter den britischen Schönheiten auf einem Mäuerchen und vesperte. Ich erinnerte mich, wie ich ihm ca. 1997 im Auftrag von Mecki eine Motorradhebebühne in der Tiefgarage der Motorradpresse reparierte. Da fuhr ich noch Auto und fuhr mit meinem Trabi Kübelwagen vor. Damals fuhr ich meist Trabis und Enten. „Berliner Mauerflitzer 1964“ sowie Blümchen und Herzchen schrieb ich in weiß gehaltenen Lettern auf dessen Ersatzrad am Heck. Heiß ging es her, als ich damals zusammen mit einem Kumpel über das Lagerfeuer eines braun gefärbten Menschenschlags fuhr. Das war nachts im Schnee und auch unter dem Weiß kam das Braun hervor, denn der Fluchtacker nebenan war frisch gepflügt. Es holperte wie verrückt und wir machten uns ganz schön in die Hosen. Die Meute war hinter uns her. Nur nicht stecken bleiben, hatte der Kübel doch keinen Allradantrieb. Ich sag es ja: Blümchen und Herzchen…
Genau Meckis Ding: AJS 18 mit Jampots
Tja. Und ich machte mich leider bereits um 22.00 Uhr alleine auf die Heimreise. Sehr schade, das! Ich verabschiedete mich von meinen Dreien und fuhr los gen See.
Wieso das? Das werde ich euch im zweiten Teil erzählen.
Es grüßt euch herzlich
Dominik