Christian hat geschrieben:Das ist aber richtig klasse Norbert
Ich bin selbst Eisenacher und habe die Strassenbahn leider nicht mehr erlebt.
es_250 dürfte noch damit rumgeschippert sein...
Naja, ich habe maximal fragmentarische Erinnerungen. Ich bin 1971 geboren, war zum Entstehungszeitpunkt der Fotos viereinhalb Jahre alt... Wir sind immer ab Westbahnhof gefahren, dort, wo die ersten Fotos entstanden. Und etwa zur gleichen Zeit, als die Fotos entstanden, fuhr mein Vater mit mir an einem Sonntag in die Innenstadt und hat mich am Markt vor der Haltestelle mit Bahn fotografiert, da er schon ahnte, dass sonst meine Erinnerungen an die Straßenbahn nicht sehr umfangreich sein würden.
Die Stadt hat die Entscheidung gegen die Tram schnell bereut - man hatte flächendeckend auf Busse umgestellt. Das war dann in Zeiten steigender Ölpreise nicht so toll.
Es gibt auch einige Geschichten aus der Familie, die sich mit der Bahn verbinden - ein Onkel von mir erzählt heute noch, dass er mal mit seinem IWL Berlin zu schnell auf das Nikoleitor (Bilder 18 & 19) zufuhr, da er noch schnell vor der Tram durchfahren wollte. Er hatte sich verschätzt und fuhr dann gemeinsam mit der Bahn duch das Tor

Da war nicht mehr viel Luft rechts und links. Im Torbereich liegen, glaube ich, die Gleise noch. Außerdem gibt es noch das alte Straßenbahndepot, das heute ein Parkhaus ist.
Ich habe einen Familienstammbaum, den mal ein Verwandter erstellt hat. Kurz vor seinem Tod hat er ihn mir übergeben. Darin findet sich auch der Bericht, dass ein Kind in den 20er Jahren in der Georgenstraße von der Straßenbahn überfahren und getötet wurde (Bilder 12 - 14).
Ein Bekannter meines Vaters war ein richtiges Eisenacher Original und betrieb mehr schlecht als recht eine kleine Gärtnerei (er hatte zu oft eine trockene Kehle

). Als Werkstatt diente ihm eine in seinem Garten abgestellte Straßenbahn. Das hat mich als Kind immer fasziniert - da waren noch alte hölzerne Sitzbänke drin, gleichzeitig war aber auch schon alles sehr marode, das Dach war mit Dachpappe gedeckt, außen waren Rosenspaliere angebracht.
Ansonsten kann man nur sagen - wunderbare Bilder, die die Atmosphäre sehr gut vermitteln. Vieles sieht genau so aus, wie bis 1989. Stärker verändert hatte sich nur die Karlstraße (Bild 16), die wurde schon direkt nach dem Ende der Tram umgestaltet, als Fußgängerzone ohne Autoverkehr.
Aber sonst - alles so, wie es in den 80ern aussah. Damals gab es auch noch etliche Gleistücke, in die man mit dem Motorrad geraten konnte, auch mir ist das mit der RT passiert.