Also, bevor hier noch mehr gefährliches Halbwissen verbreitet wird, melde ich mich nochmal zu Wort.
Da es um einen 740 Kombi vor 90 gehen soll, beschränke ich mich auf den.
Motor:
In den Baujahren standen der B230F, B230FT, B234F, B230A und als Diesel der D24 in der Regel zur Verfügung.
B230F: 2,3 Liter Einspritzer, 4-Zylinder, hat vor MJ 89 die LH 2.2. Einpritzung mit Hallgeberzündung. Sehr robuster Motor, der aber trotzdem Pflege braucht. Leicht unrunder Leerlauf ist normal, Verbrauch zwischen 8,5 und 11 Litern, je nach Fahrweise und Wartungszustand. Auf Undichtigkeiten im Ansaugbereich achten, ebenso Undichtigkeit zwischen Abgaskrümmer und Hosenrohr sowie zwischen Hosenrohr und Kat. Das Lambda Regelfenster muss manuell eingestellt werden, weil die LH 2.2. noch nicht adaptieren kann.
Übliche Anzeichen für Wartungsstau: Vergammelte Massekontakte, Ölfalle dicht, dadurch Ölverlust am Einfülldeckel oder anderswo.
Positiv: Der B230 ist ein Freiläufer. Zahnriemenwechsel mach ich persönlich mit quatschen und Bier nebenbei in 60 Minuten. Der Motor läuft bei guter Wartung 500.000km und mehr (Kein Schrauberlatein sondern belegt). Für mich die erste Wahl! Lässt sich per Kaltlaufregler auf Euro 2 bringen, dann 170Euro Steuern im Jahr, sonst das Doppelte.
B234F: 16 Ventiler mit 155 PS. Macht Spaß, ist aber eine Diva., Penibel auf Zahnriemenintervalle achten und ganz generell eher wartungsintensiv.
B230A: Siehe B230F, nur mit Vergaser. Säuft gut 1-2 Liter mehr.
B230FT: Turbomotor, 155PS bis MJ90. Robust, aber leider oft mit Nullchecker-Tuningmaßnahmen totgeprügelt. Zu viel Ladedruck und immer gib ihm, nach dem Motto: So ein unverwüstlicher Volvo kann das ja ab. Sehr schwer, da noch was brauchbares zu finden. Ansonsten gilt das gleiche wie beim B230F.
D24: 832 Euro Steuern im Jahr!!! Das sollte man bedenken. Ich hab den Motor in meinem VW LT. Im Grunde ist das ein um zwei Zylinder verlängerter 1,6d aus Golf, Passat, T3. Leider hat man bei VW vergessen, die Wasserkanäle an den größeren Motor anzupassen und bei längs eingebautem Block, wirds am 5. und 6. Zylindern gern mal etwas wärmer. Verbrauch im Volvo: 8,5 Liter Diesel. Ich würde von dem Motor abraten, der ist wartungsintensiv.
Getriebe:
3-Gang-Automatik: muss man mögen. Wenn gewünscht, sollte sie butterweich schalten, das ist typisch für die Automaten bei Volvo. Kickdown sollte funktionieren und das Getriebeöl mal gewechselt worden sein. Lange Hinterachse 4,10er Übersetzung am Differential heißt dann auch gemütliches Fahren.
M46: Vierganggetriebe mit elektrischem Overdrive. Sehr robust, aber auch der Overdrive erfordert Wartung, sonst rutscht er immer wieder raus. Bei der Probefahr normal beschleunigen im 4. Gang bis ca 70 km/h, dann Kupplung treten und Overdriveknopf auf dem Schalthebel betätigen, bissl Zeit geben und Kupplungs kommen lassen. Wenn das sauber flutscht und der OD drin bleibt, ist er i.d.R. in Ordnung. Am besten vom jetzigen Halter mal die OD-Bedienung erläutern lassen. Daran merkt man schnell, wie das Getriebe behandelt worden ist.
M47: Fünfganggetriebe. Ansich schön, leider bekommt der fünfte Gang bauartbedingt und mit der vorgeschriebenen Ölmenge zu wenig Schleuderöl ab, was zu vorzeitigem Sterben des 5. Gangs führen kann. Wenn viel Anhängerbetrieb gefahren wurde (wurde natürlich laut Verkäufern nie), dankt einem das M47 das nicht. Nach dem Kauf am besten Gertriebeölwechsel machen und nen halben Liter ATF mehr rein, dann hälts auch ne ganze Weile länger.
Fahrwerk:
Ansich unproblematisch, vorne McPherson Federbeine, hinten Starrachse mit serienmäßig Niveaumaten, also nieveauregulierenden Stoßdämpfern. Die Dinger sind teuer, wenn platt. Derzeit ca 750 Euro der Satz. Zeuch in den Kofferraum packen, Stück fahren, dann sollte der Elch wieder ordentlich hoch hinten stehen. Wenn das so ist, sind die Nivos in Ordnung.
Das senftenartige Fahrgefühl ist nicht serienmäßig, sondern zeugt von meist ausgelutschten Lagergummis der Achsen. Ist alles überschaubar und soltle man einfach überprüfen und ggf ersetzen.
Antrieb:
Naürlich heckgetrieben. Die Kardanwelle hat ein Mittellager, das irgendwann fällig ist. Poltern beim Anfahren zeigt das an. Ist nicht so simpel der Wechsel, aber auch kein Hexenwerk. Beim Lastwechsel sollte es nicht klonk machen, sonst sind eventuell die Kreuzgelenke hin oder die Lagergummis vom Differential. Standardübersetzung vom Diff ist 3,54 oder 3,73. Beides angenehm zu fahren.
Karosserie:
Rost ist nicht das Riesenthema, gib es aber auch. Die weißen Lacke sind da besonders anfällig. Sonst eher unten drunter. Im vorderen Bereich die Längsträger, Batteriefach (da liegen drei Bleche übereinander) Fußräume Fahrer und Beifahrer (Heizungsregelventil oder Wärmetauscgher werden undicht und die Plörre läuft unter den Teppich. Merkste erst, wennde unten durchgucken kannst. In den ansich gut beläufteten Schwellern kann sich ein Haufen Humus ansammeln, da sollte man mal einen Blick riskieren.
Innenraum:
Wenn der Innenraum aussieht, wie bei VW nach 50.000km, hat der Elch, ne Million runter. Im Ernst, die Innenräume sinid sehr robust, denen sieht man die Laufleistung i.d.R. nicht an. Die Himmel hängen gerne, weil sich die Trägerschicht aufgelöst hat. Kann man machen lassen oder einen Himmel vom 960 reinbauen, dann ist es auch ruhiger drinnen.
Elektrik:
Der Zahn der Zeit nagt an der Elektrik. Die Kombiinstrumente müssen irgendwann nachgelötet werden, weil die Anzeigen nicht mehr stimmen. Kann man beim Fernsehmechaniker machen lassen. Ansonsten überall mal nach Korrosion gucken und immer ein Benzinpumpenrelais mithaben, die gehen kaputt und dann ist Schicht.
Die Elche haben zwei Spritpumpen, eine im Tank und eine in Höhe des Fahrersitzes am Unterboden. Wenn die Hauptpumpe am Unterboden sehr laut ist, ist die im Tank ausgefallen. Sollte schnell gewechselt werden (ca. 330 Euro)
Für mich persönlich ist der 740 das beste Auto überhaupt. Langlebig, schön und reparaturfreundlich. Ich selbst habe zwei, hatte davor einen 740 Turbo und einen 240 hatte ich auch schon. Ich repariere alles selbst, weiß also, wovon ich hier schreibe.
Wenn Du noch Fragen hast, frag.
Und Elchteile kauft man hier:
www.ft-albert.de. Anrufen oder Mail schreiben und ruckzuck ist das gewünschte Teil in ordentlicher Qualität da. Gerhard verleiht auch Spezialwerkzeuge, falls benötigt.
Ich hoffe, ich konnte helfen,
Lutz