von Luebeck76 » 18. April 2013 18:20
Ich war heute beim TÜV.....und mir wurde wieder klar, warum ich genau DIESE TÜV-Station schon seit Jahren meide und immer nur zu GTÜ fahre:
Bei der Ankunft Warteschlange am Tresen, weil die Empfangsdame irgendwas nicht in ihrem PC geregelt bekommt. Nach etlicher Wartezeit bin ich dran:
"Ich hätte nur eine Frage an einen Ing. wegen einer Reifeneintragung." Ja, hinsetzen und es kommt jemand.
Nach 30 Minuten habe ich mich, mittlerweile schon ziemlich angepestet, wieder am Tresen vorgestellt und mal gefragt, ob ich mir für eine einfache Frage vielleicht einen Termin holen soll. Die offensichtlich mit ihrem Job völlig überforderte Madame fragte mich doch nun tatsächlich:" Ja, was wollten Sie denn nochmal?"
Noch bevor ich antworten konnte, schaltete sich dann ein unbeschäftigter Prüfer ein, der sich meiner annahm. Man könnte nun denken, daß sich das Blatt nun wendet, aber es wurde noch schlimmer.
Nachdem ich ihm erläutert hatte, daß ich ggf. Reifengutachten für Conti 135 mitbringen könnte, aber gerne 135/70 R15 als Hinterrad eingetragen bekommen würde, wälzte er seinen Computer und beschied mein Ansinnen dann abschlägig, weil mein Seitenwagen gebremst wäre.
Kurzes Grübeln. Was hat denn die Bremse am Seitenwagen mit dem Hinterreifen am Möff zu tun? Ach, da hatte ich sie falsch verstanden. Ich dachte, der Reifen wäre für den Beiwagen.....gleich beisse ich hier in den Tisch!!!
Nein, ich möchte einen 135er Hinterreifen, weil 125er kaum noch gebaut werden. Wieder wälzte er seine Tastatur. Jeder normale Mensch würde nun denken, daß er nach entsprechenden Gutachten, Freigaben o.ä. sucht:
Aber weit gefehlt. Ich erhielt nun einen Vortrag, daß es sehr wohl noch mehrere Hersteller für 125er Reifen gäbe. Aussprechen konnte er die Namen teilweise nicht, aber wie ich dann durch einen anderen Prüfer aus dem Hintergrund vernehmen konnte "für so ein Gespann reicht der Reifen dicke".
Kurze Schnappatmung, dann sachlich zum Problem zurück: "Ich weiss, daß es noch 125er Reifen gibt. Ich will aber einen 135/70 fahren und auch eingetragen haben. Wie geht das und was muss ich dafür machen?"
"Ja, den kann ich nicht eintragen. Das geht zwar alles ohne Probleme. Aber die Gesetze verbieten das. Als Prüfer darf ich das nicht, weil ich nicht beurteilen kann, ob der Reifen auf dem Motorrad wirklich richtig ist. Außerdem kann ich keine Hochgeschwindigkeitsfahrt machen."
"Hochgeschwindigkeitsfahrt? Das Ding fährt eingetragen 115 km/h."
"Eine Hochgeschwindkeitsfahrt geht ab 50 km/h los. Die Ausbildung dafür hat hier keiner. Da müssen sie zur TÜV-Stelle xy fahren, da gibt es Prüfer Z, der darf diese Fahrten durchführen. Das heisst aber noch lange nicht, daß der Reifen dann auch eingetragen wird."
Ich war völlig bedient. Sollte das gesetzlich wirklich so sein, dann frage ich mich, warum beim TÜV ein Ingenieur sitzen muss, wenn er nichts mehr selbst beurteilen darf. Wenn das mein Job wäre und man beschneidet gesetzlich meine Kompetenzen, würde ich mich wie ein kastrierter Hund fühlen. Kein Wunder, daß es mit Deutschland den Bach runtergeht, wenn man sämtliche Eigenverantwortung vom einzelnen Bürger wegnimmt; der TÜV ist ja nur ein Beispiel von Vielen.
Mit dem TÜV hier bin ich durch. Die nächste Anlaufstation für mich ist im Osten. Vielleicht hat man da etwas mehr Humor und Verständnis.
Oder kennt jemand eine Station im Norden/ Nordosten, die die entsprechende Eintragung in letzter Zeit mal gemacht hat?
Fuhrpark: ETZ 250 SW 1987, Hisun HS 125-EC 2008, Dacia MCV 16V 2009, Dacia Dokker Stepway 2018