Hallo ,da bin ich wieder mit Teil 3 meiner "Wernereien" aus dem KIB Erfurt .
BGI RABA(Ikarus) Motor: Prinzipiell muß ich sagen daß hier Wirklich alles gegeben wurde um einen hohen
Qualitätsstandard zu halten . Aber auch hier gab es die schon zuvor erwähnten Engpässe an Neuteilen .
Die Motoren wurden mehrfach wieder "aufgewärmt" , d.h. , sämtliche lebenswichtigen Komponenten
wie KW , Ölpumpe , Nockenwelle , Ventiltrieb ,Steuerräder wurden immer wieder geschliffen , gehont ,
geläppt ; also nur in den allerdringensten Fällen ersetzt . Ich glaube , die einzigen Neuteile die wir im
Überfluß hatten , waren Kolben/Zylinderlaufbuchsen(trockene Laufbuchsen , die jedes Mal gewechselt werden
mussten , da sie nicht ausschleifbar waren),Übermaßlagerschalen und natürlich Dichtungen , Lager, etc.
Die Schwungscheiben wurden bis kurz vor den k.o. abgedreht , die Köpfe ein-um das andere Mal
regeneriert(selbstverständlich mit den alten , nur aufpolierten und neu eingeschliffenen Ventilen).Wie
haltbar diese Motoren dann nach der 6.,7.,oder 8. Überholung noch waren erfuhr ich einige Jahre
später , als ich beim Kraftverkehr Eberswalde als Busfahrer arbeitete . Als ich dort erstmalig in der
KOM - Werkstatt vorstellig wurde , ließ ich mal so nebenbei fallen , das ich ja eigentlich ein Berufskollege
sei . Auf die Frage wo ich denn gelernt hätte ,antwortete ich voller Stolz : KIB ERFURT . Darauf Riesengelächter
und dann die Frage , ob ich die Motoren zusammengeschustert habe , die meistens nicht mal mehr
100 000 km durchhalten .

Im übrigen flogen mir selber drei Motore auseinander .
Einer hatte noch nicht mal 70 000 geschafft . Allerdings enzieht sich der jeweilige Reprobetrieb meiner
Kenntnis.
Allein der Zustand der alten , immer wieder verbauten Einspritzleitungen ! Die mußten oft auf dem Prüfstand
so festgeknallt werden , damit sie überhaupt noch dichthielten . Oder die Abdichtung der KW am Gehäuse-
deckel zur Schwungscheibe hin : Dort war kein Simmi , sondern ein Gewebering , ähnlich einem Filzring ,
verbaut . Um sicherzugehen , daß der auch wirklich auf der 5 mal überschliffenen Dichtfläche dichthielt ,
wurde zwischen Dichtung und Dichtungssitz prinzipiell ein Streifen Schlauchband eingelegt , um etwas
mehr Vorspannung auf die Dichtfläche zu bekommen . Sonst wäre dort evtl. schon auf dem Prüfstand das
Öl rausgesuppt .
Grundinstansetzung Ikarus : Hier handelte es sich wirklich um eine KomplettRESTAURIERUNG , die Fahrzeuge
wurden bis auf das Rahmengerüst zerlegt/gestrippt , dann worde mit Stahlschrot gestrahlt und dann begann
der Neuaufbau . Ich denke , das muß ich nicht weiter erklären . Die einzelnen Baugruppen wurden wie gehabt
in die einzelnen Betriebe verschickt oder selbst überholt und wurden dann wieder eingebaut . Im Prinzip eine
Zustand 4 in 2 Überwertrestaurierung .

Aber auch hier wurde versucht auf Qualität im Rahmen der Möglich-
keiten zu achten .
Wieder eine kleine Anekdote aus dem KV Eberswalde : Einer unserer Busse mußte zur "Restaurierung" in den
KIB Güstrow , als Lackierung war weis(unten)/blau(oben) bestellt . Der Fahrer "schmierte" die Lackiererei
extra noch mit 50,-OMark . Der Bus kam 3 Monate später in einer Art Verkehrsorange zurück .
Fortan hieß dieser Farbton bei uns nur noch GÜSTROWBLAUWEIS .

Auf Nachfrage wurde dann gesagt , das
zu diesem Zeitpunkt keine andere Farbe in ausreichender Menge vorhanden war ! ....
Ganz besonders wichtig war übrigens der gute Draht zum Fahrzeugelektriker . Dort bekam man dann gegen
einen Kleinen Obolus Kabel , Flachstecker und wenn man ganz gut mit ihm konnte fielen auch mal 4 Ikarus-
Seitenblinker für die Emme ab . Ich hatte auch welche !

(zu sehen in meiner Galerie , diesmal an
der Roten)
Lehrwerkstatt : War mit das schönste , weil man hier , wenn unbeaufsichtigt , nach Herzenslust "Tuningteile"
für´s Mopped basteln konnte , egal ob sie dann auch wirklich montiert wurden . Bei mir kam auch nur der
Armaturenträger zum Einsatz , mein "KAWA-Heck" und andere "Verzierungen" wurden dann doch nicht verbaut.
Auch sehe ich immer noch die Simson-Fahrer ihre Zylinderkopfzierstehbolzen aus rostvernarbtem Sechskant-
material schleifen , feilen , schleifen usw. um dann nach dem Verchromen trotzdem jeden Feilenstrich zu
sehen .
So liebe Leser

, ich glaube das es nun doch noch einen 4.Teil geben wird , da ich jetzt etwas müde
werde . Bleibt mir gewogen und bringt die Anclickquote maln endlich über 1000 . Mir ist da auch schon ein neues
Thema eingefallen .????
-- Hinzugefügt: 2. Dezember 2012 21:22 --So , schnell den letzten Teil noch schreiben , morgen geht´s zur Kur nach BT , dort gibt´s keinen
Internetzugang . Mein Surfstick ließ sich nicht installieren , also wahrscheinlich die nächsten 3 Wochen
ohne Internet .

Jetzt geht er doch !!Der Mann vom Bosch-Dienst(Media Markt)hilft !
Zusätzlich absolvierte ich noch Kurzlehrgänge in der Revision/Achsvermessung . Dort blieb mir eigentlich
nur die "Herstellung" von Distanzscheiben zur Vorderachseinstellung am LADA in Erinnerung . Wir Lehrlinge
bekamen eine Schachtel Unterlegscheiben(10er oder 12er

)und eine leere Konservendose in die
Hand gedrückt , um dann in der Karosseriewerkstatt die Scheiben an der Handhebelblechschere vom Außen-
rand her bündig mit dem Innenrand einzuschneiden . Das sah dann wie ein offenes Langloch aus . Außerdem
nutzten die Gesellen es öfter aus , ein Kundenfahrzeug mal so richtig zu "testen" . Mit Vollgas Richtung Hallen-
tor (schon geöffnet) und dann Vollbremsung mit eingeschlagenen Rädern davor .Schlecht war nur , wenn die
unterhalb der Stoßstange montierten Zusatzscheinwerfer beim Einnicken an der Kante der Halleneinfahrt
anschlugen . Kaputt !
Abschließend zu all dem hier geschriebenen darf nicht unerwähnt bleiben , das fast jeder irgendwann mal
in irgendeiner Form seinen privaten Beschäftigungen nachging . Ich nehme uns Lehrlinge da nicht aus .
(siehe Lehrwerkstatt) Das Motto hieß "Freitag ab eins macht jeder seins , aber ab zehn soll´s auch schon
geh´n ! Außerdem gab es da noch diesen berühmten Satz eines Mitglieds unserer Partei-und Staatsführung :
"Aus unseren Betrieben ist noch viel mehr herauszuholen !" Das wurde halt völlig unbürokratisch und ohne
Zwang erledigt . Und nicht nur bei uns . Fragt mal Eure Eltern oder Bekannten .
Nachtrag zum Wehrdienst :
Voller Vorfreude trat ich 1984 meinen Wehrdienst im WR "Felix D." Kfz und Panzerdienst an , in der Hoffnung ,
Ersatzteilmäßig , aus dem Vollen schöpfen zu können . Immerhin ging es ja um die Landesverteidigung .
Ich mache es kurz: Ein großteil der benötigten Dichtungen wurden per Hand aus Dichtungspapier geklopft ,
etliche "überholten" Teile wurden noch vor dem Einbau zuückgeschickt oder versagten schon bei der Probe-
fahrt den Dienst . Speziell in einem Fall bei mir war es das Steuerventil für die pneumatische Lenkhilfe am
SPW PSH . Der Lampenmast , der mir da im Weg stand , stand dann nicht mehr da .
O-Ton des Batallionskommandeurs : "Ich habe schon darauf gewartet , daß das Ding mal umgefahren wird , von
einem Angehörigen der Stabskompanie hätte ich es aber nicht erwartet !" Und dann gab mir das A....lo.. 2 Stempel
wegen unangemessener Geschwindigkeit !!! Das blöde Steuerventil funktionierte plötzlich auch wieder .
Damit verabschiede ich mich erstmal , in der Hoffnung , etwas zu Eurer Unterhaltung beigetragen zu haben .
Wie schon erwähnt , hätte ich noch ein neues Thema zu bieten : " Ersatzteilbeschaffung für MZ und deren
Instandhaltung/Reparatur , leichtes Tuning und Improvisation in den 80ern ." Nur meine eigenen Erlebnisse !
Wie lautete der am meisten gebräuchliche Satz eines Verkäufers im IFA Ersatzteilvertrieb ?
" Ham wa nich ."
Tschüß , bis bald
Steffen
MZ ES 175 Bj. 1961 (im Keller , zerlegt), mein kleiner Bastard in unoriginal
MZ ES 250 Bj. 1961 mit "Stützrad"anbau , meine "Zicke" , seit 6.10.14 nach über 30 Jahren wieder offiziell auf der Straße
MIFA Klapprad ca. 1980 , etwas modernisiert (nicht mehr seit Sonntag , 15.09.2013 , geklaut !)
MIFA Klapprad vor 1980 , etwas "naked", Neuzugang vom 27.09.2013 als Ersatz , am 23.11. 2013 vom Bus überfahren
MIFA Klapprad vor 1980 , komplett mit einigen neuen Teilen , Neuzugang vom 30.11.2013 als Ersatz