Betreff des Beitrags: Meine zweite Maschine aus Suhl
Verfasst: 6. Dezember 2012 22:46
Beiträge: 656
Nach längerer Jagd mit glücklicher Hand diese Woche etwas Seltenes (für mich eine Rarität) in der Bucht geschossen :
Es ist ein Erzeugnis des ehemaligen VEB Ernst-Thälmann-Werk Suhl, Bj. zwischen 1948 - 1950 , ist nicht exakt bekannt, Seriennummer ist aber drauf und vielleicht bekomme ich mehr raus. Es gab während der Produktion immer kleinere Modifizierungen, die vielleicht einen Hinweis auf das genaue Bj. geben.
Ich will mal noch offen lassen, was es ist, vielleicht kommt ja jemand drauf. Ggf. werde ich später bei Interesse noch ein paar Ratehilfen einstreuen.
Zuletzt geändert von Daniel Düsentrieb am 7. April 2015 21:15, insgesamt 1-mal geändert.
Am Wochenende werde ich sie ausprobieren, dem Vorbesitzer zufolge soll sie bis zum Schluss funktioniert haben. Ich bin fasziniert von dem tadellosen Bakelitgehäuse und der Technik. Damals wurde noch geschraubt, eingefasst, und mit viel Detailliebe gearbeitet. Würde man heute noch soetwas herstellen - es wäre vermutlich fast unbezahlbar.
Ne, das hat mir nicht das Rumpelstielzchen verraten . Das war eigentlich mehr geraten. Ein Fahrrad wäre zu einfach, ne Knarre wirst du wohl hier nicht vorstellen, bleiben also bloß noch Kinderwagen und Nähmaschinen übrig .
Ich finde die Mechanik, die in solchen alten Maschinen steckt, ganz interessant. Musste mal aufschrauben und reingucken.
Die Mechanik da drinne ist echt faszinierend. Probier mal bitte aus, wie gut man mit dem Teil noch Nähen kann (aber mach vorsichtig und nimm nur normalen Stoff (keine Jeans oder dicke Sachen), wenn du die Nadel wegbrichst wird Ersatz wohl schwer zu bekommen sein)).
Was auch absolut geil ist sind alte Schreib- und mech. Rechenmaschinen sowie eig. alle Maschinen mit komplexen Bewegungsabläufen ohne Elektronik.
Okay, ich will sie ja am WE ohnehin in Betrieb nehmen. Da mach ich auch Bilder, auch von innen. Die Mechanik will ich mir ja komplett ansehen. Dabei gleich mal ne Frage: Ich habe gesehen, dass bei einigen Teilen das Fett oder Öl schon leicht fest ist. Eigentlich mache ich das alles mit Bremsenreiniger weg, schön mit Lappen und Bürste. Was würdest Du empfehlen zum anschließenden Ölen? Feinmechaniköl oder kann man getrost WD 40 nehmen?
michi89 hat geschrieben:
aber mach vorsichtig und nimm nur normalen Stoff
Ich bin übrigens Nähmaschinen-erfahren, und Behutsamkeit bei unbekannten Maschinchen ist eh angesagt.
Übrigens, was ich festgestellt habe: Der Motor steht nach dem Einschalten ständig unter Belastung (man hört den Motor brummen). Statt des heute bekannten Einschalt- und Regelpedals gibt es einen mit dem Knie zu bewegenden Hebel, der die Bremse des bis dahin angebremsten Rotors löst und der Nähvorgang kann beginnen. Sowas habe ich bisher noch bei keiner Nähmaschine gesehen.
Bei meinen Modellbahnloks nehme ich immer Spiritus. Bremsenreiniger geht denke ich auch. Du musst nur aufpassen, dass der dir lackierte Flächen nicht angreift. Da da bestimmt Metallzahnräder drin sind, kannst du denke ich auch mit nem kleinen Schraubenzieher vorsichtig das verharzte Zeug auskratzen. Kleine Lagerstellen in Modellbahnloks und anderer "Feinmechanik" öle ich am liebsten mit Nähmaschinenöl, Zahnräder fette ich mit ziemlich sauberen und weichen Fett (ist meist weiß, musste mal im Baumarkt suchen). WD40 und ähnliches kannst du aber auch nehmen, dass ist nur schwerer zu dosieren. Wenn die Lagerstellen größer und auch schon etwas ausgeschlagen sind, kannst du auch normales Motoren- oder Getriebeöl nehmen (kein Witz, das feine Nähmaschinenöl läuft dir da eh bloß raus). Da die Maschine wohl nicht im Dauereinsatz laufen wird, ist es denke ich eher egal mit was du schmierst, solange die Lager nicht trocken laufen.
Am Motorrad und Auto nehm ich auch gerne mal Diesel oder Benzin zum saubermachen, dass stinkt dir aber die ganze Bude aus .
ETZ-Daniel hat geschrieben:
Der Motor steht nach dem Einschalten ständig unter Belastung (man hört den Motor brummen). Statt des heute bekannten Einschalt- und Regelpedals gibt es einen mit dem Knie zu bewegenden Hebel, der die Bremse des bis dahin angebremsten Rotors löst und der Nähvorgang kann beginnen. Sowas habe ich bisher noch bei keiner Nähmaschine gesehen.
Das hab ich auch noch nicht gesehen. Ich hab mich mit Nähmaschinen aber auch noch nicht so beschäftigt. Mir macht es bloß Spaß, Dinge zu reparieren, die andere wegwerfen wollen.
Tja, leider habe ich sie zwar zum Laufen gebracht, aber nicht zum Nähen. Im Detail geht zwar alles so, wie es sein muss, aber der Oberfaden reißt immer nach 2-3 Stichen ab. Ich werde dann mal demnächst fremde Hilfe in Anspruch nehmen. Ich habe das große Glück, dass der Mann einer Kollegin gelernter Mechaniker ist und sein Leben lang Nähmaschinen repariert hat. Er ist schon im Vorruhestand und freut sich riesig, wenn er eine Nähmaschine zum Reparieren bekommt. Bevor ich etwas kaputtbastele, werde ich ihn konsultieren, wir machen das dann gemeinsam. Sowas kann auch ein schöner Schraubernachmittag werden und man lernt dazu.
Trotzdem mal ein paar Bilder:
Dateianhang:
k-SDC15038.JPG
Dateianhang:
k-SDC15039.JPG
Dateianhang:
k-SDC15041.JPG
Dateianhang:
k-SDC15043.JPG
Dateianhang:
k-SDC15044.JPG
Dateianhang:
k-SDC15045.JPG
Dateianhang:
k-SDC15046.JPG
Dateianhang:
k-SDC15050.JPG
Dateianhang:
k-SDC15053.JPG
Zuletzt geändert von Daniel Düsentrieb am 7. April 2015 20:49, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist ein Erzeugnis des ehemaligen VEB Ernst-Thälmann-Werk Suhl, Bj. zwischen 1948 - 1950 , ist nicht exakt bekannt, Seriennummer ist aber drauf und vielleicht bekomme ich mehr raus.
1948-1950 gab es den Namen VEB Ernst-Thälmann-Werk Suhl aber noch nicht
1948-1950 gab es den Namen VEB Ernst-Thälmann-Werk Suhl aber noch nicht
Da irrst Du dich. Es war ein unmittelbarer Vorläufer des späteren Fahrzeug- und Jagdwaffenwerkes. Die Geschichte vieler Suhler Werke, in denen Fahrzeuge, Nähmaschinen, Waffen und anderes hergestellt wurden, war kurz nach dem Krieg sehr wechselvoll. Da sollte man genau aufpassen, wenn man es nicht genau weiß. Wer Suhl nur mit Simson in Verbindung bringt, unterschlägt eine lange Historie von Maschinenbau- und Waffenunternehmen in Suhl. Ich möchte es mir nur ersparen, hier aus wikipedia abzuschreiben.
weichei - statt sich ne RT zu holen und standesgemäss in der garage am arsch zu frieren , holt sich der kerl ne nähmaschine damit er im warmen haus basteln darf
1948-1950 gab es den Namen VEB Ernst-Thälmann-Werk Suhl aber noch nicht
Ich möchte es mir nur ersparen, hier aus wikipedia.org abzuschreiben.
Der Wikipedia Eintrag ist so allerdings nicht vollständig richtig.
1969 am ersten Januar erfolgte der Zusammenschluß des VEB Fahrzeug- und Gerätewerk Suhl und des VEB Ernst-Thälmann-Werk Suhl. Der Name war ab diesem Zeitpunkt VEB Fahrzeug und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann Suhl. Abgekürzt Fajas genannt. Ab wann genau es das VEB Ernst-Thälmann-Werk Suhl mit diesem Namen gab such ich Dir noch raus ...
weichei - statt sich ne RT zu holen und standesgemäss in der garage am arsch zu frieren , holt sich der kerl ne nähmaschine damit er im warmen haus basteln darf
Betreff des Beitrags: Meine zweite Maschine aus Suhl
Verfasst: 7. April 2015 21:14
Beiträge: 656
Ich hab's wieder getan, konnte nicht wiederstehen: Eine Freia aus Suhl. Fast perfekter Zustand, besser als die erste. Ohne einen Abplatzer am Bakelit, einfach traumhaft, dass man sowas heute noch bekommt. Leider auch hier der einzige "schwere Mangel": der Griff. Da muss ich mal schauen, ob ich etwas adäquates finde, von alten Schulranzen oder sonstwas. Da werde ich doch bald mal trödeln gehen müssen. Und im Gegensatz zur ersten Maschine, zu der ich kein Produktionsjahr habe, kenne ich es hier (1955). Wenn man einer gewissen Logik der Seriennummern folgt, müsste meine erste Freia vor 1955 gebaut worden sein. Ich muss da mal weiter forschen, wieviele im Jahr gebaut wurden.
Hier also mal die obligatorischen Bilder:
Dateianhang:
k-DSCN1113.JPG
Dateianhang:
k-DSCN1115.JPG
Dateianhang:
k-DSCN1118.JPG
Dateianhang:
k-DSCN1120.JPG
Dateianhang:
k-DSCN1121.JPG
Dateianhang:
k-DSCN1122.JPG
Dateianhang:
k-DSCN1123.JPG
Dateianhang:
k-DSCN1129.JPG
Dateianhang:
k-DSCN1140.JPG
Sehr schön finde ich auch den mitgegebenen Karton, der mit zeitgenössischem Etiketiermaterial beklebt wurde. Leider muss ich von meinem ursprünglichen Vorhaben, den Karton einfach in die volle Badewanne zu werfen, bis alle Etiketten oben schwimmen, abrücken. Denn es ist wohl der Originalkarton und den will ich erhalten.