Hallo zusammen!
Mir blieb dieses Thema im Hinterkopf und heute war es dann soweit:
In meiner Wochenend-WG wohnt eine Mitbewohnerin, die über's Wochenende ihre Mutter zu Besuch hatte. Die Dame ist über 50 (denke ich) und diplomierte Künstlein, sie kommt aus Halle. Soweit ich weiß, beschäftigt sie sich seit ihrer Diplomarbeit mit Emaille - bis heute. "Wer, wenn nicht sie?" dachte ich mir und hab mal nachgefragt. Ich versuche mal, wiederzugeben, was sie mir so erzählt hat.
Emailliert wird mit ganz fein gemalenem Glas, das mit Zusatzstoffen (u.A. Bindemittel) versehen wird. Das Zeug wird aufgetragen, später gebrannt. Der Auftrag kann verschiedentlich erfolgen, man kann tauchen oder auch spritzen mit Pistole. Dabei sollte man darauf achten, dass runde Bauteile stark dazu neigen, Nasen/Läufer auszubilden. Ich persönlich denke, dass man einen Auspuff bspw. an einem Spanferkelgrill (der sich eben dreht) bespritzen könnte - die Trocknungszeit ist wohl recht gering. Tauchverfahren etc. fallen analog der Problematik beim Verchromen eher flach (Versiffen der Bäder). Soweit so gut, das könnte man in Eigenregie machen. Zum Brennen sollte man natürlich einen Betrieb aufsuchen, der das macht. Der Transport stellt ein Problem dar - das Zeug ist zwar trocken, darf aber bis zum Brennen nirgends anecken. Eine Idee wäre, einen Auspuff vorne und hinten auf je einem Zapfen zu lagern. Die Zapfen stecken in je einer Platte, die parallelen Platten verbindet man mit 4 Seitenwänden zu einer versandfähigen Box (ähnlich Kurbelwellentransport deluxe!). Dann ab zum Brennbetrieb. Das Brennen selbst kostet gar nicht so viel... sie bezahlte jüngst ca. 15 Euro pro Charge Platten zzgl. einer Arbeitsstunde - summa summarum ca. 65 Euro.
Was wichtig ist: Die Zusatzstoffe! Je nach Anwendung, werden da unterschiedliche Eigenschaften gefordert. Töpfe müssen lebensmittelecht beschichtet werden und auch bei Hitze, Säuren und Laugen darf sich nix lösen. Badewannen - als prominentes Beispiel - hingegen müssen schlagfest sein, auch ein wenig elastisch. Das wären Eigenschaften, die vielleicht auch für einen Auspuff nicht abwegig wären. Das Know-How ist auf jeden Fall in den ausführenden Betrieben vorhanden. Die geben auch Auskunft...
Brenntemperaturen liegen bei ca. 860°C. Wird Stahl verarbeitet, so kommen oft warm beruhigte Halbzeuge zum Einsatz, ich vermute, damit sich keine Spannungen auf-(bzw. eher ab-)-bauen und die Schicht reißt. Nun gut, darauf haben wir keinen Einfluss. Da die Dame wie gesagt schon lange im Geschäft ist, erinnerte sie sich an früher. Damals wurden durchaus auch Motorradteile emailliert und sie meint, dass ihrem Mann früher auch Auspüffe aufgefallen wären. Die wurden "nach Feierabend" gemacht oder auch zu Zeiten, in denen die Betriebe ihre Anlagen für Private (hauptsächlich Künstler) gegen kleine Nutzungsgebühr zur Verfügung stellten (die Zeiten sind wohl aber vorbei). Unmöglich ist das also bei Weitem nicht, vielleicht sogar sehr zeitgenössisch. Bei gelöteten Teilen gibt es natürlich noch das Temperaturproblem...
Die Dame lässt viele ihrer Arbeiten (momentan ist ihr eigener kleiner Ofen kaputt) hier machen bzw. kennt die auch noch von früher:
Schilderwerk Beutha
Fabrikstraße 1
09366 Stollberg OT Beutha
http://www.schilderwerk-beutha.com/Ist also ganz in der Nähe von Ka....Chemnitz. Man sollte keine Berührungsängste haben und dort einfach mal anrufen. Es wird Auskunft gegeben, man ist dort offenbar sehr nett. Einfach das Anliegen schildern, dann wissen die schon, was für Material (Bindemittel!) benötigt wird, welche Vorarbeiten notwendig sind (Entfettet muss es auf jeden Fall werden!) und wie gebrannt wird. Zum Transport hatte ich ja oben schon was geschrieben, man kann's natürlich auch selbst vorbeibringen.
Eine alternative Adresse wäre das "Emaillierwerk Tangerhütte", Google bitte selbst benutzen.
So, ich weiß, dass oben jemand schon schrieb, dass das wegen gelöteter Bauweise in seinem Fall keine Option ist. Da es hier aber am besten reinpasst, wollte ich es gerne hier mit reinschreiben. Vielleicht interessiert das ja den einen oder anderen "Restaurator", wenn er zeitgenössische Umbauten o.Ä. umsetzen will. Ich fand es sehr interessant und konnte mir bis zum heutigen Frühsück nicht vorstellen, dass man Auspüffe emaillieren kann. Vielleicht nützt das ja jemandem...
Ciao
Wolle
P.S.: Mir wird das nix nützen. Ich fragte auch nach anderen Teilen... geht alles. Aber die Teile werden auch schwerer mit so einer Beschichtung...
