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 Betreff des Beitrags: neuteile und patina???
BeitragVerfasst: 25. März 2014 20:58 
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die patina-isten kennen es sicher.
man liebäugelt mit einen unberührten und seit jahren in der scheune oder auf der tenne schlummernden fahrzeug.
augenscheinlich ist alles komplett.
der leicht gelblich angestochene lack mit den tollen abziehbildchen, die über jahre gewachsenen leichten rostnarben an den beispielsweise halbnabigen bremsankerplatte,
das verharzte und dunkle öl am und unter dem vergaser auf dem motorblock, die seidenmatierte aluminiumhebelage an den lenker.
---> ja das lässt unsere herzen höher schlagen.
im inneren auge sieht man sich schon selbst auf den fahrzeug die straße entlang fahren bevor der kauf mittels handschlag abgewickelt wird.
man freut sich über all diese authentizität. die schraubenköpfe tragen die richtige prägung, die hupe das korrekt gestempelte datum, der werkzeugwickel ist noch komplett und die noch so vielfältigen baujahrsbedingten teile sind vorhanden.
es ist mehr als ein fahrzeug!
mit dieser mentalen voreinstimmung hat man eine verantwortung gegenüber dieser ehrbaren schöpfung aus vergangenen tagen.
was mag damals nur passiert sein, als das scheinbar doch betriebstüchtige fahrzeug einfach abgestellt und vergessen wurde?
welcher fabrikarbeiter schimpfte an genau diesen morgen als das fahrzeug oder teile davon gefertigt wurden, weil er vielleicht einen feucht-fröhlichen vorabend hatte?
mit welcher begeisterung empfang der erste besitzer sein neufahrzeug?
es sind fragen die nicht jeden aufkommen und die meist auch nie beantwortet werden können.

wenn das fahrzeug nun aufbereitet werden soll passieren auch ungewollte sachen, wie einen schraubenabriss oder gewinde-vergnaddelung. der von innen schon zerfressene vergaser zerfällt beim demontieren.
wo gehobelt wird fallen eben auch späne!
mit jeden dieser beschädigungen tuts ein im herzle weh.
manchmal bekommt man ersatz und manchmal sucht man vergebens danach.
es ist immer ein kompromiss. selbst wenn man haargenau das selbe teil ergattert weicht der zustand immer etwas ab und im hinterkopf weiß man, das es nie ab werk montiert war.

um es zu humanisieren stelle ich mir das als junger hüpfer wie ein künstliches hüftgelenk am becken vor.
es funktioniert --> ja, aber man weiß es ist nichts körpereigenes!

ein noch zu beschaffenes ersatzteil ist dabei noch das hübsche szenario.
anders schaut es bei teilen aus, die es nirgends mehr als original aufzutreiben gibt.
man muss nach alternativen ausschau halten.
eventuell benötigt es sogar einen schmerzhaften umbau, welcher technisch unbedenklich, aber einen tiefen schnitzer in sachen originalität mit sich führen würde.
wann gibt man mit der suche auf? und wann verschandelt man zu gunsten der technischen betriebsbereitschaft das fahrzeug?
für wen baut man das fahrzeug?
will man vor anderen protzen oder es sich selbst beweisen?
mag man sogar etwas geschichte an die nächste und übernächste generation herantragen?
das sind sachen die ein jeder individuell entscheiden sollte!
man geht mit den fahrzeug seinen ganz eigenen weg. es gibt immer kritiker und befürworter.

bevor jetzt der technische umbau durchgeführt wird gibt es noch eine weitere art teile für die betriebswiederherstellung
--> nachfertigungen!
diese glänzen, sind unberührt und eigentlich gar nicht für ein verbrauchtes fahrzeug gedacht.
manchmal sind es aber die einzigen teile worauf man zugreifen kann.
man erkennt sie sofort an einen patinierten fahrzeug.
die stechen ins auge und sagen uns: "wir gehören hier nicht ran!"
was mag man nun mit diesen und unsere einzige möglichkeit der fahrzeugkomplettierung tun?
man kann sie mit sicherheit optisch anpassen.

und jetzt sind wir an den punkt angekommen, welcher mich dazu bewogen hat diesen thread zu starten!
(dank driver_2 und seiner problemstellung habe ich mir mal kurz zeit genommen)

wie bereite ich neuteile den optisch verbrauchten zustand des fahrzeuges an, ohne technische nachteile zu erhalten?
ich konnte in diesen bereich einige erfahrungen sammeln.
diese möchte ich mit euren erfahrungen hier auch zusammentragen.
angefangen hat es damals mit meinen ersten patina-aufbau.
es war eine schon stümperhaft aufbereitete MZ 125/2
ich arbeitete das obere batteriespannband nach.
es passte optisch nicht zum rest des motorrades. also machte ich mir dazu gedanken und versuchte es mit 37%ige schwefelsäure (säure-batterie).
ich benetzte das komplette blechband und ließ es liegen.
nach ein paar tagen wischte ich die säure runter und montiertees an der RT.
nach zwei jahren sieht es nun so aus:
Dateianhang:
DSC_0156.jpg

das motorrad stand immer trocken und hat auch nie regen, nebel oder andere wässrige ereignisse gesehen.
das blechband ist weiterhin ungeschützt.
ich hoffe, das es sich noch im laufe der zeit optisch an den rest anpasst.
wird der grad an patina erreicht, wird es ebenso wie die anderen teile konserviert.

am selbigen motorrad wurde irgendwann mal von einen der vorbesitzer bowdenzüge, tachowelle und kabel mit gewebeband befestigt.
ich ahmte es mit weißen gewebepflasterband aus dem sanikasten nach und präparierte es mit schmutzigen kettenfett.
optisch sind nun die befestigungspunkte angepasst.
Dateianhang:
Patina.jpg


verzinkte schrauben, muttern, spangen, scheiben glänzen recht penetrant.
diese altern zu lassen ist aber ein kinderspiel. man beachte aber dabei, das der korosionsschutz verloren geht.
mit einen brenner wird die zinkschicht runtergebrannt und die schraube, mutter & co. mit einen altölgetränkten lappen gekühlt.
diese sachen kann ich aber nur bei den sachen empfehlen, wo die zugfestigkeit eher untergeordnete rolle spielt.
(schutzblech, gepäckträger etc... keine radmuttern, motoraufhängungen etc...!!!)
hier als beispiel eine zuvor glänzend verzinkte federspange:
Dateianhang:
DSC_0150.jpg


nachgefertigte gummiformteile wie faltenbälge, kettenschläuche o.ä. können ebenfalls mit verbrauchten kettenfett oberflächlig bearbeitet werden.
hierzu sei auch der hinweis gegeben diese technik an den stellen anzuwenden, die unberührt bleiben.
nicht das hier noch einer auf die idee kommt das an seiner satteldecke durchzuführen und die beschwerde von frauchen kommt, warum denn seine hose so dreckig sei.

ein beilackiertes rahmenteil hatte ich kurz ablüften lassen und danach gleich mit feinsten staubsand (vom werkstattboden) bestreut.
nach dem aushärten des lackes wurde die überflüssige staubschicht abgewischt.
im nachhinein ist keine nacharbeitung erkennbar.
(ein bild hierzu habe ich leider noch nicht. ich werde es hier rein editieren)


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 Betreff des Beitrags: Re: neuteile und patina???
BeitragVerfasst: 25. März 2014 21:06 
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ganz interessantes thema...

ich halte das so.. ich suche so lange nach einem originalen teil solange steht das fahrzeug....

bei meinem alltagsfahrzeug achte ich darauf das es authentisch der damaligen zeit ist so wie du das machst( gewebeband usw...) aber letztlich mache ich halt abstriche

jedem muss bewusst sein, das jegliches fahrbereit machen an der originalen substanz nagt...

daher gibt es bei mir stehzeuge und fahrzeuge...

nachfertigungen würde ich immer kenntlich machen... nachguß von nabe ankerplatte vergaser brücke usw... immer etwas einschlagen mit zahlen buchstaben was den eventuellen nachfolgebesitzer erkennen lässt das das nachpatinerte stimmig wirkende teil eine nachfertig ist !


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 Betreff des Beitrags: Re: neuteile und patina???
BeitragVerfasst: 25. März 2014 21:10 
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ich bin da pragmatisch - wenns garnich anders geht, gehören auch Neuteile zur Geschichte des Moppeds. So wie eine Beule. Ist nich immer schön, gehört aber dazu. Hauptsache es fährt :)


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 Betreff des Beitrags: Re: neuteile und patina???
BeitragVerfasst: 25. März 2014 21:23 
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Patina ist alles schön und gut....

ich zum Beispiel hasse es wenn jemand ne schöne 2 1/2 etz neu lackieren lässt mit nem weinroten metallic lack von nem Ford...!

am schönsten sieht die abgegriffene ostereierfarbe aus DDR Zeiten an tank und seitendeckel aus, macht echt was her !


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 Betreff des Beitrags: Re: neuteile und patina???
BeitragVerfasst: 25. März 2014 21:25 
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Neue polierte Aluteile strahle ich mit Glasperlen... danach mit einem Fett/ Altölgemisch das Teil abreiben. Etwas einwirken lassen und noch mal putzen. So bekommt man eine schöne mattierte leicht verschmutzte Oberfläche.
Ansonsten versuche ich eigentlich immer mit den Mitteln künstlich zu altern die auch über die Jahre ihre Spuren hinterlassen haben. Einen Vergaser oder Benzinhahn z. Bsp lege ich in alten Sprit ein oder benetze diese Teile damit so oft wie es geht (wenn sie eingebaut sind). Das gibt dann diese schöne gelbliche Verfärbung. Dafür eignet sich hervorragend der alte Sprit (oder dessen Bestandteile die noch über sind) den man aus dem Tank nach Fahrzeugfund ablässt (und gut aufbewahrt).


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 Betreff des Beitrags: Re: neuteile und patina???
BeitragVerfasst: 25. März 2014 22:58 
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erst vergraben, dann wieder ausgraben :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

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 Betreff des Beitrags: Re: neuteile und patina???
BeitragVerfasst: 25. März 2014 23:07 
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Na, die Russen sind ja jetzt weg, da kann man die Schaetze wieder ausgraben.


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 Betreff des Beitrags: Re: neuteile und patina???
BeitragVerfasst: 26. März 2014 09:20 
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back to topic!
hier sollen methoden erläutert werden, womit man neuteile, nachfertigungen oder reparaturen in einen optisch natürlich wirkenden gebrauchszustand des fahrzeugs versetzt werden können.
feuereisen zeigt mir mit seinen beitrag das ich mich mit meinen ausgangspost verständlich ausgedrückt habe.
hier geht es nicht darum wie ihr dazu steht glänzende nachfertigungen ans mopped zu babb´m oder welche farbe an einen neuaufbau lackiert wird.

altöl und gebrauchtes kettenfett hatte ich bis zu einen bestimmten datum entsorgt. inzwischen wird es nicht mehr komplett weggegeben.
das zeug ist das wahre make up für das alte blech.
als beispiel habe ich noch ein nigel-nagel-neues kennzeichen.
wenn man´s übertreibt ist es allerdings nicht mehr gesetzeskonform.
Dateianhang:
DSC_0123.jpg

auch hier wurde das komplette kennzeichen mit einer dünnen schicht altöl benetzt und anschließend mit staub bepudert.
das ganze fahrzeug wirkt als ob es mit allen komponenten schon sehr lange unbenutzt und vergessen in der scheune stand.


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 Betreff des Beitrags: Re: neuteile und patina???
BeitragVerfasst: 26. März 2014 10:01 
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Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie erinnert mich das ein bißchen an nachträglich eingebohrte Wurmlöcher in Holzmöbeln.
Neuteile auf alt trimmen ist doch in gewisser Weise auch nix anderes als Altteile auf neu zu machen. Nur halt andersrum.
Trotzdem interessantes Thema.


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 Betreff des Beitrags: Re: neuteile und patina???
BeitragVerfasst: 26. März 2014 10:04 
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tony-beloni hat geschrieben:
man freut sich über all diese authentizität. die schraubenköpfe tragen die richtige prägung, die hupe das korrekt gestempelte datum, der werkzeugwickel ist noch komplett und die noch so vielfältigen baujahrsbedingten teile sind vorhanden.
es ist mehr als ein fahrzeug!

Amen! :flehan: :D

Erst am Sonntag habe ich eine Kehrschaufel voll Öldreck weggehauen. :wall: Das könnte ich mal an diesem Chromring ausprobieren. Der originale Ring sah aus wie der Lampengring - nixe Glanz! Da sieht man, wie alt und neu gar nicht zusammenpaßt.

Bild

Das uralte Gothaplast, das ich ersetzen mußte, weil es förmlich in Faserbestandteile zerfallen ist, ist mittlerweile von selbst etwas gedunkelt. Die Breite stimmt. Blöd nur, daß die Ränder jetzt so gewellt sind, nicht gerade wie es früher mal war.

Bild


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 Betreff des Beitrags: Re: neuteile und patina???
BeitragVerfasst: 26. März 2014 10:36 
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Hallo,
ich verstehe das Problem, aber mir wäre der Aufwand zu groß - ein Motorrad muss fahren oder wenigstens muß der Motor laufen.

Jedoch möchte ich auch meinen Beitrag zur Lösung Eures Problems leisten, weil ich durchaus zu schätzen weiß, mit welchem Herzblut die "Patina- Fetischisten" sich da reinhängen (in gewisser Weise imponiert mir das sogar):

Vielleicht kann man auch vor der ganzen Aktion erstmal eventuell aufgetragene Schutzschichten (Wachs, Öl etc.) entfernen.
Auch Lackplatzer kann man künstlich herbeiführen.
Um Teile zum Beispiel einem Scheunenfund anzupassen, könnte ich mir dann einen Wasserdampfauftrag vorstellen und dann das Teil mit Kohlenstaub, Straßenstaub und/oder vielleicht Holzstaub "einsauen". Dann ab damit in einen alten/feuchten Schuppen oder Keller, am besten vom Winter bis ins feuchte Frühjahr (wenigstens ein halbes Jahr). Es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn das Teil danach noch ladenneu aussieht.
Man kann das Teil auch tatsächlich einbuddeln, man muß sich nur merken - wo :mrgreen: ...

Viel Erfolg bei Euren Projekten.


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 Betreff des Beitrags: Re: neuteile und patina???
BeitragVerfasst: 26. März 2014 12:43 
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Feuereisen hat geschrieben:
Einen Vergaser oder Benzinhahn z. Bsp lege ich in alten Sprit ein oder benetze diese Teile damit so oft wie es geht (wenn sie eingebaut sind). Das gibt dann diese schöne gelbliche Verfärbung. Dafür eignet sich hervorragend der alte Sprit (oder dessen Bestandteile die noch über sind) den man aus dem Tank nach Fahrzeugfund ablässt (und gut aufbewahrt).



Ich hab da noch ca. 10Liter solcher Patinierflüssigkeit übrig...vielleicht kann man damit ne Marktlücke besetzen :lach:


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 Betreff des Beitrags: Re: neuteile und patina???
BeitragVerfasst: 26. März 2014 12:56 
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Zeltphilosoph

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Alt- und Neuteile an einem Objekt koennten die ZeitREISE, den Verlauf/ Ablauf/ Vergaenglichkeit optisch demonstrieren.
Zugegeben eine aesthetische Herausforderung weil gaengigen Sehgewohnheiten/ Erwartungen nicht entsprechend.


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