Der Hunger treibt mich aus dem Bett. Während Karl und Lucas noch fest schlafen, werfe ich nen Blick auf unsere trocknende Kleidung. Immer noch nass.

Das erste Ziel ist schnell ausgemacht. Zell am See soll es also heute werden, genauer gesagt "Panorama Camp Zell am See".. sehr empfehlenswert. Anschließend wollten wir eigentlich Richtung Venedig fahren und uns vorher nen netten Campingplatz am Meer suchen. Karl war aber der Meinung, dass sich Triest doch nett anhöre und wir dort nach einem Ort zum Übernachten suchen sollten. Unwissend wie wir waren stimmten wir zu....
Ca. 13 Uhr ist es dann so weit. Das Gepäck ist verstaut und wir sind bereit zum Aufbruch. Vorher sollte mir aber die abschüssige Einfahrt zum Verhängnis werden. Beim rückwärts Rausrollen habe ich wohl etwas zu viel Schwung genommen und als ich zum Stehen komme merke ich, dass mein rechter Fuß keinen Boden fässt. Also mal kurz das Moped in Zeitlupe abgelegt.. zum Glück ist nix passiert, hat ja alles der Rücken und die beiden Satteltaschen abgefangen.

Die Fahrzeuge sind betankt und wir fahren gemütlich über Landstraßen durch nette Dörfer und die schöne bayrische Landschaft. Der Fahrstil einiger Autofahrer lässt mich gelegentlich an der Menschheit zweifeln, was den Fahrspaß kurzzeitig ein wenig bremst. Klar, wir sind mit 90 kmh selbst für die Landstraße zu langsam, dennoch verstehe ich nicht, warum man denn unbedingt vor nicht einsehbaren Kurven und Hügelkuppen überholen muss, nur um dann 2 Plätze weiter vorne in der Kolonne zu sein.

Wir legen einen kurzen Zwischenstopp ein um etwas zu essen und den Anblick der Alpen in der Ferne zu bewundern.
Bei der Aussicht kriegt man richtig Lust weiterzufahren. Schnell wieder auf die Mopeds geschwungen, denn wir wollen ja endlich mal Österreich erreichen.

Er: "Wo wollt's denn hie?"
Wir: "Richtung Venedig...über den Glockner gehts".
Er: "Do hoat die kleine aber ganz schee zu puste, gell?"
einstimmiges "Oh ja!" von uns

Ein kurzes Gespräch folgt, indem der gute Mann uns den ganzen Weg bis Venedig beschreibt. Nachfolgend fällt sein Blick auf die SX.
Er: "Und die doa? Is des oa a MZ?"
Ich: "Jap.. ne neuere von 2003"
Er: "Ja aber der Motor... is der aa MZ?... I doacht der is vo a Yamaha?"
Ich: "Nein, auch der kommt von MZ"

Er wünscht uns eine gute Reise, wir bedanken und verabschieden uns und fahren weiter.
Gegen 17 Uhr überqueren wir die Grenze zu Österreich und sind einfach nur sprachlos anhand der atemberaubenden Landschaft. Um das zu genießen, muss man auch einfach mal mit 70 kmh vor sich hin krauchen.

Wir legen bei erster Gelegenheit eine Pause ein, schießen ein Gruppenfoto und lassen die Gegend auf uns wirken.
Fahrerisch ist die Strecke nach Zell einfach ein Traum. Um die 20°C und Sonnenschein, was will man mehr? Viele Motorradfahrer kommen uns entgegen und gelegentlich werden selbst wir "Kleinen" mal gegrüßt.

18 Uhr erreichen wir dann Zell am See. Ein wirklich schönes kleines Städtchen zwischen Hang und See gebaut. Unseren Campingplatz erreichen wir auch ohne Probleme etwas später und sind direkt begeistert... das war ne gute Entscheidung.
Viel ist auf dem Platz nicht los, ist ja auch noch außerhalb der Saison. Die ganze Anlage wirkt sehr gepflegt, Dusche und Toiletten sind sauber und für ein paar Euronen bekommen wir den W-LAN Schlüssel, sodass wir Abends wenigstens mal ein Stündchen im Internet surfen können. Nach einem kurzen Spaziergang macht sich bei uns der Hunger breit. Karl und Lucas machen sich mit der GS los, zum nicht weit entfernten MC-Donalds und besorgen uns ein wieder sehr gesundes Abendessen, während ich auf unser Hab und Gut aufpasse und mit dem Zeltaufbau beginne. 30 Minuten später sitzen wir satt und zufrieden vor den halb aufgebauten Zelten und Lucas gönnt sich eine Dose Gösser-Bier.
Jetzt muss aber langsam mal was passieren. Es ist kurz vor 21 Uhr und noch kein Zelt steht richtig, da fällt uns auf... keiner hat nen Hammer mitgenommen. Der hätte sich beim Heringe-Reindreschen sicherlich als sehr hilfreich erwiesen. So wird mein 22-24er Ringschlüssel mal eben als Überzeugungswerkzeug umfunktioniert. Den Rest des Abends verbringen wir damit, die angenehme Bergluft zu genießen, uns am Anblick der Landschaft zu erfreuen und unseren akutellen Stand Freunden und Familie mitzuteilen. Es ist nun 23.30 Uhr und wir haben immernoch knapp 20°C, sodass wir angenehm im T-Shirt draußen sitzen können und den morgigen Tag besprechen. Der Start wird auf 10 Uhr gelegt... diesmal aber wirklich, denn wir wollen dann unser Hauptziel erreichen - Triest. Von hier aus sind das rund 300 km die uns über den Großglockner führen und sich mit Sicherheit ziehen werden. 10 Minuten später hat sich dann jeder in sein Zelt verzogen und liegt gutgläubig mit leichter Bekleidung im Schlafsack. Ein folgenschwerer Fehler wie sich noch herausstellen sollte...

Fortsetzung folgt...