Es ist arschkalt. Weder Jogginghose, noch ein zweites Paar Socken oder das Halstuch haben geholfen. Den Schlafsack kann man leider auch nicht höher ziehen, ist schon an der Nase angekommen. So schlecht habe ich schon lange nicht geschlafen und der Tankrucksack hat als Kopfkissen versagt. Ich weiß... wir verweichlichten Städter. Also beschließe ich aufzustehen und mich warm zulaufen. Vorher nen kurzen Überblick verschafft : Totenstille. Bis auf die beiden Franzosen in ihrem Wohnmobil neben uns ist noch keiner Wach auf dem Platz. Lucas und Karl ratzen auch noch. Wie zum Henker schaffen die das? Das Thermometer sagt 4 °C.

Nach gut 3 km Fußmarsch erreiche ich endlich die Sonne. Das ist gleich viel angenehmer. Etliche Wanderer und Fahrradfahrer aus den anderen Ortschaften sind schon zu Gange. Von hier aus hat man auch eine prima Aussicht auf das restliche Tal. Wunderschön... eigentlich schade dass wir heute schon weiterziehen müssen.
Als ich wieder zurückkomme sind die Beiden gerade aus ihren Zelten gekrochen und so wie sie aussehen, gehts denen genau so wie mir.

Während wir also schon die ersten Sachen in den Taschen verstauen und unsere Zelte auf dem Weg ausbreiten, vernehmen wir aus der Nähe ein recht lautes "Muuuuh!".


Ein erster Stopp wird im angrenzenden Schüttdorf eingelegt. Mordsmäßig viel Verkehr hier... alles Touristen auf der Durchreise. Wir schlagen uns den Bauch mit Wiener Würstchen, Brötchen und Ketchup voll und unsere Begleiter werden mit köstlichem Super versorgt. Überrascht waren wir von den Sprit-Peisen. Ca. 1.30 € der Liter, da tankt man doch gerne. Etwas ungewohnt ist aber die Bezahlart. Gut die Hälfte aller Tankstellen hat kein Personal und somit wird die Rechnung vorher an Automaten für die jeweilige Säule beglichen. Eine Stunde später bewältigen wir die ersten Höhen-Meter und beginnen den Aufstieg auf der Großglocknerstraße. Schon hier zeigt sich : Die ETZ hat am meisten zu kämpfen. Klar ist sie mit ihren 12 PS die Schwächste der Gruppe, die Arme ist aber auch am schwersten von allen beladen. Warum musste denn Lucas unbedingt noch zusätzlich Kolben und Zylinder mitnehmen?

Nun zeigt sich, die Strecke bis hierher war nur der Anfang. Jetzt geht es richtig steil nach oben. Die GS tuckert gemütlich vorran während ETZ und SX alles geben. Mehr als 30-40 kmh im dritten Gang bei mir und 20-30 kmh im zweiten Gang bei Lucas sind nicht drinnen. Nach kurzer Zeit haben wir Lucas also wieder eingeholt und bei erster Möglichkeit legen wir eine Pause ein um den kleinen Aggregaten etwas Abkühlung zu verschaffen. Die Luft ist nachwievor herrlich, wenn auch etwas dünn und die Aussicht einfach unbeschreiblich.
Dies soll bis zum Gipfel unsere erste und letzte gemeinsame Pause gewesen sein. Wir beschließen uns aufzusplitten. Karl dürstet es nach etwas höherer Geschwindigkeit und so startet er als Erster, danach ich und Lucas als Letzter. Die nächsten 45 Minuten stellen unsere kleinen Motoren auf eine harte Probe. Die 36 Kehren sind einfach herrlich zu fahren und zwingen mich jedes mal wieder auf gut 5 kmh runterzubremsen. Übertreiben sollte man es hier auf alle Fälle nicht, denn die Fahrbahn wird nur durch einige Steine begrenzt, die nach jeweils ca. 5 Metern aufgestellt sind. Danach geht es steil bergab. Sehr beeindruckend sind auch die bis zu 5 Meter hohen Schneewände an denen man vorbei fährt. Dennoch ist auch hier erneut Vorischt geboten : Das Schmelzwasser dieser Wände nässt die Fahrbahn teilweise sehr stark und große Schnee und Eisbrocken liegen öfters herum. Die stärker werdende Steigung und die dünne Luft zwingen mich nun auf 20 kmh im zweiten Gang. Zwischendurch erblicken wir mehrere Tandem - und Fahrradfahrer, Zweiradfahrer größerer Fabrikate und einige Sport - bzw. Nobelkarossen die anscheinend aus Testtzwecken den Glockner hoch und runter heizen... der eine sah mir stark nach nem Erlkönig aus. Gegen 12.15 Uhr erreiche ich den ersten Teil der Aussichtsplattform. Von Karl keine Spur. Ich beschließe also ein Weilchen zu warten, wird schon irgendwann wer hier eintrudeln. Nach 10 Minuten greife ich vorsichtshalber mal zum Telefon und rufe Karl an.
Ich: "Sag mal wo bist'n du? Ich stehe hier bei 2430 m."
Karl: "Achso, ich bin schon eins weiter gefahren. Bin bei 2439 m... warte ich komme wieder runter."
Ich : "Besser ist, ich habe nämlich Lucas ne Ewigkeit nicht mehr gesehen. Hoffentlich steht der nicht irgendwo mit nem Klemmer."
Weitere 5 Minuten des Wartens vergehen und aus der Ferne vernehmen wir ein dezentes "Mööööp". Da isser! Natürlich ist auf die Emme Verlass und wir beobachten erfreut, wie sich die kleine ETZ den Berg hochkämpft.
Nachdem wir nun alle auf dem Parkplatz stehen wird erstmal eine ausgedehnte Pause gemacht und sich am Augenblick erfreut.
An der Stelle muss ich jetzt leider erstmal pausieren, sonst komme ich heute zu nix mehr.

Die andere Hälfte reiche ich in den nächsten Tagen hier im Thread nach. Bitte seht es mir nach.

Gruß Robert