Schuld an allem ist eigentlich @der lange !!!Er veröffentlichte den verführerischen Iehbei-Tipp, danke, langer

Offizieller Produktionsstart für die ?kleinen? ESsen war - soweit
mir bekannt ist - Oktober 1962. In der Artikelbeschreibung stand
jedoch ?ES125 Baujahr 1961?.
@der lange vermutete den ?heiligen Gral? eines frühen Modells.
Ganz unmöglich schien es mir nicht, wurden doch seinerzeit
in der sozialistischen Produktion auch Entwicklungsmuster aufgemotzt
um verkauft zu werden, und um damit die VEB-Planerfüllung am
Jahresende zu sichern.
Eine Nachfrage beim Iehbei-Anbieter ergab:
Werksausgang 9. Nov. 1962, eingetragenes Baujahr 1963,
DDR-KfZ-Brief vorhanden.
Nun ja, auch nicht ganz schlecht. Also, Preislimit gesetzt
und los gings: Eins zwei drei ....meins.
Hmmm, das isse nu, zu Hause in der MZ-Familie angekommen:
Dateianhang:
links.jpg
Der erste Tag des gegenseitigen Bekanntmachens war der historischen
Spurensuche gewidmet. Das hat so etwas Spannendes, ?Archäologisches?...
Dateianhang:
typschi.jpg
Die dreitausendachthundertdreiundachtzigste ES125!
Ganz offensichtlich war die 125er in Zschopau das Pilotmodell,
anders ist die schon relative hohe Fg.-Nummer im bereits
zweiten Produktionsmonat kaum zu erklären.
Schade, dass so ein Dussel dennoch das Jahr 1963 in den KfZ-Brief
eingetragen hat anstatt 1962, der Brief enthält schließlich das
Datum ?Zschopau, den 9. November 1962?.
Doch schauen wir mal, was so alles aus den frühen Zeiten erhalten
geblieben ist.
Da wäre als erstes der Vergaser, 22KNB, sieht sehr nach RT125 aus.
Der entsprechende Tupfervergaser für die 150er 24KN unterschied sich
durch das abnehmbare Schwimmergehäuse und war insgesamt voluminöser.
Dateianhang:
22knb.jpg
Die berühmte Einzelschraube an der Vorderradschwinge. 3 Jahre später
waren es zwei Schrauben, die den Schwingebolzen arretierten.
Dateianhang:
v-schw.jpg
Der alte, an der Getriebe-Unterseite unverrippte Originalmotor.
Bei den Entwicklungsmustern stimmten noch Motor- und FgNr. überein.
In der Serie drifteten dann die Zählfolgen auseinander. Immerhin wurde hier
Rahmen 3883 mit Motor 4055 gepaart, also noch recht nah beieinander.
Dateianhang:
fg-nr.jpg
Der Fußbremshebel, wie er bei der RT125 war.
Dateianhang:
fussbr.jpg
Schade um das schöne Heckemblem, war wohl gerade kein
geeigneter Kleber zur Hand...
Dateianhang:
125embl.jpg
War auf dem Iehbei-Bild nicht zuerkennen, ist natürlich ein
hübscher Überraschungs-Bonus, der alte Tacho, wie er auch bei der parallelen
ES250/1-Serie verwendet wurde. Abgesehen vom vergammelten Chromring
ist er sehr gut erhalten und funktioniert einwandfrei. Die Laufleistung halte ich
mit 45.746km durchaus für realistisch.
Dateianhang:
tacho.jpg
Die frühen Lampenembleme waren mit dem matten grünen Lack
ausgelegt, der später durch einen glasklaren ersetzt wurde, so wie
auch bei den gegenwärtig angebotenen Nachbauten.
Dateianhang:
emblem.jpg
Der erste Steckkontakt befand sich am Bremslichtschalter und war dem
Zündkerzenstecker nachempfunden. Der Draht ist leider ab.
Dateianhang:
r-kontkt.jpg
Typisch für die frühen Modelle war auch die hintere Bremsankerplatte
mit der 45° nach oben gerichteten Bowdenzugeinführung.
Dateianhang:
BREANKER.JPG
Die ursprünglich etwas schwächer ausgeführte hintere Schwinge mit
der aufgeschweißten Verstärkung in Höhe der Achse.
Dateianhang:
hi-schw.jpg
Der dreiteiligen Auspuff mit dem Endstück und der Sicke davor.
Ein Schlüsselerlebnis, soviel schon darüber gehört, nun erstmalig
?zum Anfassen?.
Dateianhang:
ausp3x.jpg
Absolut überraschend war für mich die Ausführung des vorderen Teils des
Hinterradkotflügels: Stahlblech. Bislang waren mir nur die dicken,
schwarzen Kunststoffteile bekannt. Das erklärt möglicherweise auch
die Beobachtung, dass bei den ersten Modellen dieses Teil generell
in der Rahmenfarbe gespritzt war. Die problematische Kunststoffoberfläche
ließ sich nicht mehr so einfach lackieren und blieb dann später schwarz..
Dateianhang:
blech.jpg
Auch überraschend: Die Lampenblende. Dass die Blende tiefer
in die Lampe eintauchte, also einen breiteren Rand hatte, war mir schon
bekannt, aber dieses Material war nicht das, aus dem die Blenden später
gefertigt wurden. Es ist durchsichtig und ? man staune ? nach 43 Jahren absolut
elastisch. Möglicherweise so eine Art Perlon/Dederon???
Dateianhang:
la-ble.jpg
Ein Blick in die Lampe zeigt den Zündlichtschalter mit Schraubverbindungen
und den in einer Federmimik aufgehängten Blinkgeber.
Dateianhang:
lampe.jpg
Möglicherweise sind die spitzen Handgriffe auch historisch, später wurden
die Enden kugelig verdickt ausgeführt.
Dateianhang:
lenker.jpg
Der erste Choke-Hebel war schlank, später war der Hebelansatz
etwas ?barocker? geformt.
Dateianhang:
lu-hebl.jpg
Die Sicherungsplatte mit der kurzen, dicken 25-A-Knubbelsicherung.
Dateianhang:
si-bret.jpg
Der Vorbesitzer hatte so etwas Ähnliches wie Terpentin in den Tank gefüllt.
Das hatte natürlich den Vergaser ziemlich zugeharzt, der Tank ist jedoch (dadurch?)
in einem fantastischen Zustand, keine Spur von Rostansatz.
Alles in allem ein hübscher Zuwachs in MZ-Familie. Gute Restaurationsbasis,
würde man sagen. Und, nicht ganz unwichtig: Ein weiterer Schritt in die richtige
Richtung, nämlich, dass die Frau die zahlenmäßige Übersicht verliert. Ich sage euch,
danach ist alles viel einfacher...
Nach Auswechslung des Unterbrecherkontaktes gab es wieder einen ordentlichen
Zündfunken. Terpentin raus, gut mir Benzin durchgespült und nach dem fünften
Kick gab das ?Baby? seinen ersten Laut. Ich denke, man kann es nachvollziehen:
Ein fantastischer Moment. Ob das mit einer 44jährigen Ducati auch so funktionieren
würde, muss die Zukunft zeigen...
Dateianhang:
rechts.jpg
Zu der Lachsroten 1963er, die derzeit im Aufbau ist, könnte
ich mir diese in Lichtblau als Partner gut vorstellen. Dann hätten wir das
Titelbild aus dem ?Motorjahr? schon ziemlich komplett. Weiß noch jemand
wo man einen solchen Siedlungsblock als Hintergrund findet???
Dateianhang:
motoj.jpg
Lothar, April 2006