Wie schon an anderer Stelle geschrieben bin ich seit einiger Zeit dabei, die Ausstattung einer alten Tischlerei museal aufzubereiten.
Ich habe nun einen vermutlich sehr alten großen Schalter in einem Blechkasten vor mir. Der Schalter hat ein Drehrad welches man von "Aus" nach "Ein" drehen kann. Im inneren befinden sich:
- Eine Reihe von groß dimensionierten Wicklungen. Ich denke das sind Widerstände
- Mit dem Rad dreht man 3 untereinander verbundene Kontaktzungen, die auf entsprechenden Kontaktböcken von einem zum nächsten gezogen werden.
- Die Kontaktböcke sind von unten mit den Wicklungen verbunden. Zu 100% sehe ich nicht durch.
- Die letzten Kontaktböcke (also Stellung "Ein") sind direkt nach aussen zu den Anschlussklemmen des Schalters geführt.
Es handelt sich ziemlich sicher um einen Schalter für eine sog. Stern Dreieckschaltung zum Anlassen eines großen Elektromotors mit Kurzschlußläufer.
Ich habe von Drehstrom relativ wenig Ahnung und habe mich gestern zu dieser Stern Dreieckschaltung belesen. Da der Drehschalter nur 3 Anschlussklemmen hat ist das dann nur der Schalter für Sternschaltung. Dazu muss nach meiner Einschätzung noch ein 3 phasiger Netzschalter und nochmal ein 3-phasiger Schalter für die Dreieckschaltung (nach Hochfahren des Motors in Sternschaltung) vorhanden gewesen sein.
Es gibt allerdings 2 Dinge die Fragen aufwerfen:
1. Bei Wikipedia hat der Sternschalter keine Widerstände und auch keine stufenweise Regelung. D.h. man schaltet die Abgänge der Motorwicklungen zum Anlaufen entweder auf Stern zusammen oder halt nicht. Was hat es mit diesen Stufen und den Widerständen auf sich?
2. Egal wie der Sternschalter steht: Ich messe immer einen Durchgang zwischen den 3 Anschlussklemmen. Auf Stellung "Aus" sind es 9 Ohm. Wenn ich Richtung "Ein" drehe wird der Widerstand immer geringer bis auf "Ein" dann kein Widerstand mehr dazwischen geschaltet ist.
Das ist mir nicht ganz klar. Bei "Aus" müssten doch die 3 Anschlussklemmen elektrisch getrennt sein, oder? Einen sichtbaren Fehler im Schalter konnte ich nicht feststellen.
Mit diesem reinen Sternschalter müsste der Motorstart ja wie folgt abgelaufen sein:
1. Sternschalter auf "Aus", Netzschalter auf "Aus", Dreickschalter auf "Aus" => also alles Aus
2. Netzschalter auf "Ein". Damit erhalten die Eingänge der Motorwicklungen die entsprechende Phase
3. Sternschalter von "Aus" in Richtung "Ein" drehen und dabei den Motor anlaufen lassen.
4. Sobald der Sternschalter auf "Ein" ist und die Motordrehzahl nicht weiter steigt: Sternschalter schnell auf "Aus" und Dreickeckschalter auf "Ein".
=> Nach Umschalten von Stern auf Dreieckschaltung erhalten die Motorwicklungen jeweils 380 Volt und der Motor geht weiter auf volle Drehzahl.
Wie wirkt sich in Dreieckschaltung die Tatsache aus, dass der regelbare Sternschalter auch bei "Aus" den 9 Ohm Widerstand zwischen den Klemmen hat?
Da ich neben dem bereits dekorativ verbauten Vorkriegs-AEG noch einen DDR E-Motor aus der Werkstatt habe, hatte ich zuerst über einen Schaubetrieb nachgedacht. Das ist mir aber irgendwie zu heiss. Man muss ja auch genau aufpassen welche Phase wo dran kommt und wie die Dreieckschaltung korrekt realisiert wird. Sonst kann es Spannungspitzen geben und die Sicherungen fliegen raus.
Ich habe dafür gestern eine andere Idee probiert. Ich habe einen Pol einer 6 Volt Batterie über den Sternschalter geschaltet. Damit kann man dann einen Glühlampe dimmen. Allerdings fliesst auch bei "Aus" ein Strom, da der Schalter ja die 9 Ohm hat. Die 21 Watt Lampe leuchtet aber nicht, da aufgrund des hohen Widerstands zu wenig Strom fliesst.
Auf jeden Fall ist das vollkommen ungefährlich und zeigt, dass der Schalter funktioniert.