Weiter ging es 15 Kilometer in südwestliche Richtung nach Mohrungen/Morag(hier war ja auch das Stammhaus der Dohna, welches aber heute nicht unser Ziel sein sollte).
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Ein bisschen irrten wir mit dem Auto durch die Stadt, aber bald war die Burgstraße gefunden. Mohrungen, wahrscheinlich an der Stelle errichtet, die die Pruzzen(Pogesaner) Morina nannten, gehörte, genau wie Liebstadt zum Gebiet Pogesanien und heute zum Oberland.Die Stadt Mohrungen liegt selbst wunderschön zwischen den Seen Maurin und Scherting.
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1280 wurde die Burg Pflegersitz und 1331 zu einem Vogtsitz(hab ich doch noch eine gefunden
) erhoben.Die Siedlung an der Burg bekam 1327 vom Komtur und Obersten Splitter
(seine Aufgabe bestand darin die Spitaltätigkeiten formell zu überwachen,insbesondere in dem Hauptspital in Elbingen. Wobei dies eigentlich der stellvertretende Splitter tat und die wirkliche Aufgabe des Obersten in der Ratsmitgliedschaft und der Leitung der Komturei in Elbingen lag),
Hermann von Oppen das Stadtrecht verliehen.1330 wurde dieses Recht erneuert, warum auch immer.
Leider wurde der noch stehende Torflügel der Burg in der Neuzeit überbaut.
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Man wusste lange nicht wie die Anlage wirklich ausgesehen hat, darum begannen Archäologen 2002 mit Grabungen. Sie stellten fest, dass es zwei Bauphasen in der Geschichte der mittelalterlichen Wehranlage gab,auf dem Grundriss gut zu erkennen.
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1280 (erste Phase)begann der Bau des Pflegersitzes .Im Süden(die 1 auf der Grundrisskarte) der Anlage befand sich ein mit Kellern und drei Zimmern ausgerüstetes Burghaus, welches von Umfassungsmauern umgeben war.
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Im Norden steht(die 3 auf der Grundrisskarte)das noch heute zu sehende Torhaus. Die Anlage hatte eine zweite Wehrmauer, was hieß, wenn der Gegner es geschafft hatte durch das Tor zu kommen musste er erst einmal ums Karree hetzen, um zum eigentlichen Burghofeingang ,auch wieder im Norden,zu gelangen. Dieser Weg zwischen den beiden Mauern nannte sich auch Parcham und war eine gängige Ordensarchitektur zur Abwehr des Feindes. Bis auf hier habe ich diese allerdings noch nicht wo anders gesehen. Im Südosten der Außenmauer stand ein quadratischer Turm und im Westen hatte man vermutlich die Vorburg eingeplant.
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Im Zuge der Ausgrabungen legte man 2003 etwas westlicher des wohl in der Neuzeit durchbrochenen Tores eine gotische Pforte/Tor frei. In der ersten Bauphase war hier der Haupteingang im Torflügel und man kam von hier in den Parcham. Es sind noch gut die Verankerung für die Befestigung der Zugbrücke zu erkennen.
1331(zweite Phase) als die Anlage zur Vogtburg umgebaut werden sollte, erweiterte man den Innenhof durch das Verlegen der inneren Mauer und das Burghaus wurde mit zwei Flügel (die sind hellgrau dargestellt in der Grundrisskarte)hufeisenförmig versehen. Im Südosten wurde der sechseckige Bergfried erbaut (letzte Zuflucht vor dem Feind).
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Trotz der umfangreichen Grabungen, sind die polnischen Archäologen sich nicht vollends sicher, bei allen gefundenen Details.
In der Zeit des Dreizehnjährigen Krieges gelang es dem Elbinger Komtur und herausragenden Feldherren des Ordens, Heinrich Reuß von Plauen die Burg vom Preußischen Bund zurückzuerobern. Im zweiten Thorner Frieden verlor er Elbingen als Komtursitz, worauf er sich für die Verlegung des Sitzes nach Mohrungen stark machte. Es gelang ihm und 1467 wurde er Komtur von Mohrungen. Danach bekam er noch das Amt des Hochmeisterstatthalters und die Krönung seiner “Amtslaufbahn“, war die Wahl zum Hochmeister 1469.
Er zog in den neuen Ordenshauptsitz in Königsberg(Marienburg war ja an den poln. König gefallen/verkauft worden von böhmischen Söldnern, die die Marienburg als Pfand für ihre Kriegsdienste in der Schlacht bei Tannenberg vom Orden erhalten hatten - der Orden hatte kein Geld mehr).
Sein Schicksal besiegelte er auch hier in Mohrungen. Nachdem er dem polnischen König in Piotrkow den Treueid geleistet hatte erkrankte er bei seiner Rückkehr und starb am 02.Januar 1470.
Im letzten Krieg zwischen dem Orden und Polen, bewohnte die Burg der letzte Hochmeister Albrecht von Hohenzollern, welcher hier seine Kriegspläne schmiedete.
Die bekannte Familie Dohna bekam nach der Säkularisierung Preußens , als Dank für ihre treuen Dienste, Mohrungen als Amt anvertraut, später wurde es ihnen als Erblehen verliehen. Der Orden durch die langen Kriege in finanzielle Schwierigkeiten geraten, verteilte Land an seine treuen Mitstreiter, was den Dohnas zu einem rasanten Aufstieg verhalf.
Von 1525-1740 verwalteten die Dohnas Mohrungen,1584 kam es unter dem Herzog Georg Friedrich, unter der Leitung des Hofbaumeisters Blasius Berwart(der hat auch in Barten Hand angelegt) zur Renovierung der Burganlage, bei der dann auch wahrscheinlich das neue Tor in der Mitte des Torflügels entstand und das alte etwas westlichere zugemauert wurde. Es wurden Fensteröffnungen durchbrochen und die Räume mit schönen Balkendecken durchzogen. Leider konnten wir nicht in das Torhaus hinein, denn wir wollten uns schon diese Deckenbemalung ansehen, die 2002 entdeckt wurden.
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1562-1595 bauten die Dohnas sich ein neues „Schlösschen“ an der nordwestlichen Ecke der Stadtbefestigung, dies war der Anfang vom Verfall der Burg.1616 stürzte der sechseckige Turm ein, aber unbekannt ist wann das Burghaus verschwand.Die runden Grundmauern des sechseckigen Turm hat man ebenso erst 2002 wiederentdeckt.
Das Torhaus wurde noch als Gerichtsgebäude genutzt und einige Räume von der Kalvinistischen Kirche.
Ein Bild der Donah das um 1600 gemalt wurde und im „Schlösschen“ hängt, hatte die Wissenschaftler bis zu den neuen Forschungen und Grabungen 2002 nicht mit in ihre Forschung über das Aussehen der Burg einbezogen. Heute wissen die Archäologen, dass es sich um 1600 nicht um die Pfarrkirche sondern um den sechseckigen Turm auf dem Bild handelt. Das Bild überliefert die Ansicht, nach dem Umbau B. Berwarts und vor dem Einsturz des sechseckigen Turmes(1616). Da wo die „kleinere Dame“ ihren Kopf hat, sieht man das links von ihr das neue Tor sich befindet. Auch die heute noch, über dem alten Tor verlaufende Umbruchlinie ist hier noch vollständig um das gesamte Torhaus (auch wieder in Kopfhöhe der Dame) umlaufend zu sehen. Baumeister Berwart hat zu diesem Zeitpunkt es noch nicht geschafft die alte gotische Pforte/Tor hinter Putz verschwinden zu lassen. In Schulterhöhe rechts der „kleinen Dame“ kann man, ja etwas verschwommen, den niedrigeren noch nicht umgebauten Torflügel mit altem Tor erkennen.
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In dieser Stadtansicht von 1750 befindet sich die Burg ganz rechts im Bild. Zu erkennen , rechts der Burg ,die Überreste des sechseckigen Turmes, der Giebel des Haupthauses und die gesamte Burg noch als vierflüglige Anlage mit Satteldächern.
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Von der Burg blieben nur der Torflügel erhalten und bis 1815 der östliche Burgflügel, dann wurde auch der, baufällig geworden, abgerissen. An seiner Stelle baute man eine Schule, die 2001, auch baufällig geworden, wieder abgerissen wurde.
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Nach 1945 wurde der Rest der Burg als Kino genutzt, nicht saniert verfiel auch dieser Teil zum heutigen Zustand. Im Jahr 2000 wurde sie zu Privatbesitz und die Eigentümer planen einen Wiederaufbau, um sie als Hotel mit historischem Charakter zu nutzen. Es bleibt da nur mein Zweifel nach all der langen Zeit. Die ersten Arbeiten wurden ja gemacht,: Grabungen und Untersuchungen, die Wehrmauern freigelegt und auch teilweise rekonstruiert . Doch eine komplette Burg wieder zu errichten ist schon eine Herausforderung und so still wie es da zu ging glaube ich ,dass der Fluss des Geldes versiegt ist, wie bei vielen solcher Projekte im ehemaligen Ostpreußen(korrekt: Warmia i Mazury)
Noch ein Rest an Bildern und viel Spaß dabei wünscht euch
Rüdiger
-- Hinzugefügt: 26. November 2017 05:24 --"Dass ich nach Ostpreußen fahren kann, ohne einmal einen Ausweis vorzeigen zu müssen, ist eine große Errungenschaft unserer (europäischen) Gesellschaft."
Jürgen,ich bin viele Jahre vorher auch nach Polen gereist,das Vorzeigen des Ausweises war mir nie lästig,heute wünsche ich es mir manchmal,nach den,für mich viel zu vielen,schlimmen Ereignissen.
Aber so hat jeder seine eigenen Erfahrungen und Begegnungen.Einen politischen Plot anzustoßen ,bringt hier, uns/niemanden etwas,darum finde ich eine persönliche Begegnung in unserem Urlaubsland 2019 als etwas sehr interessantes. Ich werde drei Wochen (noch nicht genauer bestimmt)in Warmia i Mazury verweilen.Ihr könnt dann in dieser Zeit zu mir stoßen ,wie ihr wollt.Da dürfte zeitgemäß für viele was drin sein. Mit meiner Frau, habe ich auch schon über dieses eine erste mal geredet.Unterkunft und/oder Zeltmöglichkeit wird von mir 2018 organisiert und natürlich auch die Schloss -und Burgenroute in 2019.
Wer im Sommer 2018 nicht weiß wo er hin soll ,den nehme ich gerne auf èiner meiner Zeitreisen in das ehemaligen Ostpreußen mit.Urlaubsgenehmigung liegt noch nicht vor,kümmert euch dann bitte selber um den "Schlafplatz" und dann sehen wir uns jeden zweite ,dritten Tag und befahren die "alten ostpreußischen Wege",mit netten polnischen Einheimischen,die haben echt viel zu erzählen.So bald ich eine Urlaubsgenehmigung für 2018 habe stelle ich die ein und dann meldet euch bei mir per PN,denn fahren werde ich so wie so in dieser lieblichen Landschaft.
Ich hoffe du(Jürgen) bist mindestens 2019 dabei.
Liebe Grüße
Rüdiger
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MZ Typ/Baujahr, ...ETS 250/Bj.69/71/72/72,ETS 125/Bj.81!,2xTS 150,TS 125,ES 175/Bj.56(Rahmen verk.)ES 250/0 Bj.61,ES 250/0 Bj.57,Neckermann TS 150/Bj.?