"Leicht" verspätet nun ein paar Bilder von meiner Tour im Sommer. Zusammen mit meinem Bruder bin ich in zwei Monaten 14.000 km ums Schwarze Meer gefahren.
An meiner ETZ 250 hatte ich (größtenteils aus den Erfahrungen der Vergangenheit) folgende größeren Änderungen vorgenommen:
- Komplettumbau Vorderradbremse auf Brembo
- Progressive Federn Wirth vorne
- VAPE Komplettsystem
- Mikuni VM30
- Motorleistung ca. 27 PS (Zylinder bearbeitet und Reso gebaut von Horst Lohr)
- Umbau auf NVA-Sitzbank
- Hepco & Becker Junior 30/40
- Topcase Hepco & Becker Junior 55
- Progressive Federn hinten von Stoßdämpfer Schwarz
- Bridgestone BT 45 vorne und hinten
- Gabelstabi Tarozzi
- Umbau Bremslichtkontakt hinten auf Nachwende
- breiter Fehling-Tourenlenker
Das Meiste hatte ich allerdings schon in der jüngeren Vergangenheit geändert, so dass vor der Tour selbst nicht mehr viel Technik anstand. Der Motor war nach seiner Revision gerade frisch eingefahren.
Auch im "nicht-technischen" Bereich hielten sich die Vorbereitungen in Grenzen. Der mit Abstand größte Aufwand war die Besorgung des Visums für Russland. Da wir in Bonn aber noch ein russisches Konsulat haben, war auch das vergleichsweise schnell erledigt. Wichtig ist aber der Reisepass, den man auf jeden Fall benötigt. Da führt kein Weg dran vorbei.
Erste Woche:Los ging es in Bonn und das Ziel des ersten Tages war der Allgäu. Dort traf ich auf meinen Bruder und wir übernachteten beide bei einem Freund von mir. Am zweiten Tag ging es dann nach Südtirol, wo wir irgendwo im Gebirge nahe St. Pankraz übernachteten (siehe Foto unten). Der dritte Tag führte uns dann nach Lucija in Slowenien. Das Land hat einen schmalen Küstenabschnitt an der Adria und der Campingplatz liegt direkt am Meer. Außerhalb der Saison sehr zu empfehlen. Wenig los und man kann wirklich sehr günstig campen.
https://www.hoteli-bernardin.si/de/campingplatz-lucijaNach drei Tagen auf dem Platz und Sonne und Meer ging es weiter nach Kroatien. Dort übernachteten wir in Sibenik einfach in einem Park direkt am Meer. Am siebten Tag ging es dann weiter nach Shkoder in Albanien. Albanien ist halt teilweise echt noch dritte Welt (obwohl es sich seit 2014, als ich das letzte Mal da war, sehr gut entwickelt hat. Den Campingplatz, auf dem wir waren, kann ich auch sehr empfehlen.
https://www.campinglegjenda.com/Woche 2Nach zwei Nächten in Shkoder ging es weiter nach Thessaloniki in Griechenland. Eine ganz tolle Stadt, die Menschen sind sehr freundlich und es gibt Katzen überall, die dort friedlich mit den Menschen koexistieren. Die Katzen schlafen dort mitten auf dem Bürgersteig und die Menschen gehen außen rum. In Albanien haben die Hunde - ohne Scheiß - auf der Straße geschlafen und die Autos fahren halt außen rum.
In Thessaloniki spürt man aber auch, dass die Menschen unter der Austeritätspolitik leiden. Überall an den Häusern gibt es Graffitis des Widerstands gegen die Sparpolitik. Trotzdem war man uns Deutschen wohlgesonnen. Dafür habe ich mich manchmal fast geschämt, wenn ich dran denke, was hier über die Griechen erzählt wird. Ich würde sagen, dass fast Nichts davon wahr ist.
Am zehnten Tag ging es dann nach Istanbul. Die Stadt ist der absolute Wahnsinn. Sie hat wohl irgendwas um die 15 Millionen Einwohner und wir sind Samstag Abend in die Stadt rein. Man kann sich den Verkehr nicht vorstellen. Allerdings hat das für Motorradfahrer Vorteile. Der rechte Straßenrand, wo bei uns in den Großstädten Fahrradwege sind, wird dort für Zweiräder freigehalten. Wir sind dann einfach mit den Rollern mitgefahren und so nach zwei Stunden in BEsiktas angekommen, wo wir einige Tage in einer WG mit Türken gelebt haben. Besiktas ist das Kreuzberg von Istanbul, dort ist immer was los und es gibt sehr viel zu sehen. Wir haben auch den Bospurus und andere Stadtteile besucht. UNterm Strich sehr viele Eindrücke, das Leben pulsiert.
Da sich schon nach einigen hindert Kilometern mein Auspuff zu Wort gemeldet hatte (die hintere Schweißnaht war angerissen), war es klar, dass wir zu dem Kanuni-Nachfolger fahren, der sich auf dem asiatischen Teil der Stadt befindet. Im Gegensatz zum europäischen Teil ist der asiatische Teil der Stadt arm und teilweise auch ghettoisiert. Die Lagerhalle des Türkenhändlers lag in so einem Ghetto und war von außen überhaupt nicht als solche zu erkennen. Wir sind in die Straße eingebogen, wo nur total runtergerittene Baracken standen. Wir haben dann angehalten, geschaut und sind wieder zurückgefahren, in der Annahme, dass google maps die falsche Adresse veröffentlicht hat. Auf dem Weg raus aus dieser Straße kamen dann auf einmal einige Männer auf die Straße und haben die Straße versperrt. Ich dachte schon, dass es uns jetzt ans Fell geht. Sie haben uns dann relativ unfreundlich gefragt, was wir denn hier wollen würden (ohne dass ich es wortwörtlich verstanden hätte
). Ich habe dann nur auf das MZ-Logo auf meinem Tank gezeigt und ab da waren die auf einmal super freundlich und haben gelacht und die Straße frei gemacht. Sie zeigten dann auf eine der Baracken in der Straße und gaben uns zu verstehen, dass wir unsere Mopeds dort abstellen sollten. Wir wurden dann in die Halle eingeladen und es wurde Tee aufgetischt. Anschließend habe ich um eine Führung durch die Halle gebeten und mir wurde alles gezeigt. Dort lagern unfassbar viele Teile, allerdings 99% weder original noch Kanuni. Diese Teile wurden alle durch Ost2Rad und MZ Parts Miami gekauft, so der Besitzer. Die Firma vertreibt auch noch die Ersatzteile ganz vieler anderer Hersteller. Lediglich einige originale Kolben konnte ich noch finden (siehe Foto unten). Einen MEGU und einen KS-Kolben habe ich gekauft. Den KS-Kolben habe ich, blöd wie ich bin, verkauft. Damals wusste ich noch nicht, dass diese Kolben sehr gut sind, das habe ich erst hinterher hier erfahren. Mittlerweile gibt's aber auch keine originalen oder Kanuni-Kolben mehr dort.
Nachdem wir stundenlang über Politik diskutiert haben und zum Essen eingeladen wurden und auch noch Geschenke bekommen haben, sind wir weiter nach Ankara gefahren. In Ankara war ein krasses Militär- und Polizeiaufgebot, da es sechs Tage vor der Wahl war. Wir haben dann ein Hotel neben der Moschee bezogen, von der ich unten ein Foto eingestellt habe.
Woche 3Am nächsten Tag sind wir dann auf die iranische Botschaft, weil unser Ziel ja eigentlich Isfahan im Iran war, wir aber noch keine Visa hatten. Auf der Botschaft wurde uns dann gesagt, dass wir erst Visa beantragen könnten, wenn wir eine Einladung des iranischen Außenministeriums hätten. Uns wurde die Visitenkarte eines "Vermittlungsbüros" gegeben. Wir sind dann dort hin und haben unser Anliegen vorgetragen. Gegen die Zahlung von 50€ p.P. wurde uns versprochen, dass wir die Einladungen innerhalb von zwei Tagen hätten. Um es kurz zu machen: Es hat nicht geklappt und wir saßen insgesamt fünf Tage in Ankara fest, bevor wir uns entschlossen, weiterzufahren. Einige Tage später erhielten wir dann aber wirklich die Einladungen, allerdings war es dann für uns zu spät, weil zu viel Zeit vergangen war und wir noch einmal vier bis fünf Tage für die Visa benötigt hätten. Das konnten wir uns zeitlich nicht mehr leisten.
Von Ankara sind wir dann weiter nach Aksaray, einen Freund meines Bruders besuchen, der dort lebt. Er ist in einer der Oppositionsparteien aktiv und so erhielten wir die Chance, dort mit einem riesigen Autokorso durch die Provinz zu fahren. Das war echt krass, weil die Leute dort teilweise noch in Lehmhütten leben und sich zu erheblichen Teilen selbst versorgen. Doert gibt es noch sehr viel Subsistenzwirtschaft und es ist nicht schon alles so warenförmig und durchkapitalisiert wie bei uns. Irgendwo eine sehr angenehme Erfahrung. Sonntagabend haben wir dann den Wahlsieg von Erdogan miterlebt, wo dann wirklich die komplette Stadt ausgerastet ist, die mehrheitlich aus AKP-Anhängern besteht. In der Stadt (350.000 Einwohner) ging stundenlang nichts mehr, alle Straßen waren zu, überall Gehupe und Türkeiflaggen. Noch krasser, als wenn Deutschland Weltmeister wird
Nach ein paar Tagen in Aksaray kam der interessanteste und anspruchsvollste Teil der Reise: Die Fahrt ins Taurusgebirge. Bekloppt wie wir sind, haben wir uns einfach ein kleines Dorf mitten im Gebirge ausgesucht und Google Maps gesagt, es soll uns dorthin bringen. Die Fahrt war dann der absolute Hammer, ich frage mich immer noch, wie die MZ das geschafft hat. Nach 250 km standen wir dann irgendwo mitten in diesem Gebirge in Kabuzbasi, das aus ein paar Häusern besteht, zum Glück mit einer Pension. Wir haben dann dort gegessen, übernachtet und am nächsten Morgen haben wir glücklicherweise von dem Besitzer Sprit gegen Selbstkostenpreis erhalten. Sehr korrekte Leute. Auch der nächste Tag war sehr sportlich, wir sind dann wieder hinunter gefahren und aus dem Gebirge raus nach Mersin. Wir haben uns dann einige Tage Auszeit an der Südküste der Türkei gegönnt und klassischen Touri-Urlaub gemacht, allerdings zu unschlagbaren Preisen, da in dem Ort, wo wir waren, nur Türken Urlaub gemacht haben.
Woche 4Ab hier finde ich leider momentan meine Aufzeichnungen nicht mehr. Wir sind in mehreren Etappen Richtung Georgien, da unser eigentliches Ziel, der Iran, sich ja leider nicht realisieren ließ. Der Übergang nach Georgien hat gut funktioniert, nur leider gab es auf der georgischen Seite fast eine Schlägerei. Da die grüne Versicherungskarte in Georgien nicht gilt, muss man dort nach dem Grenzübergang eine georgische KfZ-Versicherung kaufen. Natürlich stehen da schon einige "Geier", die nur auf Touristen warten. Einer dieser Typen hat uns massiv bedrängt und ist uns nicht mehr von der Seite gewichen. Das ging uns auf den Sack, weshalb ich bei den Motorrädern geblieben bin und mein Bruder sich nach anderen Versicherungen umgeguckt hat. Er hat dann ein kleines Büro mit zwei jungen Kerlen gefunden, die freundlich, aber unaufdringlich waren und hat dort seine Versicherung gekauft. Anschließend kam er zurück zu den Motorrädern und ich bin dann dorthin. Das hat der "Geier" mitbekommen und hat dann einen Riesenaufriss vor dem Büro der beiden Jungs gemacht und sie ziemlich derbe beschimpft. Die beiden Parteien mussten dann von Dritten getrennt werden. Das war nicht so schön.
Falls jemand mal mit dem Motorrad nach Georgien von der Türkei aus einreist: Der Wechselkurs direkt an der Grenze ist ungünstig, bei allen Büros. 500 Meter weiter ist er akzeptabel.
Wir sind dann weiter Richtung Batumi am schwarzen Meer gefahren. Laut Google Maps sollte es dort auf einer Erhebung über der Stadt einen Campingplatz geben. Auf den unmöglichsten Feldwegen sind wir dann dorthin gefahren, nur um festzustellen, dass Google Maps falsch liegt und dort gar nichts war. Unsere zweite Navigationssoftware Maps.me hat uns dann den richtigen Weg angezeigt. Wieder ging es auf eine Erhebung über der Stadt, wo ich irgendwann steckengeblieben bin und mehrfach fast mit dem Motorrad umgekippt bin. Auch die Kupplung hat gestreikt, es ging nichts mehr. Mein Bruder ist dann mit der Africa Twin weiter und zu dem Campingplatz. Leider hatte der zu und wir mussten in die Stadt rein. Obwohl es dort wirklich größtenteils abgefuckt ist, sind die Preise gesalzen. 35€ pro Nacht in einer ziemlich üblen Kaschemme ist schon heftig für diese Region. Aber wir hatten keine andere Wahl. Dort haben wir dann witzigerweise einen deutschen Diplomaten getroffen und uns mit ihm unterhalten. Er hat uns davor gewarnt, über den Kaukasus nach Russland einzureisen (so war unser Plan), da es dort Sonderrepubliken gibt, die de facto autonom sind und wo wohl teilweise die Scharia oder schariaähnliches Recht gilt. So bspw. in Tschetschenien. Ansonsten haben wir uns dort auch noch was an den Strand gelegt. Die Stadt ist touristisch de facto nicht erschlossen, wie eigentlich das ganze Land. Nur wirkliche Freaks haben wir dort getroffen, so bspw. Engländer, die im Winter in Russland arbeiten und im Sommer in Batumi in Hostels leben. Man trifft dort auch vereinzelt auf Deutsche, die ausgewandert sind und von der Hand in den Mund leben, indem sie sich in Hostels für Kost und Logis verdingen. Mit einem von ihnen habe ich mich länger unterhalten und bin mit ihm dann noch in eine Arbeiterbar gegangen und habe dort mit Einheimischen Chacha getrunken in 0,1l-Gläsern. Angenehm ist anders, besonders wenn man zum trinken gezwungen wird. Angestoßen wurde natürlich auf Stalin
Insgesamt war ich froh, als wir aus dieser Stadt draußen waren.
Mit der VAPE und dem Mikuni wurde die MZ auf der Tour zum Japaner. Morgens antreten und abends hinstellen. Es gab einen Ausfall nach 2.000 km, als sich die Aluplatte, auf der ich den Regler montiert hatte, losgerüttelt hat. Nach 20 Minuten war alles wieder in Ordnung. Ansonsten keinerlei Probleme mit irgendwas. Ein Hoch auch auf die NGK-Zündkerze. Bei meiner letzten Tour in die Türkei war die MZ aufgrund von immer wiederkehrenden Elektrikfehlern fast nicht fahrbar, was total beschissen ist, wenn man irgendwo in Zentralanatolien unterwegs ist
. Daher habe ich anschließend direkt auf VAPE umgebaut und bin seitdem immer wieder überrascht, dass man gar nicht mehr messen, reparieren, schrauben muss.
Einzig zwei bittere Entwicklungen gab es. Zum einen waren die braunen Viton-Dichtringe für die Telegabel der allerletzte Schrott. Nach 3.000 km fingen sie an zu siffen, nach 7.000 km lief das Öl förmlich heraus. Diese Dinger sind für lange Touren nicht geeignet. Durch Zufall wurde ich darauf aufmerksam, dass auch die Firma GOETZE passende Dichringe baut. Diese werde ich in diesem Jahr mal testen.
Zweitens war die RK 428H-Kette einfach nicht stark genug. Die Kette musste ich teilweise alle 500 km nachstellen. Dass sie die Tour überlebt hat, ist pures Glück. Durch die Belastung lief sie zudem immer so heiß, dass kein Öl oder Fett mehr haftete und die Kettenschläuche anfingen zu schmelzen. Daher werde ich mich beim nächsten Mal um eine verstärkte Kette und ein vernünftiges Schmiermittel kümmern.
In Volgograd hatte ich einen schweren Unfall mit Überschlag, bei dem es leider auch das Handy zerschossen hat. Deswegen konnte ich nicht alle Fotos retten. Eigentlich wollte ich noch einen Tourbericht schreiben, aber das schaffe ich leider im Moment zeitlich nicht. Vielleicht reiche ich diesen später zusammen mit den Fotos meines Bruders nach. Im Moment ist das alles etwas unvollständig. Trotzdem viel Spaß beim Anschauen!
****Mehr in den nächsten tagen****
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