Heute stand eine 360 km Tour mit "Wilma" auf dem Programm ?. Nachdem ich die Maschine gestern Nacht noch spontan vorbereit habe, was auch einen routine Check aller wichtigen Bauteile beinhaltet hat, ging es heute Morgen nach wenig Schlaf direkt nach dem Frühstück los. Abfahrt um 09:34 Uhr in Garbsen. Die Hitze war trotz des noch jungen Tages schon deutlich zu spüren.
Über die A2 ging es zunächst in flotten Tempo von Garbsen bis Hämelerwald. Dort habe ich dann die Autobahn verlassen und bin die restlichen 17km bis Uetze über kleine Landstraßen gefahren. In Uetze habe ich mit meinem Kumpel Peter gekoppelt und es ging zusammen weiter über Land- und Bundesstraßen nach Peine und weiter nach Braunschweig. Wir haben uns dazu entschieden der B1 in Richtung Helmstedt zu folgen. Bedauerlicherweise führt diese mitten durch die Stadt Braunschweig. Der stop and go Verkehr war bei aktuellen 33 Grad kein Geschenk für Mensch und Maschine ?
Drei Kreuze, als wir endlich den Stadtrand hinter uns gelassen haben und weiter auf der B1 über Königslutter bis Helmstedt fahren konnten. Der Fahrtwind tat nach der Hitze in der Stadt echt gut. Die Strecke führt bis Helmstedt durch den Elm und es war einfach traumhaft durch diese weitläufige, leicht hügelige Landschaft zu rollen.
In Helmstedt wurde der erste Stopp eingelegt. Wir haben uns jeder ein Spaghetti Eis + Cappuccino im Stadtzentrum gegönnt. Von da ging die nächste, nur 18km kurze Etappe, an den ehemaligen Grenzübergang Marienborn. Hier haben wir knappe 2 Stunden verbracht und das riesige Areal besichtigt. Im alten Abfertigungsbereich kamen mir dann auch wieder ein paar Erinnerungen an 1988, als ich dort mit Mutter, Vater und Schwester in die DDR zu Ostverwandschaft gereist bin. Das war damals als Kind schon ein sehr beklemmendes Gefühl, wie die Kontrolle damals war und die Eltern einem eindringlich gesagt haben , den Mund zu halten. Heute hat dieser Ort nichts schreckhaftes mehr und keine DDR Grenzer lassen mehr oder weniger die Willkür an Reisenden aus der BRD aus. Heute ist es ein historisch interessanter und sehenswerter Ort.
Von Marienborn ging es dann weiter über Oschersleben nach Halberstadt. Da ich meine TS 150 jetzt insgesamt schon über 200km seit dem letzten Tanken in meist flotten Tempo gescheucht habe und bereits seit einigen Kilometern auf Reserve gestellt habe, wurde mir langsam mulmig und ich fing an mich zu fragen, ob ich es noch bis Halberstadt schaffen werde ?
Laut einem Wegweiser waren es noch immer 32 Kilometer bis dahin. Es ging auch hier wieder durch eine schöne und leicht hügelige Gegend. Über den fernen Harz Bergen konnte man schon dunkel die aufkommenden Gewitterfronten sehen. Der Wind war mittlerweile auch sehr heftig, alles in allem waren diese Umstände nicht gerade spritsparend. Wir haben auf der Strecke nur wenige, kleine Ortschaften durchfahren und nicht in einer gab es eine Zapfsäule... Halberstadt war laut Schild immer noch 13 Kilometer weg. Ich spielte mit dem Gedanken, einfach an einem Bauernhof zu halten und zu fragen ob ich dort Sprit abkaufen kann, hahaha.
Endlich!! In einem kleinen Nest kurz vor Halberstadt entdeckte ich leicht abseits der Straße eine kleine Tankstelle. Es gab auch nur zwei Sorten Kraftstoff zur Auswahl ? ich war einfach glücklich und erleichtert als wir endlich an der Säule standen, und habe die MZ bis zum Rand vollgeknallt.
Nun war ich wieder total locker und entspannt und habe die letzten 4 Kilometer bis Halberstadt wieder voll genießen können. An alles was wir jetzt dachten war, hoffentlich trocken um die vielen Gewitter zu kommen, die man überall am Horizont sah. Die Regenfäden zeugten deutlich davon, dass sie starken Regen im Gepäck hatten, und wir waren sehr sommerlich gekleidet. Wir erreichen Halberstadt und beschließen anstatt noch weiter in den Harz hinein, irgendwie parallel zu den pechschwarzen Regenfronten in Richtung Wolfenbüttel die B79 zu fahren. Das sind gute 70 Kilometer auf überwiegend schnurgerader Strecke, die dafür aber immer im leichten auf und ab verläuft. Die arme "Wilma", meine TS 150, habe ich auf diesen Kilometern bis Wolfenbüttel echt gescheucht. Grund: auch in dieser Richtung wurde der Himmel immer dunkler. Die Idee war eigentlich rechts an Wolfenbüttel vorbei in Richtung Braunschweig zu orientieren, dort sah es am Himmel aber schon sehr schlimm aus, und wir haben uns dann entschieden uns links an Wolfenbüttel vorbei in Richtung Salzgitter zu halten. Hier sah es noch so aus als wäre ein ganz schmaler Streifen am Himmel noch nicht pechschwarz. Als wir das Stadtgebiet von Salzgitter erreichen fallen aber doch die ersten Tropfen und wir retten uns zu einem gerade sichtbaren McDonalds ? hier verbringen wir die nächsten 40 Minuten und warten den Monsun ab.
Als es nur noch leicht von oben tropft, brechen wir auf. Über Salzgitter-Lebenstedt wollen wir uns in Richtung Vechelde und Peine durchschlagen. Auf den Straßen steht überall das Wasser und nass sind wir jetzt doch. Überall liegen Blätter und kleine Äste auf den Straßen, zeugen von den starken Böen und Regen.
Vechelde ist endlich erreicht und die nächsten Kilometer bis Peine nehmen wir klatschnass in Angriff. Immerhin ist meine MZ jetzt wassergekühlt. Wir fahren dann von Peine kleine Landstraßen und Feldwege nach Uetze zu Peter. Dort erstmal die Maschinen trocken unterstellen und selbst wieder trocknen. Auf der Terrasse gönnen wir uns auf diese schöne Tages Tour erstmal einen Schluck Whisky. Ich esse im Anschluß noch zusammen mit Peter und seiner Familie zu Abend. Gegen kurz vor 20 Uhr mache ich mich dann auf meine letzten 50 Kilometer gen Heimat. Alles in allem war es eine schöne Tour. Meine MZ lief den ganzen Tag ohne Mucken. Bei den 33 Grad, bei Sturm und Wind und auch bei der Wasserschlacht auf den letzten Kilometern. Nur gründlich Putzen ist jetzt angesagt ??