hier noch eine kurze Zusammenfassung von
https://www.legrenierdejeanpol.com/inde ... pic=9317.0:
Am Anfang steht der Wunsch von Jean-Marie de Vanssay (20) nach einer Afrikareise, aber nicht mit dem Landrover (zu teuer, zu einfach), sondern per Motorrad.
Drei Strecken durch die Sahara sind möglich: Tamanrasset-Agadez, die längste Etappe ohne Tankmöglichkeit ist 900 km, die Route fällt deshalb aus. Über Niamey wären es 1100 km, ebenso. Bleibt die Westroute über Bir Moghrein mit maximal 400 km. Mitstreiter ist Emmanuel de Nicolay (22), beide erhalten finanzielle Unterstützung durch die "Moto-Revue".
Die Auswahlkriterien der Maschinen sind: Zweitakter (wegen schlechter Kraftstoffqualität), genug Leistung (250 cm³), gutes robustes Fahrwerk und Schutz vor Sand (Luftfilter und gekapselte Kette).
Es werden also zwei MZ (den Fotos nach ETS 250), beladen mit zwei 20 l Kanistern für Benzin und Wasser, ein Tankrucksack für Bekleidung, Papiere, Fotoapparat und Ersatzteile (alle Elektrikteile, Züge, Bremsbacken, Ketten, Schläuche), Zelt und zwei Reifen auf dem Soziussitz, insgesamt über 250 kg.
Am 4. August 72 geht es in Paris los, Ziel ist Abidjan an der Elfenbeinküste. Am 13. mit der Fähre nach Ceuta, kurz danach der erste Unfall: von einem LKW beim Überholen in den Strassengraben abgedrängt. In Agadir wird die MZ repariert. Weiter geht es über Tan-Tan nach Tarfaya, eine der schwierigsten Pisten Afrikas, dazu über eine Grenze, die nur montags und donnerstags vormittags geöffnet ist.
In Tan-Tan werden Wegbegleiter gesucht, und es sind einige mit gleichem Ziel unterwegs, die meisten per 2CV. Am 23. August geht es los, insgesamt sieben Franzosen in drei 2CVs und zwei MZ, und ein einheimischer Führer. Weicher Sand und Steine machen das Vorankommen schwer, ein zufällig vorbeikommender befreundeter Landroverfahrer zieht den einen oder anderen 2CV aus dem Sand, was den Schnitt von 5 auf 20 km/h hebt. Erst spät in der Nacht wird der Grenzort erreicht.
Nach den Formalitäten wird die Grenze am nächsten Mittag gerade noch vor der Schliessung gequert, zusammen mit zwei Kanadiern und vier Franzosen auf Ducati Scrambler 450 und zwei Guzzi 750 mit Beiwagen. Kupplungen und Ölpumpen der Guzzis schwächeln bereits. Weiter geht es über Aaiun und Boucraa nach Guelta Zemmur. Das Wellblech beginnt, und die Kupplung einer MZ gibt den Geist auf. Nach einem Tag erfolgloser Reparaturversuche in der Wüste wird die MZ von einem 2CV in Schlepp genommen: es ist schwer die 8 m Seil straff zu halten, wenn die Sandfontänen jede Sicht nehmen. Oft sieht der Fahrer im Zugfahrzeug nicht mal, ob die MZ noch auf den Rädern ist... Nach 100 km wird klar dass die Richtung falsch ist, es geht mit den letzten Wasservorräten zurück nach Guelta Zemmur und anderntags querfeldein nach Süden.
Es sind 400 km nach Zouerat, wo die MZ hoffentlich repariert werden kann. Unmöglich, sie weiter zu schleppen, es sind 55° im Schatten. Ein Landroverfahrer bietet an, die MZ mitzunehmen. Nach Herunterhandeln von 600 auf 250 F entschwindet er mit Geld und MZ, nur sein Name und Nummernschild sind bekannt.
Weiter geht es nach Süden über Tourassine. Der Kompass wird unsicher, der Grund ist das grosse Eisenerzvorkommen. In Zouerat wird die MZ abgeholt und eine Kupplung bestellt. Sechs Tage dauert es bis sie ankommt, genug Zeit um einen Kupplungsabzieher zu bauen. Eine der früher getroffenen Guzzis ist mit kapitalem Motorschaden kurz vor Zouerat liegengeblieben. Den Fahrern bleibt nur übrig, mit dem Erzzug nach Nouadhibou an die Küste zu fahren, um dort per Schiff nach Dakar zu kommen.
Weiter geht es am 8. September über F'derik nach Choum. In den Dünen von Azeffal fahren die 2CVs sich ständig fest, es geht an einem Tag nur 5 km voran. Irgendwann geht es auf den Schwellen der Bahnlinie weiter, später durch die Oasen Atar und Akjoujt. Das Wellblech beginnt wieder, die Telegabeln verlieren Öl, ein Vorderrad ist verzogen, ein Nummernschild geht verloren, ebenso wie eine Vergaserwanne und ein Schalthebel, die zum Glück wieder gefunden werden können. Das Objektiv der Pentax hat sich im Tankrucksack in sieben Teile zerlegt.
Ungewöhnliche starke Regenfälle beginnen vor Nuakschott. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Französischen Botschaft geht es am 13. September weiter nach Rosso an der senegalesischen Grenze. Am 16. September ist Dakar errreicht. Die Weiterfahrt nach Abidjan ist nicht möglich, da die Piste nach Bamako wegen der Regenfälle unpassierbar geworden ist. Am 21. September werden die Motorräder aufs Schiff geladen, und sieben Tage später ist le Havre erreicht.
Die Gesamtlänge der Reise betrug 8600 km, davon 2000 km Piste. Es gab keine Reifenpanne an den MZ (aber 23 an einem 2CV), keine Überhitzung der Motoren, auch die Ketten haben gut durchgehalten.
Die Beschreibung der ständigen Begegnungen mit Einheimischen, Beamten, Kindern und Touristen ziehen sich durch den ganzen Bericht.
Das ist nun 50 Jahre her...

Das meiste auf der Welt geht nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch Putzen.
Erich Kästner