Kurzer Abriß der Vorgeschichte
Zur Werksbesichtigung am 16.05.2008 im Rahmen des Forumtreffens in Sosa erklärte Personalchef Andreas Hunger, daß Verhandlungen über den Verkauf der MZ GmbH zwischen Hong Leong und zwei Interessenten mit unbekanntem Status laufen.
Donnerstag, 05.06.
Ein firmeninternes Schreiben taucht in der Öffentlichkeit auf, in dem die Vertragshändler über die Einstellung des Geschäftsbetriebs der MZ GmbH zum 31.12.2008 informiert werden.
Montag, 09.06.
Die Belegschaft verbreitet ein Flugblatt, in dem zur gemeinsamen Demonstration am Freitag, den 13.06., vor der Sächsischen Aufbaubank in Dresden aufgerufen wird.
Dort soll die malayische Geschäftsführung vormittags einen Termin haben.
Man will für eine ernsthafte Investorensuche kämpfen.
Die Medien greifen das Thema zunehmend auf.
Es wird berichtet, daß der sächsische Wirtschaftsminister, Thomas Jurk, zu Gesprächen am Dienstag das Werk in Hohndorf/Zschopau besuchen will.
Dienstag, 10.06.
Die Vermittlunsgsarbeit zur Suche nach eventuellen Investoren fruchtet. Weitere Gespräche mit Herrn Jurk werden für den Freitag anberaumt.
Die Belegschaft verpflichetet sich, in Rücksicht auf laufende Verhandlungen auf die Demonstration zu verzichten.
Demonstrationswillige MZ-Freunde werden gebeten, nicht aktiv zu werden.
ENTE initiiert eine Unterschriftensammelaktion für MZ.
Mittwoch, 11.06.
Eine kleine Gruppe hartnäckiger Enthusiasten (insbesondere Mitglieder des Forums mz1000.de) beschließt, in jedem Fall nach Dresden zu fahren.
Man will nicht protestieren, sondern mit friedlicher Präsenz Solidarität zeigen.
Donnerstag, 12.06.
Ein Treffen zwischen den anreisewilligen MZ-Freunden und Minister Jurk wird vereinbart.
Es soll am Freitag um 17.30 Uhr direkt vorm Ministerium stattfinden.
Das Treffen
Am Freitag, den 13.06., ist es dann soweit.
Der Himmel trüb, die Stimmung auch.
Einige Mitglieder des 1000er Forums haben am Vormittag vor der Sächsischen Aufbaubank Banner ausgerollt und Fahnen geschwenkt, als die malayische Geschäftsführung zum Besprechungstermin dort eintraf.
Danach sind sie auf einen Besuch nach Hohndorf gefahren, haben mit dem Betriebsrat gesprochen und wurden mit Kaffee und Kuchen gestärkt, um erneut gen Dresden aufzubrechen.
Kurz nach 17 Uhr beginnen sich dort die angereisten MZ-Freunde zu formieren.
Die Maschinen werden repräsentativ direkt vorm Eingang des Wirtschaftsministeriums als Phalanx aufgebaut.
Vor allem Skorpione und die mächtigen Kiloemmen sind vertreten.
Ein Fernsehteam vom MDR ist angerückt, die Regenbogenpresse ist ebenso anwesend wie die Regionalpresse (der Reporter der Dresdner Neuesten Nachrichten reist stilecht mit einer 1000er an und beweist sich später im Interview durch hintergründige Fragen), und eine Dame von RTL Radio sucht kompetente Ansprechpartner und findet sie.
Kurz nach 17.30 Uhr kommt Herr Jurk mit dem Pressesprecher aus dem Gebäude und begrüßt das Dutzend der Angereisten persönlich mit Handschlag.
Er berichtet von der Gesamtsituation, dem Stand der Vermittlungen und beantwortet gestellte Fragen.
Er berichtet, daß der Konzern Hong Leong 70 Millionen Euro in die MZ GmbH investiert hat.
Die Konzernleitung wäre grundsätzlich verhandlungswillig, doch bisher blieben angemessene Übernahmeangebote aus.
Er dementierte, daß die Schließung des Werks absichtlich mit dem Termin des Auslaufs der Fördermittel zusammen fällt.
Durch die Öffentlichkeitsarbeit wären zusätzlich potentielle Investoren aufmerksam geworden, die in die Verhandlungen eintraten.
Es wären zur Zeit fünf bis sechs.
Jedoch müßten die Angebote erst konkret geprüft werden, inwieweit sie realistisch sind.
Insbesondere ist eine erneute und damit weitere finanzielle Unterstützung nur dann überhaupt denkbar, wenn tatsächliche Investitionen statt finden und neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Insgesamt gibt er sich vorsichtig optimistisch, möchte aber unverbindlich bleiben.
Nach dem offiziellen Statement mit anschließender Fragerunde kommt ein Extra-Fotoshooting.
Der Bildreporter bittet Minister Jurk, auf der zufällig in der Mitte stehenden ETZ 250 Platz zunehmen.
Nicht im Besitz eines Motorradführerscheins bleibt er lieber auskuppel- und bremsbereit, nachdem er sich unter sanftem Protest gebeugt hat.
Natürlich ist der Protest der Anwesenden völlig zurecht, den Minister lieber auf einem aktuellen Produkt abzulichten.
In diesem Sinne muß er sich danach auch noch auf ein etwas weniger anachronistisches, schnell herbeigeschobenes Gefährt bequemen.
Und fühlt sich binnen weniger Momente auch recht heimisch, wie hier im Zwiegespräch mit Motorradente zu sehen.
Im zwanglosen Gespräch danach nutzt Ente die Möglichkeit, endlich die Mappe mit den Stimmen der MZ-Freunde zu überreichen, die nicht persönlich anwesend sein konnten.
Darunter auch kleine Anekdoten - als nette Abendlektüre, wie er bekräftigt.
Danach hat sich die Runde langsam unter persönlicher Verabschiedung aufgelöst.
Sicher war es kein Event, daß es in die Abendnachrichten geschafft hat.
Aber die Anwesenden und die Unterzeichner der Petition haben eins gezeigt:
Wir sind da, wir kämpfen mit.