Das ist jetzt mal ein Bericht von meinem kleinen Bruder.....
es war im sommer 2002. mein ältester bruder und ich hatten beschlossen mal eine kleine tour mit unseren motorrädern zu machen. ich ab mir meine 250er ja noch zu schulzeiten gekauft und mein bruder durchlebte wohl grad die vorläufer einer sich anbahnenden mid-life-krise und kaufte sich eine 150er etz. es war also beschlossene sache: wir machen ne tour! erstmal nur ein wochenende. aber wohin? das ziel war eigendlich recht schnell gefunden: usedom. gemütlich zu erreichen und irgendwie einfach schön... etwas geschichtsunterricht gabs dann auch noch aber mehr dazu später.
erst einmal musste ich tüv machen. alle zwei jahre das gleiche leidige thema mit dem stempel... ich machte also einen termin am freitag (6.8.) in eberswalde, in der werkstatt einer bekannten auto-schrauber-werkstatt-kette. als ich dann dort eintraf hatte der prüfer mich irgendwie schon aufm kieker. keine ahnung warum. er hat wirklich gesucht und gesucht, auch eine probefahrt gemacht (ohne helm auf einer öffentlichen straße!). nix... dann, als er die simmerringe überprüft hatte (waren noch keine zwei monate alt-haha) viel es ihm auf: "dit lenkkopplajer is ja total ausjeschlagen... also damit kannste echt nich mehr fahrn!" ich bin in die werkstatt reingeflitzt und hab mir schnell nen schraubendreher ausgeliehen um die schraubenabdeckung abzumachen: "ich muss nur die schraube festziehn!" gesagt, getan. zähneknirschend mußte er mir dann doch die plakette drauftun: "aber nochma will ick sowat hier nich sehn!" ich fuhr heim in voller vorfreude auf die tour, die morgen starten sollte. auf halber strecke verreckte mir die karre. also das übliche spielchen: sprit? hat se! strom? hat se! zündfunke? ma gucken! also kerze raus, geputzt, wieder rein, angetreten, lief. perfekt! inzwischen ist mein bruder auch schon eingetrudelt und wir haben uns gedanken über die route gemacht und sachen gepackt.
am samstag gings recht zeitig los. erstmal auf die autobahn bis dreieck prenzlau (oder heißt es uckermark?) ab da dann auf die (sich größtenteils noch in bau befindliche) ostseeautobahn. die hatten wir quasi für uns allein. bei pasewalk sind wir wieder runter und rauf auf die b109. das erste etappenziel stand fest: anklam, friedhof. dort haben wir das grab unserer großeltern besucht und gleich mal etwas unkraut gezupft und durchgehakt.
nachdem wir dann getankt haben ging es weiter richtung insel! die brücke war natürlich gerade hochgezogen und der stau reichte so cirka 2-3 kilometer. im stau trafen wir auf eine gruppe von rennmaschinenfahrer, die uns nur recht arrogant anschauten. frisch auf der insel angekommen, wir hatten grad ein kleines päuschen zum essen gemacht, fing svenis mopped an zu streiken. also das übliche spielchen: sprit? hat se! strom? is da! funke? ma kieken... kerze raus, putzen, kein funke... andere kerze?! auch nich! kabel, stecker, alles okay so weit. 'mist, die spule' dachten wir.
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aber zum glück war eine tankstelle mit werkstatt im ort. also mopped hingeschoben. der schrauber dort wusste genau was er tat... wir nicht! erstmal haben wir uns gedacht: 'hey, da hinten steht n alter trabbi... spule holen!' aber der schrauber winkte nur ab und öffnete den motorseitendeckel, stocherte etwas mit dem schraubenzieher aufm zündgeber rum, bog hier was, kratzte da was, schraubte wieder zu, karre lief wieder. genial!
die tour konnte also weitergehen. ich war ursprünglich dafür einen zeltplatz in bansin aufzusuchen, wo ich so einige male mit meinem vater schon gezeltet hatte. aber es war sommer und die insel war voll! wir fanden einen kleinen campingplatz am achterwasser. dort war es auch recht schön. natürlich wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass dies ein ordentlicher campingplatz sei und dass wir ja nicht bis spät nachts laut feiern sollten... sowas hätten sie dort schon mal erlebt mit diesen motorradrowdys. wir gelobten die nachtruhe einzuhalten. das zelt stand recht schnell und ein tisch und zwei stühle waren auch schnell gefunden. dann gingen wir erstmal baden.
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schlimmer als am balaton! wir sind so erstmal 1 kilometer ins wasser gelaufen, bis wir dann knietief drin waren. nach etwas rumgeplansche widmeten wir uns dann dem mitgebrachten (von mutti vorbereiteten) essen und dem alkohol. als sehr praktisch erwies sich dabei der einweggrill.
wir saßen noch lange draußen, redeten und tranken.
am nächsten morgen hieß das nächste ziel peenemünde. weit kamen wir nicht... um genau zu sein nur runter vom campingplatz. diesmal war es mein motorrad, das streikte.
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also wieder das übliche spielchen: sprit? hat se! strom? is da! funke? ma kieken... kerze raus, putzen, kein funke... andere kerze?! auch nich! kabel, stecker, alles okay so weit. ganz klar: der zündgeber, wir kratzen hier ein bisschen, biegen da ein bisschen... also den seitendeckel aufgeschraubt. sieht irgendwie anders aus... hmm, klar: ich hab ja auch ne elektronische zündung. was nun? adac anrufen! nach so cirka 2 1/2 stunden tauchte dann auch so ein knillch auf. der hat das stück mal eben durchgetestet und beschlossen, dass es die spule ist. er machte uns den vorschlag uns nach wolgast zu schleppen, da gibts ne werkstatt, die haben sowas, aber erst am montag wieder, aber ein hotel gibts da auch. nee danke! wir erinnerten uns an den trabbi. sveni fuhr also los zu der schrauberwerkstatt bei der tanke. um die spule zu besorgen. in der zwischenzeit bastelte ich etwas rum und probierte alles mögliche aus. unter anderem hab ich die alte spule ausgebaut und andersrum wieder reingebaut... das war es dann. keine ahnung warum, aber jetzt lief die karre. inzwischen war sven wieder zurück mit der spule aus dem trabbi (die wir dann garnich benötigten) und wir konnten weiterfahren.
es war einfach nur schön! wir sind bis peenemünde, am äußersten westzipfel der insel, gefahren. dort gab es dieses alte sowjet-uboot. wir sind natürlich rein. keine angst, ganz legal, das war ne ausstellung. im cafe davor saßen einige besserverdiener-biker die unsere motorräder bewunderten: "weeßte noch günther, meene ES damals..." wir baten sie uns vor dem u boot zu fotografieren, ham se dann auch gemacht.
wir fachsimpelten dann noch etwas über die MZ typischen macken der maschinen, tranken noch ein käffchen und fuhren weiter. nächster stopp: V2-fabrik. wir sind quasi die letzten gäste gewesen und sind relativ durchgehetzt. interessant war es allemal.
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ach ja... einige alte russische flugzeuge wurden dort auch ausgestellt. wie man schon sieht hat so ziemlich nur sveni fotografiert auf der ganzen tour. aber weiter im text.
ich wollte unbedingt nochmal in der ostsee baden, da das achterwasser doch ein ziemlicher reinfall war. da wir aber schon so viel zeit verloren hatten und sveni am nächsten tag arbeiten musste, wurde das ganze eher eine art nass machen. wieder auf der straße wurde uns der unterschied von 100cm richtig bewusst. sveni fuhr fast nur am limit, während ich immer zwischen 4. und 5. gang hin und her schalten musste. ab und zu, wenn es mich überkam, bin ich an ihm vorbeigezogen und hab alles aus der karre rausgeholt, dann wieder runter in den 4ten und sveni überholen lassen. wir sind dann über neustrelitz und rheinsberg richtung rathenow weiter gefahren. dort wohnte mein bruder und es war von vornherein so geplant... ausserdem wollte ich noch zu meinem anderen bruder, der dort ebenfalls ansässig war. jedenfalls, war der dauerbetrieb meiner gangschaltung nicht die einzige folge der leistungsunterschiede unserer maschinen. da sven immer am limit fuhr und ich so vor mich hintuckerte und sein tank ausserdem wesendlich kleiner war als meiner, musste er ständig nachtanken. zum beispiel war ein tankstop in rheinsberg geplant. da wir aber erst seeeehr spät dort eintrudelten, hatte diese schon geschlossen. irgendwie haben wir es dann doch noch bis zur nächsten geschafft. im notfall hätten wir einfach aus meinem in seinen tank umgefüllt.
irgendwann sind wir dann tatsächlich in svenis wohnung angekommen und nach 1-2 bier ins bett gekippt.
fazit: nächste mal muss sören mit! der hat gefehlt! aber vorher musste er sich wieder ein motorrad kaufen.
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