im reisetagebuch sind ein paar seiten dazu gekommen. hab mich ne woche ins alpenländle abgesetzt und dabei ordentlich die emme gescheucht. so hat mein sebring endlich mal die heimat kennengelernt.
wollte jetz eigentlich mit fetten bergpanoramen und gipfelmetern prahlen, aber der frühling hat's nich gut gemeint und nasskaltes vom himmel geschickt. und die maschinka hat mir auch noch ein kleines schnippchen geschlagen, also wird der reine reisebericht etwas kürzer und weniger bildgewaltig und zum erfahrungs- und "begebenheiten mit der emme" -bericht umgemodelt.
rumgejuckelt:
berlin - linz, jeweils hin und zurück in einer tour. zunächst auf der autobahn ins tal der ahnungsl… na ihr wisst schon. die 200 km kann man ja schnurstracks abrocken. einen kurzen seitenblick auf frauenkirche und semperoper und dann die B170 nach altenberg, in CZ über teplice, louny, pribram, ceske budejovice. Alles land- und auch mal die ein oder andere nebenstraße.
Hab mich zwischen krivoklat und pribram mordsmäßig verfranst und bestimmt 11/2h eingebüßt, dafür auf schönen wander- und waldwegen, die man auf keiner straßenkarte findet, die natur genießenden urlauber um ihre verdiente ruhe und idylle gebracht. Als hätte ne emme da nix zu suchen, pah...! In krivoklat gibs übrigens an der landstraße 227 ein Jawa-museum und die gegend ist zum moppedfahren wie auch wandern etc. bestens geeignet. Tolle kurven, berge, täler, flüsse und wälder. Zum anhalten am museum blieb mir aber angesichts der gesamtstrecke keine zeit. ab pribram hab ich dann die größeren straßen genommen, vorbei an pisek und ceske budejovice, das ganze war landschaftlich auch eher lahm. Meinem linken blinker war auch langweilig geworden, er hatte die perspektive gewechselt und baumelte nun frei am kabel rum. Rost und emmenvibrato haben der halterung den garaus gemacht. Drei kabelbinder später war zwar die symmetrie der moppedfront empfindlich gestört, aber wer wollte, konnte mich sogar noch blinken sehen, musste halt nur genauer hinschauen.
Weiter südlich wurde es dann wieder interessant, vor allem wenn man die E55 in richtung vyssi brod verlässt und von dort auf die 126 nach ösiland reinfährt. Das waren echt hammergeile 60km am stück kurven, berge und kaum verkehr. da war mir mein spritverbrauch mal schnurz und ich bin so sportlich wie's eben nur geht mit der 250er rumgeheizt und hab lastwechselverhalten und schräglagenfreiheit mit koffern ausgetestet.
Alles in allem geschätzt also gute 650km tagesstrecke (digitacho is grad ausgefallen und der originale zeigt mindestens 10% zu wenig an).
googlemaps-link zur strecke für hin und zurück (ohne meine umwege, die krieg ich nich mehr zusammen)
Einen mopped-leertag später sollte es dann eigentlich bei bis dato bestem wetter gute 400km mit einer übernachtung durch die ostalpen gehen. Am späten vormittag von linz aus losgemacht und nach ca. 20km entlang der donau gibt die maschine plötzlich nur noch vollgas. Gasgriff lies sich frei bewegen, also irgendwie gaszug oder schieber ne macke. Bei 70 in den fünften hochgeschaltet kann man das bei gefühlten 0,2 Nm drehmoment während der fahrt noch getrost mit bremse regulieren aber lange is dat nich dolle, also bei der erstbesten gelegenheit zündung aus und an den wegesrand. Was kam bei rum: altbekanntes problem am BVF, kerbstift für die schieberführung hat sich verabschiedet. Zum glück aber nich in meinen kurbelraum hinein oder wenn dann unbemerkt und ohne folgen. Mein schieber ist inzwischen dermaßen "eingearbeitet", dass er komplett im gehäuse verkantet, sobald er von der ausgangsstellung abgeht und anschlagschraube is nat. auch noch da. Eine lungenteerung lang über vorhandenes material im bordwerkzeug und innovative einsatzmöglichkeiten am gaser sinniert und letztlich dafür entschieden, nen kabelschuh so zurechtzubiegen und zu schneiden, dass er in das löchlein lugt aber nicht durch- oder rausrutschen kann. In kombination mit tape geht das auch ziemlich gut:
kabel schuht schieber
abgewickelt
Nebenbei noch festgestellt, dass der ehemalige kühlwasser- und jetzt 1500km alte ansaugschlauch zum ansaugstutzen hin nen fetten riss hatte, schlauchschellen wohl zu fest angeknallt. Ersatz war mit dabei und wurde sogleich verbastelt.
Meiner kabelschuh-improlösung traute ich jedoch nicht die alpentour zu. Fuhr somit zurück nach linz und war bis zum nachmittag damit beschäftigt ne willige werkstatt zu finden, die sich meines gasers annehmen würde. Erst an der dritten station, in einer KTM (was sonst)-Kawa-und-alle-andern-japaner-auch-bude, hat man sich dazu durchringen können, mir zu helfen. dafür umso kompetenter. kurzum: loch im schiebergehäuse aufgebohrt, 3mm gewinde reingeschnitten, passende schraube vornerum dünner geschliffen und eingepasst, unterlegscheibe und loctite drauf, angezogen. 20min arbeitszeit inkl. moppedschnack, fünf euronen - fertig! Und diese lösung is allemal besser als dieser bekloppte stift im original, da kann jetz wirklich nix mehr schief gehen. Wat sich die emmenbauer damals da bloß gedacht haben? Der mechanikus ist übrigens auch u.a. jawafahrer, also war ihm MZ auch gleich ein begriff.
Jedenfalls war mein zeitplan dahin. Ich hätte nie im leben mehr die strecke bis zum hotel in die alpen geschafft vor sonnenuntergang. Und am nächsten tag hätte ich auch schon wieder zum frühen nachmittag zurück sein müssen, also abgeblasen und um zwei tage nach hinten verschoben. Dafür abends für gute 150km ins mühlviertel nördlich von linz gefahren. Hat sich auch wirklich gelohnt. Das mühlviertel ist landschaftlich wirklich sehenswert. Ein mittelgebirgiges hügelland mit knackig geschwungenen landstraßen, wäldern, wiesen, bauernhöfen und kaum verkehr. Wenn man glück hat, kann man von einigen bergkuppen bei guter sicht bis zu den alpen über die donauebene hinweg sehen. Da war ich zumindest ein wenig landschaftlich und fahrerisch entschädigt worden.
emme im abendwind
lecker mitbringsel
google mappe
An himmelfahrt bin ich dann die ostalpen angegangen, genauer die gegend um den nationalpark kalkalpen. Die straßen waren recht ruhig, die ein und andere motorradgemeinschaft war natürlich unterwegs. Vor sämtlichen gasthäusern auf der strecke standen immer zweirräder rum. Zu empfehlen sind im ösiland die jausenhütten. Stehen meist am wegesrand ausgeschrieben und man wird vom bäuerlichen erzeuger mit allerlei deftiger hausmannskost verköstigt. Brot, topfen, schinken usw., sehr lecker und recht preiswert. Habe auf der sog. eisenstraße den eher seichten hengstpass überquert und von da an gabs auch kräftig regen. Durfte feststellen, dass meine antibeschlagbeschichtung am uvex-visier (grad mal n dreiviertel jahr alt) keine wirkung mehr zeigt und das war bei den wolkenbrüchen, die mich begleiteten, verdammt unangenehm zu fahren. An irgend nem stausee hielt ich, um pause zu machen und wo vor 300 metern noch mein rechter blinker aufglimmte, war auf einmal nix mehr. Aha, maschinka war scheinbar nur eine originale blinkerhalterung nich genehm, links hatte ich mir inzwischen mit nem gelochten flachstahl für 80 cent ausm baumaakt und weiteren kabelbindern ausgeholfen. Nujä, was soll man bei soviel eigenwilligkeit schon machen. Kabelbinder raus, blinker ran und den nächsten baumaaktbesuch für tags darauf eingeplant. Im strömenden regen noch die restlichen 100km nach linz abgespult und abends dem wettertreiben von drinnen zugeschaut.
google mappe
officially pimped
kleiner tierfreund: gespannt und geschmeidig wie ein raubtier wartet die rennemme darauf, das asphaltband zu erklimmen
der winter zieht sich in graue berge zurück
Am Samstag gings dann wieder gen norden, gleiche strecke wie hin nur diesmal bei louny kurz verfahren wegen so ner straßensperrung und und nich ganz durchsichtiger umleitungsführung. Bis berlin vom regen annähernd verschont, war’s dafür schweinekalt. Im osterzgebirge bei altenberg war mordsmäßig dicke nebelsuppe mit keinen 30m sicht am start. In nordtschechien machte sich meine zündung durch zzp verschiebung gen 4mm und nen verschwindend geringen unterbrecherabstand bemerkbar. Zeit für ne pause, fühllehre und den OT-sucher. Etwas unruhig ließ mich dann auch ein quietschen aus der lima werden. Das kam recht plötzlich und ist seitdem da, hat aber keine spürbaren auswirkungen bei der fahrt. Im standgas könnt man denken der keilriemen qietscht, wenns n auto wär – nur nich ganz so laut. Dachte zuerst an unzureichende schmierung am nocken, aber da sieht alles gut aus. Hat jedenfalls direkt mit der drehbewegung der kuwelle zu tun. Die letzten 100km mal verbrauchbewusst hinter nen 90 km/h LKW-windschild gesetzt. Gemütlich (und quietschend) in die heimat eingetrudelt und von richtig ekeligem niesel willkommen geheißen worden, berlin ick liebe dir!
Kurz noch in die tourentaugliche klamottenecke geblinzelt:
hab mir vor wochen ne unterwäsche-funktionskombi ausm lidl gekauft, sieht man unten drunter zwar mit aus wie robocop, aber zu tragen is das ganz angenehm, weil schön dünn und anliegend. Ersetzt bei dem jetzigen wetter aber nich die drei lagen stoff und rindsleder darüber. Wegen der bescheidenen sicht bei regen in der kopfschale, tät mich mal interessieren, ob’s universelle einsätze gibt, die so über die nase drübergehn und man nich immer das visier anschnaubt?
Sonst mal wieder festgestellt, das die 32er pneumantkoffer ein wahrer segen sind, wat da allet reingeht is wirklich unschlagbar. Mit tankrucksack dazu braucht man nichts auf’m kreuze buckeln, was für längere strecken ein absoluter vorteil is. Die sitzbank der emme ist und bleibt unterirdisch, aber nach drei stunden spürt man eh nix mehr. Alleine aufm bock kann man auch gut variieren mit sitzposition und soziusfußrasten.
Zum schluss die zahlen:
- Gefahrene strecke ca. 1700 km
Benzinverbrauch auf der autobahn 7l/ 100km (Ø zwischen 100 – 110 km/h) und sonst an die 6l, wird zeit für nen neuen gaser. Kann aber auch sein, dass die neuen NQ reifen n bissel mehr ziehen, vorm winter war ich jedenfalls etwas sprit sparender unterwegs.
Pfüati (sagt man in österreich gar nich, …egal)