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 Betreff des Beitrags: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 8. März 2011 22:08 
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„Generalshotel“ soll dem neuen Flughafen weichen

Stalin war wohl niemals hier. Dafür kam der spätere sowjetische Außenminister Molotow bereits 1951 in der „Sonderabfertigung für Generale und Persönlichkeiten der Politik und Wirtschaft“ auf dem Flughafen Schönefeld an. Seinen Spitznamen als „Generalshotel“ erhielt das repräsentative Empfangs- und Abfertigungsgebäude allerdings wegen seiner militärischen Gäste, die dort auch übernachten konnten. Jetzt droht dem Baudenkmal, das inzwischen von der Bundespolizei genutzt wird, der Abriss. Es steht dem Ausbau des neuen Regierungsflughafens in Schönefeld im Weg, mit dem nächstes Jahr begonnen werden soll. Eine Bürgerbewegung gegen die Denkmalzerstörung, wie es sie zurzeit an vielen Orten in Deutschland gibt, ist allerdings kaum zu erwarten: Wegen seiner isolierten Lage im Sicherheitsbereich des Flughafens hat das Gebäude heute nur wenig Besucher.

Zu den Prominenten, die bei ihrem Ost-Berlin-Besuch in dem „Haus für spezielle Passagiere“ abgefertigt wurden, gehörten unter anderem Juri Gagarin, der erste Mann im All, Leonid Breschnew und Fidel Castro, aber auch Künstler wie Miriam Makeba oder Claudia Cardinale. Wer heute vom Flughafen Schönefeld abfliegt, der sieht das Generalshotel auf dem Vorfeld stehen: Dicht eingewuchert von einer Gartenanlage, will es nicht so richtig ins Bild eines modernen Flughafens passen.

Ein Kuriosum mit Geschichtswert. Zwischen 1947 und 1950 auf Befehl der Sowjets errichtet, gehört das Gebäude zu den wenigen erhaltenen Zeugnissen aus der Frühzeit der DDR-Architektur, die „die politische Stärke und das Selbstbewusstsein der sowjetischen Siegermacht zum Ausdruck bringen“, wie es in der Denkmalbegründung des Brandenburger Denkmalamts heißt. Nach dem Krieg benötigten die Sowjets für die Anbindung Ost-Berlins an Moskau dringend einen Flughafen. Sie entschieden sich für Schönefeld, nicht zuletzt weil sie hier auf die Start- und Landebahn der ehemaligen HenschelFlugzeugwerke aus der Zeit des Nationalsozialismus zurückgreifen konnten.

Architekt des Generalhotels war Georg Hell, der seinen Entwurf in monatelanger Abstimmung mit der russischen Bauaufsicht erarbeitete. Das Ergebnis war ein hochwertig ausgestattetes Gebäude, das seine Gäste mit einer repräsentativen Vorfahrt aus rotem Sandstein empfing. Auch im Inneren zeigt es sich nobel. So schließt sich dem Eingang eine doppelgeschossige Halle mit glänzender Marmorverkleidung an – eine Kriegsbeute, die aus dem Eingangsbereich der Maschinenbaufirma Hasse & Wrede in Marzahn stammt.

Während eine alte Gepäckwaage gleich neben dem Eingang an die ursprüngliche Nutzung des Hauses erinnert, sind auch die heute als Büros genutzten Gästezimmer hochwertig ausgestattet, sie verfügen über Wandpaneele und furnierte Einbauschränke, hinter denen sich Waschbecken verbergen. Vom geschwungenen Türgriff über die ehemalige Telefonzelle mit Bullaugenfenstern bis zum Sowjetstern auf der Heizungsverkleidung aus Messing erweist sich das Generalshotel als herausragendes architektonisches Zeitdokument, das die Jahrzehnte in bemerkenswert gutem Zustand überdauert hat. Doch nach 60 Jahren droht dieser historischen Keimzelle des Flughafens Schönefeld nun ein jähes Ende.

Derzeit läuft beim Brandenburgischen Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft ein Planänderungsverfahren; weder das Land noch das Bundesbauministerium wollen sich offiziell zur Zukunft des Denkmals äußern. Doch nach den aktuellen Planungen ist klar, dass es verschwinden wird. Mit seinem Abriss würde ein vorzüglich erhaltenes Stück der Flughafengeschichte von Berlin-Brandenburg sowie der deutschen Nachkriegsgeschichte entsorgt. Und zwar ohne Not.


http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... 334219.php
http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... alshotel/1
http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... index.html

Soll ich mal versuchen für uns ne Besichtigung organisieren?


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 8. März 2011 22:25 
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ich hätte als "Flughafenkind" interesse...wir könnten das ja gleich noch mit ner Besichtigung vom BBI verbinden.


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 9. März 2011 00:18 
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ja :wink:


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 9. März 2011 00:49 
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Jupp, aber nur wenn es fast verboten ist und man noch was finden kann.


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 9. März 2011 06:51 
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Ja, mach mal. :ja:


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 9. März 2011 07:04 
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Hätteste das nicht mal vor 2 Wochen schreiben können?
Bin am 24. in Schönefeld gelandet und am 28. wieder gestartet. Natürlich ist mir das Gebäude nicht ins Auge gestochen. :-(


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 9. März 2011 07:22 
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termin?


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 9. März 2011 18:37 
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Wir kommen da nur mittels Sondergenehmigung rein. Ich meld mich wieder...


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 10. März 2011 15:51 
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samasaphan hat geschrieben:
Wir kommen da nur mittels Sondergenehmigung rein. Ich meld mich wieder...


... reicht da deine Lizenz nicht mehr für aus ? :twisted:


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 10. März 2011 18:00 
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Für mich schon, für die anderen Interessenten kümmer ich mich...


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 10. März 2011 23:25 
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Hallo

Wäre es möglich später im Jahr ( Juli oder August ) nochmal eine Führung zu machen ? Oder ist es bis dahin schon unter die Abrissbirne gekommen.Ich würde dieses Objekt auch gerne mal besichtigen, aber ich bin noch dabei mein Motorrad zusammen zu schmieden.

Gruß Jens


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 11. April 2011 17:06 
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Das Generalshotel liegt nach Auskunft im absolutem Sicherheitsbereich. Ich werde am Thema dranbleiben - vielleicht können wir mal rein, wenn die BuPol auszieht - also kurz nach Leerstand..

Sorry - hab heute diese Entscheidung bekommen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 14. November 2011 19:11 
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Berliner Morgenpost, 14.11.2011

FLUGHAFEN
Generalshotel in Schönefeld wird wohl 2013 abgerissen
Das denkmalgeschützte frühere Generalshotel am Flughafen Schönefeld soll laut „Berliner Zeitung“ vermutlich im 2013 abgerissen werden. Das Gebäude muss dem dort geplanten Regierungsflughafen weichen. Der Flughafen für Regierungsmitglieder und Staatsgäste am neuen Hauptstadt-Airport BER soll im Jahr 2014 fertiggestellt sein und wird mit 310 Millionen Euro mehr als doppelt so teuer wie geplant. Das brandenburgische Verkehrsministerium hatte den Antrag für den Regierungsflughafen Mitte September genehmigt. Vor dem Abriss des Hotels sollen aber bedeutende Teile des Denkmals geborgen werden. dpa


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 14. November 2011 23:39 
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Hallo

Wenn das Hotel begerissen werden soll. Ist dann in den nächsten Jahren eine Besichtigung möglich. Oder ist es unmöglich in diese Bereiche zu kommen, weil es ein Sicherheitsbereich ist.

Gruß Jens


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 15. November 2011 01:59 
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Bitte, auf jeden Fall Beeescheid sagen! - Will auch!


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 15. November 2011 07:40 
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Dann sollten wir dort mal hin. :ja: Samasaphan, organisierst Du was für das kommende Frühjahr? :flehan:
samasaphan hat geschrieben:
... mehr als doppelt so teuer wie geplant.

Also eigentlich wie bei jedem Bauvorhaben. :roll:


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 2. Juni 2012 21:14 
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War letzte Woche dienstlich in SXF - das Generalshotel wird nicht abgerissen. Nein-steht ja unter Denkmalsschutz.

Wird nun "rückgebaut" und zur Beachtung des Denkmalschutzes "eingelagert". *grrr*


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 2. Juni 2012 23:26 
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Was meinst du, besteht da doch mal die Möglichkeit vorher rein zu kommen?


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 2. Juni 2012 23:31 
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Bleibe dran, glaub es aber nicht wirklich. Ist eben halt Hochsicherheitsbereich...


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 Betreff des Beitrags: Flughafen Schönefeld: Hitlers Luftwerft – Honeckers Airport
BeitragVerfasst: 17. September 2016 11:20 
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20.09.2016, 20:15 rbb: Geheimnisvolle Orte - Flughafen Schönefeld

http://www.fernsehserien.de/geheimnisvo ... ort-988887


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 17. September 2016 21:55 
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danke


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 20. September 2016 07:11 
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Schönefeld: Der Name klinge wie ein Lied, erklärt eine ältere französische Dame, als sie zum ersten Mal den Ort besucht. Dabei beschreibt der klingende Name für Colette Fauriat ein düsteres Kapitel:
Ihre Eltern mussten hier gegen Ende des Zweiten Weltkriegs als Zwangsarbeiter für Hitlers Rüstungsindustrie schuften. Hierzulande bedeutet Schönefeld längst ein einziges Menetekel.
Die RBB-Doku aus der Reihe „Geheimnisvolle Orte“ will aber diesmal nicht das Desaster der letzten zehn Jahre aufarbeiten, sondern beleuchtet detailliert die Vorgeschichte des Geländes.
Die Autoren Thomas Balzer und Thomas Bittner holen sogar den Urgroßneffen jenes Grundbesitzers vor die Kamera, der seine Äcker nach der Machtergreifung der Nazis an den Flugzeughersteller Henschel verkaufen musste. Laut RBB entstand hier das „modernste Flugzeugwerk Deutschlands“, schon 1935 arbeiteten 5 000 Beschäftigte für den kommenden Krieg. Für die „Luftfahrterprobungsstelle“ in Diepensee wurden die ersten Start- und Landebahnen errichtet. Immer wieder überraschend, wie viele der historischen Orte bis heute neue Verwendung finden. In den Bauten der Henschelwerke werden heute Schallschutzanträge der Anwohner bearbeitet, im prächtig ausgestatteten „Haus für Spezialpassagiere“,
das die Sowjets errichten ließen, sitzt heute die Bundespolizei. Der Hangar aus Spannbeton, in dem heute Easyjet seine Flugzeuge wartet, ist der Rest jener hochfliegenden
Pläne vom Ende der 50er-Jahre, als die DDR hier einen „Zentralflughafen“ für den internationalen Flugverkehr projektierte, der sogar entfernte Parallelen zum BER aufwies.
Doch der Mauerbau und der Geldmangel beendeten dieses Kapitel damals schnell. Ebenso interessant, wie die im Trick anschaulich aufbereitete Architektur des Flughafens sind die
Geschichten der Menschen, die hier einst arbeiteten. In Horst Materna, der schon in DDR-Dokumentarfilmen der späten 50er-Jahre als junger Pilot zu sehen ist, haben die Autoren
einen Zeitzeugen und Kenner des Geländes vor die Kamera geholt, der sehr sachlich Auskunft geben kann. Von Wehmut geprägt sind die Erinnerungen der Fluglotsin, die
mit einigen Piloten noch per Signalrakete kommunizierte, und der Stewardessen, die mit der Abwicklung der DDR-Fluggesellschaft Interflug 1991 ihre Arbeit verloren.
Natürlich war Schönefeld als propagiertes „Tor zur Welt“ immer auch ein politischer Ort. Die RBB Doku schildert, wie Flugzeugentführer der DDR entkommen wollten
und wie DDR-Bürgerrechtler hier via Westmedien darauf aufmerksam machten, dass sie nicht mal nach Prag fliegen durften. Etwas unscharf bleibt der Blick auf die 90er-Jahre.
Da heißt es: „Schönefeld hatte im Rennen um den Standort für Berlins Großflughafen 1996 die Nase vorn.“ Dabei lag der Ort zuvor in Studien auf dem letzten Platz aller Varianten
und wurde erst nach politischer Intervention der Regierenden aus Berlin, Brandenburg und vom Bund zum Standort des BER gekürt. Vor zehn Jahren schließlich setzen Wowereit,
Platzeck und andere schließlich den ersten Spatenstich – Ausblick und Schlussbild eines besonderen Beitrags der RBB-Reihe „Geheimnisvolle Orte“, die in den kommenden Wochen mit Filmen über „Görings Carinhall“ und „Honeckers Jagdrevier“ fortgesetzt wird.

Berliner Zeitung, 20.09.2016


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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 4. April 2023 14:59 
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neues-deutschland.de / 19.03.2023 / Kultur / Seite 1

Generalshotel Schönefeld: Wo einst Staatsgäste landeten
Rettet die Ostmoderne: Ein offener Brief gegen den Abriss des Generalshotels am Flughafen Schönefeld

Andreas Fritsche

Einst kamen hier hochrangige Offiziere der sowjetischen Besatzungsmacht an. Für diesen Zweck wurde die großzügige Villa am Flughafen Berlin-Schönefeld in den Jahren 1947 bis 1950 errichtet. Daher auch ihr Name: Generalshotel. Später begrüßte und verabschiedete die DDR dort Staatsgäste aus aller Welt. Voraussichtlich im Mai soll das Gebäude, gleichwohl es seit 1996 unter Denkmalschutz steht, abgerissen werden.

Das habe ihre Fraktionschefin Petra Budke bei einem Termin vor Ort auf Nachfrage herausbekommen, erzählt die Brandenburger Landtagsabgeordnete Sahra Damus (Grüne) am Samstag. Budke sei wegen des von Innenminister Michael Stübgen (CDU) geplanten Abschiebedrehkreuzes – offiziell ist verharmlosend von einem Behördenzentrum die Rede – dort gewesen und habe gefragt, was aus dem Generalshotel werden solle. Man sagte ihr, dass es zwischen März und Mai abgerissen werden solle, um Platz für Regierungsmaschinen zu schaffen, die dort abgestellt werden sollen. Dass es plötzlich so schnell geschehen soll, sei mit einem Wasserschaden begründet worden. »Das ist ein bisschen an den Haaren herbeigezogen«, findet Damus. Sie kann sich nicht vorstellen, dass sich der Schaden nicht beheben lässt. »Ich sehe wirklich keinen Grund, das Gebäude abzureißen. Das ist ja nicht irgendeine Baracke.« An diesem Montag hätten die Grünen einen Besichtigungstermin, sagt die Abgeordnete.

Überleben würde das Generalshotel nach einem Abriss nur im Gedächtnis der Menschen, die es einmal betreten haben, und später in einer eigens angefertigten Dokumentation. Es seien alle Möglichkeiten geprüft worden, das Gebäude zu erhalten – auch die Variante, es an einen anderen Ort zu verschieben, versicherte im April 2012 der damalige brandenburgische Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD), als ihn der damalige Landtagsabgeordneten Gerd-Rüdiger Hoffmann (Linke) dazu befragte. Der Abriss sei »letztlich nicht zu vermeiden«, bedauerte Vogelsänger. Die Beseitigung sei am 15. September 2011 genehmigt worden – mit dem Planfeststellungsbeschluss zum Bau des neuen Hauptstadtflughafens BER[1]. Das von dem Architekten Georg Hell (1906-1986) entworfene Generalshotel stand ursprünglich einem Regierungsterminal am BER im Wege. Doch die Pläne haben sich zerschlagen. Das Bundesfinanzministerium bestätigte im vergangenen Jahr den Verzicht auf einen Neubau. Stattdessen soll ein übergangsweise verwendetes Terminal weiter benutzt werden. Das Generalshotel könnte also stehen bleiben.

»Das Gebäude gilt als bedeutendes Zeugnis der frühen Ostmoderne[2] in Brandenburg und ganz Ostdeutschland«, wie es Architekten, Universitätsprofessoren und Künstler in einem offenen Brief formulieren. Sie haben einen neuerlichen Versuch gestartet, den kulturfrevelhaften Abriss noch zu stoppen. Auch Abgeordnete der Linkspartei, der Grünen und der Freien Wähler aus Berlin und Brandenburg beteiligen sich an dieser Aktion. Sie richteten einen offenen Brief an Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD), Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Diese sollten den Abriss wenigstens aufschieben. Damit wäre dann Zeit gewonnen, um »über neue Konzepte für den Erhalt und die Nutzung ins Gespräch zu kommen«, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Brief.

Das Generalshotel habe Zeitgeschichte geschrieben und sei ein authentisches Objekt der Geschichte des Flughafens Schönefeld. Die »Deutsche Bauzeitung« hat es 2011 als das perfekte Denkmal beschrieben: »Historisch und architektonisch bedeutend, hochkarätig ausgestattet, kontinuierlich genutzt und ausgezeichnet erhalten.«

Neben hochwertiger Fassaden- und Eingangsgestaltung seien Kunstwerke und aufwändig gearbeitetes Originalinventar erhalten, wozu der Kunstschmied, Fotograf und Bildhauer Fritz Kühn (1910-1967) beigetragen habe. Nicht zufällig findet sich sein Sohn, der Metallbildhauer Achim Kühn, unter den Erstunterzeichnern des offenen Briefs. Achim Kühn habe 1967 nach dem plötzlichen und unerwarteten Tod seines Vaters dessen Werkstatt in Berlin übernommen, sie weitergeführt und dabei auch noch offene Aufträge seines Vaters erledigt. So erzählt es der 1974 geborene Enkel und Restaurator Tobias Kühn, der inzwischen mit seinem Vater in dieser Werkstatt tätig ist. »Grundsätzlich bin ich dafür, Architektur zu retten«, bestätigt Tobias Kühn, dass auch er das Anliegen des Offenen Briefes unterstützt.

Bis 2022 habe die Bundespolizei das Generalshotel genutzt. Mittlerweile stehe es leer, so steht es geschrieben. Die Villa werde von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung verwaltet. Die Unterzeichner des offenen Briefs betonen: »Klimaschutz und Nachhaltigkeit haben im Bausektor inzwischen hohe Priorität. Intakte Gebäude sollten erhalten werden. Denkmal- und Klimaschutz gehen hier Hand in Hand.«

Dieser Ansicht sind auch die Erstunterzeichner Andreas Rieger und Theresa Keilhacker, Präsident beziehungsweise Präsidentin der brandenburgischen und der Berliner Architektenkammer. Die beiden vertreten das auch an anderer Stelle, beispielsweise in ihren Bemühungen, den ebenfalls dem Abriss geweihten Potsdamer Wohn- und Geschäftskomplex Staudenhof doch noch zu retten – mit dem gleichen Argument wie auch im Fall des Generalshotels.

Auch der Bundestagsabgeordnete Gregor Gysi und Berlins einstiger Kultursenator Thomas Flierl (beide Linke) sowie Brandenburgs ehemaliger Verkehrsminister Reinhold Dellmann (SPD) gehören zu den Erstunterzeichnern. Der Berliner Senat, die brandenburgische Landesregierung und die Flughafengesellschaft seien aufgefordert, sich für die Rettung des Generalshotels einzusetzen, schließt der Appell.

https://www.nd-aktuell.de/artikel/11718 ... tion=print

Links:
https://www.nd-aktuell.de/artikel/11697 ... l?sstr=Schönefeld
https://www.nd-aktuell.de/artikel/11289 ... Ostmoderne

-- Hinzugefügt: 4/4/2023, 15:00 --

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 Betreff des Beitrags: Re: Lost Place: Generalshotel in Berlin-Schönefeld
BeitragVerfasst: 4. April 2023 19:22 
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Das ist immer schwierig, so schön ich alte Gebäude (aber auch Lost Places) finde: Wenn man kein vernünftiges Nutzungskonzept oder einen Enthusiasten mit großen finaziellen Reserven findet, dann kann man aus meiner Sicht nicht alles erhalten.


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