Moin!
Kaliningrad nur mit Visum, dauert ca. 4-6 Wochen, oft zu beziehen über örtliche Geschäfte für russische Feinkost, die sowas nebenbei mit erledigen oder russische Reisebüros. Botschaft oder ähnliches dauert länger und ist teurer. Mit Geld geht's schneller. Bloß keine Einladung von Privatpersonen organisieren, die müssen dann nachweisen, dich beköstigen zu können, d.h. Hose runter komplett... das ist ein Heidenaufwand für den "Gastgeber". Ebenso Geschäftsreisevisa meiden... Touristenvisum geht schlichtweg schneller und einfacher. Es gibt sowas wie "Doppelvisa" ("Transitvisa"?), mit denen man 2x ein- und ausreisen kann, die sind billiger, als zwei Einzelvisa. Für uns (Tallin/Baltikum war das Ziel) war das nicht lukrativ, weil der Zeitraum zwischen den beiden Ein-/Ausreisen zu klein war. Weiter, als bis zu diesem Planungsstadium sind wird nicht gekommen, denn wir haben uns entschieden, Kaliningrad nicht zu besuchen. Ein Kumpel war vorletztes Jahr dort und hat uns abgeraten. Erstens gibt es da nix zu sehen, außer "Grau"... also die Farbe meine ich. Zweitens kann man 2km hinter der Grenze auf die erste "Kontrolle" warten, wofür man dann bezahlt, ist doch eigentlich auch egal. Drittens lohnen die Ausgaben (Visa, "Strafe") nicht und stehen in keinem Verhältnis zum Spritgeld der Umfahrung, sollte man eh weiter ins Baltikum wollen. Außerdem muss man sich in Russland am Ort des Aufenthaltes behördlich registrieren - sonst gibt's ggf. Ärger bei der Ausreise. Normalerweise erledigt das das Hotel - als Umherreisender hat man da schnell ein Problem. Besagter Kumpel spricht fließend Russisch und ist der Mentalität gegenüber sehr positiv eingestellt bzw. nicht "fremd" im Land... die haben einen ganzen Tag ihres Urlaubes lang versucht, ihr Stempelchen zu kriegen - und letztlich an der Grenze einen Schein mehr draufgelegt, dass über das Fehlen desselben hinweggesehen wird.
Polen ist grundsätzlich sehr schön, die gesamte Küstenlandschaft ist reizvoll. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass vor Allem die älteren Menschen sehr nett und hilfsbereit sind, während die Leute von 55 Jahren abwärts (bis ganz runter) teils recht hochnäsig/arrogant wirken bzw. einen die nichtmal mit dem Arsch angucken. Teils wurden man von polnischen Touristen als Touristen erkannt und irgendwas gefragt. Auf die in Landessprache vorgetragene Entschuldigung, dass man der Sprache leider nicht weiter mächtig ist, folgte die 180°-Drehung der gesamten Sippe auf dem Absatz ohne einen weiteren Ton auf den Lippen. Leider haben wir das mehrfach so erlebt... im Gegensatz eben zu vor Allem älteren Dorfbewohnern, die man problemlos nach dem Weg fragen kann - auch mit Deutsch/(Englisch)/Händenfüßen, wenn man vorher artig sein Sprüchlein aufgesagt hat, dass das Polnische so 'ne Sache ist. Jüngere Leute sind leider ebenso nicht unbedingt kontaktfreudig gewesen. Wir trafen ein Pärchen, das neben uns wild gecampt hatte mit Aufklebern diverser Reggae-Festivals auf'm Auto - Reggae lief bei uns im Autoradio und ich hatte sogar eigene CDs zum Verschenken eingepackt. Dazu kam es nicht, die haben ihr Bier getrunken, wir unseres und gut - 5m voneinander entfernt. Schade, sehr schade. Auch in Posen im "Studentenviertel" sind wir nach 20min warten auf die Bedienung wieder abgezogen. Dort hatte ich nach etwas Wartezeit (ich hatte es eilig) höflich an der Theke auf Polnisch nach Deutsch/Englisch/Französisch gefragt... nix. Okay, dann eben ohne zu fragen auf's Klo und erst anschließend im Biergarten noch ne Cola (normalerweise hätte ich aus Gründen des Anstands *erst* bestellt und *dann* die Toilette aufgesucht), aber denkste. Die anderen Tische wurden bedient, wir nicht. Gut, dann eben nicht. Anders auf Hel: Dort trafen wir junge Leute, die im Ausland arbeiteten und nur auf "Heimaturlaub" waren... viele Polen arbeiten in England oder Holland. Wer mal aus seinem Nest weggekommen ist, ist automatisch irgendwie offener... diese Begegnung war jedenfalls sehr nett. Alkohol (auch ein Bierchen) auf offener Straße ist anscheinend verboten - ich fragte zwar einen Zeltplatzwart mal danach, aber der wusste von nix und fand sowas absurd (wie ich auch), die Ninja-Turtles auf Hel sahen das aber anders. Trotzdem ließen sie uns ziehen, nachdem wir denen erklärt hatten, dass wir uns schlichtweg des Verbots nicht bewusst waren und uns sogar rückversichert hatten.
Freies Campieren ist grundsätzlich kein Problem, wenn man einen Stellplatz findet. Merke: Jeder, aber auch wirklich jeder noch so beschissene Feldweg führt zu einem Haus - das nervt gewaltig. Die Versorgungslage ist zu gut - überall Lidl, Kaufland, Netto, ... die richtigen Dorf-Skleps muss man suchen! Dort erklärt einem der nette Opa nebenan auch ungefragt auf Deutsch die Fischtheke, wenn er das Rätselraten mitkriegt. Was wir leider nicht geschafft haben, ist eine Übernachtung in einem Bauernhof. "Wolne pokoje" steht da überall dran, "Zimmer zu vermieten". Wir wollten das gerne mal probieren, so richtig auf'm Land... leider hat die Zeit nicht mehr gereicht. Bei den Bauern auf dem Land kann man auch wunderbar frisches Obst und Gemüse kaufen, preiswert und gut.
Landschaftlich zu empfehlen sind die Dünen von Leba und natürlich Gdansk. Das gerne so hervorgehobene Sopot kann man sich sparen: da ist Schickimicki-Ballermann am Strand angesagt und man muss aufpassen, dass man nicht über irgendeine minderjährige Alkoholleiche stolpert oder in Glasscherben tritt. In Gdansk unbedingt abends losgehen, die Altstadt ist wunderschön beleuchtet und abends sind weniger Touris am Start. Östlich von Gdansk ist ein Zeltplatz, wo man gut stehen kann, der hat eine Straßenbahnanbindung in die Stadt. Die Straßenbahn ist ein Erlebnis, allerdings muss man gucken, dass man die letzte zurück noch erwischt. Für Malbrok sollte man sich (ohne An- und Abreise!) einen ganzen Tag Zeit nehmen, sofern man das sehen will.
Wichtig: Beim Fahren besonders aufmerksame Beobachtung des Verkehrs - die Polen fahren, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Die Schilder "Straßenschäden, 40km/h" kommen üblicherweise 5km zu spät und statt 40 wäre dann auch eher 20 angesagt. Solche Straßenschäden tauchen mitunter sehr plötzlich auf, so dass es gut und gerne mal zum buchstäblichen Ankern (ggf. des Vorausfahrenden!) kommen kann. Probleme mit Diebstahl hatten wir absolut keine, obwohl mit Risikofahrzeug (T4) unterwegs. Manchmal hatte ich ein komisches Bauchgefühl, aber was sagt das schon aus. Letztlich haben *wir* in Polen noch was mitgehen lassen... fällt aber eher unter Dumme-Jungen-Streich...

Polen ist schön, aber wenn's eh weiter gehen soll... Die grüne Grenze Polens zu Kaliningrad ist mit Vorsicht zu genießen, siehe Internetseite des Auswärtigen Amtes dazu. Am Grenzübergang Polen/Litauen gibt's nen Kulturschock: glatte, asphaltierte Straßen, Fahrbahnmarkierungen, kein Müll neben der Straße. Und die Leute sprechen mindestens englisch, teils auch ganz gut deutsch. Klaipeda haben wir aus Zeitgründen nur gestreift, wir sind am Nationalfeiertag dort eingeschlagen und haben uns gewundert... 20 Uhr überall Glockenleuten, fröhliche Leute und: die *singen*... ALLE! Die Halbinsel Neringa ist nett. Man kommt mit der Fähre rüber, zahlt aber für die Insel nochmal Maut. Die Dünen ganz im Süden sind nett, es gibt da auch hübsche Wanderpfade. Man kann Angellizenzen tageweise erwerben... am Bankschalter. Die Tageslizenz kostet umgerechnet 1,50 Euro oder so, die Bank nimmt für die Bareinzahlung jedenfalls mehr Gebühren, als das Angeln an einem Tag kostet - Wochenkarte ist sinnvoller. Man sollte beachten, dass Neringa Naturschutzgebiet ist. Die Halbinsel ist allerdings (außer man will nur baden, entspannen, angeln) auch in 2, höchstens 3 Tagen durch. Ich würde mir Litauen und auch Lettland nochmal ansehen, wir haben damals größtenteils Estland besucht und die anderen beiden baltischen Länder nur im Transit gestreift.
Noch besser als in Litauen wird's in Lettlannd. Wir haben spät abends an der Bundesstraße nach Riga eine Tramperin unterwegs aufgesammelt und die 60km bis Riga nach Hause geschafft. Bis vor die Haustür, die Randbezirke Rigas sind bei Nacht ein eigenes Kapitel. Dafür lud sie uns zum Nachtmahl ein und ich konnte duschen. Eine sehr sehr nette Bekanntschaft jedenfalls. Riga selbst haben wir auf der Rückreise noch angesehen. Es gibt einen Zeltplatz auf der Insel zwischen Alt- und Neustadt... ohne Schatten, aber sonst ganz in Ordnung. Von da ab gibt es sehr preiswert eine Stadtrundfahrt per Bus mit deutschem Audioguide... dauert ca. 2 Stunden (vertretbar), man wird zum Schluss mitten in der Altstadt rausgelassen und hat schonmal nen sehr guten Überblick, was man dann zu Fuß erkunden will - sehr zu empfehlen! Ebenso die Markthallen von Riga, die sind ein Erlebnis für sich! Außerhalb der Markthallen gibt es einen Budenmarkt... je weiter man von den Hallen weggeht, sollte man aber eine gewisse Gemütsruhe und innere Festigkeit mitbringen - wir haben den Markt als Abschluss besucht und sind direkt von Riga nach Süden Richtung Heimat gefahren, haben aber bestimmt 3 Stunden nicht gesprochen. Armut kann schlimm sein, auch wenn die Rigaer Altstadt noch so schön restauriert ist. Grundsätzlich sinkt der Wohlstand und steigt die Armut von Estland über Lettland nach Litauen. Das merkt man und das sieht man.
Estland ist absolute Sahne! Wenn das nicht zu weit ist: uneingeschränkte Empfehlung! Ansonsten gilt in allen 3 baltischen Ländern: die Russischkenntnisse sollte man nur hervorholen, wenn man wirklich sicher ist, dass man vor einem Russen steht. Sonst lieber deutsch/englisch und am besten - für mich ist das selbstverständlich - ein paar einleitende Worte/Begrüßung in der Landessprache. Aber auch die Russen im Land können sehr nett sein - Menschen gibt es eben immer solche und solche.
Ach ja: Freunde älterer Fahrzeuge müssen suchen... das durchschnittliche Fahrzeugalter schien mir bedeutend niedriger, als zu Hause. Wenn Damenbegleitung: Einkaufen in Polen kann man vergessen, denn H&M, Orsay, NewYorker und wie sie alle heißen gibt es hier wie da. Viel besser ist da Lettland: Preise niedrig bis moderat, keine Stangenware, die man hier auch kriegt, viele kleine Lädchen. Da kann Mann sich entspannt auf den Schaufenstersims setzen und Postkarten schreiben, während Madame den Laden umkrempelt. Falls ein Bierchen dabei zum Wohlbefinden beiträgt, sollte man vorher einen Bäcker besuchen und die Papiertüte anschließend zweckentfremden...
