Kleine Kunde zu Radial-WellendichtringenRadial-Wellendichtringe (RWDR) dienen zur Abdichtung rotierender Wellen gegen das Gehäuse. Eine Sonderanwendung ist die Abdichtung der Teleskopgabel von Motorrädern.
Sie werden nach ihrem Erfinder umgangssprachlich auch als .Simmerringe. bezeichnet.
1. Aufbau und BezeichnungRWDR unterscheiden sich durch Abmaße, Material und Bauform. Die Bezeichnung der letzteren variiert je nach Hersteller. Als Referenz hierzu soll die Bezeichnung der Bauformen der RWDR des bekannten Herstellers Simrit/Freudenberg (
http://www.simrit.de) dienen.
Aufbau und Bauformen
Abb.1
BA-Ring im Schnitt
(1) Metallring
(2) Dichtlippe
(3) Wurmfeder
(d) Innendurchmesser (Welle)
(D) Außendurchmesser (Gehäuse)
(b) Höhe
Die Bauform
BA (Abb.1) ist die typischste. Die .offene. Seite (mit der Wurmfeder) zeigt beim Einbau zur Druck- bzw. Flüssigkeitsseite, gegen die abgedichtet wird. Andernfalls wird die Lippe nicht an- sondern wt die Dichtwirkung verloren geht.
Die Abmaße des RWDR werden in der Form
d x D x b angegeben, bzw.
d . D . b. Die Bauform wird als Nachsatz angegeben (zumindest, wenn sie sich von der Standardbauform
BA unterscheidet), zusätzlich das Material der Ummantelung.
Beispiel: RWDR
25x35x7 BASL NBR, wie in Abb.2 (Abtrieb EM250 mit optionaler Staublippe)

Abb.2
BASL-Ring
(4) Staublippe
Die Bauform
BASL (Abb.2) unterscheidet sich von
BA durch eine zusätzliche Abstreif- bzw. Staublippe für die Welle, die einen besonderen Schutz vor eindringendem Schmutz gewährleistet. Umgangssprachlich werden solche RWDR als .doppellippig. bezeichnet.

Abb.3
BABSL-Ring
(41) erhöhte Staublippe
(b1) Gesamthöhe mit Staublippe
Die Bauform
BABSL (Abb.3) ist wie
BASL aufgebaut, wobei jedoch der innere Metallring (1), Abb.1 zur Versteifung des Rings wesentlich näher an die Welle ragt. Daraus resultiert eine erhöhte Staublippe (41), die unter Umständen äußeres Erkennungsmerkmal des
BABSL ist. RWDR dieser Bauform sind für besonders hohe Druckbelastungen ausgelegt.
Die Höhe mit Staublippe schlägt sich in der Angabe der Abmaße nieder, z.B.
d x D x b / b1 oder
d x D x b ( b1 ).
MaterialDie Ummantelung von RWDR besteht aus Kautschuk (Polymere).
Nennenswert sind hier insbesondere zwei Materialien, NBR und FPM bzw. FKM (auch als Viton bekannt).
-
NBR (Nitrilkautschuk) weist hohe Elastizität und hohe Beständigkeit gegenüber Ölen auf. Die Quellbeständigkeit insbesondere gegenüber Superkraftstoffen ist mäßig.
-
FPM (Fluorkautschuk) steht im Hinblick auf die mechanische Belastbarkeit NBR nach, zeichnet sich aber durch die hohe Resistenz gegen Kraftstoffe mit hoher Oktanzahl wie Super Benzin aus.
In diesem Sinne ist die Verwendung von RWDR aus FPM bei Kontakt zu Kraftstoff (Abdichtung des Kurbeltriebs) gegenüber NBR zu bevorzugen, während sich bei der Teleskopgabel der Einsatz von RWDR aus NBR empfiehlt.
2. RWDR in der Telegabel mit Durchmesser 35mmObwohl allgemein üblich, ist die Anwendung von RWDR in der Telegabel kritisch zu betrachten, da hier die Belastung nicht radial, sondern axial erfolgt.
In diesem Sinne ist eine geeignete Bauform zu wählen.
In der DDR wurden RWDR des Typs
D35x47x7 S1 nach TGL 16454 für sämtliche Fahrzeuge mit der Telegabel mit Durchmesser von 35mm des Führungsholms verbaut (Beachte: tatsächlich S1 und nicht St, wie in diversen Ersatzteillisten im World Wide Web gelistet).
Soweit bekannt, entsprechen diese der Bauform
BASL, wobei S1 eine extra versteifte Abstreiflippe bezeichnet. Sie übernimmt hier eine Stützfunktion und dient nicht allein dazu, Schmutz fernzuhalten.

Abb.4 RWDR
D35x47x7 S1
Abb.5
D35x47x7 S1 im eingebauten Zustand
Bei den Nachwendemodellen, insbesondere denen mit der Motorisierung von Rotax, wurde die Telegabel mit
BABSL-Ringen ausgerüstet, wie Abb.3.
Abb.6 RWDR
35x47x7/9 BABSL im eingebauten Zustand
Simrit/Freudenberg bestätigt, dass i.a. nur mit dem Einsatz der BauforL[/i] eine zuverlässige Abdichtung der Telegabel erwartet werden kann.
Ungeachtet dessen werden im Ersatzteilhandel für MZ Gabeldichtringe angeboten, die zwar eine erhöhte Abstreiflippe besitzen, aber anscheinend nicht von der Bauform
BABSL sind. Die Erhöhung der Abstreiflippe allein gewährleistet keine ausreichende Tragfunktion. Dieser Ring ist in Abb.7 und 8 zu sehen.

Abb.7 RWDR
35x47x7/12, Hersteller TCK

Abb.8
35x47x7/12 im eingebauten Zustand
Es empfiehlt sich also, beim Kauf darauf zu achten, dass es sich um
BABSL-RWDR handelt.
Leider kann die Bauform oft nicht unbedingt benannt werden oder ist nicht ersichtlich.
Daher sollte man gezielt nach Gabeldichtringsätzen für die Rotax-MZ oder alternativ bei Marken mit Modellen mit gleichen Abmaßen der Gabeldichtringe (z.B. BMW und Moto Guzzi) suchen.
Entsprechende Gabelring-Sätze werden z.B. von den Herstellern Ariete und P&W angeboten.
3. Montagehinweise Frühzeitiger Ausfall von RWDR kann von Montagefehlern herrühren. Hier ist auf eine ausreichende Initialschmierung zu achten.
Vor der Montage sollte die Dichtlippe mit Montagepaste behandelt werden (z.B. MoS2-haltiges Fett), behelfsmäßig Öl (Getriebe- oder Gabelöl).
Bei doppellippigen RWDR sollte in den Raum zwischen Dicht- und Abstreiflippe ebenso Montagefett eingebracht werden.
Beim Einsetzen der RWDR ist darauf zu achten, dass sie nicht durch evtl. Grate beschädigt werden können. Sie sind vorsichtig gleichmäßig einzudrücken, wobei keinesfalls gegen die Dicht- oder Staublippe gedrückt werden darf.
Sollte sich dabei die Wurmfeder lösen, ist sie spannungsfrei (d.h. nicht in sich verdreht) wieder einzusetzen. Sicherer ist es, einen solchen RWDR nicht mehr zu verwenden.
Alle Angaben ohne Gewähr.