Hallo, vielleicht interessiert sich der ein oder andere auch dafür, was in einem Simsonmotor so alles steckt und was dort für Veränderungen möglich sind.
Wer beim Wort Tuning jetzt an Pfusch und Verschwendung der immer seltener werdenden Materie aus alten Tagen denkt, möge bitte weiter blättern
Also ich wollte euch mal einen kleinen Einblick geben, was ich so in meiner Freizeit an diesen Simson Mopeds schraube, genauer genommen mein derzeitiges Projekt.
Dazu wollte ich einen vorhin veröffentlichen Einblick einfach hierrein kopieren, doch zunächst ein paar Fakten zum Verständnis.
ZT Tuning und RZT sind Firmen die Tuningteile für die Simson und MZ verkaufen. Zylinder größerer Bohrung, Kurbelwellen mit anderem Pleul, Hub, Lager etc... Fremdkolben und so weiter.
Das Simsongetriebe der letzten Baureihe war ein Ziehkeilgetriebe, das heißt eine Hohlwelle mit vielen Löchern und Kugeln beinhaltet diesen Keil, eine Stange mit Verdickung. Drückt man auf den Ganghebel, wird der Ziehkeil bewegt und die Verdickung drückt die Kugeln aus dem Loch, welche in ein Zahnrad greifen, somit ist die Kraftübertragung gegeben und ein Gang eingelegt.
Gut. Noch sei gesagt das mein Gefährt TÜV hat und dieser Motorumbau vom TÜVer begleitet wurde und zeitnah eingetragen wird, natürlich ist ein ordentliches Fahrwerk vorhanden. (Suzuki RG80 Scheibenbremse etc)
Das Gehäuse wurde gefunden, ein U-bootmotor - umgangssprachlich für einen Motor dessen Innereien unter Wasser standen. 50ccm und 3 Gänge, hier sollen um genau zu sein 98ccm werkeln mit 5 Gang Getriebe von ZT (von mir modifiziert), Nadelgelagerter Schaltwalze auf verschraubtem Schaltwalzenbolzen, doppelreihigem Kupplungswellenlager und gerade verzahntem S70 Primär, in dessem eine 6 Lamellenkupplung die Kraft übertragen soll.
Der Zylinder war ein lumpiger 50er von FEZ, Vinni hat ihn ausgedreht und mit passender Buchse an mich versendet.
http://www.directupload.net/file/d/3847/m5vvo7a6_jpg.htmDie Bohrung wird mal 50mm betragen, der Außendurchmesser ist 55mm.
Das Gehäuse wurde auf 55,5mm aufgespindelt, der Durchbruch auf der Kupplungsseite wird umgänglich mit JB Weld verklebt, der stärkste Kleber der USA
Die vorderen beiden Stehbolzen bestehen aus M8 Gewindestange, denn die geplanten Nebenauslässe werden zur Stehbolzenbohrung durchbrechen und den Stehbolzen an sich mit als Kanal nutzen.
Die Buchse ist fertig, man sieht, es wird ein 2 Kanal Zylinder mit viel Spülfläche, der Einlass hat einen Steg erhalten, der Auslass hat auf beiden Seiten einen Gehilfen, das Altgas abzutransportieren.
Durch den großen Hub von 50mm rutscht der Einlass soweit nach oben das die Oberkante knapp auf Überströmerunterkantenhöhe ist, will man jetzt kein schmales Rechteck als einlass haben, oder aber eine doofe Kante wegen der Buchse, muss der Einlass soweit hochgezogen werden mit Steg, damit die Einlassfläche nicht unsinnig groß wird. Nebenbei hat der Kolben eine Führung und kann nicht in den Einlass kippeln.
Die Buchse wurde in den Kühlkörper gelassen, die provisorisch befestigten Stehbolzen hindern die Buchse daran einen Absatz zu bilden wenn das Metall sich beim abkühlen zusammenzieht. Es wäre nämlich doof wenn sich die Buchse beim ersten mal fahren nochmals absetzt. Nach ein paar Spielereien...
...mit dem Brenner, kann man sagen das die Spülung nicht gar so falsch ausgerichtet ist. Auf den Fotos blickt man von oben in die Buchse,, der Brenner ist in die Kanaltasche gerichtet, die blaue Flamme zeigt den Weg, den später das Gemisch einschlagen wird im Betrieb.
Der erste teure Kleinscheiß ist eingetroffen, der verschraubbare Schaltwalzenbolzen und das verstärkte/doppelreihige Kupplungswellenlager.
Man sieht im Gehäuse die 2 Montagebohrungen für das Stück Flachstahl, welches später das Lager in seinen Sitz drücken wird, im 3. Bild sieht man es im verbauten Zustand.
Das dickere Lager sorgt dafür das die Welle sich weniger durchbiegt oder gar bricht, noch dazu wird das kleine 6000er Lager etwas entlastet welches auf der anderen Getriebeseite sitzt. Bild 3 zeigt noch die Nadelgelagerte Schaltwalze, welche saubereres Schalten ermöglichen soll, welch Luxus.
Nun folgt das Getriebe, da mein vorheriges 5 Gang von ZT nach 1000 km die Hufe hoch gemacht hat habe ich an den Schwachstellen nachgebessert. Die Getriebekugeln wurden gegen wesentlich härtere Getauscht, der Ziehkeil ist von Ronge, induktiv gehärtet für den Renneinsatz. Die Ausgleichsscheiben vom 1. und 5. Gang, also jeweils außen am Sprengring anliegend sind von ZT nicht ehärtet, dies ermöglicht ein kippeln der Zahnräder wodurch sich diese Scheiben mangels härte pilzförmig aufbauen und ein Einlegen des 1. Ganges unmöglich machen, noch dazu die Losradwelle beschädigen und die Kugeln pyramidenförmig bearbeiten bis ein schalten unmöglich wird, habe ich alles durch gehabt. Daher diese veränderungen.
Der Kühlschrank hat seine wahre Berufung gefunden
und kühlt die 230€ teure RZT Langhub Kurbelwelle, damit ich easy die Lager draufgleiten lassen kann. Die Welle hat ein 90er Pleul (original 85mm) und ist insgesamt 1mm breiter als original, dadurch hat sie mehr Masse, ist mehr gewuchtet, ermöglicht der Kurbelkammer weniger Totraum und läuft vibrationsärmer. Nicht zuletzt wegen dem um etwa 15% leichterem Pleul. Alles in allem HALTBARER, untengeführt ist sie auch noch..
Die Welle ist in ihrem Bestimmungsort
und das Getriebe auch
und perfekt ausgeglichen
Insgesamt musste ich den Motor 4 mal trennen bis die Kurbelwelle mittig im Gehäuse lief, dazu musste der Lageraußenring primärseitig um 0,4mm abgedreht werden und eine dickere Gehäusemitteldichtung verbaut werden.
Noch dazu war anfangs das Getriebe verspannt was jedoch durch verschiedene Distanzscheiben und der dickeren Mitteldichtung behoben werden konnte.
Blick auf die Primärseite noch ohne Halteblech des Stützlagers
Der Reso-Primär mit gerader Verzahnung, doppelter (8) Vernietung und Bohrungen zur Erleichterung wird eingesetzt. Der Primärtrieb muss 4,5mm an der Hinterseite abgedreht werden um den Platzverbrauch des verstärkten Lagers auszugleichen. Die Anlaufscheibe entfällt dabei.
Die Kupplung
Der U-Bootmotor hatte natürlich nur DDR Teile an bord, so auch einen Kupplungsmitnehmer welcher härteres Material besitzt als die heute käuflich erwerbbaren. Perfekt geeignet zum bau einer 6 Lamellenkupplung.
Um so viele Reibscheiben und Beläge unter zu bekommen muss man sich Platz schaffen, dazu wird der Mitnehmer an der Sprengringnut und der Tellerfederaufnahme um jeweils 1,5mm geweitet.
Von Schwächung des Materials kann man hier nicht reden, es wird eine 1,5mm Tellerfeder verbaut wie sie auch in der originalen S51 Verwendung fand. Wer hat eine Tellerfeder schonmal nachgemessen? Ich habe es getan, sie war nur 1,43mm stark. Aber das macht nix, später habe ich eine Kupplung die noch meine Enkel fahren könnten, so wenig Abrieb wird sie haben und so leicht wird sie zu ziehen gehen.
Von ZT habe ich mir Tuningreibscheiben und Beläge gekauft.
Laut dieser Rechnung wird das auch alles in den Mitnehmer passen:
originale Reibscheiben: 1mm dick x 3
originale Beläge: 3mm dick x 4
Ergibt 15mm dicke, die ein originales Kupplungspaket einnimmt.
Meine Kupplung:
Tuningbelag: 2,5mm dick x 6
Tuningreibscheibe: 0,6mm dick x 5
Ergibt 18mm, das sind 3mm mehr wie original, jedoch habe ich ja den Mitnehmer bearbeitet und 2x 1,5mm Platz geschaffen. Differenz ausgeglichen!
Vielleicht wird ja jemand mal auf diese Anleitung zurück greifen
DER MOTOR
ist nun bereit für den Zylinder, wegen dem 90er Pleul muss der Zylinder eine 0,5cm dicke Distanz erhalten
wärend der Zylinder vom schleifen wiederkommt
und montiert wird mit Barikit 2 Ring Kolben
hubs..Kolben vergessen.. :rotwerd:
da isser
der Auslass
die Überströmer linsen durch
und öffnen auch vollständig
Keine Angst um den Kolben, der wurde leicht angerauht um schnell eine kleine isolierende Kohleschicht zu bekommen. Für das eigene befinden, kann jeder machen wie er will! :thumbsup:
Nun noch den 3 gang Deckel montieren
Die erste Testfahrt war vielversprechend..
https://www.youtube.com/watch?v=lVsyyARv9CQ100km alte IRIS Kette zerfuckt..
Noch kurz zu den Anbauteilen, dann halt ich auch schon meinen Mund
ZT 21mm Vergaser in Serienoptik
ZT AOA3 mit Doppelrohrschalldämpfer
Vape 2 (also die alte serienmäßige oder so ?( )
und Tom, der Fahrer, also ich, naja ihr wisst schon.