NachbereitungWie kommt man eigentlich darauf nach Nicaragua zu reisen? Vor gut einem Jahr wurde ich von einem Freund, der schon mehrere Reisen in Süd- und Mittelamerika hinter sich hat, gefragt, ob ich Lust hätte mit ihm gemeinsam für eine längere Zeit nach Nicaragua zu fahren. Da ich natürlich berufstätig bin, ist es auch mir nicht so einfach möglich, dass mal eben so zu machen. Also habe ich entsprechend Urlaub und Überstunden angespart und meinen Chef und Kollegen rechtzeitig informiert.
Dann kam es aber so, dass auch meine Frau Interesse hatte und ein weiterer gemeinsamer Freund sich ebenfalls anschloss. Damit war die kleine Reisegruppe gegründet und wir haben im gesamten letzten Jahr monatlich einen Nicaraguastammtisch beim italiener um die Ecke durchgeführt, um uns auf das Land und unser Vorhaben vorzubereiten.
Zwischenzeitlich wurde die Gruppe mal größer, weil sich mehr Interessenten meldeten, die aber dann letztendlich doch wieder abgesprungen sind. Ihr kennt das ja sicher auch, welche Probleme in einer Gruppe auf so einer Reise auftreten können, auch wenn man gut miteinander befreundet ist.
Wir haben von Anfang an offen miteinander über mögliche Schwierigkeiten, die unter uns auftreten könnten, kommuniziert. Es ist natürlich eine ganz andere Situation auch wenn man sich gut kennt, wenn man plötzlich wochenlang von morgens bis abends zusammen ist.
Eine ganz wichtige Entscheidung war für uns, dass wir vom ersten Tag an eine gemeinsame Kasse für alle Ausgaben wie Übernachtung, Essen, das Bier am Abend usw. hatten. Einer in unserer Gruppe war quasi der „Finanzminister".
Es war uns egal, ob einer mal ein Bier mehr trinkt als der andere oder sein Essen vielleicht etwas teurer ist als das eigene. Dafür isst man dann auch mal ein Eis oder kauft sich Obst wenn der andere das nicht macht.
Das war bei allen unseren Unternehmungen eine ganz wichtige Entscheidung, wie sich herausgestellt hat. Wir haben nie, an keinem Tag, uns mit der Hin- und Herrechnerei von Geldbeträgen beschäftigt. Selbst als unser „Finanzminister“ mal unglücklicherweise im Eifer des Gefechtes abends an einer Busstation seine Geldbörse mit Visacard und 250 Dollar Gemeinschaftsgeld verloren hatte, haben wir zusammengehalten und den Schaden durch 4 geteilt. So war der Schaden für jeden überschaubar und der "Pechvogel" wurde nicht unnötig belastet. Die Visacard haben wir augenblicklich per Notfallnummer sperren lassen. Wenn die Kasse leer war, wurde sie von jedem wieder mit gleich hohem Betrag aufgefüllt.
Die zweite wichtige Entscheidung war, dass jeder, ohne nähere Erklärungen abgeben zu müssen, jederzeit die Möglichkeit hatte auch mal allein etwas zu unternehmen. Diese beiden Vereinbarungen wurden zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt. Ganz im Gegenteil, die haben uns sogar enger zusammenrücken lassen. in den ganzen Wochen kam es nie zu irgendeiner schwierigen Stimmung. "Einer für alle, Alle für einen."
Ich würde das jederzeit wieder genauso handhaben.
Da sich bei solch einer Reise für manch einen, der so etwas auch gerne mal machen möchte, vielleicht die Frage stellt:
a) Welche formalen Reisevorbereitungen sind notwendig?
b) Was sollte man in seinen Rucksack packen? und
c) Mit welchen Kosten ist zu rechnen?kann ich auch dazu gerne Auskunft geben.
Reisevorbereitung:Da es heutzutage kein Problem mehr ist (Internet) an aktuelle Informationen zu kommen, empfiehlt es sich die „Aktuellen Reisewarnungen und Sicherheitshinweise“ auf der Website des
Auswärtigen Amtes öfter mal zu lesen.
Die derzeit möglichen Infektionskrankheiten mit dem Zikavirus muss jeder selbst beurteilen. Bei schwangeren Frauen wird wegen möglicher Mißbildungen des Fötus derzeit abgeraten, in die betroffenen Länder zu reisen.
Ansonsten braucht man neben einer Tetanusimpfung auch eine Impfung gegen Hepatitis A und B. Das sind zwei Impfungen, die spätestens ca. 6 Wochen vor der Reise erledigt sein sollten.
Eine Malariaprophylaxe haben wir nur in Form einer „Standby-Therapie“ vorgenommen. Das bedeutet, dass man vorsorglich Medikamente dabei hat, die eingenommen werden, sobald Malariasymptome auftreten.
In der „Bordapotheke“ waren ansonsten noch: Mückenspray, eine Jodsalbe zur Wunddesinfektion, Pflaster und Verbandszeug, Pinzette, Nagelschere, Tabletten gegen Durchfallerkrankungen, Schmerztabletten und natürlich ein Breitbandantibiotikum für ganz schlimme Fälle.
Was sollte im Rucksack dabei sein?Ideal ist ein 80 ltr. Rucksack z.B. von der Firma Deuter o.ä. Wichtig ist, dass der Rucksack kein hohes Eigengewicht hat, über ein stabiles, verstellbares und gepolstertes Rückenelement verfügt, die Gurte und Gurtschlösser ebenfalls verstellbar und so stabil sind, dass die nicht gleich auseinanderbrechen, wenn man da mal drauftritt. Der Rucksack sollte von seinen äußeren Abmessungen stramm zu packen sein. Besser einen kleineren nehmen, als man eigentlich vorhat. Das hilft ungemein dabei, auch wirklich nur das Wichtigste mitzunehmen. Wichtig ist natürlich auch ein gültiger Reisepass und die notwendigen Reisedokumente (Flugticket etc.)
Da ich von meinen 4 Jakobswegen der letzten Jahre schon Erfahrungen sammeln konnte, was man wirklich benötigt, wenn man wochenlang mit dem Rucksack unterwegs ist, schreibe ich Euch anbei mal meine Packliste auf.
Grundsätzlich empfiehlt es sich Funktionskleidung (riecht bei längerem Tragen nicht so schnell und trocknet sehr gut) zu tragen. Muss aber nicht sein:
- 1 leichter Schlafsack
- 2 Trekkinghosen (eine, die sich auch zu einer kurzen Hose ´umbauen´ lässt)
- 1 Gürtel
- 3 Unterhosen und 1 Badehose
- 2 Kurzarm und 1 Langarm-T-Shirt
- 2 Kurzarmhemden (bügelfrei)
- 1 leichte Jacke
- 1 Regenponcho oder kleinen Regenschirm
- 2 Paar Wandersocken
- 1 Paar knöchelhohe bequeme Bergstiefel
- 1 Paar Sandalen
- 1 Moskitonetz für den Schlafsack (hab ich nur 1x gebraucht)
- 1 Kompass (hab ich nie gebraucht)
- 1 Taschenmesser
- 1 Rolle Klopapier (man weiß ja nie!!, Wundabdeckung, Nase putzen etc.)
- 1 einfache Halbliter Plastikflasche für Wasser
- 1 Waschseife zum Wäschewaschen (tägliche Handwäsche ist angesagt)
- 1 Kulturbeutel mit den üblichen Utensilien und Sonnenschutz
- 1 Funktionshandtuch zum Abtrocknen und für den Strand
- 1 Kopfbedeckung
- Fotoapparat und Taschenlampe
- was zu lesen (am besten ein E-Book wegen des Gewichtes)
- Reiseliteratur
- Landkarte und/oder GPS-Karte auf dem Smartphone,
- kleines Wörterbuch
- 5m Paketschnur und 10 Sicherheitsnadeln (als Wäscheleinen- und Wäscheklammerersatz)
- Brustbeutel o.ä. für Geld und Dokumente (es empfiehlt sich, eine Fotokopie des Reisepasses und der Dokumente zusätzlich noch an anderer Stelle aufzubewahren, falls die Originale verloren gehen. Auch das Geld sollte an mehreren Stellen am Körper oder im Rucksack verteilt aufbewahrt werden.)
Sehr gute Erfahrungen habe ich mit einem elektrischen
Insektenstift gemacht. Der funktionierte einwandfrei.
Faustformel: Der Rucksack sollte max. 10% des Körpergewichtes plus/minus 2kg haben. Alles andere ist auf langen Strecken sehr anstrengend.
Mit welchen Kosten ist zu rechnen?Das Teuerste auf unserer Reise war das Flugticket. Man muss dafür so ungefähr 750-1.000 € rechnen.
Ansonsten haben wir für 4 Wochen zusätzlich jeder etwa 1.200-1.300 € für alles andere gebraucht. Wir waren immer in Hotels/Zimmer mit Dusche untergebracht, sind 1-2x pro Tag essen gegangen (wenn z.B das Frühstück oder Abendessen nicht im Übernachtungspreis mit inbegriffen war) und haben alle sonstigen Kosten (Fahrpreise, Dschungelführungen, das Bier am Abend, die Getränke tagsüber, das kleine Essen zwischendurch etc.) ebenfalls davon bestritten.
Alles in allem beliefen sich für uns also die Kosten für eine 4-wöchige (Abenteuer-)Reise auf ca. 2.200 bis 2.300 € pro Person. (Unser Flugticket hat 1.000 € gekostet)
Aus meiner Sicht also durchaus erschwinglich, wenn man so etwas mal machen möchte und sich überlegt, was man dafür bei einer organisierten Reise durch einen Reiseveranstalter bezahlen müsste.
Wer bei den Übernachtungen und Essen günstiger einsteigen möchte: Alles darunter ist auch möglich und würde die Kosten nochmal deutlich senken. Allerdings geht das manchmal dann auch an die Grenze des Erträglichen, besonders was die hygienischen Verhältnisse angeht.
Die Unterkünfte haben wir immer einen Tag im Voraus gebucht. Internet über Wlan gibt es, bis auf den Dschungel, auch in Nicaragua in fast allen Hotels, Restaurants und Bars kostenlos.
Preisbeispiele:- Eine Taxifahrt egal wohin im Stadtgebiet kostet ca. 50 Cent bis 1 € pro Person. (Die Taxen sind technisch oft im katastrophal unvorstellbarem Zustand. TÜV?
- 100 km Busfahrt kosten ca 1 - 2 € pro Person
- eine 6-8 stündige Dschungeltour 7-8 € pro Person
- ein Rindersteak mit Beilagen ca. 6-8 € pro Person (man beachte jedoch immer die evtl. nicht vorhandene Kühlkette. Besser gut durchgebraten. Alles andere ist ein Risiko
)
Von unserer Seite war die Reise nicht minutiös durchgeplant. Wir hatten nur grobe Vorstellungen von dem, was wir sehen wollten und welche Landesteile wir bereisen wollten. Es ist natürlich von großem Vorteil, wenn wenigstens einer ein wenig Sprachkenntnisse besitzt. Mit Englisch kommt man dort überhaupt nicht weiter!!
Hilfreich ist es auch, wenn man vielleicht in dem Land sogar den ein oder anderen Kontakt hat. Letztendlich haben uns aber Offenheit, Freundlichkeit und das grundsätzliche Interesse an den Menschen und dem was sie tun Türen zu Dingen geöffnet, mit denen wir wirklich nicht gerechnet hatten.
Wer jetzt noch mehr sehen will, weil vielleicht sein Interesse geweckt wurde:Ich habe von unserer Reise aus dem gesamten Bild- und Filmmaterial einen ca. einstündigen Film erstellt. (Allerdings nur für den Privatgebrauch)
Wer möchte, dem kann ich gerne einen Dropboxlink zusenden. Ich bräuchte dann nur per PN Eure email-Adresse.
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MZ ES 150/1 Trophy (Bj.'70), MZ ES 250/2 'Trophy de Luxe' Gespann (Bj.'70), MZ ETZ 150 Enduroumbau (Bj.´86), BMW K 75s (Bj.'86), Honda XBR (Bj.´ 85)