Die Begrüßung im zweitärmsten Land Lateinamerikas (nach Haiti), hätte deutlicher nicht sein können. Gleich am ersten Tag hat mich dermaßen der Schlag getroffen, dass ich ähnliche Erfahrungen für den Rest unserer Reise tunlichst vermieden habe... Doch davon an späterer Stelle.
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So kann er also aussehen, der Demokratische Sozialismus. Nachdem während der Kulturrevolution die von den USA unterstützten Contras die ehemalige Sozialistische Regierung gestürzt hatten, konnte das Land trotzdem nicht in die Knie gezwungen werden. Jetzt sind wieder die Sandinisten am Ruder und laut aktueller Meldungen der Vereinten Nationen verzeichnet Nicaragua Zuwächse im Wirtschaftswachstum um 4-5% und eine Inflationsrate unter 3,5%.
So gelesen klingt das alles ja ziemlich gut und ich war gespannt darauf, was mich auf unserer 4-wöchigen Reise durch Nicaragua alles erwartet.
Am 15. Dezember 2016 ging es los. Die erforderlichen Impfungen gegen Hepatitis A und B waren absolviert, Tetanus aufgefrischt und die Reisevorbereitungen abgeschlossen. Mein Rucksack wog 15 kg, die sich allerdings schon in den ersten beiden Wochen deutlich reduzierten, da ich 4 kg Gummibärchen dabei hatte. Unsere Reisegruppe bestand aus 4 Personen. 2 Freunde, meine Frau und ich. Wie wir erfahren hatten, sind alle Kinder in Nicaragua (und davon gibt es sehr viele) verrückt nach Gummibärchen. Und so war es auch. Meine Vorräte dezimierten sich schon in den ersten beiden Wochen erheblich.
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Der Flug mit einer Boeing 767 über Frankfurt, in die Dominikanische Republik und von dort weiter nach San Juan, Haupstadt von Costa Rica war lang; aber gut auszuhalten. Wer solche Flüge kennt weiß, dass man eigentlich immer dabei ist seine Knochen zum vorderen Sitz irgendwie zu sortieren. Die „Vögel“ sind ab einer bestimmten Körpergröße eine echte Herausforderung...
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In Costa Rica angekommen, haben wir unsere Uhren 7 Stunden zurückgestellt und weiter ging es mit dem Kleinbus direkt zur Grenze nach Nicaragua. Da Costa Rica, auch als die 'Schweiz Mittelamerikas' bezeichnet, massiv von den USA unterstützt wird, bot sich uns eine Infrastruktur, die durchaus europäischen Verhältnissen entspricht und uns so innerhalb von 3 Stunden vor den nicaraguanischen Schlagbaum brachte. Zu Fuß ging es über die Grenze. Natürlich erst, nachdem alle Einreiseformalitäten, erledigt waren.
Unser erstes Ziel sollte die unmittelbar, südlich am Nicaraguasee liegende Stadt San Carlos sein. Auf der einstündigen Fahrt dorthin ging es durch Obstplantagen so weit das Auge reicht und ein riesiger Truck nach dem anderen kam uns vollbeladen mit Ananas, Bananen und Orangen entgegen. Alle auf dem Weg über die Grenze in dss land, aus dem wir gerade eingereist waren. Im Schlepp jede Menge Kleinbusse mit Landarbeitern, die sich in großer Menge auf den Plantagen für Hungerlöhne verdingen.
Der Unterschied zu Costa Rica konnte auf dieser einstündigen Fahrt nach San Carlos nicht größer sein. An den Straßen reihten sich die Holzhütten der Landbevölkerung wie an einer Perlenschnur auf. Oftmals sind es nicht mehr als Verschläge, manchmal reicht nicht mal diese Bezeichnung aus. Innen gestampfter Boden und eine mehr oder weniger offene Feuerstelle bzw. wer es sich leisten kann hat einen Lehmofen. Es gibt in der Regel keinen Rauchabzug und die dicken blauen Rauchschwaden quellen aus den Hütten bzw. aus den Spalten der Bretterverschläge. Die meisten Landarbeiterfamilien sind Selbstversorger. In kleinen Gärten wird ein wenig Gemüse angebaut und wer Glück hat, kann sich vielleicht auch mal ein Schwein oder ein paar Hühner leisten. Ansonsten gibt es morgens, mittags und abends Gallo pinto. Reis mit Bohnen. Und selbst das ist für viele unerschwinglich. Der Kulturschock traf mich also gleich am ersten Tag unserer Reise mit einer Härte, die sehr nachdenklich macht, auch darüber, auf welch hohem Niveau wir Europäer eigentlich leben und auf wessen Kosten wir das tun...
San Carlos ist eine 38.000 Einwohnerstadt am Nicaraguasee, den zweitgrößten Süßwassersee Südamerikas. Das Ufer der gegenüberliegenden Seite ist an vielen Stellen nicht zu sehen und man spürt schon hier das Flair der Karibik.
Viel haben wir an diesem Tag nach der langen Reise nicht mehr gebraucht. Ein paar Bier am Abend, der Sonnenuntergang über dem See und schon waren wir unter unseren Moskitonetzen in unseren Schlafsäcken verschwunden.
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Das Leben beginnt früh in Nicaragua. Schon um 5 Uhr morgens herrscht reges Treiben auf den Straßen. Die ersten Händler sind unterwegs und bieten laut rufend ihre Waren an. Bei 85-90% Luftfeuchtigkeit und Tagestemperaturen im Dezember um 30 Grad, hat man ständig das Gefühl duschen zu müssen.
Ich, am ersten Morgen also raus aus dem Bett und rein ins Bad. Das verzinkte Eisenrohr, dass da waagerecht aus der Wand kam, der Pastikduschkopf und der einzige Wasserhahn machten mir schnell klar, dass es wohl nur Kaltwasser gibt. Leider brachte auch der Duschkopf nur einen harten Strahl zustande. Nass wie ich inzwische war, kam mir die Idee , dass ich ja mal am Duschkopf drehen könnte. Mit etwas Glück hätte ich dann ja vielleicht doch wenigstens eine Brause. Also hochgelangt, angefasst und im selben Moment haut mir ein Stromschlag durch die Knochen, dass ich spätestens jetzt hellwach war. Ich konnte es kaum glauben. Strom unter der Dusche? Hab ich mir das jetzt nur eingebildet? … also noch mal hingelangt und… wieder verschaffte mir die Elektrik ein unvergessliches Erlebnis.
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Meine Frau behauptete später, dass das sicher der Grund sei, weshalb ich auf manchen Fotos für den Rest des Urlaubes lockige Haare hab'….
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Erst später erfuhr ich, dass die Duschköpfe innen mit Heizspiralen versehen sind. Und in der Tat, bei genauem Hinsehen entdeckte ich oben auf dem verzinkten Wasserrohr ein Stromkabel, das bis in den Duschkopf reichte. War wohl alles etwas schlecht isoliert….
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... für mich jedenfalls ein eindrucksvoller Start und eine gute Vorbereitung auf das, was uns in den nächsten Wochen so alles erwarten wird. (... und das war viel...
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