Welche Batterietechnologien wurden bei den MZ-Motorrädern verwendet?
In einem Artikel aus der Zeitschrift "Moto Revue" ([1]) aus dem Jahr 1957 erfahren wir, dass die MZ-Motorräder nicht mit einer Bleibatterie, sondern mit einer Nickel-Cadmium-Batterie betrieben wurden:
Der Einsatz der Nickel-Cadmium-Technik wird als Neuheit dargestellt.
Doch andere Motorräder aus Zschopau verwendeten diesen Batterietyp bereits, und zwar ab Juni 1957.
Beispiel: Die RT 125/2, ab der Fahrgestellnummer 1074836 (Nr. 21, für die Bleibatterie und Nr. 23 für die NC-Batterie) :
$matches[2]
Oder die RT 125/3 ([2]):
Oder die BK 350, ab der Fahrgestellnummer 876481 ([3], "Nickel-Cadmium-NC-Batterie 6V 8Ah 85x95x162"), anstelle einer Bleibatterie ("6B7 DIN 72311", bis zur Fahrgestellnummer 876480):
$matches[2]
Anfang der 1950er Jahre war die Nickel-Kadmium-Batterietechnologie für Motorräder jedoch noch nicht ausgereift. Es wird in diesem Artikel aus "Moto Revue" nichts weiter als über die Vor- und Nachteile der "alkalischen Akkumulatoren" reflektiert ([5a]).
1954 waren Nickel-Kadmium Akkumulatoren, wie der "Alcabloc" von SAFT ([5b]) bereits in Einsatz, etwa in der Luftfahrt:
Einige Jahre später, im Jahr 1956, wird aber eine Neuentwicklung vorgestellt. In der DDR stellt der Hersteller VEB Grubenlampenwerke Zwickau ([6]) auf der Leipziger Messe im September 1956 seine neue Technologie vor ([7]):
Das MZ-Werk beginnt kurz darauf mit der Vermarktung ([8]):
Es scheint also, dass die Fabrik in Zschopau zwischen den beiden Batterietechnologien hin und her wechselte.
Im Laufe der 1960er Jahre kehrte man jedoch bei den Modellen ES 125/150 und ES 175/250 zu Bleibatterien zurück, offenbar nach der Einführung von Blinklichtern ([4]).
Dies führte ganz nebenbei zu einer Senkung der Herstellungskosten.
Für eine gewisse Zeit scheint die Vermarktung der NK-Batterien tatsächlich zu erfolgen.
Die Batterie mit Nickel-Cadmium-Technologie wird tatsächlich im Reparaturhandbuch von 1957 ("Reparaturhandbuch für die MZ-Motorräder ES 250/175") angekündigt.
In diesem Handbuch werden also Wartungshinweise für beide Batterietypen gegeben.
Die 2 Batterietechnologien (Blei und Nickel-Cadmium) werden in den Handbüchern ("Bedienungsanleitung für MZ-Motorrad ES 250" (1959), "Bedienungsanleitung für MZ-Motorräder ES 175 und ES 250 (1962) ) dargestellt. Im Handbuch von 1966 ("Bedienungsanleitung für MZ-Motorräder ES 175/1 und ES 250/1 ") ist die Rede von einer Batterie, ohne weitere Angaben außer dem Vorhandensein von Schwefelsäure, die für Bleibatterien typisch ist.
In der Reparaturanleitung von 1965 ist nur von Bleibatterien die Rede, auch wenn die Abbildung beide Typen zeigt:
99.gif
Nickel-Kadmium-Batterien wurden tatsächlich neben Bleibatterien bei Motorrädern verwendet, wie dieser Artikel aus dem Jahr 1960 ([9]) zeigt, der Tipps zur Wartung beider Typen enthält:
Außerdem konnte man Nickel-Kadmium-Batterien in speziellen Geschäften warten, aufladen oder austauschen lassen ([10]):
Die Verwendung von Nickel-Kadmium-Batterien wurde mindestens bis 1966 ([11]) fortgesetzt, da Kadmium in den DDR-Gruben speziell für diesen Zweck abgebaut wurde:
Was wurde dann aus dieser Technologie?
Aktuell sind diese Nickel-Kadmium-Batterien immer noch erhältlich. Zum Beispiel bei AWO Oldtimer ([12]).
Wenn man dem Artikel aus dem Jahr 1956 ([7]) Glauben schenken darf, sollten sie "eine nahezu unbegrenzte Lebensdauer" haben.
Eine verlockende Aussicht, wenn man bedenkt, dass die damaligen Bleibatterien eine Lebensdauer von etwa 2 Jahren hatten und eine penible Wartung erforderlich war.
Wie dem auch sei, es ist ein Versprechen, das schwer zu überprüfen ist.
[1] Moto Revue, Nr. 1350, 20/07/1957,
https://cyclememory.org/fr/document.php ... 0000000310[2] mobil-report, Nr. 2/1959,
http://www.osteisen.de/media/files/mobi ... t-2_59.pdf[3] Ersatzteilliste Typ BK 350, 1959
[4] Bericht über die Untersuchung im VEB Motorradwerk Zschopau auf Grund der Ministerratsbeschlüsse vom 2. Juni 1966 und 4. Aug. 1966,
https://invenio.bundesarchiv.de/invenio ... 06975fde1/[5a] Moto revue, Nr. 1047, 25/08/1951, S. 525-526,
https://cyclememory.org/fr/document.php ... 0000001066[5b] Moto Revue, Nr. 1186, 8/5/1954,
https://cyclememory.org/fr/document.php ... 0000000215[6]
https://www.radiomuseum.org/dsp_herstel ... y_id=15270[7] Neue Zeit 15/08/1956
[8] Neues Deutschland 07/09/1957
[9] Berliner Zeitung 11/03/1960
[10] Neue Zeit 06/03/1966
[11] Neues Deutschland 01/05/1966
[12]
https://awo-oldtimer.de/search/?qs=nickel-kadmium
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.