Gestern früh fuhren Mecki und ich los an den Edersee, er mit seinem Diesel-ETZ-Gespann und ich natürlich mit der TS.
Es lief alles bestens, Sonne-Wolken-Mix, keine Zwischenfälle, schöne Landschaftsbilder.
Wir sind schön durch Kraichgau, Odenwald, Spessart, Main-Kinzig, Wetterau etc. gefahren. Das einzige Nadelöhr stellte die Fahrt durch Aschaffenburg dar, was wir aber doch mit Bravour meisterten. Gießen umgingen wir dann aber per kurzer Autobahnetappe.
Nur die letzten 50 km mussten wir durch den Regen fahren, was aber nicht tragisch war.
Um 18.45 waren wir nach 374 km auf dem Campingplatz Teichmann am Edersee eingetroffen und wurden flugs von Koponny, Kutt, Achim-Trabimotorrad, ETZ-Chris, Heinz, Bruder, Ekki und vielen anderen nett begrüßt.
Die Zelte waren schnell aufgebaut und es konnte bald zum gemütlicheren Teil übergegangen werden.
Es schüttete wie aus Kübeln, was unser armer Admin Andreas am eigenen Leib erfahren musste, traf er doch sehr spät ein (eine NVA-ETZ streikte).
So, das Drama

Um dreiviertel eins des nachts stieg ich in mein Zelt und musste erschreckt feststellen, das Schließen meines Zeltes vergessen zu haben.
Kosequenz:
Schlafsack und Isomatte waren durch das Wasser getränkt, ebenso mein Rucksack (mit durchweichten Brötchen und wichtigen Unterlagen!), der offen im Zelt lag, Kulturbeutel durchnässt und einen sage und schreibe fünf Zentimeter betragenden Wasserpegel in meinem Zelt stehen gehabt.
Ich habe vorerst das Wasser hinausgeschöpft und bin mal reingeschlüpft, wobei ich gleich nasse Füsse bekam.
Da saß ich dann so drin, im hinterletzten Eck und überlegte. Alles war durchweicht, hätte mich so niemals in den Schlafsack legen können.
Mich packte der Rappel woraufhin ich kurzen Prozess machte, ich war mit der Situation wohl überfordert. Hätte ich etwas gewartet, hätte die Welt vielleicht etwas anders aussehen können…

Im strömenden Regen packte ich das Zelt und alle Sachen zusammen, zog meine nassen Klamotten an.
Mein armer Daddy bot mir an, in sein Zelt zu kommen, hatte aber irgendwie keine Lust mehr.
Um 1.00 Uhr nachts ging es dann los, im Dauerschiff. Ich fuhr noch an Kutt vorbei und winkte.
Die ersten 50 km bis Marburg waren zum Kotzen, ich konnte nur wenig sehen, es regnete stark. Und in diesem Tempo soll ich noch in Stuttgart ankommen?? Zweifel, gepaart mit einer unbeschreiblichen Müdigkeit, machten sich in mir breit.
Es gab natürlich keine offenen Gasthöfe mehr, überlegte ich mir doch, irgendwo zu nächtigen.
In Marburg fragte ich jemanden: Es gäbe nur den Marburger Hof, da sein ein Nachtportier.
Ich also durch Marburg und dort gefragt: Alles belegt. Zum Glück, dort wäre mein Geldbeutel einer überproportionalen Erleichterung zum Opfer gefallen.
Ich glaube aber, dass er mich nicht haben wollte, hinterließ ich doch einen sehr feuchten Eindruck, was meine wasserspendenden Stiefel kräftigst visuell als auch hörbar untermalten (die Füße waren mittlerweile auch total durchnässt, das Wasser stand förmlich dort drinnen).
Also wieder durch Marburg und schnell getankt.
An der Tankstelle bemitleideten mich 3 Jungs: „Was, jetzt noch nach Stuttgart? Und das auf dem Bock?“ Ob ich denn die TS aus einer Liebesbekundung zur DDR fahren würde, fragten sie….Lassen wir das an dieser Stelle mal lieber.
Um 2.31 Uhr dann zurück auf die B3 gen Gießen.
Ab dort ging es dann knallhart per Autobahn weiter. Dort sieht man mehr, es ist übersichtlicher. Auch wenn ich sie nicht mag. Und dann auch noch nachts.
Zuerst die A480, dann nur noch die A5, A5, A5….Digitales Fahren.
Nach insgesamt 120 km seit dem Edersee hielt ich um 3.17 Uhr an einer Raststätte der A5.
Ich trank einen Kaffee, man will ja wach bleiben, und ein Mandelhörnchen, da es nichts Vegetarisches dort gab und außerdem war ich abgeneigt, mein im Rucksack befindliches Vesper in Form eines Breis zu Rate zu ziehen.
Um 3.50 Uhr ging es weiter. A5 pur.
Ich hängte mich 80 km weit an einen Calwer LKW, nach abermals 120km seit der ersten Raststätte wollte ich nochmals an einer halten, fuhr aber doch weiter. Wenigstens regnete es nur die ersten 120km, nun nicht mehr.
An Frankfurt und Heppenheim vorbei, Heidelberg... So langsam sieht man doch Ergebnisse, es geht doch.
Wieder LKW-Spielereien. Sie mögen es übrigens sehr, wenn man ihnen Lichthupe gibt um ihnen zu verdeutlichen, dass sie einscheren können. Anschließend gibt es Dankesbekundungen per links und rechts gesetzter Blinker. Und Antwort meinerseits in derselben Form.
Hierbei muss ich erwähnen, dass ich übrigens nur Dauertempo 95 machte, da mein Motor so langsam rappelt und schwächer wird. Der geile 300er ist noch nicht fertig

Mit diesem aktuellen, im April eingebauten Motor bin ich aber immerhin auch wieder über 10000 km gefahren, Kilometerleistung unbekannt. Offen war er (zum Glück) bisher nie.
Hinter Hockenheim ging es dann von der A5 auf die B35 und B10, Bruchsal und Bretten.
Um 5.40Uhr hielt ich kurz an der Truckerkneipe „Herzel“ an, sie liegt bei Bretten an der B35. Leider hatte sie geschlossen und fuhr nach 5 Minuten weiter, die letzten 75 Kilometer stehen an:
Es ist immer wieder toll, in den aufwachenden Morgen hineinzufahren. Ich glaube, das macht man viel zu selten.
Bretten – Maulbronn - Vaihingen/Enz. Dann weiter über Eberdingen und Weissach durch das Strudelbachtal, bei der Wasseramsel (Cinclus cinclus), vorbei.
Um 6.45 Uhr sind wir dann daheim angekommen. Die Rückfahrt betrug nur 339 Kilometer, insgesamt haben wir seit Freitag früh 713 Kilometer hinterlegt.
Ich fragte mich während des Fahrens dann oft, wie das eigentlich funktioniert. Du fährst und fährst und fährst, als ob es von alleine ginge. Manchmal war ich doch etwas zu zügig und frech unterwegs.
Meine treue Rosinante TS ist eine wahre Heldin der Arbeit, dafür tätschelte ich sie unterwegs hin und wieder, sie machte keine Mucken.
Anderes bin ich ja auch nicht von ihr gewohnt.
Wie schon erwähnt, ist sie das beste Motorrad für den Alltag, das ich bisher fuhr. Eindeutig.
Nix Skorpion und nix Honda XBR 500…
Um halb acht schlummerte ich müde in die Traumwelt hinüber um dann um vierzehn Uhr wieder aufzuwachen. Mit schnurrender Katze am Fußende. Miau! Das beruhigt die Gemüter.
Also Jungs, tut mir echt leid, dass ich so überstürzt abgereist bin. Und mein armer Daddy muss morgen alleine heimfahren. Am Sonntag werde ich ihm etwas entgegenfahren, wenigstens 150 km oder so. Zur Entschädigung. Hoffentlich geht er ans Telefon.
Ich wünsche euch auf dem Treffen ganz viel Spaß und gute Unterhaltung.
Kommt alle gesund nach Hause und…vergesst nicht, euer Zelt zu schließen!
Shit happens eben.
Viele Grüße, Dominik.