von Wolfgang » 1. Februar 2009 10:00
Der Plan war, an diesem Tag bis mindestens noch durch Salzburg durchzukommen und danach zu übernachten. Allerdings wollten wir vor Anbruch der Dunkelheit nach der Übernachtungsmöglichkeit schauen. Der Tag war einfach herrlich zum Motorradfahren, blauer Himmel, ein paar wenige Minus-Grade – einfach super. Und so kamen wir über Wasserburg, Taunstein flott vorwärts. Bis Stefan stoppte und seine Sitzbank abnahm. Die Kontrollleuchte der Lima zeigte Dauerrot. Er hatte aber sofort den Regler im Verdacht, was sich nach der ersten Untersuchung auch bestätigte. Reparaturversuche blieben erfolglos, aber – er hatte ja Ersatz dabei. Einen alten, gebrauchten, der – auch defekt war. Wir beschlossen, das Problem am Abend zu lösen, wenn die Übernachtung gesichert wäre.
Mit noch voller Batterie ging es durch Salzburg, was sich im Feierabendverkehr als mittlere Katastrophe herausstellte. Aber wir schafften auch dies. Den angepeilten Gasthof ins Visier genommen - tja – der vermietet gar keine Zimmer. Inzwischen war es fast 19.00h, stockdunkel, der Zündfunke von Stefans MZ kam immer zögerlicher, das Licht war schon eher einem Kerzenschein ähnlich. Von einem Bauern bekamen wir den ultimativen Übernachtungstipp. Zu besagtem Hotel gefahren. Ich hatte schon keine Hoffnung mehr, hier ein Zimmer zu bekommen und blieb dann solange auf meinem Gespann sitzen, bis Stefan mit den Zimmerschlüsseln wieder auf den Hof kam. Ein echter Glückstreffer.
Zimmerbeziehen, Abendessen und dann wollte Roll seinen Zündaussetzer auf den Grund gehen. Wir fanden dann unter der Sitzbank ein etwas DIN A 4 großes Kabelknäuel. Immer wenn man auf das Knäuel drückte, ging Licht und Zündung aus. Das defekte Kabel fanden wir aber nicht. Nachdem Lösungsvorschläge wie ausschäumen usw. abgelehnt wurden, wurde der Deckel wieder verschlossen und Roll beschloss, das das Problem kein Problem sei und er so am nächsten Tag weiterfahren wollte. Stefan’s 2. defekter Regel wird durch einen neuen Regler aus dem Ersatzteilfundus von Thoeny ersetzt. Mann, mann was für eine tolle Truppe wir sind. Ich hätte weder Ersatzteile noch Werkzeug mitzunehmen brauchen – alle ist in deutlicher Überzahl vorhanden.
Freitag 23.01.2009
Gut geschlafen (kein Wunder nach dem Abendessen und dem leckeren Bierchen), der Morgen klasklar, blauer Himmel, die Sonne geht gerade über dem Horizont in einer traumhaften Winterlandschaft auf. Von unserem Bergquartier sehen wir weit ins Land und können es kaum erwarten, loszufahren. Thönys „ES-chen“ macht mal wieder ihre Morgenzicken, aber irgendwann läuft sie dann. Meine Startprozedur beschränkt sich normalerweise auf ein 2 xmaliges Kickstarten. 2 x ? ? Nix da heute, Zum ersten Mal will meine MZ nicht anspringen. Das Problem sitzt aber wie so häufig im Sattel – ich habe zu oft ohne Zündung gekickt – Motor versoffen. Kein Problem, ich lasse sie die Steigung runterrollen und los geht’s .
Irgendwie sind heute alle besonders gut drauf, und Stefan vorneweg lässt sein TS-Gespann nur so fliegen. Es ist wirklich saukalt, aber ich hab’s unter der Kniedecke und mit den Stulpen molligwarm (fast wengistens..). In flottem Tempo geht es durch eine herrliche Gegend. Der Fuschlsee fliegt vorbei, kurz darauf durchqueren wir St. Gilgen. Da war doch was ?? Ach ja, Herr Kohl lässt grüßen. Wobei er im Winter hier wohl nie Urlaub gemacht hat. ..und weiß gar nicht, was er alles versäumt hat. St. Wolfgang leuchtet durch die Morgensonne angestrahlt vom anderen Ufer des Wolfgangsees herüber. ( Es wurde ja teilweise schon behauptet, dass der See nach einem prominenten MZ-Fahrer aus Haubersbronn benannt wurde. Wir wollten aber unterwegs jetzt nicht diskutieren…). Das „Weiße Rössl“ strahlt zu uns herüber. Mh – war ich auch nicht, aber ist mir auch nicht ganz so wichtig. So geht es in flotter Fahrt durch das Salzkammergut. Unterbrochen von einem kurzen Tankstopp (Roll…) bei dem ich das Gefühl habe, meine Fußbremse „deutlich“ nachstellen zum müsssen. Getan - und 10 km weiter qualmt die Hinterbremse aus allen Löchern. Stefan tadetl mich - „wenn etwas funktioniert -- lass es, müsstest du doch eigentlich wissen“. Ja, wissen du ich das schon, aber….. Es fliegen Bad Ischl, Bad Aussee vorbei. In Liezen wird nochmals getankt, und in einem Supermarkt die notwendigen Lebensmittel wie Dosenbier, Grog für den Glühwein usw. gebunkert.
Von Trieben nach Hohentauern geht jetzt eine neue Bergstraße, die sich in Serpentinen auf die Höhe windet. Die alte Rampe war mit ihren 21 % schon etwas heftig, besonders wenn Schnee und Eis noch auf der Fahrbahn war. Die bekannte Abbiegung in Hohentauern, in die Senke runter und schwupp’ s standen wir alle vor dem Mauthäuschen. Thoeny, Stefan und Achim hatten den Immler drauf und wollten es ohne Kette probieren. Roll und ich mit meinem Heidenau legten aber die Schneeketten auf, da ich ohne wohl kaum noch 10 m weiter gekommen wäre.
Nach kurzer Pause dann der Start. Die „nur“ Winterbereiften“ vorne weg, Roll und ich lassen ihnen 5 min. Vorsprung. Danach Roll zum Schluß ich.
Start. 1. Gang. Es dauert 2 – 3 m bis die Kette richtig greift. Ich komme in Fahrt und gehe zügig in den 2. Gang. Hoppla die erste Kehre kommt, trotz Einschlag vom Vorderrad zieht das Gespann stur geradeaus. Gas weg, kurz auf die Fußbremse, Gespann dreht in die Kurve ein, die Drehzahl ist im Keller. Wieder 1. Gang, es geht zügig aufwärts. Ganz schön steil hier. 2. Gang. Ups vorne steht Roll quer. Muss wieder vom Gas. 1 Gang. Roll winkt mir zu weiterzufahren, seine Kette hat sich gelöst. Ich komme jetzt nicht mehr in den 2., so steil ist es hier. Aber mit 4.000 U/min. zieht der Motor sauber und ruhig hoch. Nächste Kurve Thoeny hat sich in eine Schneewehe gebohrt, aber Hilfe in Form eines Gespannfahrers, der von oben kam ist schon vor Ort, also Gas stehen lassen und weiter. Anfahren hätte ich hier nicht mehr können.
Ruhig und sauber zieht das Gespann jetzt hoch, an eisglatten Stellen dreht das Hinterrad ab und zu mal kurz durch, ich fahre dicht an der linken Seite, wo der Schnee etwas höher liegt. Der Puls beruhigt sich und ein wahnsinniges Fahrgefühl kommt auf. Ein Traum. Stetig geht es höher und nach guten 6 km gibt der Waldweg die Sicht auf den Parkplatz frei. Achim hat es mit seiner Guzzi und Stefan mit seiner MZ auch in einem Durchmarsch ohne Kette geschafft. Dann treffen die anderen beiden ein, jeder berichtet noch etwas atemlos von der aufregenden Auffahrt – ein tolles Erlebnis.
Inzwischen ist ein sehr starker, böenartiger Wind aufgekommen. Zu 2. und zu 3. wird jeweils ein Zelt aufgebaut und verankert. Die mitgebrachten Spax lassen sich aber nicht in den Boden eindrehen, normale Häringe versagen ebenfalls in dem tiefgefrorenen Geröllboden. Meine Zimmermannsnägel gehen grad so mal 3 -4 cm rein, dann werden auch sie krumm. Wir schlagen die Nägel nun ein, so weit es geht und leeren dann Wasser darüber, das sofort gefriert und den Nägeln einen guten Halt bietet.
Großes Hallo an alle Bekannten, die wir jetzt hier treffen. Die Zeit vergeht rasend schnell mit reden und Bestaunen der bereits angekommen. Thoeny packt ihren Schlitten ab und beteiligt sich an dem jetzt stattfindenden Rodel-Wettrennen. Die Teilnehmer stürzen sich auf den Schlitten ins Tal, die Mautstation ist das Ziel. Unsere Thoeny erreicht dabei einen ehrenvollen 5. Platz. Wäre sicher mehr drin gewesen, aber die Kufen waren bei der Anfahrt stark dem Salz ausgesetzt und hätten besser getunt werden können. Etwas mehr Gewicht wäre auch noch gut gewesen, aber auch für nächstes Jahr lies Thoeny in der Richtung nicht mit sich reden.
Die 5 Teilnehmer wurden dann mit verschiedenen Gespannen, die sich bereit erklärt hatten, wieder hochgezogen.
Gegen 19.00 h trafen sich alle Teilnehmer auf der Hütte zur offiziellen Begrüßung. Das Hirschgulasch und besonders das leckere Bier wären unbedingt noch hervorzuheben. Kurze Zeit später waren wir alle wieder am Zeltplatz beim Feuer. Es wurde dann noch ein überaus geselliger, kurzweiliger Abend. Später in meinem Schlafsack konnte ich noch lange den Gesängen aus einem etwas entfernten Zelt lauschen, die erst sehr spät ein Ende fanden. Die Nacht war sehr unruhig, da ein kräftiger Wind immer wieder mit heftigen Böen das Zelt erschütterte. Hier zeigte sich wieder, dass eine gute Ausrüstung in alpinem Gelände einfach notwendig ist. Am Morgen reisten ein paar ab, der Zelt wohl die Belastung nicht ausgehalten hatte
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Fuhrpark: ETZ 250, 1989