Der Mensch mit seinem großen Gehabe vergisst allzu oft, in welch gebrechlichem Körper er steckt!
(Eine Erkenntnis aus 10 Tagen Krankenhausaufenthalt)
Guten Abend zusammen. Wie versprochen möchte ich meinen Unfallbericht hiermit nachreichen.
Sieben Jahre und einen Monat fahre ich nun meine 1953er Puch. Letztes Jahr erst fuhren wir innerhalb eines Wochenendes 1100km an die holländische Grenze und zurück. Seufz.

Das Drama spielte sich wie folgt ab:
31.März 2009, 6.47 Uhr:
Ein wunderschöner Frühlingstag kündigt sich an, der Gesang der Grünfinken (Carduelis chloris) und der Singdrosseln (Turdus philomelos) unterstützen das Frühlingserwachen auf ihre gekonnt melodische Art.
Ich schiebe die Puch 175 SV heraus, erst gestern befreite ich sie vom Staub ihres Winterdomizils.
Ein, zwei Tritte und schon meldet sich der sonore und bassige Doppelkölbler aus seinen hochgezogenen Burgesstöpfen zu Worte, zuverlässig wie eh und je.
Wir fahren über Schleichwege gen Weilimdorf , so hat sie Gelegenheit, sich langsam aufzuwärmen.
Knapp 3 Kilometer von daheim entfernt passierte es:
Auf der Pforzheimer Straße, auf Höhe der Straßenbahnhaltestelle "Landauer Straße" fuhr ich mit ca. 50km/h entlang. Auf Höhe der Shell-Tankstelle kam mir ein Daimler, E-Klasse Kombi entgegen. Ich bemerkte, dass etwas nicht stimmt...Zieht er herüber? Ach nee, wird mich schon gesehen haben. Zwar war ich aufmerksam, aber zu spät! Das Auto wollte in die Tanke einbiegen und übersah mich. Zwar hatte ich das Licht an aber es nutzte nichts. Ich sah nur noch die Autofront bedrohlich nahe kommen, bremsen zwecklos, ausweichen? Fast...
Es gab einen großen Knall. In hohem Bogen flog ich in Straßenrichtung über die Autoschnauze, machte gar eine Art Salto und konnte so das Pucherl im Flug
nochmals kurz sehen und aufheulen hören!
Dass ich mir den Oberschenkel sofort zwischen Auto und Motorradtank brach, bemerkte ich gar nicht. Ich flog sehr weit, der Aufprall auf den Gehweg wurde durch ein lautes "Pflatsch" untermalt.
Ich lag nun da, wollte sofort aufstehen und zurücklaufen. Aber es ging nicht, sah auf mein linkes Bein, das sehr unförmig da herumbaumelte. Es fühlte sich heiss an. Nun machte sich doch etwas Panik in mir breit und schrie um Hilfe. Es kamen sogleich ein paar Menschen von der Straßenbahnhaltestelle und halfen mir. Die Unfallverursacherin holte schnell die Polizei und kümmerte sich auch rührend, natürlich geschockt, um mich.
Die Polizei war schnell da, ihnen gab ich sogleich diverse Telefonnummern, um Bescheid zu sagen, u.a. daheim und in der Schule. Ich war die ganze Zeit bei Bewusstsein aber total fix und foxi, kalter Schweiss kühlte mein Gesicht unangenehm...
5 Minuten später kamen 2 Krankenwägen, sie versorgten mich und machten sich natürlich Sorgen um mein Rückrat.
Auch mit ihnen konnte ich reden aber im Krankenwagen segelte ich etwas ab, vernahm die Stimmen um mich sehr roboterhaft verzerrt, dazu das Lalülala und heftiges Gewackle. Das war schrecklich

Im Katharinenhospital war ich dann wieder wach, dort sagten mir eine Ärztin und ein Arzt nach erfolgten Röntgenbildern, dass sie mich sofort operieren müssen.
Mir wurde ein Schnorchel auf das Gesicht gesetzt und weg war ich. Schnarch!
Die OP dauerte 2,5 Stunden. Meine körperlichen Schäden:
Der linke Oberschenkel war bös kompliziert gebrochen, der Knöchel geprellt, die Zehen des linken fußes sind bis jetzt noch gelähmt, wird aber.
Glück im Unglück war mein sehr gewissenhaft und gründlich agierender Schutzengel:

Ich trug meinen fledderigen Halbschalenhelm, den ich schon immer trug aber ab nächstem Jahr ausmustern möchte (evtl. Jethelm).
Nicht auszudenken, wäre ich mit meinem Gesicht aufgekommen oder gegen ein Verkehrsschild geprallt! Auch meine Handgelenke hatten null abbekommen, ebenso mein Rücken! Auch die Jacke und der rucksack hatten keinen Kratzer. Komisch. Der Schutzengel schien mich sanft die Straße entlangzufliegen

Meine Vermutung: Ich landete auf der selben Stelle, die ich mir vorher beim Aufprall brach, daher standen die Knochen so weit auseinander....
10 Tage lag ich im Krankenhaus. Noch ca. 4 bis 8 Wochen muss ich an Krücken laufen. 10 Physiotherapien bekomme ich, die Fäden wurden vor 5 Tagen gezogen.
Mit Sosa wird es leider eng, auf das Puchtreffen in Belgien Ende Mai kann ich wohl oder übel nicht auf Puch anreisen.
Und noch ein Parallelübel: Dies alles geschah 6 Tage vor meiner Abi-Prüfung! Irgendwann mag ich nimmer…Das wird auch noch so eine Sache geben…
Das war der erste Teil: Unfallbericht und die mir zugefügten Schäden. Im zweiten Teil erzähle ich von den Blechschäden am armen Pucherl.
Ich möchte nochmals allen für ihr Mitgefühl und ihre Genesungswünsche herzlich danken!
Das ist die wirksamste aller Arzneien um wieder auf die Beine zu kommen. Garantiert!
Fahrt alle vorausschauend und strapaziert eure Schutzengel nicht allzu sehr. Über die Fluggeschwindigkeiten jener ist mir bisher nichts bekannt.
Viele Grüße
Dominik.
Zweiter Teil:
Am Dienstag, 14.April holten Mecki, mein Bruder und ich die zerschraddelte Puch ab.
406 Euro kostete das Abschleppen und das unterstellen! Wow! Mein lieber Bruder legte mir das Geld aus.
Zum Glück zahlt das später die Versicherung wieder.
Daheim angekommen und abgeladen, folgte die erste Bestandsaufnahme: Ich könnte heulen!
Wie schon erwähnt fahre ich sie nun schon über 7 Jahre…
-Linker Gabelholm krumm
-Kotflügel vorne krumm
-Lenker krumm
-Der Vergaser ist zerbrochen und hängt am Gaszug runter (daher heulte sie noch auf!)
-Der Luftfilter hing ganz unten in der Stoßstange des Autos fest!
-Der Tank ist links sehr stark eingedellt (mein Beinabdruck!), rechts auch etwas.
-Ein Stück Zylinderkopfkühlrippe ist abgebrochen
-Der Sattel hat links eine Delle
-Der Auspufftopf links ist platt wie eine Flunder
-Der Blechrahmen rund um die Auspufftopfaufnahme ist verbogen
-Der hintere Kotflügel ist gestaucht
-Nr-Schild verbogen
-Wassersack des Benzinhahnes ist gebrochen
-Bremshebel am Lenker und Gasgrifftrommel sind futsch
-Der Tacho im Scheinwerfer sich durch den Aufprall verdreht!
-Federbein hinten links ist geknickt
-Der Batterieseitendeckel hinter dem linken Auspufftopf ist eingedrückt, die Chromschraube krumm
-Eine kleine Schramme am Scheinwerferring
-Rechte Fussraste etwas hochgebogen
-Inwiefern der Rahmen oder die Gabelbrücken etwas abbekommen haben sollte, weiss ich noch nicht
Schäden am Auto:
Kühler, Stoßstange…, Vorderachse sei Schrott! 8000 Euro Schaden! Und das mit dem grazilen Motorraderl, kaum zu glauben!
So, das war es einmal. Ich bin müde und geschafft.
Ich wünsche euch allen eine gute Nachtruhe. Kommt allzeit gesund an euer Ziel!
Viele Grüße
Dominik.