Moijn Gemeinde,
wie versprochen habe ich jetzt den Bericht mit der Bauanleitung "Navi-Eigenbau" fertig.
Ich hoffe, dass ich alle Texte und Darstellungen richtrig rüberbringen kann!
Motorrad-Navigationssystem, Eigenbau für MZ-ETZ 250, Bj. 1982
Motivation und Begründung meines Projektes:
Also, obwohl ich gerne Karten lese und mir in Gedanken dann Touren durch den Kopf gehen lasse, kann ich mir natürlich nicht alle Wege merken. Auf dem Tank befestigt aber empfinde das Lesen der Karten als sehr umständlich, und es lenkt mich oft kurzfristig vom Blick auf die Straße ab. Auch der Versuch mit „Roadmaps“ hat sich für mich nicht bewährt.
Da auch handelsübliche Motorradnavis (getestet habe ich ein Motorrad-TrommelTrommel) völlig überteuert, am Lenker sehr (!) schlecht zu positionieren und überaus mangelhaft ablesbar (kleiner Screen, falsche Position zur Blickachse) sind, musste ich halt selbst überlegen und tüfteln.
Wichtig bei den Überlegungen war mir – gerade unter dem Aspekt der Verkehrssicherheit beim Motorradfahren, dass ein Navigationsgerät unbedingt in der Blickachse des Motoradfahrers liegen muss!!! (unverzichtbare Sicherheitsanforderung!)
Eine Position oberhalb der Mitte von DM und Tacho (Bild) war für mich deshalb – ohne Kompromisse - anzustreben!
1. Versuch
Den 1. Test hab‘ ich mit meinem Auto-TrommelTrommel vorgenommen:
Als Montageplatz für den Halter (Geometrie s. pdf) konnte die Grundplatte benutzt werden, in der auch die Rundinstrumente und das Zündschloss montiert sind: Unter dem Zündschlossdeckel befinden sich drei Halteschrauben zur Befestigung des Zündschlosses, und deren Position -verbunden mit der Bohrung zur Durchführung des Zündschlüssels- bildeten für mich die Ausgangsbasis zur Konstruktion eines passenden Halteblechs.
Verwendet habe ich ein t = 1,2 mm starkes Blech aus VA-Stahl: Der Werkstoff ist schön zäh ( Vibrationen!!!), lässt sich aber miserabel bearbeiten (einige Bohrer sind im Werkzeughimmel gelandet, da ich die Schnittgeschwindigkeit zu hoch gewählt und zu wenig gekühlt hatte! Also: Drehzahl runter und vieeeeeel schmieren!)
Die bogenförmigen Aussparungen für DM und Tacho sollten zu beiden Geräten einen Mindestabstand von ca. 4 mm einhalten (das Ding schwingt immer!) Den Biegewinkel habe ich an mein Blickfeld individuell angepasst: Mag sein, dass er für andere Fahrer ein verändertes Winkelmaß (-> ) haben muss.
Eingebaut wurde mein TrommelTrommel in eine Butterbrotdose mit Schnappverschluss-Deckel (der hatte natürlich eine Aussparung, die mit einer stabilen Klarsichtfolie verklebt war).
Erste Version der (über Zündschlüssel geschalteten) Bord-Stromversorgung: Platz für Trafo („Zigarettenanzünderanschlusstrafo“) unterhalb des Rahmenrohres, zwischen Hupe und Motoraufhängung. …. Na ja….: Das Hupenhalteblech musste gekürzt werden; Resultat: Sound wie ein rostiger Blecheimer aber nicht mehr wie ‘ne Hupe.
Außerdem war schlecht, dass die Akkus im TrommelTrommel bekanntermaßen Müll sind, d.h. nach ca. 10 Minuten ohne Zündstrom: black-out: D.h. Wenn man mit dem Kumpels eine Kaffee- oder Würstchenpause gemacht hat, ging der Akku in Windeseile in die Knie, und der Screen hatte einen Black-Out.
Das Ding hatte außerdem extreme Vibrationen im Leerlauf, beruhigte sich aber während der Fahrt und war gut ablesbar.
Nach 40 km Fahrt ist mir dann der (am Gerät unten liegende) USB-Anschluss abgeschert, obwohl ich ihm in der Box unterhalb eine Freibohrung verpasst hatte. Generell hatte dieser Stromanschluss für meinen Zweck die falsche Lage! Zum Glück konnte ich einen begabten Kabellutscher erfolgreich einspannen: Er konnte gut mit Platinen und Löti umgehen – sind also doch zu was zu gebrauchen, die Kabellutscher (als Beweis siehe z.B. auch Lothars exzellente Dokumentation zur elektrischen Fehlersuche! DANKE Lothar noch einmal dafür an dieser Stelle!!! )
2. Versuch
Also: Auf ein Neues!
Leitfragen beim Suchen eines passenden Gerätes:
- USB-Stromversorgung seitlich (oder zur Not von oben)
- für Opas ausreichend großer ablesbarer Screen (mindestens 4“)
- möglichst flach
- möglichst kostengünstig
- möglichst viele Karten europäischer Länder
Außerdem war es mir sehr wichtig, dass ich das Motorrad abstellen und auch mal 2 Stunden Pause machen kann, ohne dass das Gerät sich selbst abschaltet: D.h.: Die Stromversorgung muss undbedingt direkt über die Bord-Batterie erfolgen (ohne den Schlüsselschalter!).
Gefunden habe ich: NOZA TEC 4.3" Zoll Auto GPS Navigationsgerät Navigation Navi MP3 POI EU Karten, 12 GB (meines: 4-GB-Version, gleicher Preis), ca. 50,--€ incl. Versand (E-Bucht)
Wie alle Navis: Made in China, also zu erwarten war „normale“ Qualität.
Eingedeutschte chinesische Kurzanleitung: Muss man seeeeeehr geduldig mit sein und viel ausprobieren, kommt man aber durch (das dicke TrommelTormmel-Buch) hatte ich auch nicht wirklich gern und interessiert gelesen und das meiste auch erst durch Versuch und Irrtum kapiert).
Haltebox Aluminium, IP 66 (!) -> reichelt.de, (
http://www.reichelt.de/Hammond-Alu-Geha ... r=1550Z107 ) (Maße 160x100x60 auch mal nach der „Hammond“-Liste stöbern; [die Firma sitzt m.W. in Kanada, bezogen aber habe ich die Box über Reichelt]. 40 mm Höhe hätten es wahrscheinlich auch getan – käme auf ‘nen Versuch an.)
Zeichnungen: s. pdf
3. Montageabfolge:
Hupenmontage wieder korrigiert.
Stromversorgung neu gelegt:
Ausgehend von den Sicherungen 1 und 2 [hinter den Batteriekontakten, also NICHT über das Zündschloss geschaltet!] an einen separaten Schalter (unter der Sitzbank, Fahrtrichtung links, am Kunststoff-Halter oberhalb des hintern Rades (s. Bilder) habe ich ihn montiert). Von dort unter dem Vierkant-Rahmenrohr hoch bis in die Lampe geführt.
Den (beim Navi mitgelieferten) „Zigarettenanzündertrafo“ geöffnet, gekürzt und die Anschlüsse an der Platine neu verlötet; den „Stecker“ braucht man nicht: er nimmt nur Platz weg.
Den Trafoausgang seitlich aus der Lampe heraus und durch eine Alu-Lasche geführt (die ich links an die Navi-Grundplatte geschraubt habe), nach oben und durch eine seitliche Bohrung in die Alu-Box hinein.
Danach mit dem (zuvor abgetrennten) Mini-USB-Stecker verlötet und zum Schluss mit einem passenden Stück Schrumpfschlauch isoliert.
Halteplatte:
Lage und Maße: S. Zeichn. 1 und 2;
ich habe 3 Platten gefertigt und mit einander verschraubt (m.E. besser, als 1 Blech der Dicke 3,6 mm zu verwenden; Prinzip der Reibungsplattendämpfung nutzen!).
Verschrauben ist m.E. besser als mit Blindnieten zu verbinden.
Keine Vibrationen, gute Stabilität!
Box :
a) Deckelausschnitt in passender Größe vorgebohrt, ausgestemmt, gefeilt (leider schief – na ja, Prototyp!) dickes Glas (t = ca. 3-4 mm) mit schwarzem Silicon verklebt und verfugt.
b) 4 Boden-Löcher, passend zum Montagehalter, ø 4,5mm gebohrt, versiegelt, verschraubt (M4 mit Stopp-Muttern)
c) vorgefertigtes Halteblech (s. Zeichnungen) eingesetzt und mit Bodenschrauben (M4) verschraubt
d) (selbsthaftende) Moosgummiplatten passend zugeschnitten und verklebt
e) seitliches Loch ø 4,5 mm für USB-Leitung gebohrt, getrenntes USB-Kabel (vom Trafo kommend) durchgeführt und mit Silicon versiegelt
f) Schrumpfschlauch auf USB-Kabelstumpf geschoben
g) USB-Kabelstumpf mit Zigarettenanzündertrafokabel verlötet (Lötstelle muss (!) IN der Box liegen)
h) In den Deckel für die Ober- und Unterkante des Navis Moosgummihalter zur Einspannung des Geräts eingeklebt (s. Foto)
i) M4-Schrauben manipuliert: Länge anpassen/Flügelmuttern montieren und mit Stopp-Mutter Stopp-Ring Richtung Schraubenende (-> Zentrierung in der Deckelsenkung, S. Zeichn. 02) (oder bei Ganter teure Schrauben mit schwarzem Plastikflügelkopf kaufen…. oder sonst wie organisieren)/
fertig
Wie bereits oben angedeutet, muss man mit dem Handling des Geräts geduldig sein: Ich hab‘ schon zahlreiche Stunden dran gesessen, bevor ich eine sichere Programmierroutine innehatte, aber mittlerweile bin ich bereits ca. 2000 km damit geführt gefahren (davon etwa 1000 km in den Alpen durch 3 Staaten ohne die (zumindest bei mir in Grenzregionen vorhandenen TrommelTrommel-Probleme), und: Alles ok, und das für – nach meinem Geschmack- kleines Geld und jede Menge Bastel- und Tüftelspaß.
Na, hab‘ ich Interesse geweckt?
Meine Kumpels bei der letzten Tour am vergangenen Samstag habe die üblichen Lästereien abgelassen „… sieht ja aus wie ausse DDR..“ …. „… sowatt gibbet auch zu kaufen….“ „…. wat hasse denn da widder jeschraubt? ..…“
…. und alle haben sich anschließend für die gute Tourenorganisation bedankt….!
Also: Bis auf die - bei hellem Sonnenlicht ein wenirg blendende Scheibe bin ich mit dem Ding zufrieden!
Herzliche Grüße,
Gerhard
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