Gut, dann will ich mich mal zur TS/1 äußern.
Ich verstehe nicht, was an der TS/1 so revolutionär sein soll?
Der Motor ist ein "Alter Hund", stammt direkt von der ES 250 von 1956 ab und stellt lediglich dessen letzte Entwicklungsstufe dar.
Das 5-Gang Getriebe ist zwar hier erstmals in Großserie verbaut wurden, aber auch schon bei den in Kleinserie hergestellten und offiziell käuflichen ETS/G Modellen aus den 60ern zu finden.
Der Brückenrahmen kommt ebenfalls aus dem Geländesport und wurde ja mit der TS 250 in die Serie überführt.
Räder, Bremsen, Antrieb und Hinterradfederung stammen alle von der ES 250 ab und waren bei Serienbeginn schon 20 Jahre alt.
Die besten Bremsen hatte eh die "alte" BK und erst die Scheibenbremse der ETZ konnte da eine bessere Verzögerung liefern.
Eine Telegabel gab es ja schon an der RT und BK, seit den frühen 50ern und spätestens die ETS 250 von 1969 machte diese Konstruktion wieder salonfähig.
Der Sitzkomfort einer Schwingsattel BK/RT oder der ES Einzelsitze, wie sie bis 1973 bei zivilen MZ´s verbaut wurden, wurde von den Schaumstoffsitzbänken nicht mehr erreicht.
Die Elektrik ist im Prinzip auch die gleiche wie bei der ES von 1956 und die Vierleuchtenblinkanlage hat die TS 250 schon 1973 eingeführt.
Asymmetrisches Abblendlicht brachte die ES 125/150 im Jahre 1962, genau wie die Blinker allgemein und das gute Licht der kleinen ES in 17 cm Durchmesser feierte 1967 an der ES/2 Premiere.
Was Geräuschdämpfung über Ansaugwege oder den Auspuff angeht, so ist es auch hier wieder die ES Reihe, und dabei besonders die ES/2 zu nennen, welche die notwendigen Vorarbeiten geleistet haben.
Der revolutionäre Kettenschutz kam 1954 und geht auf´s Konto der RT 125/1.
Die für das Fahrverhalten günstige Kombination von 18" Vorderrad und 16" Hinterrad, brachte auch schon die ETS 250 7 Jahre früher.
Die revolutionäre elastische Motoraufängung hätte es wohl nicht ohne eine ES 300 gegeben, so dass wieder einmal die ES/2 diese Verbesserung in die Serienreife überführen durfte.
Das sportliche Design nach dem offenen Prinzip durfte die TS 250 als erste an den Kunden weiter geben, wobei die Sportlichkeit von MZ Motorrädern durch die ETS 250 unterstrichen wurde.
Der Zentralschwimmervergaser kam in seiner Form schon 1965 mit der ES 125/150. Und so könnte man eigentlich jedes Bauteil der TS 250/1 nehmen und dessen Ursprung einer anderen MZ zuordnen.
Eine sinnvolle Kombination aller Teile findet sich, mal vom 5-Gang Getriebe abgesehen schon an der ES/2, der ETS und der TS.
Demnach ist die ES Reihe, und davon die ES 250, oder die ES/2, welche die revolutionärsten Modelle von MZ sind, da diese die bedeutendsten Neuerungen eingeführt haben.
Auf der anderen Seite nehme man dazu nur mal das Design der ES 250, was heute mehr denn je begeistert, bzw.
das Design der ES/2, was bis heute polarisiert. Das Design der TS/1 war und ist nie Gegenstand einer größeren Debatte gewesen.
Die TS 250 sollte 1973 zwar richtig revolutionär werden, wie es die ES 250 war, jedoch durfte ja der neue Motor nicht gebaut werden und auch die geplante Neuausrichtung der Modellpalette wurde verworfen.
Die TS/1 ist aber die letzte Entwicklungsstufe in einer Reihe sehr guter Motorräder und baut daher auf extrem ausgereifte Bauteile auf.
Dadurch ist die TS/1 natürlich der ETZ deutlich überlegen, da es eine absolut ausgereifte Konstruktion ist. Aber die TS/1 hat eigentlich außer einem optionalen Drehzahlmesser nichts wirklich neues zu bieten, was die ETZ mit optionaler Scheibenbremse, komplett neuer 12V Elektrik, neue Bedienelemente, optionaler Getrenntschmierung, Metalliklacken usw. durch aus bieten kann.
Aber ganz ehrlich, wenn mich jemand fragt, so sage ich immer, dass die TS 250/1 die beste MZ ist, die gebaut wurde und es für mich auch die fahraktivste MZ ist.
Mit den ETZ-Modellen konnte ich mich dagegen nie wirklich anfreunden, obwohl es ganz unbestritten auch sehr gute Motorräder sind. Denn auch die ETZ´s haben eigentlich fast alles von ihren Vorgängern übernommen, auch wenn vieles neu konstruiert wurde.
Zum Schluss bleibt zu sagen, revolutionär im Vergleich zur ETZ oder allen anderen MZ´s ist die TS/1 eigentlich überhaupt nicht, aber es ist halt die beste MZ.
Meine TS 250 läuft mit 32er Gabel egal wo, ob im Gelände oder auf der Autobahn, von 20 bis 130 km/h, auch freihändig ganz ruhig. Ich denke mal da liegt ein Fehler an den Rädern/Reifen vor.
Grüße
Georg
RT 125/1 (Bj.54), RT 125/1 (Bj.55), BK 350 (Bj.56)+Stoye SM (Bj.56), IWL Berlin (Bj.59),
ES 250 (Bj.60, BRD Export), ES 300 (Bj.62)+Stoye EL-ES (Bj.62), ES 250/1 (Bj.65, zerlegt), 4x ES 150 (Bj.63, 63, 67, 68), ES 250/2 (Bj.67), ETS 250 (Bj.69), ETS 150 (Bj.71, BRD Export),
Ansonsten: diverse Vorkriegs DKWs, AWO 425 S (Bj.56) & die komplette Vogelserie v. Simson +S50/S51