von Ingrid1959 » 22. Dezember 2012 23:41
Liebe Freunde,
die Argumentation der Petition finde ich sehr hinterfragungswürdig und nicht unterstützenswert. Am 7.9.2012 habe ich unten angehefteten Brief verfasst. Wenn lediglich wirtschaftliche Gründe (so macht es den Eindruck) im Vordergrund stehen, sehe ich mich außer Stande einen Protest gegen die Schließung der Strecke zu unterstützen. Kann / könnte man das nicht anderes formulieren?
MfG
Fidel
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Ich schrieb am 7.9.2012:
Sehr geehrter Herr Beck,
hiermit möchte ich mich Ihrem Aufruf, gegen das Streckenverbot vom Schleizer Dreieck zu protestieren, anschließen.
Ich finde es bedauernswert, wenn Interessen von einzelnen Personen in der juristischen Auseinandersetzung mit der Genehmigung einer Rennstrecke mehr Gewicht haben als jahrzehntelange gelebte Rennkultur. Im Jahr 2011 war ich das erste Mal in Schleiz und war von Anfang an von der Schönheit, aber auch der Einzigartigkeit eines solchen historischen Motor- und Rennwagenrennens begeistert. Niemals hätte ich mir träumen lassen, den Melkus RS 1000, mit dem ich als kleiner Junge auf meiner Prefo Autorennbahn spielte, in Wirklichkeit und so großer Anzahl sehen zu können. Darüber hinaus fand ich es aber auch gerade interessant, entspannt durch das Fahrerlager gehen zu können und sowohl die teilweise schon über 70 Jahre alten Motorräder als auch ihre Fahrer betrachten zu können. Längst habe ich geplant, mit meiner dieses Jahr geborenen Tochter in absehbarer Zeit das Dreieck erneut zu besuchen, um ihr die technischen Unterschiede und Feinheiten einzelner Entwicklungen in der Technik der Gefährte zu erläutern. Als Soziologe und Historiker finde ich es wichtig, einzelne Epochen von Entwicklungen möglichst am Objekt darlegen zu können. Zwar gibt es gerade in Ostdeutschland genügend Motorrad- und Automuseen, aber es gibt einen Unterschied, ob man die Motoren auch hören und riechen kann oder sie nur dastehen. Meiner Ansicht nach ist es in einer Zeit, in der Wissensgebiete immer komplexer werden umso wichtiger, die Grundlagen von zum Beispiel Motorentechnik zu verstehen um nachfolgenden Generationen die Möglichkeit aber auch das Interesse mit auf den Weg zu geben, diese nachvollziehen und folglich weiterentwickeln zu können. Mit Ihren Motorsportveranstaltungen haben Sie dies, soweit ich das beurteilen kann, bisher gut umgesetzt. Dass diesem nun ein Ende gesetzt sein soll, weil eine Einzelperson sich dagegen sträubt, stößt bei mir auf Widerstand und Unverständnis. Die Rennstrecke in Schleiz als älteste Naturrennstrecke Deutschlands gibt es bereits seit einigen Jahrzehnten, was Anwohner_innen, die sich daran stören, die Möglichkeit eines Ausweichens gegeben hätte. Sicherlich ist es schwer, als nicht Ortsansässiger in seiner Gesamtheit zu erfassen, was es bedeutet dort zu wohnen und den Lärm und alle anderen Unannehmlichkeiten, die eventuell damit verbunden sind, zu ertragen. Ich gebe jedoch auf der anderen Seite zu bedenken, dass in einer Zeit, in der Autos auf Autobahnen mit PS Leistungen fahren, die dem Vielfachen eines zum Beispiel 1950 gebauten Rennautos entsprechen, bisher keine Kritik seitens der Bundesregierung hervorriefen. In der BRD werden nach wie vor Autos zugelassen, die ihre Abgaswerte durch Zuleitung von Frischluft korrigieren, ohne dass irgendeine Zulassungsbehörde daran Anstoß nimmt. Schmutz, Lärm und Staus, denen man täglich auf bundesdeutschen Straßen ausgesetzt ist, stehen meiner Einschätzung nach nicht im Verhältnis zu einzelnen Motorsportveranstaltungen, die versuchen, Geschichte aber auch Begeisterung von Technik zu vermitteln. Auf der anderen Seite sollte man nicht vergessen, dass es besser ist, wenn Motorsportbegeisterte ihre Rennambitionen auf der Rennstrecke ausleben können, als wenn sie das auf öffentlichen Straßen machen.
Bei Ihrem Kampf gegen ein Veranstaltungs- und Fahrverbot auf dem Schleizer Dreieck möchte ich mich solidarisch zeigen und hiermit meinen Protest zum Ausdruck bringen.
Mit freundlichen Grüßen
MR
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Fuhrpark: Mopeds