nachdem ich schon häufig gehört habe, dass die ETZ-Sitzbank einer Folterbank gleichkommt und ich das auch in den letzten zwei Sommern am eigenen A***** gespürt habe, habe ich mich diesen Winter mal drangesetzt und die Sitzbank selber bezogen. Diesen Bericht wollte ich ganz gerne mal mit euch teilen, weil das Ergebnis überzeugt und ich mit meiner Arbeit zufrieden bin. Ich habe sowas vorher noch nie gemacht. Alles zusammen hat ca. 50€ gekostet (das Bier habe ich nicht mitgerechnet).
Den dafür nötigen Schaumstoff habe ich mir hier besorgt. Das gleiche Produkt habe ich auch schon einmal bei Louise gesehen, allerdings teurer. Der Schaumstoff ist lediglich 2-3cm zu niedrig, das ist aber kein Problem. Später seht Ihr wieso.
Anfangs habe ich versucht, den Schaumstoff mit Sprühkleber zu befestigen, wovon ich allerdings abraten würde. Stattdessen habe ich mir Pattexkleber aus der Dose geholt und alles mit einem Spachtel großflächig aufgetragen. Damit hat es gehalten und es ist wesentlich günstiger.
So, der Anfang ist ziemlich unspektakulär. Die Decke wird abgezogen und der Schaumstoff vorsichtig entfernt. Die Sitzbank wird entrostet (das war bei meiner höchste Zeit) und konserviert.
Der direkte Vergleich zwischen dem alten Schaumstoff und dem Neuen war schon sehr gravierend. Mit Daumen und Zeigefinger konnte ich das alte Zeug ohne große Mühe zusammendrücken, den Neuen keine 3 cm. Es ist klar, dass der Allerwerteste hier weh tut.
Bevor es richtig losgeht, habe ich mir ein paar Schablonen gemacht, mit denen ich später arbeiten konnte. Die Sitzschale wurde den Schaumstoff gelegt und mit einem Edding umrissen. Ich ließ den hinteren Pürzel der Sitzbank erstmal fehlen, da der Schaumstoffblock zu kurz war.
Danach habe ich alles per Augenmaß nach und nach in Form gebracht:

mit der Form konnte man schon mal arbeiten:

Zur Formgebung sollte man sich am besten ein elektrisches Brotmesser ausleihen. Das ist eine saubere Angelegenheit, geht wirklich kinderleicht und geht vor allem genauer, als mit einem langen Küchenmesser (das habe ich am Anfang probiert). Sogar feinste Formen lassen sich leicht nachschneiden.
Von dem großen Block blieb genügend Verschnitt übrig, um daraus den Pürzel zu formen. Zur vorläufigen Fixierung, während der Kleber trocknet, habe ich alles mit langen Schrauben angedrückt:

Weiter oben habe ich schon angemerkt, dass der Schaumstoff ein paar cm zu niedrig ist. Nach langem überlege ist mir dann eingefallen, wie ich ein paar dutzend Fliegen mit einer Klappe schlagen kann:

Wie unscher zu erkennen ist, habe ich einfach die oberen paar cm des alten Sitzpolsters abgeschnitten und auf das neue Polster geklebt. Das hatte zum einen den Vorteil, dass ich die oberen Schwingungen nicht nachschnitzen musste und die Bordseiten auch sofort schneiden kann, indem ich das Brotmesser zwischen Außenkante Oberteil und Außenkante Sitzschale herlaufen lasse. Ging super, hat super gepasst.
Anschließend habe ich den Kaschierschaum aufgeklebt (leider kein Foto gemacht) und anschließend gings ans beziehen. Mein alter Bezug war total fertig. Deshalb habe ich mir einen Nachbau von Güsi besorgt. Augenscheinlich gut verarbeitet, nur der "MZ"-Aufdruck auf der Hinterseite sieht beim Original besser aus. Damit muss ich aber leben. Der Nachbaubezug ist eigentlich dafür gedacht, über den Originalen gezogen zu werden. Ich habe bei der ganzen Schnitzerei allerdings versehentlich ein kleines Übermaß hergestellt, was sich als Vorteil erwies. Der Bezug war zwar immer noch ein wenig groß, ließ sich allerdings mit ein wenig Gefriemel faltenfrei aufziehen:

Leider ist der Pürzelbereich hinten abgerundet. Fragt mich nicht warum. Das Sitzpolster sieht nicht so aus.
Hier sieht man, dass vor allem im hinteren Bereich gestaucht werden musste:

Ein erstes kurzes Probesitzen ergab jetzt schon einen Unterschied wie Tag und Nacht. Ich bin mal gespannt, wie es in Aktion aussieht.