von Dominik » 26. März 2013 17:24
Heute, Dienstag, 26. März 2013:
Diesen Tag habe ich zum „Tag des Winters“ auserkoren. Weshalb? Da unser aktueller Winter bisher den hartnäckigsten meiner bisher elf vollständig auf zwei Moto-Rädern bezwungene Winter darstellt. Er besitzt gar die Frechheit, das Frühjahr mit seinem weißen Teppich bedecken zu wollen. Kommt gleich der Sommer, ihr werdet es sehen!
Gemein: Zu Beginn des Märzes pendelte sich die blaue Quecksilbersäule bei bis zu +16°Celcius ein! Die Sonne lachte! Der Winter ward vergessen! Die Grünfinken trällerten es und die Heckenbraunelle schmetterte ihr quirliges Lied. Voreilig agierendes Federvieh…
Es ist gar soweit gekommen, dass in mir eine innere Zerrissenheit aufblühte, die sich in zwei Stimmen äußert: „Ach – was soll´s! Augen zu und durch. Wir sind es ja gewohnt, ist immer dasselbe eben“. Und „Aaarrghh! Ich kann nicht mehr! Ich will nicht mehr! Wann nimmt das denn ein Ende!!“ und werde bald auf dem Zahnfleisch daherkommen…Die innere Melodie. So langsam werde ich aber auch ungeduldig.
Heute am Morgen des 26. März 2013 (!!):
So wie am Tag zuvor sollte es auch heute zirka drei Zentimeter Neuschnee haben.
Ich kann mich nicht mehr so recht entsinnen, wie oft schon ich während dieses Winters die Sitzbank, Rückspiegel und Tachoglas von Schnee und Eis befreit habe. Und wie oft die Blinker nicht funktionierten und die Sitzfläche infolge eines veränderten Aggregatzustandes der Sitzbankinnereien erhöht und hart war. Und dieses täglich mehrmalig zelebrierte Einpellen in Zwiebelschalen und das Schälen dieser. Und wie oft wir diesen steilen Hang bergab ohne Motor aber eingelegtem ersten Gang hinunterrutschten. Alles andere wäre hier zu schnell, zuviel parkende Autos quer im Weg. Und wie oft wir zugeschneite und verseifte, manchmal vereiste Straßen befahren haben. Wie oft wir diesen Salz – und Wasserduschen nebst Gischtwirbeln ausgesetzt waren. Und diese wiederum eine eingeschränkte Sicht verursachten wegen der Schneewand oder der Salzschmiere auf den Gläsern der Motorradbrille. Kalte Füße und Hände, Minusgrade und Frost, ein Schnurrbärtchen, das eine eisene Verbindung mit dem Schal eingeht, Schnief und Schnüff, viel Dunkel am Morgen und am Abend und Verkehrsteilnehmer, die für diesen groben Unfug kein Verständnis zeigen. Während dieses Winters aber nur 1 x geschehen. Das war in Potsdam, nahe Schloss Sanssouci im Zuge meiner Reise „Stuttgart – 3 Tage in Berlin – Stuttgart“, die vom 15.3. – 19.3.13 stattfand. Da fuchtelte ein Linienbusfahrer mit seiner Hand vorm Gesicht hin und her. Soll heißen: „Du hast sie ja nicht mehr alle!“. Ich nickte. Er auch. Alles klar! Diese Reise war übrigens auch eine Tortur und zu 90 % der 1300 Kilometer mit allen erdenklichen Winterzutaten gespickt, wie oben beschrieben eben. Neuschnee bei Abfahrt in S und Neuschnee bei Abfahrt in B. War trotzdem nett! Na ja – da dachte ich nicht so recht an Winterkapriolen. Mehrere Tage zuvor wurde ich gewarnt, wollte aber nicht hören. Auch da ich es mir lange schon vorgenommen hatte. (Dafür dachte ich mir gestern auf der Stuttgarter Weinsteige, bergab im Stau, sie war zugeschneit und vereist: „Müsst ihr heute auch alle unterwegs sein!?“. Ätsch!)
Aber glücklicherweise habe ich die gute MZ TS an meiner Seite. Sie ist hart im Nehmen. Absolvierte bisher, meist klaglos, reale 112. 000 Kilometer seit Anbeginn unserer Liaison am 15. Dezember 2007. Und sechs dieser Winter. Man muss eben besonders Elektrik-Krimskrams propper halten, dann klappt das schon! Mechanikbreakdowns gibt es eigentlich nicht, und falls doch, kündigen sich diese rechtzeitig an. „Hey Dicker, notier mal in deinem Notizkalender für den 28. August 2015: „Das Pleuel, das Pleeeuuueeel!“. Na ja – Schwarzmalerei möchte ich ja auch nicht unbedingt betreiben….
Auch ein Geheimrezept an der MZ TS 250: Das lenkbare Rad mit einem Heidenauer Wintercrossreifen versehen und die Hinterhand mit einem Mitas C01 besohlt. Somit hat man einen Selbstläufer – pardon – eine Selbstläuferin! Wie auf Schienen geführt! Nahezu unbeschwert. Wir trauen uns Manöver zu, an die wir im Leben nie für möglich gehalten haben. Trotzdem werde ich heute am Abend die Gesänge und Rufe von Grünfinken und Heckenbraunellen einstudieren und morgen zum Besten geben. Schnauze voll.
Aber Winterberichte möchte ich keine mehr verfassen – da fröstelt mir sonst auch innerhalb der vier Wände. Dieser Artikel hier soll einfach stellvertretend für die vergangenen und die Winter, die da kommen mögen, stehen.
Viele Grüße und kommt mir gesund und unbeschadet durch die Tage des Winterausklanges 2012 / 2013
Dominik
Die (hoffentlich) letzten Winterimpressionen des Winters 12 / 13:
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Berliner Hinterhofkohlenkellermieze, Kolchosetraktoristin und Heldin der Arbeit: 207.282 Kilometer mit einer MZ TS 250 von 1973.
15.12.2007 - 29.03.2018, 365 Tage im Jahr. Nicht nur für Kosmonauten. MZ - keine kann´s besser!
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