


Ich muss vorne weg sagen, dass ich durchaus Respekt vor den Graukitteln habe. Die müssen sich mit zig verschiedenen Fahrzeuggattungen, Herstellern, Modellen, Techniken, etc. auskennen, müssen dieses Wissen stets parat haben, tragen viel Verantwortung, bekommen von oben und von unten Druck, wenn das Ergebnis nicht den Erwartungen entspricht, ... Deshalb will ich mich auch gar nicht über die Herren und ihre Unkenntnis in meinem speziellen Fall lustig machen. Meine Güte, wie oft kommt denen denn hier in Würzburg ein altes MZ-Gespann unter. Deshalb bin ich auch immer sehr freundlich und nie herablassend, sondern versuche höchstens die Eigenarten der MZ zu erklären. Ich finde es trotzdem immer wieder zum Brüllen, wie sie mit ihrer Unkenntnis umgehen.
Erst bei der Dekra. Der Prüfer ein älterer Typ mit langen Haaren und Dreitagebart. Ich hab ihn auf den ersten Blick für jemanden gehalten, der in Bezug auf Motorräder weiß, was er tut, und mit dem man reden kann. Bei ersterem habe ich mich zumindest in Bezug auf MZ getäuscht.

Sein erster Kommentar war: "Kannst gleich wieder fahren, der Reflektor ist komplatt matt, keine Hell-Dunkel-Trennung, da fangen wir gar nicht an." Okay, so ganz unrecht hat er da nicht, aber ob das wirklich ein schwerer Mangel ist? Naja, er wollte dann trotzdem mal rumschauen, damit ich ggf. nicht nochmal vergebens komme. So weit, so nett. Nach ein bisschen Wackeln am Vorderrad sagt er "Das Lenkkopflager ist völlig im Eimer und außerdem viel zu fest eingestellt! Kannste vergessen." Ich hab dann die Flatterbremse gelöst und er grummelte nur "Naja, geht doch." Er meinte aber immer noch, dass da irgendwas im Vorderrad nicht stimmt. Nach einigem Suchen das erlösende "Aaaaha, da haben wir es ja. Der Kotflügel schlägt beim Einfedern am Rahmen an, da sind ja maximal 2mm Luft!" Ich habe ihn dann darauf hingewiesen, dass der Schwingenträger beim Einfedern NICHT am Rahmen anschlägt, weil er gar nicht einfedern kann. Ist ja schließlich eine Schwinge. Naja, da war es ihm wohl zu blöd und er hat sich genervt verabschiedet.
Ich bin dann noch beim TÜV vorbeigefahren, versuchen kann man es ja mal. Der Prüfer hat die ganze Zeit nur gegrinst und keinen Hehl daraus gemacht, dass er mit dem Gespann nichts anfangen kann. Er hat ungefährt drei Minuten mit Interesse die Kraftübertragung von Bremshebel bis zur HR-Bremse begutachtet, ist dann einmal rum und hat mit seinem Kugelschreiber gegen die Speichen geklopft, hat sich die Beleuchtung vorführen lassen und zum Abschluss durfte ich ihm eine Runde vorfahren und dabei bremsen. Er hat mich dann gefragt, warum Vorderrad und Beiwagenrad nicht blockiert haben. Ich hab nur gesagt, dass das mit Simplextrommeln auf trockenem Asphalt fast nicht möglich ist. Da hat er nur genickt und hat immer noch grinsend die Plakette geholt.
Und ja, ich werde den Reflektor bei Gelegenheit tauschen.

