Gera MZ,
gleich zum Einstand ein solches Problem zu haben ist ja super. So wie es auf den Fotos aussieht, scheinen in der linken Gehäusehälfte noch Gewinde abgerissener Schrauben zu stecken...
Offensichtlich ist der Motor mal mit einem Dampfstrahler gründlich gereinigt und dann einfach weggestellt worden.

Für mein DKW-Moped hatte ich einen Motor, bei dem war auch die KW in einem Lager festgerostet. Bei Deinem Motor vermute ich mal, dass sich die Kurbelwelle auch dann nicht drehen wird, wenn der Kolben gelöst ist. Ich würde daher bei dem KW-Lager anfangen und mit einem Dremel versuchen, den Lagerkäfig zu entfernen, anschließend immer wieder mit Rostlöser und Wärme versuchen, die Kugeln im Lager zu lösen. Dabei den äußeren Lagerring mehr erwärmen als den inneren, damit die Kugel sich vielleicht aufgrund der Ausdehnung des Lagerrings lösen. Möglicherweise kannst Du bei einigen Kugeln aus innerem und äußerem Lagerring ein Stücke rausschleifen, so dass Du einige Kugel aus dem Lager operieren kannst.
Was den Kolben angeht, so würde ich versuchen, aus einer alten Zündkerze und einem Schmiernippel ein stabiles (!) Ventil (ich konnte auf eines eines Mitstreiters zurückgreifen) zu bauen, welches in das Zündkerzengewinde eingeschraubt wird. Den Zylinderkopf wieder aufschrauben und den Zylinder mit einer Fettpresse kräftig mit Fett Füllen und warten und hoffen, dass er sich so löst. Bei meinem Motor hat das insoweit geholfen, dass sich der obere Kolbenring gelöst hatte, der untere leider nicht.
Wenn das nicht, Rostlöser und Wärme auch nicht, würde ich den Kolben "ausbohren". Hierfür rechts und links vom Kobenbolzen den Kolbenboden erst durchbohren und dann soweit wegschleifen, dass der Kolbenbolzen seitlich frei liegt. Die Flächen des Kolbens unter dem Kolbenbolzen soweit wie möglich reduzieren, so dass der Kolbenbolzen im Idealfall daran vorbeipasst oder, wenn nicht, die Kolben unter dem Kolbenbolzen nachgibt, wenn auf den Kolbenbolzen gedrückt wird. Ist der Zylinder gezogen, dann den Kolben quer zum Kolbenbolzen vorsichtig so dünn schleifen bis er seine Spannung verliert. Bei meinem Mopedmotor hat es so funktioniert.
Letztlich war bei meinem Mopedmotor die ganze Mühe umsonst, da sowohl der Kolbenbolzen im oberen Pleuelauge festgerostet war wie auch der Pleuel auf dem Hubzapfen der Kurbelwelle

und ich deshalb eine andere Kurbelwelle verbaut habe.
Säure/Lauge helfen zwar auch. Nach meiner Erfahrung setzt der Zylinder bei Säureanwendung dann aber ruck zuck Rost an (trotz penibler Reinigung).
Ich wünsche Dir bei Deinem Projekt viel Erfolg und bin auf das Ergebnis gespannt.

Alles ohne Gewähr.

Zweiraedrig: Adler MB 250 BJ 54 (Großbaustelle), NSU Quickly Bj 55 (restauriert), Miele K52/2 Bj 59 (restauriert), MZ RT 125/3 Bj 59 (Patina-restauriert), MZ ES 175/0 Bj 1960, IWL Berlin Bj 62 (Patina-restauriert), MZ ES 150 Bj 64 (in Warteschleife)