So, liebes Forum.
kurze Zusammenfassung meiner Erkenntnisse, da ich selber eine klare Antwort suchte:
Meine ETS250 Rohre waren verbogen (ca. 1mm), hatten Rostfraß und Kratzer. Ich habe Ersatz gesucht - vergeblich. Bin auf TS Standrohre ausgewichen.
Die TS250 hatte anfänglich ebenfalls 32mm Standrohre und einen nahezu identischen Aufbau zur Gabel der ETS250. Einzige Unterschiede: innenliegenden Federn, statt Faltenbalg einen Gummiüberzieher und die Gleitrohre waren in der Länge etwas anders (ich glaube (!) 2cm kürzer).
Später wurde bei der TS250/1 auf 35mm Rohre gewechselt. Dann gab es auch andere Änderungen hinsichtlich der Ölventile.
Die gekauften TS Standrohre sind 2cm kürzer (555mm) als die der ETS(575mm). Durchmesser beträgt 31.7mm. Die Nuten (3 Stück insgesamt) sind absolut identisch (In Position und Größe) zu den ETS Rohren. Auch das obere Gewinde ist 1:1 identisch.
Mit langen Buchsen oben konnte ich die Gabel wieder zusammenbauen.
(Hinweis: Es gibt auch ETS Standrohre mit 4 Nuten - die oberste Nut (4te Nut von unten) trägt den selben Sprengring, wie die dritte Nut von unten. Dazwischen ist nichts. Diese vierte Nut dient meines Erachtens nach ausschließlich dazu, die obere Gleitbuchse kürzer ausführen zu können - Materialersparnis. --> Deswegen bei den ETS Standrohren mit 4 Nuten kurze Buchse oben, bei der ETS mit 3 Nuten, lange Buchse oben)
Die Buchsen die ich kaufte waren im Innendurchmesser ca. 0,1mm kleiner als die Aussendurchmesser der Standrohre.
Ich habe sie in eine Drehbank eingespannt und mit einem 600er Schleifpapier, welches auf einen ca. 15mm Kunststoffrundstab gewickelt war, vorsichtig aufgeschliffen. Zwischendurch habe ich sehr oft die Passung zwischen Standrohr und Buchse geprüft. Als die Paarung nahezu spielfrei war, habe ich die Buchsen innen poliert.
Mir war zu diesem Zeitpunkt die Funktion der unteren Buchse noch nicht ganz klar. Diese muss mit ihrem Innendurchmesser nur auf das Standrohr passen. Da gleitet aber nichts! Der Außenduchmesser dieser unteren Buchse ist entscheidend. Er gleitet im Innendurchmesser der verchromten Gleitrohre.
Die Federn werden bei 2cm kürzeren Standrohren 2cm weiter vorgespannt. Originale Vorspannung sind 9mm - jetzt also 29mm.
Gleichzeitig steht die ETS vorne 2cm tiefer (wenn keiner draufsitzt). Ich behaupte, wenn man drauf sitzt, steht sie genauso wie mit originalen Standrohren.
Sie wird etwas härter sein (da die Federn halt schon in ihrem weichesten 2cm Anfangsbereich höher vorgespannt sind).
Ich habe mit verschiedenen Spezialisten in der Republik telefoniert. Probleme hat keiner gesehen. Oft wurden wohl schon zu Ostzeiten Buchsen auf die Standrohre gesteckt, um die Federvorspannung künstlich zu erhöhen.
Der Federweg ändert sich nicht.
Das Einsetzen der der komplettierten Gabelholme war etwas aufwendiger als normal. Wegen der Vorspannung.
Eine einfache Lösung war, die Radachse in das Auge des zu montierenden Gleitrohres zu stecken (links und recht guckt genauso viel Achse raus). Dann einen Spanngurt über die untere Gabelbrücke geführt - und an der Radachse links und rechts vom Gleitrohr eingehängt. Nun das Universalwerkzeug von oben durch die Gabelbrücken (obere und untere) gesteckt und in das Gabelstandrohr eingeschraubt. Damit kann man von oben am Standrohr ziehen, während man von unten vorsichtig den Spanngurt spannt und das Gleitrohr nachführt. Wenn das Standrohr ganz oben in der Gabelbrücke angekommen ist, schraubt man das Universalwerkzeug wieder raus.
Was ich auch vergaß: Legt Kabelbaum und Bowdenzüge korrekt in die Zwischenräume zwischen Gabel und Rahmen. Sonst könnt ihr euch entscheiden die Gabel wieder auszubauen oder Kabel und Bowdenzüge zu trennen, durchzufädeln und wieder neu zu montieren.
Öl nicht vergessen!
Ich habe mit einem dünnen Schweißdraht, den ich in den Holm bis ganz nach unten eingeführt habe (Achtung, da gibt es noch diesen Stummel ganz unten im Gleitrohr… man muss an dem seitlich vorbeistochern) 250mm Ölstand eingefüllt.
Standardmäßig sollten es 260mm Ölfüllstand bei der ETS sein.
Meine Theorie: Durch kürzere Standrohre habe ich oben im Standrohr 2cm weniger Luft. Fülle ich genauso viel Öl ein, wie bei langen Standrohren, kann die Gabel nicht vollständig Einfedern, weil sie hydraulisch blockiert.
Wichtig: nach dem Einfüllen schlägt das Handbuch 2h Wartezeit vor! erst dann ist das Öl vollständig durchgelaufen und die Höhe kann korrekt gemessen werden. Die Dichtmasse also erst später auftragen, sonst ist sie vertrocknet, bis man die Schraube reindreht.
Jetzt die ominösen Verschlussschrauben:
Ich habe die Gabel fertig montiert. Das Gegenhalten beim Festziehen der Schrauben habe ich mit dem Universalwerkzeug bewerkstelligt. Es ging problemlos alleine.
Der Stiel des Universalwerkzeugs ist etwas kleiner als der Lenker - dafür aber deutlich dickwandiger und massiver.
Ich habe, wie auf dem Bild zu sehen, etwas Kreppband/Isolierband um das Werkzeug gewickelt. 2 mal. Im Abstand der Aluminiumhalteklötzchen des Lenkers.
Für das Festziehen der linken Schraube habe ich das Werkzeug nach rechts eingespannt. Für das Festziehen der rechten Schraube nach links.
Das Gewinde hatte ich zuvor natürlich gereinigt. Das Schraubengewinde mit Curil T2 dünn eingestrichen und ca. 5min Ablüften lassen.
Mit einem Drehmomentschlüssel (ca. 130Nm) und einer vernünftigen Nuss in der einen Hand, die andere hält das Ende des Universalwerkzeugs fest.
So, gefahren bin ich. Sie federt. Ich finde: gut. Da ich keine Erfahrung mit einer richtig federnden ETS habe, kann ich nicht vergleichen.
Noch eins: versucht das Instandsetzen in keinem Fall ohne das Spezialwerkzeug! die 80€ sollte es einem Wert sein.
PS: Ich verstehe nicht, warum der Hersteller der Nachbaustandrohre es nicht schafft, sein Rohr 2cm länger zu lassen! Er könnte statt 54€ für ein TS Rohr bestimmt das 3fache nehmen…. Die Leute würden es kaufen! Es wären vielleicht 20cent mehr Materialkosten und genau "Null" Mehraufwand in der Fertigung.
PPS: 300€ pro Standrohr neuverchromen mit rundschleifen… 6Monate Wartezeit… momentan keine Kapazitäten… bei Rostfraß und krummen Rohren ungewisser Erfolg… Ich finde meine Lösung besser. Finde ich neue Rohre in korrekter Länge, würde ich es aber wieder zurückbauen. Vermutlich um festzustellen, dass die 2cm keinen Unterschied machen

So, wenn jemand gesicherte Erkenntnisse hat, korrigiere ich gerne meinen Text. Ich finde ein (länger als geplantes) Resumee hilfreich.
VG
Sperberklaus