In einem anderen Beitrag hatte ich ja schon von meinem Katastrophen-Klemmer im vorigen Sommer berichtet, der einem Nicasil-Zylinder vorschnell das Ende bereitete. Ich war der Meinung, daß die hohen Temperaturen der Abluft- und Abgaswolke eines Trucks die Ursache waren, neben dem ich zu lange mit Vollgas gefahren war (in der Absicht, den zu überholen, aber 500PS sind nun mal kein Pappenstiel). Es gab damals schon Skeptiker, denen ich hiermit Recht geben muß. Inzwischen ist natürlich alles repariert, und die MZ läuft wieder.
Es hat sich gezeigt, daß der Klemmer auch eine Folge einer Störung bei der ansonsten doch zuverlässigen Frischöl-Schmierung (Mikuni) war. Auch japanische Technik ist nicht unfehlbar!
Bekanntermaßen sitzt am Kurbelgehäuse ein Rückschlagventil. Bei diesem Motor war die darin befindliche Feder sicher gebrochen und von der sich dann unkontrolliert bewegenden Kugel zertrümmert worden, jedenfalls war nach dem Zerlegen des Ventils nicht der kleinste Rest dieser Feder aufzufinden. Muß alles durch den Motor gegangen sein, aber so kleine Teilchen machen wohl einer MZ nichts aus. Als Folge davon hat die Vorkompression aus dem Kurbelgehäuse zu einem (kaum sichtbaren) Riß in der Ölleitung geführt, und jeder Motor braucht nun mal Schmierung! Leider war der Riß genau in der Durchführung aus dem Pumpengehäuse, also von außen nicht erkennbar. Wer weiß, wie lange ich jenseits von 1:200 gefahren bin, bis dann an einem heißen Tag der Schmierfilm versagte.
Ich empfehle allen Frischölern, das Ventil ab und zu zu überprüfen. Einfach den Schlauch abziehen und vorsichtig einen Draht (z.B. Fahrradspeiche oder Bohrer 2mm) in das Ventil einführen.
Nach ca. 17mm muß ein federnder Widerstand spürbar sein. Alarmzeichen ist auch, wenn Öl im Pumpengehäuse steht oder bei längerer Standzeit der Schlauch leer läuft:
Damit der MZ-Fahrer seinen Freund, den Motor etwas besser kennen lernt, hier die Details dieses Ventils:
Das Ventil zu kaufen ist teuer, es zu reparieren möglich, aber keine Kleinigkeit. Das geht schon mit dem Zerlegen los. Der Schlauchstutzen ist eingebördelt. Man setzt ein passendes Stück Stahl, z.B. einen Bohrerschaft 2mm ein und kann dann den Stutzen in einen Schraubstock fest einspannen, wobei der Wulst am Anfang nicht beschädigt werden sollte. Also Schutzbacken oder die Vertiefungen, wo die Backen am Schraubstock angeschraubt sind, benutzen. Das äußere Gehäuse mit einer kleinen Gasflamme erwärmen, ein passendes Werkzeug (Ph2) durch das Auge stecken und kräftig hebeln:
Die originale Kugel hatte schätzungsweise 3 - 3,5mm und war mir weggeflogen, Ersatz nur mit 4mm Dmr. Auch Federn (im Bild oben) fanden sich nur in dieser Größe. Die hätten nicht gepaßt, die originale Kugel wäre in sie hinein gerutscht. Nun bleibt bei einer Bohrung von (etwas mehr als) 4mm neben einer Kugel von 4mm sicher nicht genug Platz, um das Öl widerstandslos vorbei zu lassen, daher wurde auf 4,5 auf(nicht durch!)gebohrt. Zum Schluß den Stutzen (und Loctite) mit einem kleinen Stück Hydraulikrohr wieder eingepreßt, nicht auf das spitze Ende drücken! Mit einem kleinen Hammer wieder etwas gebördelt - fertig!