@Nadja: Da fällt mir das satirische Gedicht über die DDR wieder ein.
Weiß weder, von wem es stammt, noch, ob diese Version, die ich im Netz gefunden hab, "stimmt":
Keine Bretter für die Laube,
für Maschinen keine Schraube,
für den Trabbi keine Reifen,
aber nach den Sternen greifen.
Bei dem Fleischer keine Würste,
Beim Figaro keine Bürste,
auf dem Scheißhaus kein Papier,
aber Kosmonauten haben wir.
Im Geschäft gibts keine Wecker,
keine Hefe gibts beim Bäcker,
wir dürfen nur im Ostblock reisen,
aber durch den Weltraum kreisen.
Keine Steine gibts zum bauen,
den Zement musst du dir klauen,
nach dem Fleisch läufst du dir Blasen,
aber um die Erde rasen.
und am Stand gibts kein Gemüse,
keine Schuhe für die Füsse,
auch kein Auspuff ist zu kriegen,
aber in den Kosmos fliegen.Und noch ein anderer Spitzenwitz:
Ein Zug fährt durch die Taiga, und plötzlich ist der Schienenstrang zu Ende.
Was hätte Lenin getan?
Die Gleise hinter dem Zug abtragen lassen und vorm Zug neu verlegen.
Was hätte Stalin getan?
Den Lokführer und den Heizer erschießen lassen.
Was hätte Ulbricht (wahlweise Honecker) getan?
Die Zugfenster verhängen, an den Waggons rütteln und behaupten: "Wir fahren noch".Der Krampf, um wirklich jeden Preis den Prestigekampf gewinnen zu wollen, um zu beweisen, daß der Sozialismus siegt, hat sicher viele Opfer gekostet.
Die Borniertheit und Arroganz, daß das ZK direkt und willkürlich in die Entscheidungen der Planung für den Kraftfahrzeugbau (und nicht nur dort) eingegriffen hat, auch.
Die absolut doppelbödige Scheinheiligkeit auch.
Z.B. gibt's das Gerücht, daß die Anfahrtswege zur Waldgaststätte Conradswiese im Erzgebirge extra für den Besuch von Erich Honecker neu asphaltiert wurden. Muß so '84 gewesen sein.
(Ich stand damals übrigens als Kindergartenkind an der Staatsstraße 101 zum verordneten obligatorischen Fähnchenwinken.)
Dazu kommen noch Milliardenverluste durch Fehlplanungen, Korruption usw.
Wer von Frank Beyer die Filme "Spur der Steine" und (mein persönlicher Favorit)
"Karbid und Sauerampfer" nicht kennt, sollte das nachholen

In einer Sache stimme ich nicht unbedingt zu:
Die damaligen, nie in Serie gegangenen Prototypen sind ziemlich gut dokumentiert.
Und die mußten sicher auch als Prestigeobjekte auf der Leipziger Herbstmesse herhalten.
Insofern waren sie zumindest geduldet, sicher aber nicht um jeden Preis geheimgehalten.
Z.B. der RWG-Wartburg war ein Gemeinschaftsprojekt, daß einfach wegen der Kostenexplosion gestoppt wurde.
Wegen Details müßte ich mal nachschauen, ich hab den Kittler/Dünnebier "PKWs sozialistischer Länder" grad nicht zur Hand.
Die Innovationen wurden nicht einfach verweigert, sie wären gar nicht bezahlbar gewesen.
Letzten Endes konnte ja nicht mal der Grundbedarf an Kraftfahrzeugen gedeckt werden - nicht annähernd - wer schielt schon nach der Taube auf dem Dach, wenn noch nicht einmal ein Spatz in der Hand ist...
Und mal noch ein Punkt: der Wartburg 1.3 hat 30T Mark gekostet, der Lada 1500S "nur" 24T.
Über die "Innovation" war keiner begeistert, der nach 15 Jahren Wartezeit ein Auto abholen wollte, das er so sowieso nicht bestellt hatte...
Übrigens, du meinst bestimmt ETZ = Einheitstyp Zschopau.
Leider hat sich die Verschlankung der zu fertigenden Baugruppen für die zwei Modellreihen nicht im Kaufpreis niedergeschlagen...

EDIT: Harald, soll ich wegen OT nacheditieren?
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