Vibrationen & Leistungsverlust bei Kolbenkippen?

Motor, Antrieb, Vergaser, Getriebe.

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Vibrationen & Leistungsverlust bei Kolbenkippen?

Beitragvon Dominik » 4. Oktober 2010 14:13

Hallo zusammen.

Es ist so, dass ich mit meinem selbst gemachten 300er ETZ-Motor innerhalb 1 Jahr und genau 2 Monaten nun nahezu 29.000km gefahren bin.
Von der Leistungsausbeute war ich noch nie begeistert, vor allem oben herum. Besser wurde dies nach und nach mit einer größeren Hauptdüse (mittlerweile 132er, Bing), hlt aber irgendwie nicht lange an. Alles was über 95-100km/h geht ist saumäßig zäh.
Aber immerhin tut er jeden Tag sehr zuverlässig seinen Dienst und das war und ist mir das Wichtigste, macht eben nur nicht so viel Spaß.
Zündung und Vergaser stimmen aber 1A, da habe ich lange herum experimentiert und Versuche angestellt, daran liegt es definitiv nicht.
Eher scheint er mir schnell zu altern...
Ziemlich früh machte sich Kolbenkippen bemerkbar, bei niedrigeren Drehzahlen ist das so ein Schnalzen und bei mittleren Drehzahlen eher ein Schwirren. Ich verbaute blöderweise einen Billigkolben, dachte damals, er sei ein Original. Nun bin ich klüger, passiert mir nicht nochmal. Übrigens: Einen Klemmer hatte ich noch nie mit diesem Kolben.
Was auch nervt, sind unverhältnismäßige Vibrationen, und zwar etwas über Standgas und auch beim Abtouren. Das macht sie auch schon sehr lange. Da wackelt und rasselt der Scheinwerfer und der Zündschlüssel. Egal ob bei 2,5 oder 4,5 mm vor OT und egal ob Elektronik-oder Unterbrecherzündung, alles mal ausprobiert. Aktuell fahre ich nur noch mit 3,0mm vor OT. Wenn ich da z.B. die ETZ 250 meines Vaters dagegen betrachte ist diese geschmeidig wie Butter.

Immer wieder hegte ich Vermutungen ob das extreme Kolbenkippen für die Vibrationen zuständig sein kann, Schwingungen an den Zylinder und Motor etc. abgegeben werden. Am Kolbengewicht kann es wohl nicht liegen: Der 300er wog bei Einbau fast auf´s Gramm genau soviel wie der vorher verbaute 250er. Und Motorgummis sind ringsum in Ordnung.
Und ob ein verschlissener Kolben beim Zweitakter wirklich so viel an der Leistung nagen kann...?


Hat da jemand von euch Erfahrungen mit gemacht?
Danke für eure Antworten,
Dominik.
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Re: Vibrationen & Leistungsverlust bei Kolbenkippen?

Beitragvon Henry G. » 4. Oktober 2010 14:19

Ein verschlissener Kolben macht sich sicherlich bemerkbar.
Zumal die Emme ja nur einen davon hat. 30000km mit nem Nachbau aus unbekannter Herkunft ist schon gut, denk ich.
Lass den Zylinder doch auf einen Mahle einschleifen und schon hast du Ruhe.
MfG :wink:
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Re: Vibrationen & Leistungsverlust bei Kolbenkippen?

Beitragvon ETZploited » 4. Oktober 2010 16:04

So leicht und so schnell tritt kein Kolbenkippen auf.
Das Phänomen wird eher aktuell, wenn ein Kolben "quadratisch" ist, d.h. die Bohrung in etwa der Hemdlänge entspricht. Bei den MZ-Kolben und insbesondere auch beim 300er würde ich sagen, daß durch das im Verhältnis zur Bohrung lange Hemd Kolbenkippen eher kein Thema ist.
Wenn das Laufspiel sehr groß/viel zu groß ist (zu kleiner Kolben, z.B.), kann das natürlich trotzdem auftreten (da kann die Laufbuchse nicht mehr führend wirken).
Ansonsten bilden sich mit der Zeit natürlich die Umkehrpunkte des Kolbens in der Buchse aus, so daß dort die Kippneigeung stark begünstigt wird. An so einem labbrigen Zylinder müßte dann aber merklich Leistunsgverlust auftreten, bzw. der Übermaßschliff ist sowieso fällig geworden.

Das war die Theorie.
In der Praxis habe ich nun schon zwei Zylinder sehen dürfen, die innerhalb kürzester zeit Schrott waren, ohne daß sich dafür überhaupt eine Ursache hätte finden lassen.
Da gabs m.E. auch Kolbenkippen.

Dominik, du könntest ja mal die Garnitur ziehen und einen Blick drauf werfen.
Da ließe sich schon mehr sagen.
Viele Grüße,
Arne


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Re: Vibrationen & Leistungsverlust bei Kolbenkippen?

Beitragvon Ex-User magsd » 4. Oktober 2010 16:15

Kolbenkippeln wird wohl nicht der Fehler sein, die Begründung hat Arne ja in seinem Beitrag weiter oben gegeben.
Interessant zu wissen wäre, was für ein Kolben in deinem 300er verbaut ist? Nachbau, Originalteil, Mahle?

Ich würde als erstes Mal einen Blick auf die Ringnuten werfen. Wenn diese durch die Laufleistung (oder beim Nachbau auch mal durch hohe Toleranzen bei der Fertigung von vornherein) erweitert sind verursacht die Bewegung der Ringe in den Nuten Ringflattern. Was in etwa so wirkt wie eine Drossel. ;)

Edit: ein guter Kolben hat im Neuzustand etwa 5/100 Ringspiel, ein günstiger auch mal schnell 15 bis 20/100. Bild
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Re: Vibrationen & Leistungsverlust bei Kolbenkippen?

Beitragvon Dominik » 4. Oktober 2010 17:10

Hallo zusammen,

danke für eure Antworten.
Den Zylinder möchte ich vorerst nicht ziehen, da ich jeden Tag mit ihr fahre. Ich würde den momentanen Motor später zerlegen und vermessen, worauf ich auch gespannt bin.
10.000km würde ich noch gerne mit ihm abspulen, den nächsten Winter mit ihm noch durch machen.
Auf den jetzigen Motor möchte ich auch keine neue Garnitur setzen denn der 4.Gang geht allmählich vor die Hunde, heult wie eine Sirene. Keine Ahnung, was da schief ging. Bei ihm ist sowieso wieder eine Komplettüberholung nötig. Zum Glück wartet ein gerichteter Ersatz-Motor im Regal, der notfalls rein kommt, bei diesem fehlt mir aber nur noch der 300er Zylinder, Kopf und Kolben.

Die Ringnuten? Das wäre ja auch interessant. Beim Viertakter wirkt sich so etwas ja wie eine "Ölpumpe" aus und er frisst dann Öl.
Der Benzinverbrauch ist übrigens immer noch unschlagbar!

Mein Kolben? Er war von Ost2Rad und ich dachte, es sei ein Original. Er kostete so um die 30 Euro. Klemmer habe ich nie einen gehabt, auch beim Einfahren nicht. Das nächste Mal kommt ein anderer rein. Das war eben Lehrgeld, aber viel ist ja nicht kaputt gegangen, er läuft ja weiterhin und solange ich wenigstens die 100km/h hin bekomme, reicht mir das für die nächsten Monate so, auch wenn es keine Ruhmesleistung ist. :roll:

Wenn ich den anderen zerlege und vermesse, gebe ich euch Bescheid.

Übrigens: Ich bin lange Zeit mit zu hoher Verdichtung herum gefahren, da gebärdete sich der 300er ruckelig und unsanft. Nachdem ich die Bedüsung nach und nach anpasste, wurde es besser aber nicht optimal.
Aber als ich dann später, ca. ein 3/4 Jahr später, 0,5mm mehr Kopfdichtung bei legte, war dieses "Schnalzen" und Geklapper weg, seit ein paar Wochen ist es aber wieder anwesend.

Viele Grüße und bis dann
Dominik.
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Re: Vibrationen & Leistungsverlust bei Kolbenkippen?

Beitragvon ETZploited » 4. Oktober 2010 17:49

Ringspiel messen ginge ja auch ohne Ziehen der Garnitur, könntest du mit abgenommenen Krümmer über den Einlaß machen, wenn die Fühlerlehre lang genug ist. Mehr als 0.1 dürfen es nicht sein.

Dein Klopfen waren wohl eher Detos aufgrund eines nicht passenden Quetschwinkels. Da wärst du nicht der erste damit. Durch erhöhen des Quetschmaßes gehen die zwar weg, aber die Verbrennung wird damit trotzdem nicht optimal. Das wäre halt ein möglicher Grund, warum die Bude keine Power bringt.
Du könntest versuchen, die Zündung etwas mehr auf früh zu bringen, denke ich
Viele Grüße,
Arne


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Re: Vibrationen & Leistungsverlust bei Kolbenkippen?

Beitragvon Ex-User magsd » 4. Oktober 2010 18:21

Noch früher als 3,00 vOT?
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Re: Vibrationen & Leistungsverlust bei Kolbenkippen?

Beitragvon ETZploited » 4. Oktober 2010 18:32

Danke für den Hinweis - hab ich in der Eile ganz überlesen...
Unter den Umständen nicht :wink:
Viele Grüße,
Arne


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Re: Vibrationen & Leistungsverlust bei Kolbenkippen?

Beitragvon Dominik » 5. Oktober 2010 13:03

Hallo zusammen.

Danke euch beiden für eure Antworten. Das mit dem nicht optimalem Quetschwinkel und Brennraum ging mir auch schon im Kopf herum, vor allem, nachdem ich zusätzlich 0,5mm Kopfdichtung bei legte...Vor diesem verringern der Verdichtung lief sie übrigens ruhiger und netter mit Super Plus Bleifrei, heute kann ich wieder stressfrei Normal Bleifrei fahren.

An sich bin ich mit meinem 300er so zufrieden wie nie zuvor, nun habe ich ihn geschmeidig und sanft, was auch die Lastwechsel und den Schiebebetrieb anbelangt. Nur die Höchstgeschwindigkeit ist nicht der Knaller...

Den Krümmer abnehmen und dann das Ringspiel messen? Gute Idee, werde das die Tage mal machen.

Ja, zur Zeit 3,0mm vor OT, vorher ein paar Tage mit 3,5 vor OT und vor ein paar Wochen gar mit bis zu 4,5mm vor OT, experimentiermäßig. Es ging alles gut, sie klingelte nie.

Übrigens: Bei mir ging durch maximale Frühzündung das Schiebepatschen bzw. das unregelmäßige "Aufstoßen" weg, sie läuft perfekt und sauber im Schiebebetrieb. Als ich mal mit 2,5mm v.OT unterwegs war, wurde dies schlimmer.
Selbst mit einer 50er oder 55er Leerlaufdüse war es nicht so gut wie jetzt. Nun fahre ich wieder mit einer 45er LLD, perfekt!
Dadurch ging der Verbrauch auch wieder runter, auf reale 3,7-4,1 Liter auf 100km.

Ich werde später wieder berichten.
Viele Grüße und bis dahin
Dominik.
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Re: Vibrationen & Leistungsverlust bei Kolbenkippen?

Beitragvon ETZploited » 5. Oktober 2010 13:15

Zum Ringspiel ist mir noch was eingefallen.
Du müßtest es besonders bei Gaswegnahme hören können, weil dann der auf den Kolben wirkende verbrennungsdruck wegbleibt.

Was die eingangs erwähnten übermäßig starken Vibrationen anbelangt - da würde ich eher auf ausgenudelte Motorlagerung tippen oder eine schlecht gewuchtete oder unrund laufende Welle. Wenn dein 300er Kolben ein wesentlich anderes gewicht hat, als z.B. der stino vorgesehene 250er Kolben, könnte das da auch zum Tragen kommen.
Viele Grüße,
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Re: Vibrationen & Leistungsverlust bei Kolbenkippen?

Beitragvon Christof » 5. Oktober 2010 20:45

ETZploited hat geschrieben:Zum Ringspiel ist mir noch was eingefallen.
Du müßtest es besonders bei Gaswegnahme hören können, weil dann der auf den Kolben wirkende verbrennungsdruck wegbleibt.

Was die eingangs erwähnten übermäßig starken Vibrationen anbelangt - da würde ich eher auf ausgenudelte Motorlagerung tippen oder eine schlecht gewuchtete oder unrund laufende Welle. Wenn dein 300er Kolben ein wesentlich anderes gewicht hat, als z.B. der stino vorgesehene 250er Kolben, könnte das da auch zum Tragen kommen.


So denke ich auch. Wird bei höheren Drehzahlen der Motor zur Rüttelplatte und die Leistung bleibt aus ist meist ein Hauptlager hin. Dadurch biegt sich die Kurbelwelle an der defekten Stelle durch. ggf wird bei mehr als 1/10mm Rundlaufschlag dann auch der Zapfen der Kurbelwelle dauerhaft krumm. Dann hast du die genannten Effekte und öfter mal ein lautes Poltern! Wackel mal am rechten und linken KW-Stumpf!

Ringspiele bitte nur am gezogenen Zylinder bzw. radial spannungsfreien Ring prüfen. Grund: Ggf. kann ein eingebauter ausgenudelter Ring verspannt und schräg in seiner Nut liegen und wird durch die Vorspannung im Zylinder schräg gehalten. Dann misst du natürlich am dortigen Ringspiel Käse!
Grüße

Christof

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