Lothar hat geschrieben:Tipps zur Fehlersuche in der Elektrik
Ferndiagnosen zu elektrischen Problemen sind oft schwierig, weil der Rat-Gebende nicht selbst Hand anlegen kann.
Geht man davon aus, dass nahezu jeder Fehler ermittelt werden kann, so ist eigentlich nur die Qualität der
Informationsübermittlung der Flaschenhals. Die folgenden Hinweise sollen helfen, die Situation zu verbessern,
sie mögen teilweise trivial sein, dennoch sind sie für den Helfenden von großer Bedeutung.
Notwendig:
1. präzise Angabe des Motorradtyps (zusätzliche Angaben zu elektrischen Komponenten sind
nur erforderlich, wenn Abweichungen von der originalen Ausstattung bestehen)
2. Möglichst umfassende Schilderung der Fehlererscheinung einschließlich Art des Auftretens
(z.B.: plötzlich; kündigte sich langsam an; zeitweise; immer dann...wenn...;
nach Umbau von...; bereits beim Erwerb des Motorrades vorhanden usw.)
Wer hier mit Infos knausert, wird solche beliebten Allgemeinantworten bekommen, wie:
Steckkontakte putzen, sonstigen Gammel beseitigen, Masseleitungen kontrollieren,
Isolation prüfen, mal dies und jenes austauschen oder "bei mir war das
damals genau das..." usw. Auch investitive Lösungen werden dann nahegelegt: Schmeiß den
alten Mist raus, da hilft nur noch ein elektronischer Regler und/oder eine moderne
Permanent-LiMa und/oder elektronische Zündung für einige wenige hundert EUR...
Das alles ist sicher nicht falsch, hilft aber zur systematischen Fehlersuche bei hartnäckigen Fällen herzlich wenig.
Was kann man als Fragesteller selbst im Vorfeld tun?
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Fall1: Spannung bricht zusammen, Motor bleibt stehen oder läuft bockig, Ladekontrolllampe geht nicht aus.
Spannungsmessung direkt (!) an den Batterieklemmen, Werte gelten für normale Raumtemperaturen:
a) Batterie frisch aufladen, einbauen: Spannung sollte 6,2...6,4V bzw. 12,4...12,8V sein.
b) Zündung einschalten: Spannung sollte nicht tiefer als bis auf 5,8V bzw. 11,6V absinken.
c) Motor starten und auf etwa doppelte bis dreifache Leerlaufdrehzahl bringen, Licht einschalten:
Spannung sollte 6,7...6,9V bzw. 13,4..13,8V sein.
Diese drei Messungen können schon viel über den Zustand von LiMa, Regler bzw. Batterie aussagen,
der Fehler kann daraufhin weiter eingekreist werden.
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Fall 2: Zündung schwach, Motor bockt in verschiedenen Situationen trotz stabiler Bordspannung.
a) Zur Sicherheit vor den Messungen: Batterie abklemmen.
b) Übliche Kontrolle Unterbrecherabstand und Kontaktsauberkeit, Kerzengesicht und Elektrodenabstand
c) Kondensator prüfen: Mit DMM C-Wert messen (0,22uF +/- 20%) bzw. wenn das nicht möglich ist, dann
Widerstand messen: Nach einigen Sekunden muss die Anzeige zu sehr hohen Werten (über 10kOhm oder sehr viel mehr) klettern.
d) Zündspulen-Primärwiderstand messen bei offenem Unterbrecherkontakt.
Messpunkte: Zentraler Kondensatoranschluss gegen Klemme 15/54 am Zündlichschalter.
Normal sind etwa 1,5...2 Ohm bei 6-V-Anlage und 5...6 Ohm bei der 12-V-Anlage.
e) Zündspulen-Sekundärwiderstand messen.
Messpunkte: Zündkabelkontakt an Zündspule gegen Kontakt
(1) oder (15) an der Zündspule. Normal sind etwa 5kOhm bis 10kOhm.
f) Zündkabel + Kerzenstecker messen.
Messpunkte: Blankes Zündkabelende gegen Innenkontakt Kerzenstecker.
Normal 2k bis 10kOhm je nach integriertem Entstörwiderstand.
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Wer als Fragesteller auftritt, wird vernünftigerweise nicht versuchen, die Helfenden gedanklich
in eine ihm genehme Richtung zu drängen, nach dem Motto: Herr Doktor, der Bauch tut weh, aber den
Blinddarm brauchen sie gar nicht erst untersuchen, der ist´s bestimmt nicht...
Wer schon etwas überprüft hat, sollte unbedingt schildern, WIE er es getan hat.
MZ500R/92, ETZ150/88, ES175-2/72, ES150-1/70, ES150/65, ES150/63, RT125-0/52