Kurze Vorgeschichte:
Meine ES stammt aus dem Landkreis Quedlinburg von einem Rentner, welcher leider verstorben war. Der Mann seiner Enkelin hat mir die Maschine samt Bundesdeutschen Fahrzeugbrief verkauft. Im Grunde genommen wars n Klumpen Altmetall, der von mir restauriert werden sollte und wurde. Und die ES sollte nun im Landkreis Köthen (Anhalt) angemeldet werden.
Da der letzte Eintrag im Fahrzeugbrief die Ausstellung des Bundesdeutschen Fahrzeugbriefes ist und von 1992 stammt, ging ich in der Annahme, dass es sich bei dieser Zulassung um eine „Wiederinbetriebnahme eines bereits gelöschten Fahrzeugs“ handelt.
Kurz im Netz bei der Zulassungsstelle gesucht und fündig geworden.
Ich brauche dafür: Fahrzeugbrief, Vollgutachten, Versicherungsbestätigung, mein Personalausweis.
Ich also zur Zulassungsstelle in Köthen gezottelt. Nummer gezogen und dann ins Zimmer rein. Hab schon gesehen, dass das nich der beste Tag der netten Tante ist. Ich sag trotzdem, dass ich ein Fahrzeug anmelden will:
„Tja, da fehlt ihnen was. Nämlich die grüne Stilllegungsbescheinigung.“
„Brauch ich doch nicht, so steht’s im Internet auf IHRER Seite.“
„Brauch ich aber. Sonst kann ich nix machen“
„Wo soll ich die hernehmen?“
„Fragen sie doch mal den Mann auf dem Brief!“
„Der is leider verstorben. Und sein Schwiegerenkel hat mir alles mitgegeben, was er zum Motorrad hatte“
„Tja, da haben sie Pech.“
„Und nun?“
„Fahren sie nach Quedlinburg und kümmern sich! Aber am besten vorm 01.03.“
„Wieso vorm 01.03. ?“
„Da gibt’s ne neue Zulassungsbestimmung!“
„Und was ist dann anders?“
„DAS WEIß ICH DOCH NICHT!“
In dem Moment kam ich mir n bissl wie Asterix im „Haus, das Verrückte macht“ vor, als er den Passierschein A38 benötigt….
Tja, ich also unverrichteter Taten abgedackelt. Und erstmal in QLB auf der Zulassungsstelle angerufen und folgende Auskunft bekommen:
„Ihr Fahrzeug ist und war nie hier gemeldet. (Obwohl es so im Fahrzeugbrief stand.) Ich habe hier keine Daten, weder zum Halter, noch zur Fahrgestellnummer noch zum Brief oder Kennzeichen.“
Aber die Frau am anderen Ende war nett. Und wir unterhielten uns und ich bekam fachmännische Hilfe:
Seit 01.02.2007 ist es folgendermaßen:
„Wenn irgendwelche Unklarheiten zum Fahrzeug bestehen, dann muss die Zulassungsstelle online eine Anfrage beim KBA starten um zu klären, was mit dem Fahrzeug ist.“
(Früher musste das der Halter machen. Das darf allerdings heutzutage nicht mehr sein…. Weiß der Geier, warum.)
Ich also mit dieser Info wieder zur Zulassungsstelle. Und Nummer gezogen und gewartet. Diesmal zu nem netten älteren Herren rein:
Wieder erklärt, dass ich ein Fahrzeug anmelden will. Und er wollte wieder die grüne Stilllegungsbescheinigung sehen.
Aber ich hab dann den Trumpf aus dem Ärmel gezaubert. Und ihm von meinem Telefonat mit Qlb erzählt und ihm gesagt, dass er sich jetzt kümmern muss.
„WIE, ICH MUSS DAS MACHEN?“ Und mich angegrinst….
Naja, er hats mir abgenommen und is mit meinem Kram zu seinem Chef gedackelt. Und nach ner Viertelstunde Kam er mit einer ausgedruckten Seite und der Info „Ihr Fahrzeug existiert nich!“ wieder.
Ich sag, „Und was ist das, was bei mir zu Hause steht?“
Aber er war clever.
„Da ihr Fahrzeug nicht existiert, kann es nicht gestohlen oder stillgelegt sein. Also kann ich’s anmelden…..“
Puh, ich erstmal froh. Die erste vernünftige Info am heutigen Tag.
Dann ging’s aber weiter. Er da die Daten von mir und vom Vollgutachten in seinen Rechner gehackt. Und dann die Frage: „Zulässige Achslasten?“
Ich „Ähm, das ist ein Motorrad!“
„Ich weiß, aber der Computer will da nen Wert haben.“
„Machen wir doch ganz einfach: Zulässiges Gesamtgewicht sind 270 Kg. Also verteilen wir das auf 2 Achsen, sprich jeweils 135 Kg.“
Jetzt war ja der Computer nich blöd. Und der hat einem nicht gesagt, was man da rein schreiben soll, wohl aber, dass das falsch ist, was man da reingemeißelt hat.
Also, neue Idee. Er wollte nur als Pflichtfeld die Achslast der Hinterachse. Also haben wir da 270 Kg rein geschrieben.
Und, es funzte….
Dann ging’s an die Kennzeichenvergabe. Ich extra Fotos gemacht, weil der Dekra-Mann gesagt hat, dass er die Kennzeichengröße nich aufs Gutachten schreiben darf.
Und ich also dem Mann erklärt, dass ich kein großes Kennzeichen verbauen kann, weil das
1. vorm Auspuff stehen würde
2. Unten zu lang ist und ich’s knicken müsste
„Ich kann ihnen kein anderes Kennzeichen geben. Das steht nich auf dem Dekra-Bericht.“
„Aber der Dekra-Mann hat gesagt, dass er das nich draufschreiben darf.“
„Darf er auch nicht. Aber er müsste eine Empfehlung geben. Und das hat er nicht.“
„Er hat gesagt, ich solls fotografieren und hier zeigen.“
„Das kann ich nicht anerkennen. Sie kriegen n großes Schild.“
„Tja, dann muss ich das halt umbiegen an der Stelle wo der Auspuff ist und die untere Seite muss hochgebogen werden.“
„Das dürfen sie nicht.“
„Dann muss ich’s mir halt auf den Rücken schnallen“
„Das geht nicht. Das Kennzeichen muss am Fahrzeug angebracht sein.“
„Ja, wo denn? Es geht doch nicht.“
Zufälligerweise war sein Vorgesetzter im Raum und er hat ihn schnell gerufen, weil er die Schnauze voll von mir hatte. Dieser kam dann auch und hat für ca. 5 Sekunden auf meine Photos geschaut und gesagt: „Da gibt’s ne Ausnahmebestätigung für. Die bekommen sie.“ Klopfte dem netten Mann auf die Schulter und sagte: „Die müssen sie schreiben.“
„WER, ICH?“
Er sich also durch die Ausnahmebestätigung gekämpft. Wegen Problemen beim Ausfüllen musste er die anderen Kolleginnen, welche sich hinter dem Anmelde-Tresen befinden noch dazurufen, um die Angaben: „Fahrgestellnummer, DEKRA, und das Datum der Gutachtenausstellung in eine Textdatei an die richtige Stelle zu schreiben.
Aber er hats dann gebacken bekommen.
Naja, er war ja auch nicht mehr der jüngste……
Und wenigstens war er nett.
So, die Ausnahmebestätigung hat allerdings 30 € gekostet. *heul*
So, dann hat er noch die Rechnung gemacht:
Insgesamt: 95,70 €.
Und das nur für ne Anmeldung.
Die Wiederinbetriebnahme eines bereits gelöschten Fahrzeugs kostet sonst 55,10 €.
Ich also zu Kasse und bezahlt. Und dann noch schnell zum Schilderhersteller und n Schild machen lassen. Die Tante wollte dann auch noch 15 € von mir.
Das macht also insgesamt über 2 Stunden Stress und graue Haare und 110,70 € für die Geschichte auf der Zulassungsstelle.
Mit DEKRA-Vollgutachten und der eigentlichen Zulassung hat mir die Wiederinbetriebnahme also nun 167,80 € gekostet.
Naja, Träume sind halt teuer.….
So, das musste ich jetzt einfach mal loswerden…..
Und für alle dies interessiert: Um diese Maschine handelt es sich. Eine MZ ES 125/1 Bj. 1969.
