
Ich hatte diesen März wieder ein paar Tage Urlaub, diesmal sollte es mit der ETZ 150 dem Frühling entgegen nach Südfrankreich gehen.
Neben etwas Entspannung und Abenteuer wollte ich auch die vielen Neuerungen an der kleinen ETZ testen. Dies war insbesondere der neue Motor,
welchen ich wenige Tage vor der Abfahrt zusammengebaut hatte:
Neben komplett neuem Getriebe, Kurbelwelle und optimiertem Zylinder/Kolben war er auch mit der von mir vorgeschlagenen Rollenlagerung des rechten Kurbelwellenstumpes ausgestattet. Außerdem hatte ich den von mir entworfenen verbesserten Schaltarretierhebel eingebaut und die Schaltwelle mit einem O-Ring gegen den Kickstarter abgedichtet. Zu guter Letzt kam noch der neue SMU-Zylinderkopf drauf.
Weitere Veränderungen an dem Motorrad waren der umgebaute Lichtmaschinenrotor mit Kupferschleifringen, der selbstgebaute elektronische Drehzahlmesser sowie der Ölbehälter für Getrenntschmierung, welchen ich als reinen Vorratsbehälter nutzen wollte.
Bei der Ausrüstung wollte ich dieses mal möglichst viel Gewicht sparen, daher habe ich nur das nötigste Werkzeug mitgenommen und auf Spezialwerkzeuge, deren Einsatz unwahrscheinlich ist, verzichtet. Viele Schraubenschlüssel habe ich durch einen "Franzosen" ersetzt, bzw. verstellbare Ringschlüssel mitgenommen. Auch bei den Ersatzteilen habe ich gespart und neben der gewöhnlichen Standardausrüstung nur ein paar Bowdenzüge mitgenommen.
Die restliche Ausrüstung war wie immer - Plane, Zelt, Isomatte, Schlafsack, Klamotten, Kochgeschirr und Gaskocher. Außerdem hatte ich dieses mal in trockene Füße investiert und mir kurz vor Abfahrt in Leipzig schöne HAIX Schuhe gekauft. Verpackt habe ich das ganze Geraffel wieder in zwei 26l Seitenkoffern und einer Reisetasche, die ich über die Sitzbank gespannt habe.
Natürlich hatte ich auch eine Karte und diesmal zusätzlich ein kleines Wörterbuch, da mein Französisch nicht mehr das Beste ist.
Da sich in meinem Zimmer schon die halb abgefahrenen Reifen stapelten beschloss ich, diesmal gleich beide davon zu verbrauchen. Ich schnürte also kurzerhand eine Ersatzpelle hinter den einen Koffer, die ich dann etwa auf halber Strecke aufziehen wollte.
Als alles gepackt war konnte es am Nachmittag nach einem durchzechten St. Patrick's Day losgehen:
Da ich mit dem Motor bis dato nur die 200km nach Leipzig und zurück gefahren bin, wählte ich zum Einfahren zunächst nur Landstraßen richtung Westen.
Der Motor lief gut und wurde mit der Zeit immer drehfreudiger, dies ließ auf eine gute Leistung in hoffen. Ich kam jedoch durch die Landstraße und die Kälte nicht so gut voran wie gedacht und musste mich an einer Tankstelle wärmer anziehen. Es wurde schon dunkel und so verwarf ich den Plan, an diesem Tag noch bis nach Marburg zu kommen. Ich fuhr einsam und leicht fröstelnd durch kleine Dörfchen und dunkle Wälder dahin, als plötzlich der Drehzahlmesser ausfiel und die rote Lampe aufleuchtete - "Das geht ja gut los...". Bei einem einsamen Gehöft stellte ich die Emme unter dem orangen Schein einer Straßenlaterne ab und überlegte kurz, wo der Fehler liegen könnte. Die rote Lampe leuchtete bei allen Drehzahlen gleich hell, also sind alle drei Phasen ausgefallen. Der Drehzahlmesser greift das Signal von einer Phase direkt bei der Lima ab, also liegt der Fehler wahrscheinlich direkt bei der Lima, noch vor dem Gleichrichter und Regler. Alle drei Phasen gleichzeitig kaputt ist etwas merkwürdig, also war das naheliegendste der neue Rotor. Ich kratze mit einem Schraubenzieher etwas an den Lötverbindungen der Schleifringe und siehe da - die Lima funktionierte wieder. Also ging es bis Eisenach weiter durch die Nacht, nun jedoch mit einem nicht mehr ganz so guten Gefühl.
Am nächsten Tag ging es über die A4 und A5 bis Strasbourg, wo ich den Rhein überquere. Auf der anderen Seite erwartet mich ein ländliches Frankreich mit vielen kleinen Dörfchen, die aus wunderschönen Fachwerkhäusern, kleinen Gässchen und schönen Cafés bestehen.
Ich fahre auf kleinen Landstraßen zwischen Feldern in den Sonnenuntergang hinein, am Horizont baut sich ein schneebedecktes Gebirge auf:
Es wird in der Dämmerung schnell kalt und ich halte allmählich nach einen Schlafplatz Ausschau. Ein kleiner Weg in einem Wald scheint geeignet, ich öffne die Schranke und fahre langsam durch den aufgeweichten Boden. Unter den Bäumen ist alles matschig und aufgewühlt, dicke Erdbatzen kleben sich an die Reifen der MZ - nicht gerade gut zum Zelten. Ich beschließe also, einfach auf dem Weg zu kampieren. Im Licht des Scheinwerfers taucht plötzlich ein kleines Wildschwein auf, welches friedlich am Wegrand wühlt. Ich tuckere langsam vorbei und wundere mich, dass es gar nicht davonrennt. Also drehe ich nochmal um und betrachte es eine Weile, wie es schmatzt und wühlt. Ich greife nach der Kamera, doch im selben Moment verkrümelt es sich seelenruhig im Unterholz.
Es sind nur wenige Grad über Null und es ist bewölkt, also baue ich vorsichtshalber das Zelt auf. In dieser ersten Nacht im Freien schlafe ich sehr unruhig, der Wald ist voller Tiere, welche Geräusche machen und um mein Zelt schleichen.
Am nächsten Morgen sehe ich jede Menge Wild, während ich das Zeug trockne und zusammenpacke. Anschließend geht es entlang der Schweizer Grenze weiter richtung Süden. Der Straße schlängelt sich entlang eines Flusses durch eine Art Canyon:
Ich komme in eine bergige Gegend und hier sind es nur etwa 8°C, in den Wäldern liegt noch Schnee, welcher im Sonnenlicht verdampft. Die Häuser sind hier aus Steinen gebaut, dies verleiht der Gegend einen ganz neuen Flair.
Nach einer Aufwärmpause auf einem schönen Rastplatz geht es weiter richtung Lyon.
In Lyon ist viel Verkehr, es treffen sich einige Autobahnen und es gibt viel Industrie. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die riesige Raffinierie im Süden, welche den typischen Gestank von Erdöl verbreitet und mich an Albanien erinnert.
Ich sehe zu, dass ich aus der Stadt und dem Berufsverkehr herauskomme, zumal es schon dämmert. Entlang der Rhône geht es weiter nach Süden,
das benachbarte Vienne ist im Dunkeln sehr schön beleuchtet.
Südlich von Vienne halte ich Ausschau nach einem Schlafplatz. Da es nach Regen aussieht suche ich mir eine geschützte Stelle und schlafe unter dem Vorsprung eines Hauses.
In der Nacht fängt es an zu regnen und ich bin froh, dass mich das Haus vor der Nässe schützt. Am nächsten Morgen ist die Welt wieder in Ordnung:
Bevor ich noch Aufsehen errege packe ich mein Zeug zusammen, verlasse die Rhône und fahre ins Zentralmassiv. Ich wähle sehr kleine Straßen, welche sich durch schöne kleine Dörfchen hoch in die Berge schlängeln.
Die winzigen Tankstellen gehören zu Restaurants oder Werkstätten, hier kommt noch der Meister mit ölverschmierten Händen aus seiner Schrauberbude heraus und tankt einem die Maschine voll. Für ein bisschen Smalltalk in gebrochenem Französisch ist da immer Zeit.
Oben in den Bergen sind es nur etwa 3°C und die Kälte kriecht mir in die Knochen. In den Wäldern ist es neblig und es liegt Schnee, aber die Straßen sind ausgesprochen schön und die Aussicht ist auch ein Augenschmaus.
Die Straße ist von alten, moosüberzogenen Steinmauern gesäumt und die uralten, efeuberankten Bäume geben dem ganzen einen ganz besonderen Charme.
Auf diesen kleinen, kurvenreichen Straßen mit Auf und Ab entfaltet die MZ ihr volles Potential, hier ist sie zu Hause.
Leider hat das Wetter umgeschlagen, es ist kalt und regnet leicht. Ein einheimischer Autofahrer ist zügig unterwegs, also fahre ich kurz an den Rand und lasse ihn vorbei. Wenige Meter später merke ich wie das Heck schwammig wird - ein Platten.
Der Schuldige ist schnell gefunden, im Mantel steckt ein 4cm langer Vierkantnagel.
Da der Reifen ohnehin nur noch 1mm Profil hat, entscheide ich ihn gleich zu wechseln. Also alles Gepäck vom Moped abschnallen und das Hinterrad ausbauen. Da zuvor der Öltank undicht geworden war hat er leider das ganze Heck eingeschmoddert und ich saue mich beim Arbeiten schnell ein. Der Schlauch ist leicht geflickt, jedoch will die zweite Hälfte des Mantels einfach nicht über die Felge rutschen. Ich bin nach 20 Minuten rumgewürge schon gut aufgeheizt und sehe keine Möglichkeit mehr die Pelle ohne andere Maßnahmen abzubekommen, das Gummi ist bei den niedrigen Temperaturen einfach zu zäh. Also habe ich die Kante des Mantels mit der Flamme des Gaskochers schön heiß gemacht und siehe da, das ganze flutschte schön geschmeidig runter.
Als alles wieder zusammengebaut ist gehe ich mich in dem kleinen Bächlein waschen, welches gleich nebenan ist. Das Wasser scheint direkt aus den Bergen von der Schneeschmelze zu kommen, jedenfalls ist es A* kalt. Als ich den Kopf unter das Wasser tauche um das Shampoo auszuspülen spüre ich förmlich, wie meinem Hirn die Wärme entzogen wird und ich falle fast hin, weil mir davon so schwindelig geworden ist.
Ich bin komplett sauber, stecke in frischen, warmen Klamotten, habe etwas gegessen und dazu hat sich das Wetter noch gebessert. Der Motor schnurrt zufrieden daher und ich fliege über die kurvige Bergstraße der Sonne entgegen - ein wahres Hochgefühl!
Bei der nächstbesten Werkstatt halte ich an und will dort den alten Reifen zum Recycling abgeben. Ich versuche dem Mann aus der Werkstatt mein Vorhaben zu erklären, jedoch scheint er mich nicht zu verstehen. Ich versuche es immer wieder und irgendwann verstehen wir uns. Das Problem war nicht die Sprache, sondern das Verständnis. Er erklärt mir, dass in Frankreich die meisten Leute ihre Reifen einfach irgendwo hinwerfen. Ordnungsgemäß entsorgt man Reifen dort in einem normalen gelben Container für Plastikmüll. Also entledige ich mich des defekten Reifens und freue mich über die Gewichtseinsparung.
Anschließend führt mich die Straße in einen Nationalpark, dort fahre ich neben einem türkisfarbenen Fluss durch einen grandiosen Canyon.
Die Straße schlängelt sich entlang der Felsen durch Tunnel und Überhänge und ist fantastisch zu fahren.
Da noch nicht die Urlaubersaison ist sind auch so gut wie keine Autos unterwegs.
Das Wasser des Flusses glitzert wunderschön und ist voller Forellen. Leider habe ich auf dieser Reise die kleine Angel nicht mitgenommen.
Die Nacht schlafe ich am Ufer des Flusses unter einem perfekten Sternenhimmel. Am nächsten Morgen fahre ich die Strecke nochmals zurück um ein paar schöne Plätze bei besserem Licht anzuschauen:
(Für alle Interessenten: Die Straße mit dem Canyon ist die 907B)
Nach dem Canyon fahre ich richtung Carcassonne. In Millau verfahre ich mich, weil ich einmal dummerweise die Karte nicht genau studiere. Ich fahre auf die Autobahn und finde mich auf der Autobahnbrücke wieder:
Es war zwar ein riesen Umweg und ich muss auch noch Maut für die Überquerung bezahlen, aber es hat trotzdem Spaß gemacht und ich hatte eine super Aussicht.
Hier in der Nähe der Grenze merkt man eindeutig den Einfluss Spaniens. Die Leute haben einen spanischen Akzent und die Häuser sind in schönen Ockertönen (wie die Farbe der Erde) verputzt.
Auf dem weiteren Weg wird es sehr windig und fängt an, sehr stark zu regnen. Ich halte in einem Busshäuschen und ziehe die Regenkombi über:
Es ist zwar kalt und nass, aber ich freue mich über die trockenen Füße dank meiner neuen Schuhe - nie mehr Plastiktüten um die Schuhe wickeln!
Es wird langsam Abend und ich finde durch Zufall eine Schutzhütte! Perfekt denke ich, jedoch muss ich feststellen, dass irgendwelche Idioten die Schutzhütte als Toilette benutzt haben, es ist unmöglich dort drinnen zu schlafen. Dies sind so die Momente, wo ich einen richtigen Hass auf Menschen bekomme.
Also fahre ich weiter und suche nach einer geschützten Stelle. Das Zelt im strömenden Regen aufzustellen hebe ich mir gerne bis zuletzt auf.
Wenige Kilometer später passiert, was passieren musste - die Rote Lampe geht an! Bei diesem Regen habe ich keine Chance, das am Wegrand zu reparieren. Also fahre ich weiter und überlege, wie lange wohl die 9Ah Batterie bei eingeschaltetem Abblendlicht halten wird.
Ich suche also im nächsten Dorf nach einer Werkstatt und finde eine alte Scheune, die vielversprechend aussieht. Drinnen sitzt zwischen alten Traktoren und Stapeln von Ersatzteilen und alten Maschinen ein uralter Mann und liest Zeitung. Ich versuche ihm verständlich zu machen, dass ich ein Problem mit meinem Motorrad habe und einen Lötkolben brauche. Er scheint mich nicht wirklich zu verstehen, jedoch kommt glücklicherweise noch ein Jüngerer Mann hinzu und nach wenigen Minuten haben sie das Problem verstanden. Wir schieben die MZ in die Werkstatt, ich demontiere den Stator und der nette Mann lötet das Kabel neu fest.
Das Problem war, dass die Kohlen nicht symmetrisch über die neuen Schleifringe laufen. Daher ist die Kohle beim hinteren Schleifring am Rand über die Lötstelle gelaufen und hat diese wohl im Laufe der Zeit zerstört. Nun haben wir außen einen schönen Klecks Löt klebengelassen und es nur dort weggefeilt, wo die Kohle wirklich läuft und seitdem hält es.
Ich bedanke mich und die Fahrt geht weiter im Regen. Das Gewitter zieht jedoch nach kurzer Zeit vorüber und ich finde einen überdachten Schlafplatz am Straßenrand, direkt an einem Weinberg. Links von mir ist das Gewitter über den Bergen, der Himmel sieht nach Weltuntergang aus, es blitzt und donnert. Rechts von mir scheint die Sonne über den entfernten Pyrenäen und taucht die Landschaft in ein schönes orange-gelb. Und ich befinde mich genau zwischen diesen beiden Kontrasten und bin einfach nur froh, dass es nicht mehr regnet. Zusätzlich zu dieser Reizüberflutung entstehen plötzlich auch noch zwei perfekte halbkreisförmige Regenbogen zu meiner linken:
Ich begutachte den überdachten Platz, muss jedoch feststellen, dass das Dach undicht ist und das Betonfundament darunter konkav ist, sodass sich dort das Wasser sammelt. Ich lasse also nur die MZ dort stehen und baue das Zelt in der Nähe davon auf.
Am nächsten morgen ist es heiß im Zelt, draußen strahlt die Sonne und ich beginne alle Sachen auf den Drähten der Weinpflanzen zu trocknen:
Als alles wieder trocken und verpackt ist geht es weiter Richtung Carcassonne. Nach zwei Minuten Fahrt wird jedoch auf einmal das Heck schwammig und ich kann es nicht fassen - schon wieder ein Platten!
Also wieder alles Gepäck abschnallen, Werkzeug aus den Koffern holen, Hinterrad raus, Schlauch flicken, alles wieder einbauen und Gepäck wieder aufsatteln.
Das alles dauert etwa eine Stunde und durch die Arbeit in der prallen Sonne kommt man schnell in's Schwitzen.
Wahrscheinlich hatte sich bei der Reparatur am Vortag etwas Dreck in den Mantel geschlichen und den Schlauch aufgerieben.
Nach dieser ärgerlichen Arbeit geht es jedoch bei bestem Wetter in die Pyrenäen. Auf dem Weg dort hin besichtige ich alte Kloster der Templer,
alte Burgen und schöne Städtchen:
Zu meiner Freude fahre ich direkt an einem Badesee vorbei. Es gibt auch ein Waschbecken und Toiletten. Ich schwimme eine Runde in dem eiskalten Wasser und gönne mir anschließend frische Klamotten. Danach noch einen Kaffee zum Aufwärmen und ich bin gerüstet für die Fahrt ins Gebirge:
Mein Tagesziel ist die Burgruine "Montségur". Sie befindet sich auf einem extrem steilen Berg, welcher absolut unwirklich wirkt. Der Berg ist auf dem oberen Bild zu sehen, er ist im Hintergrund, links neben dem spitzen Berg in der Mitte.
Auf dem Weg zur Burg gibt es noch einige Sehenswürdigkeiten, wie beispielsweise ein Fluss, welcher direkt aus dem massiven Felsen strömt. Er wird nur durch gespeichertes Schmelzwasser in den Gesteinsschichten gespeist und entsteht quasi aus dem Nichts.
Ein weiterer interessanter Fund war dieses zerschossene und ausgebrannte Auto am Wegrand:
Soll es ein Mahnmal der Maffia für ungebetene Gäste sein? Ich würde es hoffentlich nicht herausfinden.
Die Straße zur Burg ist sehr steil, es sind quasi nur Serpentinen. Das letzte Stück bis zur Burg ist nur zu Fuß zu erreichen und extrem steil, jedoch macht es die Gesellschaft von zwei netten französischen Mädels erträglicher:
Oben angekommen sind wir ganzschön außer Puste. Jedoch ist die Aussicht wirklich fantastisch und die Burg ist ein sehr besonderer Ort.
Als ich mich sattgesehen hatte ging es weiter in die Pyrenäen, richtung Andorra.
Ich finde im Wald eine gute Stelle zum Schlafen und genieße vorm Einschlafen einen traumhaften Sternenhimmel, wie man ihn nur im Gebirge hat.
Und obwohl in der Nacht einige Rebhühner oder Fasane Radau gemacht haben, bin ich am Morgen erfrischt und ausgeruht und der Aufstieg nach Andorra kann beginnen.
Nicht nur die Einheimischen und ich genießen das Baguette, auch die Insekten kratzen die Krümel sorgfältig auf

Ich gehe noch schnell in einen Supermarkt, frisches Brot und Wasser kaufen. Doch als ich die MZ rückwärts aus dem Parkplatz schiebe, bemerke ich einen komischen Widerstand. Schnell ist der schuldige gefunden: Schon wieder eine gebrochener Speichennippel. Die Speiche ist in die Bremstrommel gerutscht und hat sich verbogen. Also schon wieder das Hinterrad ausbauen. Jetzt zum dritten Mal in Folge kommt es mir schon fast wie ein alltägliches Ritual vor.
Nun kann es aber endlich nach Andorra gehen. In einem Tal zwischen den Bergen schlängelt sich die Straße nach oben, immer einer Schneebedeckten Bergkuppe entgegen. Die MZ zeigt in diesen Höhen wenig Leistung, also halte ich an und hänge die Nadel des Vergasers eine Kerbe tiefer. Siehe da - jetzt geht es schon viel besser. Auf halber Höhe mache ich eine Pause und gönne dem Motor eine Verschnaufpause. Ich kühle den Motor mit etwas Schnee, dieser wird gar nicht erst flüssig, sondern verdampft gleich....
Oben angekommen erwartet mich ein unwirkliches Bild: Eine Stadt mitten ins Gebirge gebaut. Hier gibt es alles, was ich nicht brauchen kann: Schnaps, Zigaretten, Parfüm und Elektronikartikel zollfrei.
Ich schlendere etwas durch die Straßen, jedoch widert mich dieser ganze Kommerz eigentlich nur an. Also tanke ich noch fix vier Liter günstigen Spritt und mache mich auf Richtung Mittelmeer.
Andorra soll auch der Wendepunkt der Reise sein. Von hier aus werde ich langsam die Rückreise antreten.
Zunächst fahre ich auf der spanischen Seite der Pyrenäen, hier ist so gut wie nichts los und die Strecken sind perfekt zum Fahren, die Aussicht ist fantastisch:
Auf der französischen Seite wähle ich wieder möglichst kleine Straßen und erwische wieder ein paar der herrlichsten Motrradstrecken:
Es ist Wochenende, ich treffe einige Alteisenreiter, die Leute in den Dörfern sind alle draußen und machen Märkte, spielen auf der Straße oder entspannen einfach nur. Es ist einfach eine super Atmosphäre.
Am Mittelmeer ändert sich die Landschaft, es ist genau so, wie man es sich vorstellt: Sanfte Hügel, Weinanbau, Akazien und Zypressen, ab und an ein altes Weingut oder eine Burg. Die Straßen sind Gesäumt von alten Platanen, leider tragen sie noch keine Blätter. Im Sommer muss es traumhaft sein.
In einem Hain bei einem Weingut halte ich an und schlage mein Lager für die Nacht auf. Es ist warm und alles um mich herum lebt: Grillen zirpen, Frösche quaken, Insekten summen:
Am nächsten Morgen ist alles mit einer dicken Schicht Tau bedeckt, aber es wird schnell heiß und die Sachen trocknen gut. Am Mittag sind es bereits 24°C.
Auf dem Weg zum Mittelmeer besichtige ich ein paar Städte, z.B. Béziers:
Anschließend geht es zum "Cap d'Agde":
Etwas weiter nördlich nehme ich ein Bad und genieße die Sonne, wie es wohl jetzt in Deutschland sein wird?
Ich beschließe, langsam die Rückreise anzutreten und so fahre ich am selben Tag noch bis Vienne zurück:
Als ich in Vienne angekommen bin ist es bereits dunkel und ich genieße abermals die atemberaubende Beleuchtung der Stadt und der Rhône:
Ein paar Kilometer weiter findet sich ein geeigneter Schlafplatz:
Am nächsten Tag geht es durch Lyon, jedoch verfranze ich mich in dem Betonjungel hoffnungslos. Ich komme in den Berufsverkehr und das Stresslevel steigt.
Ich fahre unbeabsichtigt auf mautpflichtige Straßen und drehe mich immer wieder im Kreis auf der Stadtautobahn. Die Beschilderung ist einfach schrecklich.
Am Ende nehme ich die Autobahn, um bloß irgendwie aus der Stadt herauszukommen. Die kostenlose Straße zu finden habe ich aufgegeben.
Die restliche Strecke durch Frankreich ist recht unspektakulär, die Landschaft ist mir aus der Hinreise bekannt. Einzig dieses Verkehrsschild war mir neu:
Was es wohl bedeuten soll? Autobomben verboten?
Ab Straßburg nehme ich die A5 und fahre bis Marburg, um bei Freunden zu schlafen.
Auch die Strecke von Marburg nach Dresden spult das Motörchen ganz locker ab und ich komme nach 10 Tagen und 4300km zufrieden zu Hause an.


Die Modifikationen am Motor haben sich also bewährt und funktionieren bis heute (ca 6000km) einwandfrei. Die Schaltung geht butterweich, es gibt keinerlei Schaltfehler. Auch die Kurbelwelle hat kein Spiel und das Lager macht keine Geräusche.
Der elektronische Drehzahlmesser verrichtet auch seinen Dienst einwandfrei. Die Modifikation der Diode (siehe das Thema mit dem elektronischen DZM) scheint zu funktionieren.
Auch der O-Ring auf der Schaltwelle funktioniert einwandfrei. Der Ölverlust am Kickstarter ist zu 100% unterbunden!
Die gesamten Fotos der Reise gibt es hier:
https://picasaweb.google.com/1173382865 ... KOY-c3UDg#