Ich möchte euch heute hier mal etwas vorstellen, was zwar nur zu einem unbestimmten Teil, aber doch, mit MZ zu tun hat. Ich will sowas (eigentlich) auch gar nicht umsetzten, sondern einfach nur mal zeigen...
Beim letzten Dresdner Herbstteilemarkt ging ich mit dem Arne auf die Suche. Ich bin jemand, der auf Teilemärkten konkret sucht. Vielleicht, weil ich nur ein Mopped (gut, ein zweites in Pflege) habe und eh nicht jedes Gerassel brauche? Egal. Das Objekt der Begierde: Hochschulterfelgen, 2.15x18 und 2.50x18. Schwierig, schwierig, sowas im Osten auf nem Teilemarkt zu finden, eine 2.15er hab ich nun 2x gesehen (davon eine gekauft), 2.50 noch nie...
Also spazieren wir da so lang und ich finde auch was. Nur, die Felge ist noch eingespeicht. An der Nabe zwei Bremsscheiben, auf jeder Scheibe ein Sattel. Erstmal weitergeguckt, ganz zum Schluss nochmal hin. Ich kam mit dem Verkäufer ins Gespräch. Er ist schon etwas älter (also aus meiner noch-unter-30-Perspektive) und fuhr nach eigenen Angaben auch schon zu Zone-Zeiten West-Motorräder. Eventuell fuhr er (kann ich mich nicht mehr genau dran erinnern) früher, heute auf jeden Fall auch im (Klassik-)Rennbetrieb. Der Typ hat ne Motorradwerkstatt, war mal Ducati-Vertragshändler oder so... Ich für meinen Teil glaube ihm, was er mir erzählt hat - denn es fügt sich auch ein Teil zum anderen...
Ich hatte eine MZ-Achse mit auf dem Teilemarkt, so zum rumprobieren. Die passte schonmal rein. Die Nabe erinnerte mich schwach an eine MZ-Scheibenbremsnabe, vielleicht n bisschen umoperiert? Auf jeden Fall gerade Speichen, das sah gut aus - nach 8 Stunden Teilemarkt ist der Geist vielleicht schon etwas trübe. Gut, ich hab das komplette Zeug gekauft. Der Verkäufer gab mir zum Schluss die Worte mit auf den Weg:
Frank Goldbach hat geschrieben:"Weißte was? Heute restaurieren sie entweder alle auf Original zurück oder bauen irgendwelchen neumodischen Scheiß an. Weißte, was richtig cool ist? Du musst DAS Ding, also DAS Rad mit DEN Scheiben und DEN Sätteln wieder auf die Straße bringen. DAS ist cool, DAS ist zeitgenössisch. Früher wärste damit der König gewesen..."
Ich habe lange drüber nachgedacht, aber es gibt wohl doch einfach genügend Gründe, die dagegen sprechen. Hier nun also endlich die Bilder...
Das Rad, noch komplett:
Im letzten Bild sah man schon was... ich sah das auch erst auf dem Fotoapparat! Also fix die beiden Scheiben abgebaut:
Na sowas? Diese Art von Teilenummern-Kodierung kommt mir so bekannt vor? Und dann noch das letzte Symbol? Radkörper Hinterrad TS250 und TS250/1, offenbar...
Hier die beiden Sättel:
Naja, reichlich zugeschmockt. Die Sättel haben jeweils nur einen Kolben, der zweite Belag ist fest. "Interessant" finde ich die "Kolbenrückholfeder"?!?!
Mal schnell drangehalten:
Der Abstand zur Schutzblechbefestigung müsste mit einer Distanz überbrückt werden. Ich probierte erstmal diese Bohrungen aus, aber so passt das jedenfalls nicht.
Und nochmal anders:
Na aber hallo! Wenn das mal nicht passt? Die Beläge sollten hier so ziemlich genau auf der Scheibe laufen... spricht schon irgendwie dafür, dass das für SO EINE Gabel gebaut wurde und auch DORT angeschlagen werden sollte. Dass das nicht toll ist, wurde ja schon besprochen. Vielleicht gab es ja aber (siehe Distanz) auch noch eine Art Gabelstabi an selbiger Stelle?
Hier nochmal die Scheibe im Vergleich zur MZ-Scheibe:
Von der Größe her passt das sehr gut, kommt auf den Bildern so gut nicht rüber. So einen großen Messschieber habe ich nicht... egal.
Tja und nun? Keine Ahnung. Ich nehme an, dass das Ganze nach dem Prinzip der Pendelsattelbremse oder auch Kippsattelbremse funktioniern sollte. Sowas gab es wohl mal bei BMW, allerdings sind die Sättel dort auf einer Achse gelagert, um die sie pendeln oder kippen können. Diese Aufgabe (inkl. Rückstellfunktion) sollten hier wohl die Alu-Ausleger übernehmen... anders kann ich mir 2 feste Scheiben und 2 "feste" Sättel mit jeweils nur einem Kolben nicht erklären. Im H.W.Bönsch "Einführung in die Motorradtechnik" ist das auf 2 von 200 Seiten mal kurz angerissen. Er schreibt, dass die Pendelsattelbremse ein Exot ist, sich bei BMW aber dennoch bewährt habe. Nun, durchgesetzt hat sich das ja offenbar nicht und der Herr Bönsch ist wohl auch nicht ganz unparteiisch, wenn es um BMW geht. Ich finde es zumindestens sehr interessant. Ein begnadeter Guzzi-Schrauber, dem ich davon erzählte, erinnerte sich und meinte, ich würde anders darüber denken, wenn ich mich bei 100 Sachen das erste Mal auf die Fresse lege, wenn dort irgendwas verkantet... und solle froh über die MZ-Bremse sein, die teilweise besser als die an den alten Guzzis wäre.
Die Deckel auf den Sätteln sind Drehteile - ich vermute, man hat die nachgebaut oder umgearbeitet um einen Marken-Schriftzug zu verbergen. Die Beläge findet man heute noch in ähnlicher (evtl. gleicher?) Form bei älteren Japanern der 300-400ccm Klasse... ich hab schon ein paar Mal eher unambitioniert gesucht - jemand, der in den 70ern/80ern Suzuki & Co. gefahren ist, hat da vielleicht bessere Karten. Suzuki GT 250 oder sowas in der Art... naja...
So. Was soll ich noch sagen? Speichenlänge ist 143mm bei Hochschulter-Felge Weinmann 2.15x18. Alles zusammen - also Rad, beide Scheiben, beide Sättel - ist doch ziiiiemlich schwer. Das ist dann schonmal der erste Kritikpunkt. Was ein Prüfer dazu sagen würde? Ich glaube, ich will es gar nicht wissen...
Schönen Abend noch!
Ciao
Wolle
P.S.: Ich versuche mal noch, die Bilder nachträglich zu drehen... erledigt.