So, dann wollen wir mal. Hier ist mein persönlicher Erfahrungsbericht zum Thema Entrostung mit Phosphorsäure. Wie gesagt - persönlicher Bericht - ohne irgendeine Gewährleistung und Regressansprüche
Wie schon häufig beschrieben, ist Phosphorsäure die Grundlage von Rostumwandlern wie z,B. auch Fertan.
Was braucht man also zum Rost umwandeln? Richtig! Rost. Somit macht es meiner Meinung nach keinen Sinn den Tank mit Salzsäure oder anderen Säuren (von Schwefelsäure über Oxalsäure bis hin zu Citronensäure wurde ja schon alles durchgekaut) vor der Behandlung mit Phosphorsäure penibelst zu entrosten... .
Ich habe meinen Tank, der wirklich übelst (!) aussah folgendermaßen vorbehandelt:
Der Sprit bzw. der Ölanteil, der sich seit ca. 20 Jahren im Tank befand hatte sich mit dem kübelweise vorhandenen Rost zu einer betonharten Schicht am Boden abgesetzt. Das musste natürlich erst mal raus (und das war an der ganzen Entrostungsaktion der schlimmste Teil). Mechanisch mit Abkratzen war da nix zu wollen, also habe ich versucht, mit frischem Sprit zu schütteln - ohne großen Erfolg. Dann habe ich über diverse Waschgänge mit heißem Wasser mit viiiel Spüli versucht das Zeug rauszukriegen - ohne großen Erfolg.
Nun kamen die härteren Kaliber in Form von Nitro-Verdünnung und schlußendlich Aceton als letztem Hammer zum Einsatz. Der Erfolg dieser Kur war mäßig aber nach entsprechender Einwirkzeit und dem Zusatz von etwas Stein-Split und heftigen Schüttelattacken war es dann irgendwann vollbracht und die dicken Brocken kamen mir entgegen. Wenn man den Lack erhalten möchte würde ich alllerdings von Nitro-Verdünnung und vor allem vom Aceton abraten (ist eh ein Sauzeug; riecht zwar gut, zieht einem aber schon beim Hinschauen das Fett aus der Haut und soll generell nicht übermäßig gesund sein)... .
Beim nächsten Mal würde ich versuchen den Tank mittels rel. feinem Kies zu schütteln und abschliessend mit Bremsenreiniger oder Aceton zu entfetten. Ziel sollte halt sein, den Tank von Öl/Fettschmier und losem Rost zu befreien aber nicht komplett babypopoblank zu machen (dann hat die Phosphorsäure ja nix mehr zum umwandeln).
Nachdem der Tank nun von innen fettfrei und befreit von Ablagerungen (!) war kam die Säure zum Einsatz.
Dazu vorweg ein paar Worte: Phosphosäure ist sicher nicht so ätzend wie Salz- oder gar Schwefelsäure, dennoch ist es eine Säure und das Tragen von Handschuhen und einem Schutz für die Augen halte ich für sinnvoll.... . Man weiß ja nie wo einem im Eifer des Gefechts die Spritzer hinfliegen. Wer auf der ganz sicheren Seite sein will, kann die Entrostunng auch mit Cola machen. Enthält auch Phosphorsäure und es gibt sogar ein Video auf Youtube dazu
Ausgehend von der 85%igen Säure, die ich mir bei
Amazon bestellt habe, hab ich mir eine passende Verdünnung auf 30%ige Säure gemacht. Ich denke es ist relativ unkritisch ob es nun 30%ige oder 25%ige Säure ist, es dauert dann nur etwas länger. Hier nun meine Verdünnung um, ausgehend von 85% Säure, auf 30% zu kommen:
Dichte der 85% Säure: 1,685 Kilogramm/Liter (das ist auch der Grund, weshalb der 1kg Kanister von Amazon deutlich gerigneres Volumen als ein Liter hat. Genauer gesagt entspricht 1kg der 85% Säure nur 593ml Flüssigkeit)
Was sagt uns das? Ein Liter dieser Flüssigkeit wiegen 1685 Gramm. Da nur 85%ig und nicht 100%ig bedeutet das, dass in diesem Liter 1432 Gramm reine Säure enthalten sind.
Meine Ziellösung soll 30%ig sein. Diese hat eine Dichte von 1,180. Der Liter wiegt also 1180 Gramm und enthält 354 Gramm reine Säure.
Da wir das nun wissen ist der Rest reine Mischungskreuz und 3-Satz-Rechnerei.
Im Ergebnis heißt das, dass ich zur Herstellung von einem Liter 30%iger Säure 247ml der 85%igen mit 753ml demineralisiertem Wasser (das für's Bügeleisen) mische. Es gilt wie immer: Erst das Wasser, dann die Säure, sonst geschieht das Ungeheure

. Also erst die 753ml Wasser abmessen und dann langsam die 247ml Säure zufügen. (Nur Mut, es ist nicht wie bei Schwefelsäure, dass die Suppe richtig warm/heiß wird und zischen tut's auch nicht) Fertig.
Für meinen Tank hab ich mir 5 Liter angesetzt (habe also 1235ml 85% Phosphorsäure mit 3765ml Wasser gemischt). Praktisch bin ich so vorgegagen, dass ich die beiden Gebinde (à 593ml) die ich mir bestellt hatte, mit Wasser auf fünf Liter Gesamtvolumen gebracht habe. Wie gesagt, ob die Säure am Ende 30%ig oder 26,734%ig ist, ist für's Ergebnis völlig wumpe.
Die fünf Liter reichen zwar nicht aus um den kompletten Tank zu füllen, aber man könnte sich ja die doppelte Menge ansetzen, dann passt es halbwegs. Ich bin so vorgegangen, dass ich den Tank mehrfach gewendet habe um sicherzustellen, dass die Säure überall hinkommt. Nach ein oder zwei Tagen Einwirkzeit (mit zwischenzeitlichem Wenden des Tanks) war die Sache erledigt. Wenn man sich entschließt, den Tank randvoll zu machen, so sollte man mit 24 Stunden Einwirkzeit hinkommen, denke ich.
Im Unterschied zu Kathy_88 Rezept, das hier verlinkt wurde (schade, dass die Dame hier nicht mehr aktiv ist

), habe ich den Tank anschließend mehrfach mit stinknormalem Wasser ausgespült um die Säurereste loszuwerden. Danach ein/zwei letzte Waschgänge mit Aceton zum Trocknen. Alternativ sollte es auch ok sein, den Tank direkt nach dem Waschgang mit der Heißluftpistole zu trocknen (dann aber bitte kein Aceton zum Auswaschen verwenden, sonst könnten die Dämpfe ein explosives Gemisch ergeben!).
So, ich denke das war's. Wie gesagt nur meine persönlichen Erfahrungen. Nachmachen auf eigene Gefahr und unter Ausschluss jeglicher Haftung für Unfälle oder Schäden.
Ach ja, die Säure aus dem Tank habe ich aufbewahrt, da kommt immer mal wieder rostiges Zeug rein.
Man sollte vielleicht noch erwähnen, dass diese Behandlung keinen 100%igen Rostschutz im Sinne einer Versiegelung darstellt. Die Phosphatschicht auf dem Eisen verlangsamt nur die Entstehung von neuem Rost. Da sie bombenfest auf dem Metall haftet, wird das auch häufig als Grundierung für weitere Behandlung angewendet (siehe z.B. Fertan). In Verbindung mit einem Tank, der regelmäßig mit Sprit gefüllt ist, sollte sich aber dennoch ein guter Schutz gegen die braune Seuche ergeben.
MZ TS150 Bj. 83