ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

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ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon Bobbel » 21. Juli 2010 16:26

Hallo Leute,
nachdem ich in diesem tollen Forum viel passiv und ein bisschen aktiv unterwegs war, will ich mein ES/2-Gespann vorstellen.

Wird ein bisschen lang, sehe ich grade, aber es hat auch was mit Sentimentalität zu tun, wer das nicht mag, bitte nich weiterlesen.

Gekauft habe ich es 1986. Es hatte das zarte Alter von 18 Jahren, aber eben mein erstes Motorrad. Damals habe ich keine Bilder gemacht, denn alle Leute schauten auf dieses olle Motorrad mit ziemlich verächtlichen Blicken. Wenn sie was dazu sagten, war es z.B. "haste die ausm Wasser gezogen oder wat?". Der Lack war ein bisschen scheckig, sowohl durch zusammengewürfelte Teile verschiedener Maschinen, als auch durch Rost und ungelenke Reparaturversuche desselbigen. Es gab Mechaniker, die sich davor ekelten, im TS-ETZ-Zeitalter eine ES anzufassen (Osten, wir Handwerker waren ja die Kings. Ich war Elektriker damals).

Der Lack war ursprünglich mal blau-elfenbein. Der Motor, mehr oder weniger kaputt, lief aber immerhin solo 90 (zum Überholen auch mal 100) und mit Beiwagen 65 (überholen bei knapp 75, aber nicht so oft). Das war beim damaligen gemütlichen Verkehr sowohl in (Ost-)Berlin als auch auf den vergleichsweise ruhigen Landstraßen durchaus genug. Keiner drängelte von hinten, keiner fand 65 kmh eine unmögliche Geschwindigkeit - unglaublich, aber ich war dabei.
Mehr Speed brachte unweigerlich Kolbenklemmer. Aber darauf habe ich es nur ein Mal ankommen lassen: Zigarette rauchen, antreten, vorsichtig weiter - ging ...

Zwischen Berlin und Mecklenburg bin ich ziemlich viel, öfter auch Richtung Süden unterwegs gewesen. Natürlich musste ab und zu ein Stopp eingelegt werden. Ein Lima-Kabel hatte sich abvibriert, der Benzinschlauch war eingeklemmt (meine Schuld natürlich, aber die Seitendeckel überschneiden sich ja in der Mitte - kennt das wer?) oder auch die Kerze musste geputzt oder der uralte Stecker gewechselt werden. Neue Kerzen kaufen? wieso denn...

1988 brach der rostige Beiwagen ab und ich habe ihn verschrotten lassen (war ein bisschen überfordert). Ein nagelneues ETZ-Gespann wurde gekauft. Dessen Zugmaschine ist heute mein Alltagsmotorrad, aber der Beiwagen wurde leider schon '93 geklaut.

Siebzehn Jahre Gespann-Entzug begannen.

Die ES schlief mit neu gemachtem Motor ab 1991 im Stall auf dem Hof meiner Mutter. Sie hatte einen schwarzen Schutzlack bekommen und den erwähnten neuen Motor. Allerdings habe ich das Getriebe nicht machen lassen - Geldmangel, eine Krankheit, die ich immer noch habe.
25042010.jpg

Aber Geldmangel hin oder her - verkaufen konnte ich das gute Stück nicht.

Die vordere Beiwagenschwinge war noch drin, auch der mittlere untere Anschluss, man muss aber genau hingucken:
25042010(005).jpg

Vor fünf Jahren fand ich einen Beiwagen im Stall eines benachbarten Hofes, der gammelte etwa seit der Wende vor sich hin.
DSCI0029.JPG


Booh!

Leider war meine Mutter eh schon nicht so ganz glücklich mit meinem Motorrad, meiner S50 und meinem Ersatzteillager (ES -ETZ -S50), was so nach und nach den nicht gerade großen Stall in eine unwegsame Zone verwandelte. Jetzt noch einen Beiwagen, das würde ihr nicht gefallen. Erst musste einiges ausgelagert werden. 1945 waren leider außer der Scheune auch zwei kleinere Stallgebäude abgefackelt. An deren Stelle lag jetzt immer noch ein riesiger Schutthaufen, bewachsen mit allerlei Sträuchern und Kräutern. Schrott und so war auch dazwischen.
Dieses Jahr habe ich einen Radlader gemietet und den Haufen umgeschichtet, mit Hilfe vieler Freunde sortiert (Erde, Steine, Schrott). Wie ich 18 Tonnen Steine entsorgen soll, weiß ich noch nicht, aber erstmal ist Platz aufm Hof für den einen oder anderen Schuppen, Baustil Teerdach und Schwartenbretter, ein liebevoll restauriertes altes Stahlfenster von 1900, rot lackiert. Das war die Bedingung, Seitenwagen kommt erst in den Stall, wenn ein neuer Schuppen steht.

Ich habe den neuen Schuppen nicht gebaut, aber den Beiwagen geholt. Ging nich anders. Anbauteile hatte ich nämlich nach und nach schon besorgt (mit Hilfe des Forums -Danke!):
DSCI0016.JPG


Und die Kleinteile:
DSCI0012.JPG

So jetzt merke ich, dass ich heut wohl nicht fertig werde.
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Zuletzt geändert von Bobbel am 29. Juli 2010 10:21, insgesamt 3-mal geändert.

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon manitou » 21. Juli 2010 17:59

Sehr schöne Aktion bleib drann. :ja:
Und für die 18t Steine hätte ich eine Idee :idea: Wolltest / Solltest du nicht einen Schuppen bauen. Sand habt ihr ja da unten genug auch Zement und Kalk kosten nicht mehr die Welt. Und selber gemischt hält mit unter besser als diese Fertigzeugens.

Gruß manitou
Man sollte wissen das eine Änderung des original Zustandes nicht zwangsläufig zur Verbesserung des selbigen führt.

Gruß manitou

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon Lorchen » 21. Juli 2010 18:04

Eine bewegte Vergangenheit.

Aber manitou, was heißt "da unten"? Guck mal auf die Karte! Wir liegen über Euch! ;D
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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon ENRICO » 21. Juli 2010 18:32

Lorchen hat geschrieben:Eine bewegte Vergangenheit.

Aber manitou, was heißt "da unten"? Guck mal auf die Karte! Wir liegen über Euch! ;D


Er meint wohl, weil es bergab geht in Richtung Wasser :?: NORDEN :ertrink: :bergab: :tannenbaum: SÜDEN

Die Geschichte ist sehr schön geschrieben und genau nach meinem Geschmack! Weiter !!!
MfG, Enrico

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon manitou » 21. Juli 2010 18:37

Lorchen hat geschrieben:Aber manitou, was heißt "da unten"? Guck mal auf die Karte! Wir liegen über Euch! ;D


Nimms nicht persönlich ist sicher nur eine gewachsene Redensart und hat mit Geografie nichts zu tun.

Gruß manitou
Man sollte wissen das eine Änderung des original Zustandes nicht zwangsläufig zur Verbesserung des selbigen führt.

Gruß manitou

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon jowi250 » 21. Juli 2010 20:04

Na dann mal viel Spass
Grüße aus Erfurt Jörg

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon Henry G. » 21. Juli 2010 20:14

Tolle Story!!
Beiwagen geklaut was....richtig Mist!
Stand die ETZ einfach so rum und dann kamen die böse Buben und haben den SW stabitzt? :shock:
Weiter schreiben, wir haben Buchstabendurst!! :D
MfG
MfG :wink:
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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon krocki » 21. Juli 2010 20:41

Hallo Bobbel,
schöne Geschichte mit "Hintergrund", bin gespannt auf die Fortsetzung!
Grüsse
Carsten
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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon P-J » 21. Juli 2010 20:57

Bobbel hat geschrieben:Geldmangel, eine Krankheit, die ich immer noch habe.


Willkommen im Club :oops:

Immer weiter so, man brauch bei Geldmangel nur etwas mehr Geduld, irgendwo gibt es Teile auch für angemessenes Geld. Ich habe bis zum heutigen Stand meines ES/2 Gespanns mit Alltagstauglichkeit und einem Aussehen das ich mich auf Oldtimer Ausstellungen nicht schähmen muss 10 Jahre gebraucht.
Das schaffst du auch, und ich freu mich mehr darüber zu lesen und Bilders zum gucken. :ja:

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon Nils » 21. Juli 2010 23:35

Schöne Geschichte, ich bin auch schon gespannt, wie´s weitergeht.
Grüße - Nils
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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon Bobbel » 22. Juli 2010 20:01

Danke für die Blumen. Klar, gleich gehts weiter. Scheint ja lang zu werden.

@Manitou - danke für die Idee, hatte ich auch schon. Im Prinzip errichte ich ja da Gebäude, wo welche waren, da könnte man ja auch die gleichen Steine nehmen, nich? Aber mit Bruch mauern, der teilweise Beton dran kleben hat statt Mörtel, ist anstrengend. Der Hof ist der kleinste im Dorf, da hat mal der Ärmste Bauer gewohnt, der hat selber gemauert, teilweise eben pfuschig. Wenn du den Beton abkloppen willst, geht oft der Stein zu Bruch. Ich glaub, ich mach lieber die Holz-Schuppen-statt-Schweine-Stall-Variante. Geht schnell und sieht gut aus. Ist natürlich nich so solide, aber muss auch nicht. Danke für die Idee, bin da weiter für alles offen.
@mzts250/1 - der Beiwagen stand auf dem Innenhof des vierstöckigen Hauses, Plane drüber, kleines Ost-Schloss dran. Hausmeister frisch importiert, hielt sich wohl für einen neuen Besen, hat den fünf Jahre alten Beiwagen angeblich (ohne irgendwelche Vorwarnung) verschrottet. War noch Wildwest-Stimmung damals. wie jetzt in Russland. Der Staatsanwalt hat das Verfahren eingestellt - ohne Begründung. Sowas ging damals und ich war noch nicht fit genug, das Rechtssystem adäquat in Gang zu setzen. Ich dachte, Recht bleibt von selber Recht. Hatte auch andres zu tun...

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon Dieter » 22. Juli 2010 21:30

Hallo,

ich finde auch es ist eine schöne und interessante Geschichte. Die Geschichte von meinem Gespann kenn ich leider nicht. Es wurde 1990 abgemeldet und von mir 2007 wieder angemeldet. Davor von jemand anderem hergerichtet zum selberfahren. Aber dann wollte er was größeres und ich hatte einen Sprachfehler. Bilder im Album.

viewtopic.php?f=10&t=9013&p=133288&hilit=+es250%2F2#p133288




Gruß
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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon Henry G. » 22. Juli 2010 21:58

Also stand der Beiwagen abgebaut ewig auf dem Hof rum, oder was?
MfG :wink:
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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon Bobbel » 23. Juli 2010 14:40

@manitou - Er stand ordentlich geparkt und abgestützt in Sichtweite vor dem Fenster. Und er wurde schon ab und zu gefahren. Aber als der Typ ihn geklaut hat, war ich gerade nicht dabei - ist mir beim Beklautwerden bisher fast immer passiert.

-- Hinzugefügt: 23/7/2010, 16:38 --

So, jetzt gehts weiter.

Man kann halt auch nicht alles ewig aufschieben, wenns vdrängelt. Beiwagenfahren! Das war im Frühjahr 2010 plötzlich wichtig. Meine kleine Familie fühlte sich teilweise ganz schön vernachlässigt. Meine Freundin hasst wohl ein ganz bisschen das Motorrad, aber sie gibt sich große Mühe, das nicht zu zeigen. Und ich geb mir große Mühe, nicht so viel davon zu reden. Aber natürlich habe ich der Familie den Plan ausgebreitet:
Die ETZ bleibt Alltagsmotorrad, aber das ES-Gespann kommt ebenfalls nach Berlin. Ich probiere die Alltagstauglichkeit des Oldies, der es ja nun plötzlich ist, aus, und nebenbei haben wir ein Motorrad mit drei Sitzplätzen. Meine Freundin wurde da sogar etwas nachdenklich. Immerhin teilen wir uns ein Autochen mit meiner Mutter und am Wochenende ist die Dose halt meist nicht da. Baden fahren mit unserem Kleinchen - er ist fünf - gestaltet sich schwierig, sofern man nicht die leicht stinkige Brühe des Berliner Weissen Sees zum Abtauchen und Wasserspiele nehmen will. (Ich hab den See im Verdacht, dass er im Sommer umkippt. Da reißt die schicke Badeanstalt auch nix mehr raus.)
Unser Söhnchen wurde nicht nachdenklich, sondern aufgeregt.
Beiwagenfahren findet er - bis jetzt noch - richtig Klasse. Das Vaterherz schlägt da selbstverständlich schneller.

Aber erstmal weiter zum Technischen:

Die Kleinteile waren natürlich erstmal die Anbauteile für die ES: Kugelschelle vorne unterm Tank, dann der Kugelbolzen Mitte oben, Mitte unten war ja noch am Motorrad vorhanden und dann die Aufnahme für den Stabilisator. Das ist original diese zweiteilige Schelle, in der ein gelochter Gummi sitzt, je ein Loch für die 10er Schraube an der Schwinge und für den Stabilisator selber. Diese Konstruktion hatte ich allerdings von der ES her in schlechter Erinnerung. Sie behinderte damals ziemlich den An- und Abbau des Seitenwagens - meist stattgefunden in Berlin auf dem Bürgersteig.
Als frischer Besitzer des schnieken neuen ETZ-Gespannes war mir diese Hülse anstelle der Schelle schnell angenehm aufgefallen: Man schiebt einfach den Stabi mit den Dämpfern drauf rein. Das geht ruck zuck, kein Vergleich zu vorher. Hier im Forum hat, ich glaube Günter, mal die Maße gepostet, so habe ich so eine Hülse bei einem Freund, der Schlosser ist, in Auftrag gegeben. Als sie fertig war, trudelte auch eine Schelle ein, die heb ich mir halt auf, falls es mal um Originalität oder Ersatz oder, oder... geht. Danke übrigens an Longa und den Langen an dieser Stelle. Letzterer hat mir dann auch verklickert, dass man die Stabiaufnahme nicht mit einer Schelle an der Schwinge befestigt, sondern wie bei der ETZ eine extra Schwinge mit angeschweißter Halterung angebaut werden muss.
Da wurde mir langsam klar, dass das doch eine etwas größere Aktion wird. Dass der Motor nicht wirklich gut laufen wird nach über zwanzig Jahren Rumstehen, hatte ich eigentlich auch ein bisschen verdrängt.
Beiwagenfahren, das war das Ziel.
Also ans Werk. Die Schwinge und die Anbauteile per Zopfbürste in Flex und natürlich Drahtbürste und Schleifpapier entrosten und von Hand mit Hammerit lackieren war ja eigentlich keine große Arbeit. Die Schwinge wechseln schon eher.
DSCI0196.JPG


Hier kann man das selbstgebaute Teil sehen (die Hülse ist aus einem Standard-Rohr und ein paar Millimeter größer als das Original, tuts aber gut bis jetzt. Die Dämpfergummis gehen gut rein, beim Original musste man sie immer sehr nötigen... ist aber natürlich besser. Falls mal nicht, werde ich berichten):
DSCI0201.JPG


Bei dieser und fast jeder anderen Gelegenheit habe ich auch immer wieder Kabelschuhe und zerledderte Kabelstücken ausgewechselt.

Wenn man den Blick ein bisschen schwenkt, kommt ein Motortransportgerät ins Bild:
DSCI0197.JPG


Vor Jahren hatte ich den ES-Motorblock mal in den dritten Stock meiner Einzimmerwohnung hochgeschleppt und dort höchst unfachgerecht zerlegt. Mit bloß Fahrrad-Schrauberfahrung und entsprechendem Werkzeug war das höchst seltsam, was da beim Abheben der Gehäusehälfte unten alles so dranhing. Ich hatte gerade noch Zeit zu denken, was bammelt denn da unten rum? - da lösten sich die beiden Getriebewellen auch schon und fielen samt allem Drum und Dran in die unten liegende bessere Hälfte zurück. Damit hatte ich dann einen Eimer voll Ersatzteile ohne Plan, wie die zusammengehörten. Ein Puzzle, zu dessen Lösung ich eine Woche brauchte.
Dass der Motor hinterher wieder lief, wundert mich im Nachhinein, so kalt zusammengezimmert. Hammerschläge sieht man zwar nicht am Gehäuse, aber vielleicht hatte ich ja Holz dazwischengelegt.
Der damalige Entschluss lautete: Nie wieder! Immerhin musste ich die Küche renovieren.

Dieser Entschluss musste widerrufen werden. Die Maschine sprang zwar irgendwie an, ließ den erstaunten Fahrer aber regelmäßig nach 2km stehen. Vor Jahren waren das noch 20km gewesen, dann 10, jetzt eben 2. Mit Beiwagen wäre es wahrscheinlich nur einer gewesen.

Also KW-Dichtringe wechseln. Nach so langer Zeit konnten die eigentlich gar nicht mehr gut sein... Mit einem Kumpel, der das schon öfter gemacht hat - und mit Handbuch - den Motor zerlegt - diesmal mit Montagebrücke, E-Herd, und vielem, schönem Spezialwerkzeug. Unter anderem musste das Spiel der Kurbelwelle mit einer selbstgebastelten Vorrichtung gemessen werden, weil ich sie beim Ausdrücken verdrückt hatte: 8/100 Spiel statt der im Werkstatthandbuch vorgegebenen 2/100.
Messung Radialspiel Kurbelwelle07.JPG


So, später mehr.
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Zuletzt geändert von Bobbel am 18. November 2013 15:13, insgesamt 4-mal geändert.

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon zweitaktkombinat » 23. Juli 2010 19:55

Ich liebe solche Freds :-)

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon Ex-User wena » 23. Juli 2010 23:16

und ich liebe so foddos wie "DSCI0197",Messung%20Radialspiel%20Kurbelwelle07 :ja:
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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon Bobbel » 25. Juli 2010 12:42

Die verdrückte Kurbelwelle ging dann zur Motorinstandsetzung. Ging ziemlich schnell und nett vonstatten. Der Mann kannte allerdings keine MZ-Kurbelwellen und war sehr erstaunt, dass 2/100 mm vorgeschrieben sind. Er meinte, japanische Eintöpfe liefen mit 10/100. Ein so geringes Spiel von 2/100 hätte ansonsten bloß die Harley.
Ich denke, dass das an der direkt auf der KW montierten schweren Kupplung liegt. Er hat mir dann 1/100 eingestellt.

Als auch der Motor drin war, ging es ans eigentliche. Der Seitenwagen wurde geholt. Ich hatte ihn bis dato nur einmal gesehen und da auch nur im Halbdunkel der vollgestopften Scheune. Rot, TS-Modell, verstaubt.

Als ich ihn auf den Hof geschafft hatte, sah das so aus:

Beule:
DSCI0034.JPG


Rost:
DSCI0036.JPG


Rost überall...
DSCI0074.JPG


Mäuseschaden am Sitz:
DSCI0051.JPG


Wirklich ein trauriger Anblick:
DSCI0065.JPG


Haubenanschlag fehlt:
DSCI0061.JPG


Deshalb ließ sich die Haube recht weit öffnen...
DSCI0060.JPG


Kleinigkeit: Der schöne Griff für die Haubenverriegelung ... fehlt
DSCI0058.JPG


Ein bisschen Dreck oben draufgefallen...
DSCI0045.JPG



... und auch unten drangebunden:
DSCI0047.JPG


Dem Unterboden scheint aber nichts zu fehlen, außer vielleicht eine Totalsanierung:
DSCI0082.JPG


Der Hauptbremszylinder sieht erwartungsgemäß etwas alt aus. Der Bremshebel, beim Transport schon am Abfallen, musste provisorisch fixiert werden.
DSCI0076.JPG


Aber: Mit Radbremszylinder ist die Anlage immerhin vollständig.
DSCI0035.JPG


Eine Totalsanierung mit Originalitätsanspruch bis zur letzten Eskaschraube stand also an. Dafür gibt es einen Grund: ich bin Perfektionist.
Es gibt aber auch Gründe dagegen:
1. Keine Geduld - eine Arbeit, die Jahre dauert.
2. Keine Lust, nach dem Regen immer trockenzuwischen.
3. Keine Garage, in der das Fahrzeug das trocken und dunkel, diebstahlsicher und vandalismusfest gelagert werden kann.
4. Wenig von dem Zeug, was die Welt im Innersten zusammenhält; das Zeug, was angeblich arbeitet und auch noch die Welt regiert.
5. Will sofort fahren.
6. siehe 5.
Ich könnte noch 7. und 8. hinzufügen, aber ich glaub, der aufmerksame Leser kann sich schon denken, dass das "siehe 5. und 6." lauten würde.

Der Seitenwagen wurde also gesäubert und von Müll befreit. Dabei gab es historische Funde - wie gesagt, seit der Wende stand er. Und er stammt aus (Ost-)Berlin.
Wer kennt diese Lampensatzverpackung noch? Genauso eine hatte MZ mit meiner nagelneuen ETZ ab Werk ausgeliefert - (vermutlich nur im Osten?):
DSCI0086.JPG

Da musste ich damals schon ein bisschen schlucken.

Wer kennt noch Mützenschirme mit dem Aufdruck "Berlin - Hauptstadt der DDR"?, ich glaube, das war 1987 zur 750-Jahr-Feier:
DSCI0073.JPG


Luft war schon aufgepumpt und hielt. Dadurch ermutigt, wurde dann ein bisschen geölt, das ganze mit Zweitaktöl geputzt und sofort mit dem Anbau begonnen. Dabei stellte sich heraus, dass dieses Gerät n i c h t von der TS stammte, sondern von der ETZ. Die ETZ wurde nämlich bis 1983 mit dem Superelastik ausgeliefert, wie man ihn von der TS-kannte: Barocker Kotflügel, Design der sechziger Jahre, bloß statt aufrecht stehendem Ochsenauge wurden zwei TS-Blinker aufrecht auf den Kotflügel geframpft. Ob die TS-Modelle dann schon das TS-Vollplaste-Rücklicht trugen, weiß ich nicht; dieser SW jedenfalls ist Bj. 1983 und wohl einer der letzten ETZ-SW, die noch nicht den mitfedernden kleinen Kotflügel hatten. Das Problem dabei: Die TS-Anschlüsse: Klemmfaust, Schwanenhals hätten zur Not erstmal an die ES gepasst, aber nicht der lange Schwanenhals der ETZ. Und auch die Klemmfaust saß sehr schief an der ES.
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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon Gerdius » 25. Juli 2010 15:22

Hui, da hattest Du aber 'ne Menge Arbeit vor Dir...:surprised:

Mein Seitenwagen war zum Glück schon teilsaniert -dafür hatte ich nur den Rahmen und das "nackte" Boot.
Alle sonstigen Teile, wie Sitz, Haubenscharniere, Haltegriff, Armlehnen und die Befestigungsklammern
musste ich mir Mühsam zusammensuchen. Das hat fast ein halbes Jahr gedauert.

Zusammengebaut habe ich dann alles nach Ersatzteilliste, Bildern aus dem Netz und einer Explosionszeichnung.

Bin gespannt, wie Dein Bericht weitergeht -Du hast aber jetzt schon meinen :respekt: weil ich weiß, wieviel
Arbeit darin steckt.
Gruß Gerd

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon Bobbel » 25. Juli 2010 15:46

Hai Gerdius,

Danke!
Und hier gehts auch schon weiter:

Die ETZ-Klemmfaust saß fünf Zentimeter zu hoch.
Anschluss mitte oben v.JPG


Beim Schwanenhals dasselbe.
DSCI0091.JPG


Trotzdem wurde erstmal angebaut - so konnte man es wenigstens mal sehen und auch drin und drauf sitzen!
DSCI0095.JPG


Die Fotos mit dem glücklichen Grinsen im Beiwagen und auf der Maschine spare ich aus.

Besorgt werden musste außer dem Schwanenhals (Forum) und der Klemmfaust (Ebay, Tipp übers Forum) noch die Spindel an der Klemmfaust, wobei, wie es jetzt aussieht, auch die kurze von der ETZ gereicht hätte. Und natürlich die Dämpfergummis für den Stabilisator. Alle anderen Dämpfergummis müssen demnächst leider auch gewechselt werden, da wird dann auch noch an Boot und Rahmen lackiert. Zunächst ging es ums Fertigwerden. Hier die Klemmfaust, sie stammt zwar von der TS, passt aber auch:
Anschluss mitte oben .JPG


Den Schwanenhals wollte ich erst kürzen, aber dann bekam ich doch noch einen originalen:
DSCI0449.JPG

Ist nicht viel zu erkennen natürlich. Man sieht aber, dass es nicht der von der ETZ ist, da wäre unten das Rohr zugeschweißt.

Mit den endlich passenden Teilen ging der Anschluss reibungslos. Bei der Probefahrt wollten Sohn und Neffe natürlich mit. Allerdings mussten sie warten, bis Spur und Sturz eingestellt waren. Es flatterte nämlich im Lenker und fuhr sich auch sonst schwierig, aber - es war einfach toll! Beiwagenfahren...

In fieberhafter Eile wurden die Einstellungen vorgenommen:
- Ebene Fläche finden.
Maschine muss 0,5° bis knapp 1° nach links kippen. In der Betriebsanleitung für den Seitenwagen (bei Miraculis: http://www.infomate.de/miraculis/aw/mz/ ... /swb0.html) sind 5 - 10mm angegeben, die am Vorderrad zu messen sind.
Aber erst muss geprüft werden, ob der Beiwagen parallel zum Erdboden steht. Falls die Nase hoch steht oder runterhängt, Kugelschelle am Rahmenrohr lockern und verschieben, bis sie gut steht. Man kann natürlich auch in bisschen die Nase heben, habe ich öfter gesehen. Viele bauen extra deswegen den kurzen Schwanenhals der ES an die TS oder gar an die ETZ, damit der Beiwagen dynamisch gen Himmel startet. Vielleicht sind die deshalb so rar.

Jetzt kann eine Grobeinstellung der Vorspur vorgenommen werden:
- Spurlatte (ich habe gerade Schalbretter genommen. Dran lang peilen, das zeigt, ob sie gerade sind oder nicht) an Vorder- und Hinterrad anlegen, dabei den Reifendickeunterschied ausgleichen. Die ES hat vorne einen 3,25er, hinten einen 3,5er Reifen, ein Viertelzoll Unterschied, das sind immerhin 6,4 mm.
- Zweite Spurlatte ans Seitenwagenrad anlegen. Mit dem Zollstock kann man jetzt ganz gut die Differenz in der Spur hinter dem Hinterrad sowie vor dem Vorderrad messen. Laut der Betriebsanleitung soll vorn 20 -35mm weniger Spur sein:
8.GIF

Alle drei Kugelmäuler leicht lockern. Die Kreuzschelle am Schwanenhals lockern und den Schwanenhals auf dem Rahmen nach rechts oder links verschieben, bis die Vorspur in etwa stimmt. Das Maß gilt aber erst, welches nach dem Festziehen gemessen wird.

- Jetzt wird der Sturz eingestellt: Am Vorderrad ein Lot seitlich am Reifen fällen oder eine Wasserwaage senkrecht anlegen (geht schwierig wegen der Achse, man muss ein bisschen schätzen können). Oben soll das Vorderrad 5-10 überstehen.
Kugelmäuler leicht lockern, das mittlere obere ganz öffnen und die Maschine wegkippen. Jetzt die Klemmfaust (Kontermutter locker) heraus- oder hereindrehen. Anklemmen, messen. Wenns stimmt. Probefahrt machen. Die Vorspur kann sich auch verändert haben. Man muss das Ganze mehrmals machen.
Letztendlich entscheidet nicht das Maß, sondern die Probefahrt. Die Maschine soll geradeaus laufen und bei längeren Fahrten nicht zu sehr am Lenker ziehen.
Das kann man aber später noch feinjustieren.
Probefahrt mit Kindern. Kinder mögen Beiwagenfahren.
DSCI0207.JPG

Die Familie stand drum herum und fotografierte ...
DSCI0209.JPG


So sah das also aus. Und es fuhr:
aklDSCI0226.jpg


Als nächstes kamen dann solche Dinge wie Elektroanschluss: Die Blinkerhalterung fürs Ochsenauge fehlte, ließ sich auch nicht auftreiben. Ochsenauge muss schon sein, also habe ich schnell eine Halterung geschweißt und auch dem Kotflügel gleich eine (Spraydosen-) Lackierung gegeben.
DSC03920.JPG



Wie man sieht, gibt es inzwischen eine Staubplane, leider noch keinen Sitz. Kommt aber mit dem nächsten Geld, wie auch neue Reifen (die hier sind Vorwendemodelle, "aber noch gut Profil drauf!"), LEDs, die Positionsleuchten, Bremslichter stromsparender und vor allem die Blinker auch heller machen sollen.

Noch was zu den Bremsen. Sie ließen sich leicht reparieren, auch wenn der wie zu erwarten festgegangene Radbremser sich zunächst nicht lösen ließ. Ohne Druckluft und Gewaltanwendung geht es, wenn man ihn mit WD40 füllt und über Nacht aufrecht im Schraubstock oder so stehen lässt. Aber nur, wenn vorher mit einem Madenzieher die Topfmanschette gelöchert wurde! Sonst dichtet die nämlich das Kriechöl gegen den Kolben, wo es hin soll...

Da die Bremsen der ES aus heutiger Sicht grad so ausreichend sind, finde ich - als täglich im Berliner Stadtverkehr unterwegs Seiender - die Beiwagenbremse eine extrem wichtige Ergänzung. Ich erinnere mich aus meiner früheren Fahrpraxis auch an Notbremsungen auf Landstraßen wegen z.B. einem älterem Herrn im PKW, der aus einem Feldweg kommend mal eben rechts abbiegt und dabei das überholende Motorrad übersieht. Diese Bremsung wäre ohne SW-Bremse nichts geworden, gar nix. Ältere oder jüngere Herren gibts nun mal, sogar Damen, da lass ich die Bremse lieber nicht weg. Hydraulische Bremsen funktionieren wirklich gut, wenn man sie ab und an unterm Staubschutzbalg fettet und diesen auswechselt, falls er Risse kriegt. Eine Seilzugbremse, die im Winter einfrieren und dann gleich noch die Hinterradbremse mit lahmlegen kann, ist gut für Sommerfahrer. Ich fahr immer.

Probleme, die bis jetzt auftraten, waren:
1. Lichtmaschine liefert keine Spannung -> Kohle klemmte. Neue rein, sowie neue Feder ins Halterplättchen (hatte ich beides noch von vor 20 Jahren).
2. 6V-HS1-Lampen gekauft.
Vorteil: Das Licht wurde nicht weniger (Original 40/45 W Bilux, leuchtet ganz gut, wenn keine andere Lichtquelle da ist, oder gar entgegenkommt), aber die Lampe verbraucht nur 35 W, eine Entlastung für die Lichtmaschine, die nicht fürs Dauerfahrlicht eingerichtet ist.
Nachteil: Nicht die unten abgebildeten von Awina (polnische Firma) kaufen!!! Die Dinger sind nach 200 km kaputt, rabenschwarz von innen. Schrott. Demnächst probiere ich HS1 von Narva, soll dasselbe leisten und auch noch gut halten... . Merkt Euch Awina, um niemals eine Lampe von denen zu kaufen. Dieselbe Erfahrung hat auch jemand anders gemacht: http://www.simantik.de/mz-scheinwerfer- ... gfahrlicht. Leider war beim Bestellen der Lampe nicht ersichtlich, welcher Hersteller das ist.
DSCI0428.JPG



DSCI0429.JPG


3. Der Motor lief ewig zu fett. Schwarze Kerze, schwarze Schraube am Zigarrenauspuff, träges Gas, 10 Liter. Dauert sehr lange, eine solche Suche und es gibt viel zu erzählen: Ein neuer Düsensatz brachte vorläufig Abhilfe. Die LL-Düse war sichtbarlich zu groß trotz eingeprägter korrekter Zahl. Die Nadel K3 war zwar original, aber ausgeschlagen. Jetzt verbraucht sie 9 Liter, das scheint mir ein bisschen viel. Weiß jemand noch was?

4. Einen Sitzbankbezug gibt es schon, da der alte aufgeplatzt ist. Leider muss auch der Schaumstoffkern erneuert werden, er krümelt unaufhörlich. Das Werkzeugfach ist schon halb voll davon...

Das wars schon, ist ja ganz schön kurz geworden. Daher noch drei Bilder, dann ist der Beitrag voll:
DSCI0248.JPG
Vor Maisfeld...

DSCI0377.JPG


... und in Berlin!

4 copy.jpg

So, jetzt mach ich Schluss, ist ja eh keiner außer mir mehr da.
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Zuletzt geändert von Bobbel am 27. September 2010 09:23, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon ea2873 » 25. Juli 2010 17:19

Bobbel hat geschrieben:So, jetzt mach ich Schluss, ist ja eh keiner außer mir mehr da.


doch! weiterschreiben ;-)

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon P-J » 25. Juli 2010 17:30

Ja bitte :oops:

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon smokiebrandy » 25. Juli 2010 17:36

Schreib schon oder denkst du wir haben hier ewig Zeit :shock: :mrgreen:
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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon motorradfahrerwill » 25. Juli 2010 19:56

:ja:
MfG Kurt
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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon Bobbel » 29. Juli 2010 10:28

Ok, wenn hier sooo viele mitlesen.. Ist Euch an dem letzten Foto nichts aufgefallen?

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon P-J » 29. Juli 2010 12:13

ääh, ne so direkt nicht :oops: Raus mit der Sprache, lass uns nicht dumm sterben :mrgreen:

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon Kai » 29. Juli 2010 13:11

Vielleicht der Anlegekeil vorm Beiwagenrad :wink:
Grüße

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon P-J » 29. Juli 2010 16:42

Kai hat geschrieben:Vielleicht der Anlegekeil vorm Beiwagenrad :wink:

das ist kein Keil, sieht aus wie ein grosser Stein. Leider ist das Bild 2Sekunden zu früh geschossen. Da hätte der Beifahrer sicher den Kaffee im Frack. :lach:

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon mario l » 29. Juli 2010 19:00

Bobbel hat geschrieben:Ist Euch an dem letzten Foto nichts aufgefallen?


Eine wirklich gut gemachte Fotomontage :ja:
Sehr schöne Doku von Dir - bitte unbedingt weiterschreiben, Lesezeichen ist gesetzt :!:
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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon Nils » 29. Juli 2010 20:37

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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon mario l » 29. Juli 2010 22:36

Ich tippe mal eher auf "gespaltene Person" :!: ;D
Ich irre mich gern, denn jedes mal wenn ich mich irre gewinne ich - und sei es nur an Erkenntnis!
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Re: ES250/2-Gespann nach 22 Jahren zurück auf der Straße

Beitragvon P-J » 30. Juli 2010 06:26

mario l hat geschrieben:"gespaltene Person"

also Schizophren :mrgreen:

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