lothar hat geschrieben:Also Robert, deine Ansichten in allen Ehren, aber was ich für meinen Teil aus den beiden Artikeln herausgelesen habe, ist,
dass MZ nicht mal ingenieurmäßig - geschweige denn wissenschaftlich - bei der Beschäftigung mit der Ölfrage vorgegangen ist.
Tja, das ist auch noch nicht so lange her, das die Tribologie (die Lehre von Reibung, Schmierung und Verschleiß) zur Wissenschaft erhoben wurde. Und deshalb kam ich in den Genuss der zweifelhaften Ehre, ein Semester lang Tribologie haben zu dürfen.
Erste Frage, die man sich stellen muss:
Wie beurteilst du die Qualität der Öle? Was ist dein Maßstab?
Es gibt gewisse Standards, die ein Öl erfüllen muss, um Öl zu heißen. Das hat Martin schön rausgefunden. Das eine Öl erfüllt einen höheren Standard, ein anderes Öl einen weniger hohen. Hat deshalb das eine Öl eine höhere Qualität als das andere? Nein, hat es nicht! Es erfüllt lediglich andere Maßstäbe. Die Frage nach der Qualität der Ölsorte/Ölmarke X beantwortet dann nur, das eben jede Flasche, jeder Liter dieses Öl X seine Standards, seine Maßstäbe zuverlässig erfüllt.
Die zweite Frage heißt "Besser als was?"
"Besser als" ist ein Vergleich. Das bedeute aber auch, das ich was zum vergleichen brauche. Ich kenne die Daten der heutigen Öle, aber nicht die von den Ölen von vor 40Jahren. Also kann ich auch nichts vergleichen.
Trotzdem möchte man heute Öle vergleichen. Und damit tut sich die Tribologie auch heute noch sehr schwer. Der Vergleich von Ölen läuft in der Regel immer auf den Vergleich vom Verschleiß raus. Und das ist leider der Knackpunkt. Der Verschleiß ist abhängig von
- Materialpaarung
- Materialtemperatur
- der äußeren Last
- der Schmierung:
- -> Ölsorte (spezifische Eigenschaften wie Dichte, Viskosität, Viskostitätsindex,...)
- -> Öltemperatur
- -> Öldruck
- -> Ölmenge (pro Zeiteinheit)
So, und nun halte man
alle Parameter konstant und ändere
nur einen! Dann bekommt man einen Vergleich. Dafür gibt es schon Prüfstände. Die sind aber noch nicht ausgereift und da besteht noch viel Forschungs- und Entwicklungsbedarf.
Zum Thema Ölsorten:
Ein Öl besteht immer aus einem Grundöl und einem Additivpaket.
Das Grundöl kann mineralisch, teilsyntetisch oder vollsynetisch sein.
Das KnowHow liegt am Ende in dem Additivpaket. Additive sind das gleiche wie Legierungen im Öl. Die sind definitiv notwendig, da ein Grundöl den Anforderungen an einen Schmierstoff nicht gerecht werden kann. Da lässt sich niemand in die Karten schauen. Mit den Additiven legt man grob die Verwendung des Öls fest. Zum Beispiel gibt es für Hydrauliköle andere Additive wie für 2T-Mischöle. Das müsste eigentlich jedem einleuchten. Ich kann mir auch nicht vorstellen, das jemand auf die Idee kommt, in die Hydraulik von seinen Bagger 2T-Öl zu kippen.
Es gibt also Öle, die die Standards erfüllen, um sich zum Beispiel GL5 nennen zu dürfen. Das bedeutet, auf Grund der Eigenschaften ist es ein Getriebeöl. Nur ist in dem Additivpaket von dem einen Öl ein Reibungsminderer drin und in dem anderen nicht. Das heißt, das eine Öl ist für unsere Kupplungen nicht geeignet.
Demzufolge ist die Aussage "mit vollsyntetischen 2T-Öl kann ich das Mischungsverhältnis herabsetzen" kritisch zu betrachten. Klar gibt es Aussagen von Leuten, die es erfolgreich machen, aber das ist nicht zu verallgemeinern. Richtig wäre "Für meinen Fahrstil, für meine Belastungen und meine Materialpaarungen/Verschleißzustand/etc. hat sich folgendes Mischungsverhältnis von der Ölsorte XYZ als unkritisch erwiesen".
Wer kann sagen, ob das 2T-Öl vom Alternativhersteller nicht ein anderes Additivpakte hat, und das Öl dann bei einem Mischungverhältnis von 1:100, Volllast und Hochsommer nicht doch versagt?
Hier ist noch viel Forschungsbedarf, vor allem in der Ausarbeitung von Kennwerten zum Vergleichen!
Die Frage nach der Qualität des Öls liefert also keine Antwort ob das Öl unter diesen Bedingungen geeignet ist.
Ein mineralisches 2T-Öl in 1:50 gemischt ist für unsere Motoren geeignet. Ein vollsyntetisches 2T-Öl in 1:50 sicher auch. Alles andere ist unsicher. (mMn!) Genau so wie die Frage, ob ich die Getriebewelle aus ST37 oder aus C60 machen kann. ST37 geht zum Beispiel nicht, es muss ST52 sein. C60 würde auch gehen, wäre aber Verschwendung. Wenn ich nur C60 einsetzen will, muss ich die Welle nochmal berechnen. -> Versteht ihr, was ich damit sagen will?
TS150/1985, TS250A/1980, Jawa 354/6 /1960, PAV40, DKW KS200/1938, Skoda 105L/1983, Wartburg 353W/1985, HP500.01.01/1985